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3S.Iahrg N«mmer147 SächUche oolkssettung Fkettag, 28. Juni 1836 Jia Fall« ooa h»h«r«r Dewalt. ««rko«. «t>Ur«t—d« V«1k>«0» fiSmngra hat dar Be»l«h«r »de» w«rbun,N«tb«nd, kt« «» jprllche, fall« dl« Z«Uuag t» b«IchiSntI«m Umfaa-«, ,«rfpllt«t »der nicht «rscheln». — Ersllllungiait Dr«»d«». — — — Schrlftleltniig: Dr-tx».«., Pallerftr. 1?, gennns 70711 »H01« S-jchSstist-ll«, vnuk und ««rkag: Tennaul, vuchdnnkerel und Verla, LH. und S. Mickel, v°N«rstrah, 17, geruruf «10U. voftlch«k; »lr. 107S, vank: St-dtb-al Dre^u Rr. «7«7 Erscheint 0 mal wüchenlllch. Manalllcher vezugsprel, durch Trllger elnschl. « Pfg. »,«. 1» Psg. Trllgerlohn 1.70; durch dl« Post 1.7» «lnschllebllch Postllberwelsungsgebllhr, -uzllgllch SS Psg. Post-Bestellgeld, rlnzelnummer 10 Psg , dl« Sonnabend., Connlag, und gestlagnummer 70 Psg. Berlagsort Dresden. Anzelgenprelse: dl« Ispalllg« 71 mm breit« gell« - Pfß-i silr Famlllenanzeigen b Psg gllr Plahwünsche lSnnen wlr k«ln« Sewähr lelpe». SMage in der amerikanischen Marine Im Auftrag eines japan. Marineoffiziers Ehemaliger als Offizier verkletdeier Mtrose trieb Jahre lang auf amerikanischen Kriegsschiffen Spionage Los Angeles (Kalifornien), 25. Juni Ein aufsehen erregender Spion «gefall, in den angeblick eine große Zahl von Personen verwickelt sein soll, beschäftigt die hiesige Oeffentlich- keit. Die Vundes-Groh-Geschworenen haben gegen den ehemaligen Matrosen der amerikanischen Marine, Lhompson, und in Abwesenheit gegen den japa nischen Marineoffizier Toschio Miyazaki An« Klage wegen Spionage erhoben. Thompson wird von der Anklage vorgeworfen, daß er sich seit mehre ren Jahren als höherer Offizier verkleidet an Bord amerikanischer Kriegsschiffe aufgehalten und dort Abschriften von geheimen Plänen über Flot tenmanöver im Stillen Ozean, Uber neukon- struierte Bombenflugzeuge, Motoren, sowie Uber neue Panzerstahl-Legierungen abgoschrieben hat. Die Pläne hat er dann an Miyazaki weiterverkaust. Mesen Ausspähung von Staatsgeheimnissen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt Berlin, 25. Juni. Die Justizpressestelle Berlin teilt mit: Ter Volksgerichtshof hat den 99jährigen tschechoslowaki schen Staatsanhörigen Erich Sevcik aus Bodenbach-Scltnitz ivcgen eines fortgesetzten Verbrechens der Ausspähung von Staatsgeheimnissen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Sevcik hat in der Zeit von Januar bis Mai 1935 im Auftrage einer ausländischen Macht versucht, eine Garnison und mehrere Flugplätze in Sachsen zu Verrats zwecken a u sz u k u n d scha f t e n. Vor -en pariser Besprechungen Cdens Die Ziele der englischen und der französischen Politik Eine Gegenüberstellung in der varifer presse Paris, 25. Juni. Zu der bevorstehenden Ankunft des englischen Aussenministers Eden in Paris und seiner gemein samen Weiterreise mit dem französischen Autzenministcr Delbos nach Genf mein» die Außenpolitikerin des ..Oeuvre", nach den setzten Nachrichten aus London habe die autzenpolitische Negic- xungscrklärung des Kabinetts Blum, die am Dienstag in Kam mer und Senat verlesen wurde, in ganz England den besten Eindruck hinterlassen. Trotzdem sei es jedoch wenig wahrschein lich, das; cs dem Ministerpräsidenten Blum und dem Außen- tziinistcr Delbos gelingen werde, England dazu zu bringen, in allen politischen Fragen sofort eine eindeutige Stellung zu neh men. Tas englische