Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt tSgktch mit U«s«obni« n«r Tast« NKd AkishisU fir de« AÄKrth st MdeMkß Zugleich weit verbreitet in de» Städten Penig, 8««ze«a«, LirGtenftein-Calluberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamts bezirke: MstsidL-Waldenburg, BrLunsdorf, Callenberg, St. Sgidien, Ghrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchurssorf, Langm- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsbura, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenöurg und Ziegelheim. Filiale«: i« Nltftadtsaldmbmkg bei Here« Kaufmak« Otto Förster; in Penig K« Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandetgafss: in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D'etze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webrr; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh, I. Wehrmann. nach Nonn« und Festtagen. ^nsahme von Inseraten für die nächster» Aeiüeude Rummr. nachmittags 2 Uhr. »e? Wonnementspreis beträgt vierietiLhr« iich 1 MS. Z8 Pf. Karate pro Zeile 10 Pf., Dinges. 2!) Pf. «?yeHitiün: Waldenburg, Obergasse LSls. 212. Mittwoch, de« 11. September 1MS. WitteruNgsausfichten für dm 11. September: Vorwiegend heiteres und trockenes Wetter bei verhiiltnitzmätzig warmer Temperatur. Barometerstand am 10. September, nachmittags 3 Uhr: 767 mm. Gestiegen. 'Waldenburg, 10. September 1882. Ueber die schaurige Katastrophe in Antwerpen ent nehmen wir Brüsseler Zeitungen noch Folgendes: Es ist richtig, daß der Gemeinderath der Stadt seine Er- laubniß zur Errichtung einer Patronen-Entlade-Werk- stätte verweigert, der Provinzialrath dieselbe aber ge nehmigt hat. Der Unternehmer Corvilain ist ein Franzose. Er hatte alte Remington-Patronen in Spanien gekauft, um sie zu entladen und das Kupfer anderweitig zu verkaufen. Er hatte sich bereits an mehrere Patronenfabrikanten gewendet, die ihm bei der Arbeit helfen sollten, aber wegen der Gefährlich keit des Unternehmens überall abschlägige Antwort er halten. Die Zahl der Patronen betrug 50 Millionen. Die Patrone besteht aus einer Hülse, welche Pulver, Vorladung und Kugel enthält, und einer Kapsel mit Zündstoff. Die Fabrikanten wenden die größte Vor sicht an, um bei der Füllung die Berührung des Zünd stoffes mit dem Pulver zu verhüten; bei der Entla dung ist natürlich noch viel mehr Vorsicht nothwendig. Der Arbeiter zieht zuerst die Kugel mit der Vorla dung heraus, was nicht schwierig ist. Die Gefahr be ginnt erst mit der Entfernung des Pulvers. Beim geringsten Stoß explodirt die Kapsel mit dem Zünd stoff und es giebt das größte Unglück, wenn ein Fünk chen mit dem unmittelbar daneben liegenden Pulver in Berührung kommt. So ist^es jedenfalls in diesem Fall gegangen. Die Arbeiter und Arbeiterinnen hatten nach dem Mittag essen gerade ihre Arbeit wieder ausgenommen, als die Explosion erfolgte, mit den Wirkungen eines förm lichen Erdbebens, verbunden mit ungeheurem Brande. Fünf Gramm Pulver per Patrone macht bei 50 Mil lionen Patronen 250,000 Kilo Pulver und das Alles ist explodirt. Die augenblickliche Wirkung ist eine so entsetzliche, daß Alles den Kopf verliert. Die Leute stürzten auf die Straßen, andere flohen in die Keller. Außer den brennenden Hülsen flogen auch noch Kugeln herum, da von den 50 Millionen Patronen erst 15 Millionen entleert waren. Bald stand das naheliegende Petroleumlager von Rieth und Comp. in Flammen, und auch dieser Brand wurde eingeleitet durch eine furchtbare Explosion. Die ganze Nacht über war Antwerpen durch diesen Brand beinahe tageshell er leuchtet. Nachdem der erste Schrecken vorüber war, began nen die Rettungsarbeiten. Die erste Sorge