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Erzgebirgischer Volkssreund. Tage-Md Amtsblatt für die GerichtSümter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels; sowie für die Stadträche Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. WM. j Freitag, den S7. Januar. Preis vierteljährlich 1? Ngr. — Jnseraten-Annahme für die am Abend erscheinende Rümmer bi« Vormittag« ll Ubr. Bekanntmachung. Seiten des unterzeichneten Gerichtsamtes soll den 31. März 1865 das zu dem Schuldenwesen des Handelsmanns Friedrich August Weigel in Raschau gehörige HauS- und Garten Grundstück Nr. 143 des Brand - CatasterS, Nr. >43 des Grund« und Hypothekenbuchs für Raschau, welches am >7. Januar >865 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 900 Thlr. — - — - gewürdert worden ist, nothwcndiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger GerichtSstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannnt gemacht wird. Schwarzenberg, den 24. Januar 1865. Königliches Gerichtsamt daselbst. Wichmann. Tagesgefchichte. Deutschland. Oesterreich. Graf Vrints, Mitglied des österr. Abgeordneten hauses, hat vor mehrer» Wochen den Antrag gestellt, das Gesammt- Budget einer Reduction (Verringerung, Kürzung) zu unterziehen. Am 22. Jan. hat nun das Präsidium des Abgeordnetenhauses eine Zuschrift vom Staatsministerium erhalten dahin lautend, daß das Ministerium sich im Principe bereit erkläre auf den VrintS'schen Antrag einzugehen und bei der dießjährigen Behandlung des Bud gets eine Reduction vorzunehmen. — Die „Bankztg." erfährt! das Graf Mensdorff in einer nach Hannover abgegangenen Note der oldenburgischen Candidatur entgegentritt und denselben österreichischen Vorschlag, welcher jetzt noch zwischen Wien und Berlin zur Ver handlung steht, d. h. die Uebertragung zunächst des factischen Be sitzes an den Herzog von Augustenburg aus dem dreifachen Grunde als die entsprechendste Lösung entwickelt, weil erstens Oesterreich und Preußen sich in Bezug gerade auf diese Lösung schon in Lon don wenigstens moralisch gebunden hätten, weil dieselbe zweitens der Zustimmung der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Bundes regierungen sich versichert halten dürfe und weil sie endlich drittens entschieden den Wünschen der Herzogthümer selbst entgegenkomme. Wien, 24. Januar. Die „General-Correspondenz" dementirt das Gerücht, daß während der Anwesenheit des Prinzen Friedrich Karl Berathungen politischer oder militärischer Natur ftattgcfunden haben sollen. — Im Finanzausschuß fand eine Berathung statt, in Folge deren die Reduction des Budgets, resp. das Gebahrungsdeficit auf 25 Millionen *fixirt wurde. Die Fortsetzung der Verhandlung ist auf Donnerstag anberaumt. Der Vorstand des Wiener Journalisten- und Schriststeller-Ver- einS „Concordia" hat heute beschlossen, eine Adresse an die Gattin Karl Gutzkow s zu richten. Der Verein spricht darin der Gattin des kranken Dichters die wärmste Theilnahme aus und erbietet sich auch, wenn es die Umstände fordern sollte», zu werkthätiger Unter stützung. Die Adresse wird übermorgen zur Unterzeichnung aufge legt werden. Preußen. Jetzt nach 16 Jahren kommt erst die Erklärung über eine Begebenheit, die im Jahre 1848 viel Aufsehen gemacht hat, ! wir meinen die Begebenheit, wo bei einer Audienz beim König Wil helm IV. vr. Jacoby dem Könige die Worte uachricf: „Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen." Der selbe vr. Jacoby aus Königsberg ist jetzt wieder in einem Proceß verwickelt, wegen einer Rede, die er voriges Jahr in Berlin vor sei nen Wählern gehalten hat, und wobei er den König beleidiget haben soll. Nun schreibt man, in Bezug auf diesen Prozeß, der N. Fr. Presse aus Berlin: Der Staatsanwalt hatte zur Begründung seiner Anklage die Behauptung gebraucht, man könne