Kabinett scheine wegen der innenpolitischen -Lage in Frankreich ein wenig beunruhigt und daher bestrebt zu f?in, die französischen Wünsche wohl mit Wohlwollen zu priiten, 'jedoch in allen wichtigen Entscheidungen Zeit zu gewinnen. Man tpüsse sich freuen, so meint das Blatt weiter, das; die erste Fühlungnahme zwischen der englischen und französischen Mcgle- riing erst nach einer Aussprache zwischen Frankreich und den Sawjetrussen erfolgt sei. Die Tatsache, das; diese beiden Län der gemeinsam In Genf die Führung eines knswollen Borstotzes für die kollektive Sicherheit zu übernehmen lu«bsichtigcn, iverde Juwelen lm Werte von einer halben Million Dollar gestohlen Der „Gelsterdleb", der Schrecken von Lang Island, an der Arbeit x Newyork, 25. Juni. Der von den Multimillionären von Long Island gefürchtete und von der Polizei seit Jahren gesuchte „lgeisterdieb" suchte in der Nacht zum Donnerstag zwei feudale Besitzungen in Locust Bailey heim und stahl Juivelen Iin Werte von insgesamt einer halben Million Dollar. In dem einen Fall drang der „Geister dieb'' In die Besitzung des Ehepaares William R. Coe ein, die wegen ihrer Orchideengärten und Rennställe sowie ihrer 75» Morgen großen Parkanlage in ganz Amerika berühmt ist. Wäh rend im Garten eine Bridgegesellschast stattfand, gelang es dem Dieb, trotz der Anwesenheit von 52 Dienern, Privatdetektiven, Wächtern und einein Dutzend großer dänischer Doggen, über eine Veranda in das Schlafzimmer des Millionärs zu klettern und dort, während dieser schlief, ein berühmtes Perlenhalsband und andere Schmucksachen im Wert« von 40»»»» Dollar zu stehlen. Wie üblich konnte der Geisterdieb entkommen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Kreuzer „Leipzig" in Danzig Danzig. 25. Juni. Danzig stand am Donnerstag ganz iin Zeichen des Besuches des deutschen Kreuzers „Leipzig". Mit reichem Flaggenschmuck grüßte die Bevölkerung der alten deutschen Hansestadt das deut sche Kriegsschiff. Der Kreuzer „Leipzig" erschien gegen 8 Uhr früh auf der Reede von Danzig-Ncusahrwasser, »vorauf sich der Danziger Kompliinenticroffizier Oberleutnant Scharenberg und Konsul Dr. Eckner als Vertreter des deutschen Generalkonsu lats zur Begrüßung an Bord begaben. Während des Besuches kreiste eine Staffel der Fliegerlandesgruppe Danzig über dein Kreuzer. Dann begab sich der Kommandant der „Leipzig", Ka pitän zur See Scl-enk an Land, »in die amtlichen Vesuckze beim Danziger Senatspräsidenten, dein deutschen Generalkonsul, dein zur Folge haben, das; sich England nicht allen Ideen verschlie ßen könne, falls es vor einen feststehenden Willen gestellt werden würde. Auch das „Journal" befaßt sich mit den gemeinsamen und auseinandergehenden Zielen der englischen und der französischen Politik. Das Kabinett Baldwin, so heißt es, habe in England die Partie glänzend gewonnen. Die konservative Mehrheit habe um Baldwin herum einen Block gebildet, um zur „Tra dition" zurückzukchren. Der Völkerbund iverde für die Eng länder in Zukunst nur eine Rahmcnorganisation sein, die je nach den Umständen eine Stellungnahme erlauben iverde. Bor allem glaube man in England aber an seine eigenen Kräfte und man versuche nur, für die Neubildung dieser Kräfte die not wendige Zeit zu gewinnen. Das Programm Leon Blums und Delbos' entspreche etwa denselben Zielen. Trotzdem aber sei ein entscheidender Unter schied zwischen Paris und London