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DerSMHeLrMer Dienstag, den 18. Juni 1S35 90. Jahrgang Nr. 1S9 Der Führer bei der Trauerfeier in Reinsdorf weiter einer Katastrophe aus dem Leben riß. Um ihre ll II Hau» halbmonatlich Mark 1.10. beim Abholen in der Geschäfts- Beförderungseinrichtungen durch höhere Gewalt hat der Be stell« wöchentlich 4S Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend- zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der nummer IS Pfg) Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Tagesschau. * Der Führer, der am Montag in Nürnberg eingekrosfen war. Hal sich heule früh zu den Trauerfeierlichkeilen nach Reinsdorf be geben. Am ersten Schauspielabend der zweiten Reichalhealerfeskwoche in Hamburg wurde la Anwesenheit de» Reichsminifker» Dr. Goeb- bel» Dietrich Eckardl» deutsche Historie ..Heinrich der Hohenstaufe ' gespielt. * „Daily Herold" meldet, daß Ramsey Macvonald möglicher weise al» englischer Sonderbotschafter nach Washington reisen werde. * Zwei chinesische Kreuzer sind — einer Meldung au» Hong kong zufolge — auf geheime Anweisungen von Nanking bei Nacht und Nebel au» Kanton entflohen. *) Ausführliche» an anderer Stelle. Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahm« der Sonn- und Feier- tage. Bezugspreis für die Zelt eine» halben Monats: Frei in» Hau» halbmonatlich Matt 1.10. beim Abholen in der Geschäfts- IkllkirH und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto 2smt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 der Kantoneser Radikalen sein, wenn er sich dem japanischen Vorgehen militärisch widersetzen würde. Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als sich auf das mittlere China zu konzentrieren. Diese Konzentration ist das Merkmal der geduldigen, vor keinem Rückschlag zurückschreckenden Poli tik Chiang Kai-sheks. Auch diese Politik wird eines Tages ihre Früchte bringen. Denn wer den längeren Atem hat — China oder Japan — darüber sagt selbst die neue Aktion Japans nichts Entscheidendes und Endgültiges aus. Dr. Th. Böttiger. Tagekkiü firrAWOwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächs sche Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschast, des Hauptzollamts und des Be- zirksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Nürnberg. 18. Juni. (Eig.-Funkmeldg.) Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler traf am Montagabend ln Begleitung seiner beiden Adjutanten. SA.-Obergruppen- führer Brückner und SS.-Vrigadeführer Schaub, sowie des Reichspressechef» Dr. Dietrich, in Nürnberg ein. Am Diens- kagvormiktag verlieh der Führer wieder Nürnberg, um sich zu den Trauerfelerlichkeiten nach Reinsdorf zu begeben. Tag der Trauer. Wittenberg. 18. Juni. (Eig. Funkmeldg.) Mit som merlicher Glut scheint die Sonne über ein Flaggenmeer, in dem das Schwarz der Flor« die Trauer kund tut. Schon in den frühen Morgenstunden rücken die Kolonnen der Glie derungen der Bewegung an: SA., SS., Arbeitsdienst und all die andern im Ehrenkleid des Dritten Reiches. Kein Spiel rührt sich. Die Schellenbäume der Kapellen sind ge schultert. Den Rhythmus geben allein die hallenden Schritte der Formationen.Aus Wittenberg-Stadt u.