galt den Verwundeten, der Aufsuchung der Opfer. In den Spitälern gab es herzbrechende Schauspiele. In einem besonderen Saale lagen 50 junge Mädchen von 15 bis 22 Jahren, die schrecklich verbrannt waren. Was noch lebend hereingebracht wurde, war vor schrecklichen Schmerzen bewußtlos oder schrie wild auf. Im Tod- tensaale lag bereits ein Dutzend völlig verkohlter Leich name; weiterhin menschliche Reste, Arme, Beine, Fleisch stücke, alles kohlschwarz. Besonders groß ist der Ver lust an Kindern. Es war die Zeit, wo viele von ihnen auf der Straße spielten und nicht eins blieb unverwundet. Das eine halte ein Auge, das andere ein Ohr oder einen Arm verloren. Väter und Müt ter irrten verzweifelnd umher, um ihre Kinder zu su chen; sie fanden dieselben verwundet, todt oder auch gar nicht. Umgekehrt giebt es Kinder, die ziemlich unversehrt blieben, aber alle ihre Angehörigen verlo ren haben. Es kamen auch merkwürdige Rettungen vor. Ein Mädchen von 16 Jahren wurde von der Explosion etwa hundert Meter weit geschleudert und erhob sich unversehrt vom Boden; ein anderes, das dreihundert Meter weit geworfen wurde, brach blos den Arm und befindet sich verhältnißmäßig wohl. Der durch die Explosion verursachte Brand bedeckte eine Oberfläche von 60,000 Quadratmetern. Und keine menschliche Macht vermochte dies Feuer zu löschen. Man mußte es brennen lassen, bis der letzte Tropfen Petroleum verbrannt war. Mit großer Aufopferung und Anstrengung gelang es nur, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die Theilnahme und Hilfe der Bevölkerung wird allgemein gelobt; man sah feine Herren, die sich an die Karren spannten, auf welchen Todte nnd Verwun dete in die Spitäler geführt wurden. Andere halfen Leichen und Verwundete aus den brennenden Trümmern ziehen und zu den Wagen tragen. Von dem benach barten Dorf Austroweel ist der größere Theil fast ganz zerstört, theils durch Zusammensturz der Häu ser, theils durch Brand Auch dort gab es zahlreiche Todte und Verwundete. Der Donner der Explosion und die Erschütterung des Bodens waren weithin be merkbar. Die Untersuchung ist eingeleitet, der Pro vinzialrath bestreitet, das Unternehmen gestattet zu ha ben. Der Schaden an Fenstern uud Häusern beträgt Millionen. PMWHe AmwsHau. Deutsches Reich. In Königsberg i. Pr. ist die offizielle Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Kaisers einge gangen und zugleich der Wunsch dabei ausgesprochen worden, daß von größeren Empfangsfeierlichkeiten ab gesehen werden möge. Der Monarch wird im könig lichen Schlosse Quartier nehmen und dort ein größe res Diner geoen. Die Kreuzercorvette „Olga", welche der Samoa- Katastrophe mit genauer Noth entgangen ist, lief am Montag Mittag nach fünfjähriger Abwesenheit im Kieler Hast» ein. Das Aussehen der Mannschaften war vorzüglich. Prinz Heinrich fuhr mit der Cor- vette „Irene" der „Olga" in See entgegen und ge leitete dieselbe in den Hafen. Zahlreiche Jachten und Boote empfingen die „Olga", eine große Menschen menge befand sich am Ufer, die Stadt Hatto geflaggt. Der Empfang war äußerst herzlich. Allen aus Samoa Heimgekehrten wird die Stadl Kiel heule ein besonderes Fest geben, außerdem soll den Braven noch eine be sondere kaiserliche Auszeichnung zu Theil werden. Prinz Heinrich sprach ihnen die kaiserliche Anerken nung aus. Zum Czaren-Besuch in Berlin bringt die „Krzztg." folgende Mittheilung: Die Reise sei in Petersburg bestimmt für Ende August geplant gewesen, auf Wunsch des durch die Manöverreisen stark in An spruch genommenen deutschen Kaisers sei aber die An kunft des Czaren auf Ende September verschoben, die Fahrt nach Berlin werde über Kiel erfolgen. Am