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Ist, LchrLfürU<-L, Dru6 u«d Verleger Otto Meyn in Bdm1 Te!.-ÄLr,r Grenzbote ^r. 73 Donnerstag, den AH Wär? ISA» ' Z?r^A. 88. - t ^Uiümachurigen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amt-mm rsm-tschaft imd des tsmotLmeL zu Adorf. k erüfp^cher Rr. '4 als 2. stellvertr. Standesbeamter Gemeindekassierer Hans Georg Männel in Erlbach, für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Erlbach i. V. Der Tierarzt Dr. Herbert Zimmermann in Bodenneukirche» ist zur Ausübung der wissenschaftlichen Fleischbeschau in den Gemeinden: Bobe"neu- lirchen, Ottengrün, Sachsgrün, Zett'arsgrün, Troschenreuth, Bmkhardtsg: 1«, Engelhardtsgrün, Dechengran, Dröda, Wiedersberg, Moserbcrg, Heinersgr Posseck, Ramoldsreuth zugelassen worden. I 6. Ostsnitz i. V., 27. März 1923. ie 2kmtshauptmannschaft. In der letzten Zeit sind folgende Verpflichtungen vorgenommen worden: als Gemeindevorstand Gutsbesitzer Herma«» Emil Rotzbach in Marienru, Boqenmacher Alfred Herm. Kreul in Mühlhaufen, Gutsbesitzer Alfred Ludwrg in Schönberg, Postagent Emil Gustav Zeidler in Loltev- grü», Gutsbesitzer Christian Herman» Sommer in Oberbramdach, als Gemeindeältester Heizer Eduard Richard Weise in Avterh- msgrün, als 2. slellvertr. Gutsvorsteher Forstassessor Erich Richter in Bad Elster, für den selbständigen Eutsbezirk Staatsforstrevier Elster, Herabsetzung der KohlerwrM? Verhandlungen des Ne'chokohrcnuerbanveS. Der Reichskohlenverband hielt am Dienstag eine gemeinsame Sitzung mit dem großen Ausschuß des Reichskohlcnrates ab, in der über die Frage der He»- absetzung der Kohlenpreise beraten wurde. Diese Konferenz steht in Zusammenhang mit den Verhandlungen, die zwischen der Negierung und de» Gewerkschaften in der Lohnfrage geführt worden find. Bekanntlich haben die großen Bergarbeiterverbänd« und die Großorganisationen der Beamten und Staats- arbeiter sich mit Rücksicht auf die Preisfenkungsaktion der Regierung damit einverstanden erklärt, daß weitere Gehalts- oder Lohnerhöhungen nicht stattfindsn solle», um nicht die Maßnahmen zur Senkung der Preise un wirksam zu machen. Sie haben jedoch gefordert, daß die Negierung weitere Maßnahmen zur Preissenkung durchführt. Insbesondere hofft inan, daß die Regie rung die Kohlcnpreise soweit als irgend möglich sen ken wird, um durch Verbilligung des Urproduktes einen weiteren schärferen Abbau der Preise zu w-eichen. In Bergarbeiterkreisen wird namentlich ank tue Ber- Sünnes in Rom Verhandlungen mit dem amerikanischen StahlkSnia Gary. Ein kurzer Aufenthalt von Hugo Stinnes in Rom gibt wieder Anlaß zu zahllosen mehr oder minder haltlosen Gerüchten. Während seines Aufenthaltes iw Rom hatte Stinnes mit dem Unterstaatssekretär im ita-j lienischen Ministerium des Innern Finzi eine längs Unterredung, die sehr erfolgreich gewesen sein solla Man sprach über die Ausbeutung Rußlands durch» Deutschland, über das Ruhrproblem und über dies wirtschaftliche und politische Lage des Reiches. Stinnes' verließ Montag abend wieder Rom und kehrte über dcw Brenner nach Deutschland zurück, nachdem er vorher vom Papst und dem Kardinalstaatssekretär Gasparri empfangen worden war. Ueber die Unterredungen, die Stinnes mit dem amerikanischen Stahlkönig Ga y, hatte, verlautet, daß er diesen