Jacoby die Absicht einer Belei digung des Königs zutrauen, weil er bereits bei dem bekannten Vor gänge in Sanssouci im Jahre 1848 gezeigt, wie wenig Ehrfurcht er vor dem früher» Kölkig gehabt habe. Hierauf erwiderte Jacoby: jener Vorgang sei bisher noch nicht ausreichend bekannt, sonst würde man wißen, daß von ihm keine Verletzung des Anstandes begangen worden, sondern daß sie eher auf der andern Seite zu suchen ge wesen sei. Der dabei in Betracht kommende Vorfall besteht in Fol gendem, was aus authentischen Quellen bekannt geworden ist: Als die Deputation der Nationalversammlung dem König gemeldet ward, erschien derselbe in Begleitung eines Adiutauten, ging rasch auf die aus allen Fractionen bestehenden Dcputirte», welche zu beiden Sei ten einer langen Tafel standen, los und fragte mit barschen Worten: „Was wolle» Sie?" Der Präsident der Nation alvcrsamnlung er klärte, daß er eine Adresse vorzulesen habe. Darauf setzte sich der König, nachdem er die Schöße seines Nocks zurückgeschlagen, so, daß er den Deputirten den Rücken zudrehte, während Hr. v. Unruh, vor ihm stehend, die Adresse vorlas. Als er geendet, stand der Kö nig auf, sagte heftig: „Ich will nicht!" und ging aus dem Zimmer. Den Eindruck auf die Deputirten kann man sich vorstellen; Jacoby aber faßte sich und rief dem König die bekannten Worte nach „Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht höre» wollen!" Die Deputirten waren von dem Auftritt so peinlich be rührt, daß sie beschlossen, das Benehmen des Königs zu verschweigen. Der Leipz. Abendp. schreibt man aus Berlin: Unsere Feudale» jubeln schon hell auf bei der Nachricht, daß in Wien ein Conflict zwischen der Negierung und dem Abgeordnetenhause auszubrechcn droht, der Haß gegen das „parlamentarische Regiment" dictirt ih nen diese Schadenfreude. Andere Beweggründe, sich über diesen et waigen Bruch offen zu freuen, habe» die Liberalen; auch sie wün schen geradezu den Bruch in Wien und calculiren so: Das Resultat des Streits würde doch die Verweigerung weiterer Geldverwilligun- gen Seiten- des Abgeordnetenhauses und dann seine Auflösung sein. Oesterreich muß Anleihen machen, ohne Genehmignng derselben durch den Reichsrath borgt der Regierung Niemand Geld, ohne Geld ist aber Oesterreich wie jeder andere Staat ohnmächtig, und dann kann Preußen mit den Herzogthümern zunächst und später mit den ande ren deutschen Staaten ungehindert machen, was es will. Etwas ist sicher wahr an diesem Calcul — aber das wird man in Wien wohl auch wissen und — den Bruch vermeiden. Coburg, 23. Januar. Der Geh. Staatsrath Franke hat, wie der „Leipz. Ztg." berichtet wird, in einem von Kiel aus an die hie- stege Ministerialabtheilung erlassenen Schreiben sein Amt hier förm lich niedergelegt und von seinen College» Abschied genommen. Schleswig - Holstein. Der am Montag voriger Woche in Wandsbeck versammelt gewesene schleswig-holsteinische Verein hat folgende Erklärung be-, schloffen: Offene Erklärung an Deutschlands Fürste» und Volk von den Bewohnern des südöstlichen Holstein aus dem Lande Sto- marn. — Schleswig-Holstein ist durch die tapferen deutschen Armeen seit einem Jahre von der Fremdherrschaft, unter der es Jahre lang geschmachtet und geblutet hat, befreit — noch immer aber harrt es des Augenblicks, sich selbst, seinem rechtmäßigen Fürsten und Deutschland wiedergegeben zu werden. Deutschlands Fürsten und Volk haben ge kämpft und geblutet für uns, für unser Recht, für unsere Selbständig keit. Für was Anderes ist der äußere Feind besiegt? Für was An deres ist gesiegt? Was unser Recht ist? —Es steht bei uns nicht in Frage. Unsere Wünsche sind einmüthig, so cinmüthig, wie es je nur geschehen konnte, zur öffentliche» Kunde gekommen und haben tausend- Und abcrtausendfachen Wiederhall unter unseren deutschen Brüdern im z s