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WenM für Mckuff Thmandt, Uchen, Menlehn »nd die Umgegenden. Imlsölslt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. 2lmtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeüe. Druck und Verlag von Martin Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger daselbst. No. «2 Donnerstag, de« 28. Mai 1«»«. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 fg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate März dies. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amts- ,hauptmannschaft im Monat April dies. Js. an Militärpferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 6 Mk. 82,5 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 „ 15 „ „ 50 „ Heu, 2 „ 10 „ „ 50 , Stroh. Meißen, am 26. Mai 1896. Königliche Amtshauptmannschaft. von Schrsetev Aroma verschiedener Alkohoiismen bemerkbar machte, es von den mannigfachsten Uniformen, welche die Farbenskala umfaßten und die Figuren ihrer der nach dem mit dem wimmelte gesammte Mehrzahl Friedrich Wilhelm III. in dunkel-grünen Uniformen genommen, und hier versammelten sich auch all- den Großfürsten Wladimir, den ältesten Onkel des Kaisers und Kommandeur des Petersburger Militär- zum Empfange erschienenen Hofbeamten und Offi- . "^Hgestonden", wie eizgegcssen stehen die Truppen da, nun, das Herz erheben machend, ertönen unsere heimischen Ausstellung mählig um regierenden bczirks, die ziere, unter Kosacken-Regiments in schorlachrothen, koftanartigen Röcken mit blitzendem Dolch vorn im Silbergurt und der Lammfell mütze auf dem Haupte, d-s Chevalier-Garde-Regiments in weißem Koller mit dem blinkenden, vom fliegenden Doppeladler gekrönten Metallhelm und der Garde-Ulanen, deren Uniform sehr derjenigen unserer preußischen gleicht. nach hochgewachsenen Träger oft zu prächtigster Geltung gelangen ließen, namentlich die der Offiziere des Leib- Auf der einen schmalen Bahnhofshalle, in welche der Cxtrazug mit dem Prinzen Heinrich einlaufen sollte, hatte eine Ehrenkompagnie des sonst in Warschau garnisonirendcn Infanterie« Regiments Die Krönungsfeierlichkeiten in Moskau. Von Paul Lindenberg. (Nachdruck untersagt.) V. Ankunft des Prinzen Heinrich. — DerEmpfang des Kaisers Nikolai. Moskau, 18. Mai. Brr, weich' ein Wetter, alle Schleusen hatte heute in un gnädigster Laune Jupiter PluviuS geöffnet und von früher Vormittagsstunde an seine Regengüsse unaufhörlich hernieder gesandt, daß es wahrlich keine Freude war, einen der kleinen, heute wenigstens mit einem schmalen Schutzdache versehenen Jswotschik's zu besteigen und den endlos weiten Weg durch Wasserlachen und kleine Sturzbäche hindurch nach dem War schauer Bahnhofe zurückzulegen. Aber wie der Soldat, so muß auch der Journalist seine persönlichen Wünsche und seine eigene Behaglichkeit unterdrücken und muß dem Ruf der Pflicht folgen, und dieser Rus lautete eben heute sehr kategorisch: um drei Uhr Nachmittags auf dem Warschauer Bahnhofei Ach, diese Pflicht zu erfüllen mag heute nicht nur manchem Feder- bOden sondern auch so manchem bejahrten General und hohen Hosbeamten doch etwas schwer geworden sein, denn der Wind jagte einem kalt den Regen ins Gesicht und die schützenden Mäntel mußten meist, am Ziel angelangt, abgelegt werden, sodaß der Boreas vergnügt durch alle Ritzen und Oeffnungen der Uniformen toben konnte. Aber trotz der greulichen Witterung umstanden in weitem Halbkreise viele Jausende den Bahnhof und ebenso viele säumten die von hier nach dem P.trowsky-Palais führende Chaussee ein, stundenlang ausharrend um den Kaiser zu sehen und zu begrüßen. Die Abspcrrungsmaßregeln waren durchaus nicht streng gehandhabt, und das ruhige Benehmen dec Polizisten fiel angenehm auf. In der Vorhalle dcS Bahnhofes, auf dem Bahnsteige selbst, in dem Wartesaal, wo ein starker Drang Buffet stattfand und sich der Duft heißen Thees den letzteren viele preußische, Garde-Dragoner und Garde-Alexander, auch Garde-Kürassiere und -Artilleristen. Neben unserem Botschafter, dem Fürsten Radolin, stand sein Borgänger in Petersburg, der