zur Kapitalsbeteili gung der amerikanischen Großfinanz an deutschen Un ternehmungen veranlassen wollte. Stinnes habe die. Vorschläge, die Dr. Bergmann seinerzeit der Parim ser Konferenz übermitteln sollte, mit nach Rom ge bracht. In diesen Vorschlägen biete Deutschland ent weder 30 oder 50 Milliarden Goldmark an. StinneA machte davon Mitteilung, daß die deutsche Industrie- bereit sei, eine auswärtige Anleihe zu zeichnen. Frankreichs Angst vor einer Vermittlung. Die Reise von Hugo Stinnes nach Rom gibt der Pariser Presse wieder zu allerlei Vermutungen Anlaß. Man ist natürlich fest davon überzeugt, daß Stinnes eine Vermittlung im Ruhrkonflikt herbeifüh- cen wolle. Eine hervorragende Persönlichkeit erklärt Hutin vom Echo de Paris, daß Stinnes nicht nur nach Rom gekommen sei, um mit dem amerikanischen Groß industriellen zu verhandeln. Das sei nur ein „Bor- wand" gewesen. In Wahrheit habe Stinnes im Ein vernehmen mit dem Auftrage des Reichskanzlers in Rom den Versuch gemacht, die italienische Regierung für eine Vermittlung in der Ruhrfrage zu gewinnen. Es sei das drittemal seit der Ruhrbesetzung, daß Deutsch land Mussolini in ein derartiges Unternehmen zu ver wickeln suche. Stinnes habe „mit Absicht einen Augen blick gewählt, wo Mussolini eine Zusammenkunft mit dem belgischen Minister Jaspar erwartet, um sich die Möglichkeit zu geben, mit Hilfe Belgiens deutsche Vor schläge an Frankreich zu übermitteln. Einen neuen Re parationsplan habe Stinnes indessen nicht mit nach Rom gebracht: das sei aus seiner Unterredung mit dem Vertreter Mussolinis, dem Generalsekretär des itali enischen Außenministeriums Contarini, klar geworden. Es sei anzunehmen, daß Contarini den Inhalt seiner Unterredung mit Stinnes Mussolini mitgeteilt habe, jedoch Stinnes den Rat gegeben habe, seinen Einfluß beim deutschen Reichskanzler dahin geltend zu machen, haß dieser sich direkt an Belgien und Frankreich wende. Mit Mussolini, der nach Madrid abgereist war, se» Stinnes nicht zusammengekommen." Dieser Verstoß gegen die Menschenrechte der Be- amten und Arbeiter im Ruhrgebiet ist aber nicht das einzige Vergehen, welkes in diesem Punkte auf dem - Schuldkonto unserer Gegner zu notieren ist, es kommt auch noch ein Attentat auf das ganze deutsche Volk hinzu. Die Franzosen bedrohen das Recht der deut schen Nation auf Leben, auf ein Leben, das seiner als Kulturvolk angemessen ist. Die Deutschen sind keine Kulis, die vegetieren, sie können nicht existieren ohne die geistige Spannkraft, ohne die Pflege der geistigen Güter, aus der immer Neues und Großes hecvorsprießt. Wegen unserer geistigen Taten und technischen Erfin dungen sind wir vor dem Feldzuge gefeiert worden, und wird hätten auch den Krieg nicht so lange aus gehalten, wenn nicht die geistige Unermüdlichkeit der ..Tapferkeit unserer Soldaten so erfolgreich zu Hilfs ge kommen wäre. Das Leben, das wir uns von 1871 bis 1914 für uns und unsere Art zurecht gezimmert hatten, das uns weiter zu erhalten, darauf haben wir ein Recht, denn es liegt nicht nur in unserem Interesse, sondern ,in dem von Europa und der ganzen Welt. Was gibt es Aeues? Im AuSlvärtigen Ausschuß des Reichstages machte Mi stelle des an Rippenfellentzündung erkrankten Reichs kanzlers der Minister des Auswärtigen v. Rosenberg Mittei lungen