festzustellen. Die Engländer wünschten sich in keiner Weise mit den Soivjctrussen zu binden. Das Programm Leon Blums aber sei auf die Gemeinsamkeit der Interessen begründet, die in erster Linie darin bestünden, die Sowjets zum Angelpunkt des politischen Systems zu macken. Um diese auseinandergehenden Auffassungen iverde sich die Po litik im Verlause der nächsten Zeit bewegen. diplomatischen Vertreter der Republik Bolen und anderen amt lichen Persönlichkeiten zu machen. Auch dein Gauleiter Forster stattete oer Kommandant einen Besuch ab. Nachmittags wird der Kreuzer in den Danziger Hafen ein laufen, ivo er bis Sonntag abend ble-b'. Irland schafft das Amt eines Generalgouverneurs ab Dublin, 25. Juni. De Valera gab am Mittwochabend im irischen Mrla- nient bekannt daß nach der neuen Verfassung das Amt des Generalgauverneurs aufgehoben und ein durch Volkswahl Be vollmächtigter die Würde des Staatsoberhauptes bekleiden würde. Ehrendoktor von Oxford für Eden London, 25. Juni. Dem Außenminister Eden wurde am Mittwoch von der Universität Oxford der Ehrendoktor verliehen. Reichsärztefahrer Dr. Wagner in Budapest Budapest, 25. Juni. Reichsärzteführer Dr. Wagner traf am Mittwochabend, einer Einladung des Nationalvereins unga rischer Aerzte folgend, in Budapest ein, um die Einrichtungen des ungariscl-en Gesundheitswesens und di« medizinischen For schungen und das Bildungswesen Ungarns kennen zu lernen. Explosion ln einer französischen Munitions sabril 2 Tote, 11 Verletzt« Paris, 25. Juni. Ain Mittwochnachmittag ereignete sich In der Munitionsfabrik Brant In Verrönnet b. Vernon ein schweres Explosionsunglück. Ein« Halle flog in die Lust und zwei Ar beiter kamen ums Leben. Drei Arbeiter und eine Arbeiterin wurden schwer verletzt. Sieben andere wurden leicht oerletzt. Ci« neuer Start? Die Kabinette Baldwin und Vlnm haben von ihren Parlamenten ein starkes außenpolitisches Vertrauensvotum erhalten. Damit sind die innenpolitischen Schwierigkeiten hinweggeränmt, welche die französische und englische Negie rung in ihren Entschlüssen hätten hindern können, und der Voden für die kommenden Genfer Verhandlungen des Völ kerbundsrates und der Völkerbundsversammlung ist inner politisch vorbereitet. Die englische Opposition hatte den Nechenschastsbericht Edens mit heftiger Kritik beantwortet, die in einer unge wöhnlich scharfen Attacke Lloyd Georges gipfelte, nnd sie hatte angekündigt, daß sie im ganzen Lande eine lebhafte Kampagne gegen den „Verrat der Negierung" entfesseln werde. I»; der Dienstagsitzung des Unterhauses ist nun die Negierung zum Gegenangriff übergegangen, und der frühere Außenminister und jetzige Innenminister John Simon und Ministerpräsident Baldwin selbst wiederholten noch einmal die wichtigsten Argumente für die Aushebung der Sanktionen. Die besondere Schärfe, mit der sie dabei die Unveränderlichkeit des englischen Nechtsstandpunktes be tonten, bestätigten die römische Auflassung, daß England in der prinzipiellen Frage unnachgiebig geblieben ist. Keine Anerkennung der Annexion Abessiniens, keine Kredite für seine Kolonisation und Erschließung, keine Demobilisierung iin Mittelmeer, das sind die hervorstechenden Kennzeichen der neuen englischen Haltung. Es ist durchaus denkbar, daß sich die englische Negierung angesichts des Ansturms der oppositionellen Kritik und als Ausgleich für den Sank« tionenverzicht zu einer schärferen Tonart