greise und doch noch so rüstige General von Werder, sowie unser hiesiger General-Konsul, Baron von Humboldt; ein Enkel Wilhelm von Humboldt's. Lie Moskauer deutsche Kolonie war durch mehrere anmuthige al«, ""d verschiedene Herren vertreten, die dem Bruder und Abgesandten des deutschen Kaisers einen Willkommen darbieten wollten. Klänge des „Heil Dir im Siegerkranz" seitens des Mustk- korp«, geräuschlos ist der Zug eingelaufen, dem elastischen Schrittes Prinz Heinrich entsteigt, der die ihm sehr schmuck stehende Uniform seines russischen Dragoner-Regiments Kron prinz des Deutschen Reiches und von Preußen trägt und der männlich und sonnenverbrannt aussieht. Nach herzlicher Be grüßung mit dem Großfürsten Wladimir schreitet er die Front der Kompagnie ab, die ihm ein kräftiges: „Wir wünschen Ew. Königlichen Hoheit Gesundheit!* entgegenruft, und passirt dann den schmalen Weg zwischen den übrigen Anwesenden, die er freundlich begrüßt. In seiner Gefolgschaft erblickt man neben mehreren Marine-Offizieren auch den ehemaligen ver trauten Freund und General-Adjutanten unseres großen Kaisers, oen Fürsten Radziwill, in preußischer Garde-Artillerie-Uniform, die bekanntlich zu Rußland viele enge Beziehungen hat. D>e längere Pause zwischen diesem Empfange und dem des Zaren wird wieder mit Freuden zu einer inneren Erwärmung benutzt, dann gehts von neuem hinaus, aus dem molligen Wartesaale, in welchem man von Wind, Regen und Kälte nichts spürt. Diesmal ist unser Platz in d'em langgestreckten, neben dem Bahnhofe für den Kaiser besonders errichteten ele ganten Pavillon, besten mittlerer Raum einen festlichen Salon bildet mit weißer, holzgetäfelter Decke, von der ein schöner, für elektrische Beleuchtung eingerichteter Krystallkronenleuchter herniederhängt, und dessen Boden völlig mit einem weichen rothen Teppich bedeckt ist, während in den nischenartigen Ecken zierliche Rokoko-Möbel, deren Sessel mit hellrosa Seide über zogen sind, stehen und sich an den Wänden, von denen dunkel- rothe, goldbordirte Vorhänge herabhängen, ganze Gebüsche von Palmen, Lorbeeren, Fliederstcäuchen, Azalien rc. entlangziehcn. Hier trafen allmählich sämmtliche russische Großfürsten und viele fremde Prinzen ein, dann die höchsten Militärs und Beamten, ein goldflimmerndcS, farbenbuntes Durcheinander, dem auch der graue Himmel nicht seinen seltenen Reiz nehmen konnte. An dem Eingänge vom Bahnsteige her standen rvth- unifocmirte Leib-Kosacken, am Ausgange Garde-Ulanen mit gezogenem Pallasch, das letztere Regiment hatte auch die Ehren wache gestellt. Von fernher lautes Hurrahgeschrei und der schrille Pfiff einer Lokomotive, ein Zug braust heran, aus zwölf, fünfzehn Waggons bestehend, aus deren einem das Kaiserpaar entsteigt. Der Kaiser trägt Infanterie-Uniform unter dem grauen Mantel und die breiie Jnfanteriemütze, die Kaiserin eine weiße Robe, mit Spitzen reich besetzt, ein weißes Jäckchen mit kleinem frischen Rosenstrauß und ein perlengarnirtes weißes Hütchen, sie geht rechts von ihrem Gemahl und ihre wundervolle schlanke Figur ist weithin sichtbar. Der Kaiser, dessen Antlitz einen ungemein liebenswürdigen Ausdruck zeigt, begrüßt mit Kuß und Umarmung seine nächsten Verwandten, dann schreitet er die Ehreneskadron ob, deren Musik nach einer kurzen Fanfaren melodie die Volkshymne: „Gott schütze unsern Kaiser!" an stimmt, und führt seine Gemahlin zu dem Wagen, der von schlichtem Aussehen ist und nur auf dem Hinteren Trittbrett einen kaiserlichen Diener in rothem Mantel aufweist. Die Pferde z'ehen an, brausende Jubelrufe erschallen, und nun, welch ein bezaubernder, fremdarliger Anblick: wie umschwärmt ist plötzlich der kaiserliche Wagen in weitem Kreise von Leib- Kosacken, von Garde-Husaren, deren weiße, pelzverbrämte Dolmans im Winde flattern, und Offizieren aller Waffen gattungen, und dahin fliegt der eigenartige, malerische Zug, durch die in stürmische Hurrahs auSbrechevden Volksmengen i dem nahen PUrowsky-Palais zu. In einer der nächsten i Kutschen folgte mit einer Hofdame und der in knisternde, roth- i eibene