über die politische Lage. — In Frankreich zeigt man sich beunruhigt, weil Hugo Stinnes in Nom mit den dort anwesenden amerikanischen Großindustriellen verhandelt hat und vom Ministerium des «Kutzern empfangen wurde. — Wie erst jetzt geineldet wird, ist vor 14 Tagen der ehemalige U-Boot-Kommandant Steinbrinck in Düsseldorf von den Franzosen verhaftet worden. — Die Deutschvölkische Freiheitspartei wurde auch in Dachsen und Thüringen verboten. — Bet einem Gutsbrande in der Nähe von Köslin «anden zwei Menschen den Tob in den Flammen. Außer dem wurde unermeßlicher Sachschaden angerichtet. — Nach einer Meldung aus Washington beabsichtigt Präsident Harding, einen amerikanischen Vertreter für den fündigen internationalen Gerichtshof tm Haag nicht zu «nennen. — Die Delegierten der Bergarbeiter von Northwales laben eine Resolution angenommen, in der die sechsstündige Arbeitszeit gefordert wird. Wir ' streben kein Leben des Genusses an, son dern ein solches der erfolgreichen Arbeit. Fremde Ab hängigkeit lähmt die Schwingen des Geistes, was un ter solchen Verhältnissen geschaffen wird, ist Stück werk, und noch nicht einmal das. Wir müssen uns in folge des Versailler Vertrages und seiner Lasten schon mehr als genug bescheiden, es ist daher eine Lebensnot wendigkeit, uns zu erhalten, was wir vom Menschenrecht bedürfen. Ein deutscher Sieg im Ruhrgebiet, den wir er hoffen, ist auch ein Sieg der Menschenrechte. Ile französische Mlz-Vurlesle. Todesurteile in Abwesenheit. Im Kontumazialverfahren verurteilte das fran zösische Kriegsgericht in Hattingen einen jungen Mann aus Bochum namens Josef Hopf und den Arbeiter Karl Rojek zum Tode. Die Verurteilten sollen an Mißhand lungen zweier französischer Soldaten, von denen sogar einer seinen Verletzungen erlegen sein soll, beteiligt gewesen sein. Die fraglichen Vorgänge spielten sich am 8. Februar in Bochum ab, als zwei Soldaten gegenüber der Bevölkerung, die durch die vorhergehende Erschie ßung eines Deutschen durch französische Soldaten ohne hin schwer gereizt war, eine herausfordernde Haltung einnahmen. „Gefangenenbcfreinng". Anschließend daran wurde gegen Oberstaatsanwalt Eiteldinger, den Staatsanwalt Schulte-Limbeck, sowie mehrere Gefängnisbeamte wegen Entweichens eines Ge fangenen verhandelt. Auf der Polizei in Bochum hatte sich einige Tage nach den oben erwähnten Er eignissen der Arbeiter Karl Rojek gemeldet und angege ben, bei dem Zwischenfall beteiligt gewesen zu sein. Da nach den Ermittlungen Rojek sich höchstens der Beteiligung an einer Schlägerei schuldig gemacht, aber den Soldaten nicht verletzt haben konnte, wurde er nach der Vernehmung von dem Stellvertreter des Un tersuchungsrichters wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizeiverwaltung berichtete aber fälschlicherweise, der Täter sei ermittelt und dem Amtsgefängnis zugeführt worden. Nach einigen Tagen durchsuchten die Franzosen das Gefängnis, um Rojek, der sich nach ihrer Meinung in Haft befand, fortzuführen. Da sie ihn in dem Gefängnis nicht fanden, setzten sie die Angeklagten fest. Obwohl dieser Sachverhalt in der Gerichtsverhand lung klar gestellt worden war, beantragte der Militär staatsanwalt gegen Oberstaatsanwalt Eiteldinger zwei Jahre Gefängnis und zehn Millionen Mark Geld strafe, gegen den Gsfängnisvorsteher