-Land strömt alles dort hinaus, wo ein furchtbares Unglück Menschenleben zer störte, wo deutsche Volksgenossen auf dem Schilde liegen, ehrenvoll als Opfer -er Arbeit. Durch die reifenden Felder geht es von Wittenberg aus noch einmal vorüber an den Häusern und Schuppen mit den letzten Spuren des Unglücks, dessen Opfer nun in hei- mailicher Erde zum ewigen Schlaf gebettet werden sollen. Der Wind streift über üppiges Getreide. Schon neigen sich die Halme unter der reifenden Frucht. Dort sieht man einen Schlag, den ein Hagelwetter zu Boden gewalzt hat. Zermalmtes Korn, das verging, ehe es Frucht trug; dane ben die wogenden Felder, die der Ernte entgegenreifen. Draußen in Reinsdorf 60 Tote in den Särgen, die das Un- weiter einer Katastrophe aus dem Leben riß. Um ihre schließlich in einen mitt- Särge herum die Arbeitskameraden und Volksgenoffen aus : Verwüstung durch die Iden Betrieben, die weiter arbeiten werden und das Goden- Japan marschiert! In der Politik wie in der Logik kann man, wenn auch beides nicht viel miteinander zu tun hat, auf zweierlei ver schiedene Weise vorgehen, um zu einem Urteil zu gelangen: Vom Allgemeinen zum Einzelnen oder umgekehrt vom Ein zelnen zum Allgemeinen. Bei schwierigen und verwickelten Lagen empfiehlt sich der zweite Weg. Ihn wollen wir des halb auch beschreiten, wenn wir uns dem neuen großen Konflikt zuwenoen, der durch das Vorgehen Japans in Nordchina entstanden ist. Während die Weltpresse von sanf ten Meldungen über einen möglichen sowjetrussisch-japani schen Nichtangriffspakt und über freundschaftliche und ver trauensvolle Beziehungen zwischen Nanking und Tokio er füllt war, waren japanische Streitkräfte in aller Stille ein gutes Stück weiter in der Provinz Tschahar vorgerückt, die Idas chinesische Kernland mit der Inneren Mongolei verbin det. Wieder einige Tage später stellte der Befehlshaber der japanischen .Truppen in Dschehol, Oberst Takahaschi Sakai, an den Befehlshaber der in den Provinzen Tschili — auch Hoyei genannt —, Schantung. Schansi und Tschahar stehen den chinesischen Truppen, Ho-ying Cing ein Ultimatum, dcyr dadurch nachdrücklichst verstärkt wurde, daß japanische Offi ziere die Leitung der Polizei in Peiping (Peking) und Tient- sin übernahmen. Dieses Ultimatum, das verschämt als „Vor schlag" bezeichnet wurde, enthielt die Forderung nach Schaf fung einer aus den vier Provinzen Tschili, Schantung, Schansi und Tschahar bestehenden „neutralen Zone". In Nanking war man zuerst ratlos, raffte sich aber nicht etwa zu einem Protest, sondern zu einer restlosen Erfüllungspoli tik auf. Die Zentralregierung in Nanking befahl den Ab marsch aller in Nordchina stehenden Divisionen und erließ ein verschärftes Verbot aller Presseangriffe und aller Boy kottpropaganda gegen die „befreundete" japanische Nation. Ja, sie gab mehr, als zuerst verlangt war, nur um die Ja paner am weiteren Vorrücken zu verhindern. Der Oberbe fehlshaber der japanischen Kwantungarmee, General Mina- mi, geriet tatsächlich in Verlegenheit, aus der ihn nur einer jener berühmten Zwischenfälle heraushalf, an denen die Ge schichte der Eroberung der Mandschurei so reich ist. In der Provinz Tschahar waren am 5. Juni (!) vier in Zivil rei sende japanische Offiziere von chinesischen Wachtposten festgs- nommen worden, weil sie angeblich keine Pässe besaßen. Hinzu kam, daß der Kriegsminister der Nankingregierung das Ansinnen der Japaner, sich schriftlich zur Nichteinmi schung in Nordchina zu verpflichten, abgelehnt hatte. Darauf erfolgte ein neues Ultimatum mit der Forderung nach Ab setzung aller Regierungsbeamten und ihrer Ersetzung durch japanfreundliche Beamte. Gleichzeitig setzten sich die japani schen Truppen von Norden her in Marsch. 