gekleidete Wärterin, in deren Ohren große Perlender- t oques hängen und deren Hals eine kostbare Perlenkette um- > schließt, das halbjährige Töchterchen des Kaiserpaares, die Groß- > - fürstin Olga, ein zartes, hübsches Kind mit blauen Augen und i blonden Löckchen. — k Das Kaiserpaar ist da, die Festwoche hat begonnen, morgen - bereits nimmt der Jubel und Trubel seinen Anfang! : (Weiterer Artikel über „Krönungsfeierlichkeit* in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin, 26. Mai. Bei der Frühstückstafel im könig- ' iichen Schloß anläßlich des Krönungstages erhob sich der Kaiser zu einem Trinkspruch aus das russische Kaiseipaar. Er betonte, daß das russische Zarenpaar in diesem Augenblicke die Krone sich aufs Haupt setze und mit dem heiligen Oel gesalbt werde, und daß in den Jubel des russischen Volkes sich der Jubel der anderen Völker, welche durch besondere Abordnungen vertreten seien, mische, und nicht zum wenigsten der unserigen. Se. Majestät der Kaiser gab alsdann in erhebenden Worten den innigsten Segenswünschen für das Kaiseipaar Ausdruck und schloß mit einem dreifachen Hurrah, worin die Versammelten begeistert einstimmtcn. — Bei der Parade über daS Kaiser- Alexander-Garde-Grenadierregiment und daö Kaiser-Alexandra- Garde-Dragonerregiment hielt der Kaiser eine Ansprache an die Regimenter und wies auf die heutige Feier in Moskau hin. Beide Regimenter hätten sich stets ausgezeichnet und sollten sich durch ihre Haltung der hohen Ehle, das russische Kaiserpaar zu Chefs zu haben, stets würdig zeigen. Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf das russische Kaiserpaar. Die Kapelle spielte die russische Nationalhymne. Der Kaiser und die politischen Pastoren. Der „Magd. Ztg." wird geschrieben: Wir hatten schon bald nach dem Bekanntwerden des Telegramms, das der Kaiser an den Geheimrath Hintzpeter gerichtet, die Ansicht ausgesprochen, daß Nichts verkehrter fei, als aus der Kritik, die sich gegen eine be stimmte Person und die von ihr betriebene politische Agitation richte, schließen zu wollen, daß den Geistlichen überhaupt jede Bethciligung am öffentlichen Leben untersagt werden solle. ES wird jetzt auch von anderer Seite bestätigt, daß sich der Kaiser ausdrücklich gegen eine solche Auslegung seines Telegramms verwahrt und erklärt haben soll, daß ihm Nichts ferner gelegen habe, als den Geistlichen eine maßvolle Betätigung ihrer po litischen Ueberzeugung zu verwehren. Obwohl die parlamentarischen Ferien diesmal später als sonst ongefangen haben, ist doch schon vor den Pfingst feiertagen auch auf dem Gebiete der inneren Politik ein völliger Stillstand eingetreten. In ollen Reichsämtern und Ministerien herrscht eine wohltätige Ruhe, die diesmal allerdings nicht von langer Dauer sein wird. Schon am 2. Juni wird mit dem Wiederbeginn der Reichstagsverhandlungen überall wieder eine rege Thätigkeit Platz greifen. Am wenigsten Ruhe wird man sich im preußischen Handelsministerium gönnen dürfen, wo man mit Eifer und Fleiß an der Fertigstellung der sehr umfang reichen Begründung zu dem Entwurf einer Organisation des Handwerks arbeitet. Die Verzögerung der Beschlußfassung dieses Entwurfes im preußischen Staatsministerium hatte bereit« zu verschiedenen Deutungen Anlaß gegeben. Doch verlautet neuerdings, daß sie nur durch die bisher ausstehende Begrün dung der Vorlage veranlaßt worden sei. Zu einer Beschleu nigung dieser Angelegenheit liegt allerdings keine Ursache vor, eitdem es feststeht, daß der Entwurf erst im Spätherbst dem Reichstag zugehen wird. Indessen wäre eS wünschenswerth und es wird auch als wahrscheinlich angesehen, daß der Ent wurf, sobald er dem Bundesrath zugegangen ist, im „Reilds- anzeiger" veröffentlicht werden wird, damit die zunächst bethei» liglen Kreise Gelegenheit finden, rechtzeitig dazu Stellung zu nehmen. Insbesondere soll sich der nach Breslau einzuberufende Handwerkertag mit dem Entwurf beschäftigen. Die Einberufung wird erfolgen, sobald der Wortlaut der preußischen Vorlage für den Bundesrath amtlich veröffentlicht sein wird. — Ruhe