Czaren liege der verspätete Besuch mithin nicht. Die Beziehungen der beiden Großmächte, zwischen den Höfen wenigstens, müßten zur Zeit als recht befriedigend bezeichnet werden. Dasselbe Blatt theilt mit, daß die Errichtung zweier weiterer deutscher Armeecorps nicht so sehr erhebliche Kosten verursachen werde, wie man vielfach annehme. Mehrkosten würden hauptsächlich nur durch Errichtung 2 neuer General-Commando-, 4 Divisions-Commando-, 8 Infanterie-, 4 Cavatterie- und 2 Artillerie-Brigade-, 4 Infanterie- und 4 Ar ¬ tillerie-Regiments-Stäbe und die Bildung zweier neuer Trainbataillone erwachsen. Erwünscht, aber nicht un bedingt nothwendig sei es, wenn noch 14 Abtheilungen Feld-Artillerie und 2 Bataillone Fuß-Artillerie for- mirt würden. An der deutsch-ostafrikanischen Küste werden neue Kämpfe erwartet. Von deutscher Seite ist strenge Blockade gegen Saadani, wo nächstens ein Kampf erwartet wird, proclamirt worden. Der eng lische Consul Portal machte den indischen Kaufleuten deshalb bekannt, daß es allen Fahrzeugen bei Strafe der Festnahme verboten sei, nach Saadani zu fahren. Die Hamburger Polizei nahm 13 Socia listen fest, welche im Freien eine Versammlung zur Berathung der Wahlagitation abhielten. In Deutsch-Ostafrika beginnt der Handel sich wieder zu beleben: Eine große Wanycamwezi-Kara- - wane mit Elfenbein ist in Bagamoyo angekommen. 4. eNcrerrrtz-Lingt-rn. s Die galizischen Manöver haben ihr Ende erreicht, j Montag Abend ist der Kaiser Franz Joseph in ; Leitmeritz in Böhmen angekommen, und von den geist- s lichen und weltlichen Behörden und einer großen Bolks- ; menge enthusiastisch begrüßt worden. Heute Dienstag j beginnen dort die Manöver. i Die serbische Regierung hat nach Wien mitge- s theilt, die Reserveübungen im Süden des Landes seien f beendet und die Truppen entlassen. Alle neueren Nachrichten von militärischen Bewegungen in Serbien seien also durchaus unzutreffend. In Karlsbad fand am Sonntag die Hauptver sammlung des deutschen Schulvereins statt, welche glänzend verlief. Der zur Kur anwesende Exkönig Milan von Serbien, welcher mit vorgestecktem Ver einszeichen die Festlichkeiten besuchte, spendete 100 Gul den für den Verein. In czechischen Kreisen gilt die Ernennung des Grafen Thun zum Statthalter von Böhmen als Vorläufer der Verwirklichung der böhmischen Königskrönung. Frankreich. Die französische Regierung bekommt aus Anlaß der bevorstehenden Kammerwahlen nun noch Streit mit dem katholischen Klerus. In einem Ministerial- erlaß der vorigen Woche war den Geistlichen bekannt lich jede Tpeilnahme an der Wahlagitation streng ver boten. Der Bischof von Seez hat gegen diese Ordre Protest erhoben, als einen Eingriff in die Rechte der E Geistlichen; er erklärte, jede Regierung, welche die wahre Freiheit gewähre, werde von der Mehrheit der Geistlichkeit nichts zu befürchten haben. Die französischen Offiziere fangen nun auch an, politische Reden zu halten. Bei einem Essen in Algier erinnerte der Admiral du Pelit-Thouars an den Krimkrieg und bemerkte, damals hätten die Franzosen mit einem ritterlichen Gegner gekämpft, dem sie nach dem Kampfe die Hand loyal gereicht hätten und den sie heute zu ihren Freunden zählten. Entgegen dem ausdrücklichen Verbot der Pariser Regierung erlassen fast alle Bischöfe im conservaliven Sinne gehaltene Wahlhirtenbriefe. Wie verlautet, stehen scharfe Maßregeln gegen die Bischöfe bevor. Im Elysee-Montmartre fand eine sehr stürmische Wählerversammlung statt. Boulangisten und Republikaner prügelten sich zum Schluß weidlich durch. Belgien. König Leopold hat den Verunglückten von Ant werpen aus seiner Privatschatulle 12,000 Franken