entschließt, die für die nächste Zeit das charakteristische Merkmal für die Wei terentwicklung der englisch-italienischen Beziehungen blei ben kann. Mit dieser Taktik dürste es der Negierung ge lingen, den Entrüstungssturm der Opposition zu besänfti gen und die moralische Schwächung ihrer Stellung erfolg reich wettzumachen. Die Meercngenvcrhandlungen in Mon treux bieten der Negierung den willkommenen Anlaß, die Machtverteilung iin Mittelmeer aufzurollen und Italien vor die Wahl zu stellen, entweder an einem Mittelmeerab kommen mit den sich daraus ergebenden Stillhalteverpflich tungen teilzunchmen, oder dieses Abkommen gegen sich selbst abrollen zu sehen. Die römische Presse hat vielleicht nicht Unrecht, wenn sie in dein neuerlichen Eintreten Englands für die türkischen Remilitarisierungswünsche einen Schach zug gegen Italien sieht, das aus ebei» diesen Gründen den Plänen von Montreux mit einem gerüttelten Maß von Mißtrauen gegeniibersteht. Der Ernst der britischen Regie rungserklärung und die Alarmrede Churchills, der wieder einmal die Gespenster, von 191-1 zitiert, zeigen an, daß man die Lage in London nach wie vor für gespannt ansieht. Die Genfer Aussprache wird sicherlich über diesen Punkt noch größere Klarheit schassen. In einer wesentlich anderen Tonart ist die außenpoli tische Programmrede gehalten, die Ministerpräsident Blum und Außenminister Delbos vor Senat und Kammer verlesen haben. In einem Gesamtaufriß der europäischen Lage, in dein alle wichtigen Fragen gestreift wurden, versuchte der Ches der Volkssrontrcgierung die ideologischen Forderun gen seiner Partei mit den politischen Wirklichkeiten des heutigen Europa in Einklang zu bringen. Daraus entstand elne wesentlich andere außenpolitische Tonart, als wir sie bei den geistigen Jüngern eines Poincarö und Varthou in Frankreich gewohnt waren, und wir brauchen als Deutsche nicht zu verschweigen, daß wir diesen Wechsel ehrlich be grüßen. Wir sreueir uns, zu hören, daß L>>on Blum die Ehrlichkeit des deutschen Friedenswillens nicht in Zweifel zieht, wie dies bisher von französischer Seite leider immer wieder geschehen ist, und daß er für Westeuropa ein wirk liches Abkommen will, das den bisherigen Pakt von Locarno ersetzen kann. Bei Prüfung der Einzelheiten müssen wir reilich festste!!«»;, daß auch Löon Blum in manchen französi- chen Vorurteilen gegen das Reich befangen ist, und daß eine Volkssrontideologie nicht allein Brücken schlägt, son- >ern auch Scheidegrenzen aufrichtet. Wenn z. B. Blum mit Betonung von den drei großen Demokratien „der freien Völker" spricht, die durch so viele gemeinsame Erinnerungen und Anstrengungen verbunden seien, so sehen wir darin weniger eine konstruktive außenpolitische Idee als ein innen politisches Glaubensbekenntnis, das um so anfechtbarer er scheint, als in unmittelbarem Zusammenhang damit die Freundschaft mit der Sowjetunion gerühmt wird. Die Be schwörung der Geister von Jean Jaurös und Aristide Vriand besagt manches, aber nicht alles für die Entwick lung der deutsch-französischen Beziehungen, denn jener wurde das Opfer des Chauvinismus, und diesem gelang es nicht, über eine beträchtliche Entspannung hinaus zu einer aufrichtigen und gleichberechtigten deutsch-französischen Zu- sammenarbeit durchzustoßen. Auch die Erinnerung an di« Abrilstungsbemühungen und die Arbeiten des paneuropäi schen Studienausschusses zeigen die Anklänge an die Lini«