1500 Mann sind bereits in Peking eingetrosfen. Wenn diese Zeilen er scheinen, ist vielleicht auch schon Tientsin, die reiche Hafen stadt mit über 1,3 Millionen Einwohnern, von japanischen Truppen besetzt. Dreiteilung Chinas? Das ist heute die Lage, die man alles andere, nur nicht überraschend nennen kann. Denn das Ziel der japanischen Politik stand bereits fest, als japanische Truppen im Mai 1031 Mukden besetzten. Ja, schon der japanisch-chinesische Krieg in Korea und die berühmten, oder wenn man so will, berüchtigten 21 Forderungen Japans an China im Welt kriege enthielten im Keime die Aktion, zu der Japan heute geschritten ist. Das Hauptziel der japanischen Politik geht vermutlich noch weiter: China soll in drei große Stücke zer schlagen werden, in einen nördlichen Teil, der die vier Pro vinzen Tschili, Schantung, Schansi, Tschahar und das Kai serreich Mandschukuo umfaßt, in einen südlichen Teil, der von Kanton aus regiert würde, und s Irren Teil, den man großmütig der NeliesVorgehenjapanischerTrmen Besetzung wichtiger Telegraphen» Linie. DNB. Mukden, 17. Juni. Das japanische Oberkom mando hak in der Nachk zum Sonntag die Telegraphen- Linie Schanhaikwan—Tientsin militärisch besetzt. Sämtliche Telefonämter in dieser Linie stehen unter japanischer Mili täraufsicht. Das japanische Oberkommando hat außerdem zahlreiche Funkstationen beseht und überwacht den ganzen Funkverkehr zwischen Nordchina und Nanking. Die japanische Presse berichtet, daß mit Genehmigung des japanischen Kriegsministeriums zahlreiche Flugzeuge nach Kalgan entsandt sind, wo die japanische Militärnnsfion Verhandlungen mit den chinesischen Ortsbehörden über die Teilräumung der Provinz Tschachar führt. Diese Maßnah men sollen erfolgt sein, um Zusammenstöße zwischen japa nischen und chinesischen Truppen zu vermeiden. Der erste Transport der japanischen Truppen wird am Montag in der Provinz Tschachar, und zwar in dem Teil, in dem sich bis jetzt noch chinesisches Militär befand, einmarschieren. Zwei chinesische Kreuzer entflohen. DNB. London, 18. Juni. (Eig. Funkm.) Zwei chine- sisltze Kreuzer sind — einer Meldung aus Hongkong zufolge — auf geheime Anweisungen von Nanking bei Nacht und Nebel aus Santon entflohen. Die Schiffe waren seinerzeit von der Nangkingregierung desertiert und zu den Kantone- sen übergegangen. Sie wurden von den Forts bei Kan ton unter Feuer gesetzt. Sie entkamen mit leichten Beschä digungen nach Tscheungkschau, einer Insel bei Hongkong. Sie wollen in britische Gewässer einfahren. Falls sie ihre Absicht verwirklichen, würden heikle Fragen des internatio nalen Rechts aufgeworfen sein. Anzelgenprel»: Die 4S mm breite einspaltige Millimeterzeile 8 Rpf. Im Textteil die SO mm breite Millimeterzeile 25 Rpf. Nachlatz nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Zentralreaierung in Nanking überläßt. Das ist die eigent liche große Gefahr, die China bevorsteht, nicht der jetzt drohende Verlust der Nordprovinzen, so schmerzlich und so bitter dieser auch sein mag. Ein mit Mandschukuo verei nigtes nordchinesisches Reich, das zweifellos von dem letzten Mandschuprinzen Puji, jetzigen Kaiser Kangtee, regiert wer den und dessen Residenz nicht etwa Peiping, sondern das hart an der Grenze liegende Paupoling sein würde, könnte einen historischen Zustand wiederherstellen, wie er etwa zur Zeit des großen mongolischen Eroberers Dschingis Khan be standen hat. Ein selbständiges südchinesisches Reich indessen, das etwa die Provinzen Kuangtung, Kuangsi, Füllen, Kiangsi, Human, Kunitschou und Jünnan umfaßte, bedeu tete die ständige Festsetzung Japans auf dem asiatischen Kontinent. Die Japaner sind ein die Wärme liebendes Süd seevolk. Sie können Gebiete mit verhältnismäßig rauhem Klima wohl regieren und verwalten, aber niemals