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Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prrennmeranäo. ÄNWer Zwönitz «nd Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. 112. Dienstag, den 21. September 1880. 5. Iahrg. Oesfentliche Sitzung -es Sta-tgemein-eraths zn Zwönitz Donnerstag, den 23. September o., Nachmittags 6 Uhr im Verhandlungssaal des Rathhauses. Tagesordnung ist am Verhandlungstage von Vormittags 9 Uhr in der Hausflur des Nathhauses öffentlich ausgehängt. Tagesgeschichte. Deutschland. Die Berliner Herbstmanöver, welche jetzt wiederum beendigt sind, haben schon seit vielen Jahren die Augen Europas auf sich gezogen. Ueber das diesjährige Manöver läßt sich nun eine beachtenswerthe Stimme in England wie folgt vernehmen: „Die Resultate, welche die preußische Armee erzielt hat, können nur von einer wirklich großen Nation erreicht werden, die sich wirklich großen Führern anvcrtraut hat. Dies Gefühl ist es, welches die Welt bewundert, ja fast neidische Blicke auf Berlin werfen läßt. Eine große und wohl organisirte Armee ist an und für sich ein Gegenstand, welcher hohe Beachtung verdient; allein es ist unmög lich dabei zu übersehen, welche Verwendung dieselbe finden dürfte. Keine Armee der Welt hat eine größere Existenzberechtigung als die deutsche. Deutschland wurde stets vou Frankreich bedroht, von Ruß land patrouisirt. Die Regierung Kaiser Wilhelm's hat diesem uner träglichen Stande der Dinge ein für allemal ein Ende gemacht. Sie hob Deutschland in den Sattel, und das Manöver hat es ge zeigt, daß es reiten kann. Das könnte beunruhigend klingen, wenn man annehmen wollte, daß Riesenkräfte auch immer nach "Riesenart verwendet werden müssen. Deutschland hat diese Befürchtung zu Schanden gemacht. Es kann ihm seine Stärke allein vorgeworfen werden, und wird diese Beschuldigung eben nur von Denen vorge bracht, welche die veraltete Ansicht haben,, daß die Mission Deutsch lands darin bestehe, schwach zu fein. Wäre Rußland eine conserva- tive und Frankreich eine permanent friedliche Macht, so könnte Deutsch land abrüsten und sich der behaglichen Ruhe hingeben. Allein Ruß land konspirirt und Frankreich harrt der Gelegenheit; daher die Machtentmickelung in der Umgegend Berlins." Metz. Die Arbeiten zum Ausbau der Festung Metz und zwar an dem bei St. Eloy, zwischen dem Dorfe Woippy und der Mosel gelegenen neuen Fort sind, wie aus Metz geschrieben wird, eifrig im Gange und werden nächstes Jahr zum Abschluß gelangen. Die bei Gruson in Buckau (Magdeburg) bestellten drehbaren Panzerthürme aus Hartgnßstahl werden in nächster Zeit eintreffen. Mit diesem Fort wird der Ausbau der Festung Metz, welcher ein gutes Theil der aus der französischen Kriegsentschädigung zu Befestigungszwecken in Elsaß-Lothringen verwendeten 84 Millionen Mark beanspruchte, beendigt sein. Das verschanzte Lager hat nunmehr einen Umfang von gegen 30 Kilometer. Begrenzt wird dasselbe auf dem linken Moselufer von der weithin dominirenden Veste Friedrich Karl, den Forts Manstein, Alvensleben, Kameke und dem obenerwähnten, bis jetzt noch unbenannten Werke bei St. Eloy. Auf dem linken Mosel ufer folgen die Forts Manteuffel, Zastrow, Göben und Württemberg. Innerhalb des gewaltigen Fortsgürtels liegen nicht weniger als zwölf große Ortschaften und mehrere Hundert vereinzelter Weiler, Höfe und Landhäuser. Zur Einschließung von Metz, das in Ver bindung mit Diedenhofen die Mosellinie beherrscht, dürfte eine Armee kaum ausreichen, zumal den Belagerten nach allen Seiten hin das denkbar günstige Terrain zu Ausfällen zur Verfügung steht. Frankreich. Wie sich die inneren Angelegenheiten in Frank reich gestalten werden, läßt sich noch nicht übersehen, man muß den Zusammentritt