Stücksroth ein Jahr Gefängnis und 500 000 M. Geldstrafe und gegen die übrigen Angeklagten Geldstrafen von 200 000 bis 500 000 M. Das Gericht kam aber zu dem Beschluß daß die Aussagen des Stellvertreters des Untersu chungsrichters, er Habs den Angeklagten freigslassen, eine weitere Aufklärung der Sachlage wünschenswert erscheinen lasse. Auswcisuug eine- Dienstmädchens. Von den Franzosen wurde ein Dienstmädchen aus gewiesen, nur weil sie ihre Weigerung, bei Franzosen in Dienst zu treten, damit begründete, sie wolle lieber bei einer deutschen Familie in Holzschuhen als bei einem Franzosen in Lackschuhen dienen. * Eine Drohung Tsgouttes. General Degoutte hat an die Bevölkerung der besetzten Gebiete einen Erlaß gerichtet, in welchem es heißt: „Anschläge aller Art sind aus die Besatzung verübt worden. Diese Anschläge sind die offenkundige Folge der nationalistischen Propaganda. Sie werden offenkundig von der deutschen Regierung unterstützt, die dis Verantwortung dafür trägt. Wenn sich solche Anschläge wiederholen sollten, wäre der Oberkomman dierende der Truppen gezwungen, strenge Unterdrük- kungsmaßnahmen zu ergreifen. Die Bevölkerung läuft Gefahr, mit den Urhebern dieser Anschläge solidarisch erklärt zu werden. ES liegt daher in ihrem eigenen In teresse, mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung ste hen,' eventuell scharfe Maßnahme« zu verhindern." Adorfer Grenzbole Dies Blatt enthält die amtlichen KeMenrecht. Die Franzosen sind besonders stolz auf den Be- s schluh über die modernen Menschenrechte, die zur Zeit ! ver großen Revolution von der Nationalversammlung in Paris sestgestellt worden sind. Mancher bedeutsame ' politische Zug ist im Namen dieser Menschenrechte aus- Mführt worden, und auch bei der Begründung des Weltkrieges haben sie eine Nolle gespielt. Es hieß da- i Mals, die europäischen Nationen sollten vom „Pots- : damcr Despotismus" befreit werden. Es ist aller- ! dings nie ein Geheimnis gewesen, daß auch die Men- i schenrechts nur ein Mitttel zum Zweck und eine politische i Maskerade waren, eine Tatsache, die jetzt bei der Ruhr aktion zweifellos geworden ist. Das höchste Menschenrecht ist die persönliche Frei heit, die am Rhein und an dsr Ruhr rücksichtslos zer stört worden ist. Im Einbruchsgebiet herrscht kein Krieg, und trotzdem will die französische Willkür die Einwohner, namentlich die Beamten und Arbeiter, zwingen, der Fremdherrschaft gegen ihr eigenes Vater land dienstbar zu sein. Das ist ein Hohn auf das Men- , schenrecht, denn der Deutsche, der sich dieser Forderung unterwürfe, müßte sich vor sich selbst schämen. Was den Beamten und Arbeitern zugemutet wird, das ist eine ' Moralische Folter, die nicht geringer wirkt, als die mit telalterliche Tortur. Was die erste Republik als unwür- j big beseitigte, das führt die dritte Republik wieder ein. , Während des großen Krieges ist viel Erkenntnis j für Menschenwürde und Einsicht für Menschenrecht ver- . lorn gegangen. Wenn das nicht zu entschuldigen ist, z so ist es doch in gewissem Sinne zu erklären, es war i Krieg. Heute fällt diese Erklärung fort, es ist kein - Krieg, also gelten die Gesetze und Verträge. Und von denen spricht keine Bestimmung gegen dis natürlichen - Menschenrechte, die allseitigen Schutz beanspruchen kön- > nen.