besiedeln. Südchina indessen wäre ein geradezu ideales Siedlungsland für die Söhne Nippons. Kanton und Nanking. Gewiß, heute sind solche Vermutungen noch Zukunfts perspektiven. Die japanische Politik hat indessen einen lan gen Atem und rechnet mit großen Zeiträumen. Japan weiß auch, daß es in Südchina wenn auch nicht auf Sympa thien, so doch auf eine Stimmung stößt, die seinen gefähr lichen Plänen Vorschub leistet. Der alte Gegensatz zwischen Nord- und Südchina, das gegenseitige Mißtrauen zwischen Kanton und Schanghai und der Hochmut, mit dem der Nordchinese auf die Südchinesen herabblickt, ist heute noch genau so lebendig wie in der Zeit der Mandschus. Diese historischen Gegensätze haben sich noch vertieft durch die par teipolitischen Streitigkeiten zwischen Kanton und der Zsn- tralregierung in Nanking. Der radikale Flügel in Kanton glaubt sich zu einzigem Vollstrecker Les Testaments Sun Hat sens berufen, während in Nanking Marschall Chiang Kai-shek längst über die Dogmatik des Schöpfers der chine sischen Republik hinausgewachsen ist. In endlosen zermür benden Kämpfen mit den Resten von kommunistischen Trup- ien in den Süd- und Westprovinzen hatte er eine innere Be- riedung Chinas herbeizuführen gesucht. Es wiederholt ich heute die gleiche tragische Situation wie im Frühjahr 1031,. Während -er Marschall in schwere Kämpfe mit den Kommunisten verwickelt ist und die parteipolitischen Strei tigkeiten innerhalb der Kuo-Min-tana wieder einmal in voller Schärfe entbrannt sind, schafft Japan gegebene Tat sachen. Chiang Kai-shek müßte ein Ideologe vom Schlage ken ihrer toien Brüder für alle Zeit ehren werden durch die Hingabe, die sie bewiesen. In -er Totenhalle. In der Kapelle der Westfälisch-Anhaltinischen Spreng- stoff-A.-G. stehen die 60 Särge bereit zum letzten Gange. Der schönste Schmuck, der einem deutschen Toten gegeben werden kann, das blutrote Tuch mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Grund, deckt sie und wird sie in die kühle Erde begleiten. Jeden Sarg umgibt «in grüner Kranz mit wei ßen Nelken, die sich leuchtend abheben von den mit schwar zen Stoffen umzogenen Wänden. Große Hakenkreuzfahnen hängen an den Längsseiten. Durch Trauerflore werfen die wenigen Lampen ein spärliches Licht auf das Totenhaus. Die Altarwand ist in einen Lorbeerhain verwandelt. In dem leicht flackernden Licht von Hunderten von Kerzen auf den Kandelabern strahlt durch das Dunkel das Kruzifix. Zu beiden Seiten -er Christusfigur des Altars große Schalen mit weißen üppigen Päonien. Mitten durch die Särge führt zum Altar ein Gang, eingefaßt von dichten Asparagus ranken mit Sträußen von weißen Fedemelken. Von drau ßen her hallt der schritt der Kolonnen. In dem Werk ist Ruhe. Gedämpfte Kommandos und das Anrücken von SA. künden die Ueberführung der Toten auf den freien Platz vor dem Werk, auf dem die Trauerfeier stattfindet. Je sechs Männer betreten die Kapelle und erheben den Arm zum Gruß. Dann tragen sie die teure Last hinaus. „Ihr starbt für Deutschland, euch unsere Treue". Langsam füllt sich der Platz, der ringsum von Bäumen umgeben ist. Rechts und links von dem erhöhten Podium, von dem der Führer der Toten gedenken wird, stehen in langer Reihe die schwarzverhängten Bänke für die Ange hörigen und die Ehrengäste. Daneben die 60 Särge, ge schmückt mit der Hakenkreuzfahne. Zu Füßen der Särge Fernsprecher Ami Bischofswerda Nr. 444 und 445. Sm Falle von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Beförderungseinrichtungen durch höhere Gewalt hat der Be- auf Rückzahlung "de» Bezugspreise».