der Kammern eben abwarteu. Der Präsident der Republik befindet sich wieder in Paris, ebenso die Minister, welche bereits einen Ministerrath über die Ausführung der sogen. März decrete gegen die geistlichen Congregationen abgehalten haben. Der Minister des Innern, Constans, betonte die Nothwendigkeit der voll ständigen Durchführung der Decrete. Spanien. Die Taufe der Infantin hat stattgefunden. Man spricht viel von der bevorstehenden Amnestie zu Ehren der Geburt der Infantin, welche für politische und gemeine Verbrechen erlassen werden soll. 32 Journale, die unterdrückt sind oder in Verfolgung stehen, sollen in der Amnestie einbegriffen sein. Die eigentlichen Feste werden erst im October, nach vollständiger Genesung der Königin, stattfinden. — Im Uebrigen ist wieder einmal von Ministerwechsel und vom Vorschreiten der karlistischen Bewegung die Rede. Rußland. Die Nachricht, daß in Warschau die Rinderpest ausgebrochen sei, darf (wie die „Schles. Presse" bemerkt) nicht zu ernst genommen werden. Das russische Polen ist nämlich fast zu keiner Zeit ganz frei von der erwähnten Seuche und die Anzeige, von der Rinderpest in Warschau besagt eben nur, daß augenblicklich auch in der polnischen Haupstadt einige Fälle konstatirt sind. Ein bekannter Depeschenfabrikant in Posen macht u. A. auch ein ziemlich regel mäßiges Geschäft mit solchen telegraphischen Ninderpestnachrichten aus Polen. Brasilien. Um den 50. Jahrestag der konstitutionellen Re gierung des Kaisers festlich zu begehen, werden großartige Vorkehr ungen getroffen. Dom Pedro II. bestieg am I. April 1831 im Alter von 6 Jahren den brasilianischen Thron. Lokales und Sächsisches. Leipzig, 17. September. Die hiesige Handelskammer hat sich einstimmig gegen jede Beschränkung der Wechselfähigkeit erklärt. Freiberg. Vergangenen Sonnabend fand auf hiesigem Schloß platze der Verkauf der ausrangirten Artilleriepferde statt, die Zahl der versammelten Käufer beziehentlich Bieter war eine höchst ansehn liche. Die Preise, nach welchen die Pferde abgelassen wurden, waren natürlich sehr verschieden. Burkhardsdorf, 18. September. Heute früh Vil Uhr brach in der Scheune der im oberen Theile des hiesigen Marktfleckens ge legenen Oelsner'schen Mühle ein Schadenfeuer aus, daß diese und den daran stoßenden Schuppen sammt der darin aufbewahrten Ge treide- und Heuernte in Asche legte. Nur der schnell herbeigeeilten Spritzenmannschaft mit der in der Nähe stehenden Spritze ist es zu danken, daß das hart an die Scheune stoßende Mühlengebäude und das damit zusammenhängende Wohnhaus gerettet wurden. Es scheint durch ruchlose Hand angelegt zu sein. Ain 16. September Nachmittag wurde der Leichnam einer Frau aus dem Pferdeteich in Auerbach gezogen. Die Frau hatte sich am Sonntag Abend mit ihrem Ehemanns gezankt, im Aerger darüber hat sie sich durchs Fenster in der Schlafstube zwei Stock hoch herab gestürzt und so die Flucht ergriffen. Drei angenommene Kinder und geringer Verdienst soll der Grund zur Uneinigkeit gewesen sein. Reichenbach, 17. Sept. In Verzweiflung hat gestern Abend der Bürgerschuldirector Herr Gustav Woldemar Beyer Hand an sich gelegt. Derselbe, geboren in Großschirma, war 40 Jahre alt und hinterläßt seine Wittwe und 2 Kinder. Auf seinem Schreibtisch fand sich eine kurze Niederschrift, mit Klarheit abgefaßt und sicherer Hand geschrieben. Der so hart betroffenen Familie wendet sich große und innige Theilnahme innerhalb unserer Einwohnerschaft zu. Der Ver storbene war seines Dienstes entlassen worden. Damit wurde ein immer peinlicher gewordenes Verhältniß gelöst. Nicht mir Differenzen mit Vorgesetzten, mit dem unterstellten Lehrercollegium, mit den Eltern der Kinder waren immer zahlreicher geworden und hatten sich