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57. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 22. Juli 1864. Preis ... pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeil« 8 Psg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Jemter und Atadtrüthe zu Dippoldiswalde. Mnensteiu und Altenberg. Verantwortlicher Siedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 21. Juli. Wir machen unsere Leser ganz besonders auf die, in unserer heutigen Nummer in besonderer Beilage enthaltene höchst inter essante Schilderung einer Alpenreise, die uns derselbe, sparsame und viel genießende Tourist mitgetheilt hat, der neulich uns durch Erzählung seines Pfingst- spazierganges nach Venedig erfreute. Wir glauben uns nicht zu täuschen, wenn wir der Hoffnung sind, es werde diese Alpenreise unscrn Lesern noch mehr Interesse abgewinnen (da der Reisende hier viel selbstthätiger, als in jener, auftritt), und wir find überzeugt, ganz in ihrem Sinne zu handeln, wenn wir dem freundlichen Berichterstatter (der längere Zeit unter uns lebte und lehrte) auch öffentlich unfern herzlichen Dank abstatten. Dresden. Das diesjährige Programm des großen Vogelschießens der hiesigen Bogenschützengesellschaft zeigt gegen früher einige Veränderungen, auS welchen wir entnehmen, baß der Vorstand dieser Gesellschaft zeitgemäßen Verbesserungen durchaus nicht abhold ist. Am Montag, den 1. August, findet wie gewöhnlich die Eröffnung deS Hanptschießens Nachmittags 3 Uhr statt. Für Dienstag, den 2. August, ist Nachmittags 2 Uhr die Fortsetzung deS Hauptschießens, Nachmittags 5 Uhr aber ein Festzug der Turner des Neu- und Anton städter Turnvereins nach dem Schießplätze, und 6 Uhr rin Schauturnen in Aussicht gestellt. Mittwoch, den 3. August, findet das Schieße» der Dame» und die Illumination statt. Donnerstag, den 4. August, soll auf daS um 1 Uhr im Schützenzelte stattfindende Schützen mahl um 5 Uhr ein Festzug der Sänger des Dresdner allgemeinen Sängervereins durch die Stadt nach dem Schießplätze und um 6 Uhr große Gesangaufführung derselben mit Begleitung eines Militärmusikchors folgen. Am Freitag wird, wie sonst, das große Feuerwerk, am Sonnabend aber der Schluß des Hauptschießens stattfinden. — Einem Gerücht zufolge wird das Fallbeil binnen wenigen Tagen nunmehr auch an dem Mörder Joseph Schönfclder die blutige Thal blutig sühnen, die er an de m Knaben Blechschmidt am 27. Sept. 1862 verübte. Bautzen. Am 19. Juli erfolgte im Hofe hiesigen Schlosses die Vollstreckung der Todesstrafe an dem wegen Mordes zum Tode verurtheilten 37 Jahre alten Weber C. G. Thonig aus Neukirch. Der Brrurtheilte trat in gewöhnlicher Kleidung, todtbleichen Angesichte«, begleitet von seinem Seelsorger Hrn. Pastor Rüling, aus dem Gesängniß in den Gchloßhof, wo bas aus Dresden eingetroffene Fallschwert errichtet war und eine zahlreiche Versammlung aus allen Ständen dem ernsten Acte in bangem Schweigen entgegenharrte. In kurzer Ansprache wurde durch Hrn. Bezirksgerichtsdirector Hensel den Anwesenden nochmals der Sachverhalt dar gelegt und dann der Verurtheilte dem Nachrichter zur Vollstreckung des UrtheilS übergeben. Derselbe empfing ibn und führte ihn mit einem Gehülfen die fünf Stufen zum Blutgerüst hinauf, wo er schnell sein trauriges Werk vollendete. Leipzig. Aufsehen erregt der Ausbruch des Con- curses in das Vermögen des hiesigen Geschäftshauses A. E. Ferrari, dessen älterer Chef einen Wechsel nicht decken konnte, der sich später als gefälscht erwies und die Inhaftnahme des Fälschers zur Folge hatte. Der jüngere Geschäftsinhaber hatte sich heimlich von hier entfernt und ist am 16. d. MtS. bei Potsdam tobt au« dem Wasser gezogen worden. Berlin, 18. Juli. Se. Maj. der König ge denkt am Mittwoch Nachmittag von Karlsbad nach Marienbad zn reisen, am Donnerstag in Regensburg, am Freitag in Gmunden und Salzburg und am Sonn abend in Gastein einzutreffen. Schleswig-Holstein. Wie wir in vor. Nr. schon gemeldet, ist zu Chri- stiansfeld nach vorangegangener Genehmigung der be treffenden Regierungen zwischen den Bevollmächtigten der alliirten Armee einerseits und dem der dänischen andrerseits ein Waffenstillstand abgeschlossen, der am 20. Juli Mittags begann und bis zum 31. Juli Nachts bauert. Die Blokabe hört gleichzeitig aus; die krieg führenden Theile bleiben im Besitz deS am 20. Juli Mittags von ihnen besetzten Gebietes. In den jetzigen Verhältnissen Jütlands wird durch diese Waffenruhe ebenfalls nichts geändert. Dänemark hat um diesen Waffenstillstand selbst gebeten. Am 15. langte ein dänischer Kammerherr direct aus Kopenhagen mit einem eigenhändigen Briefe des Königs von Dänemark an den König von Preußen in Karlsbad an, in welchem eine sehr klägliche Schil derung der verzweifelten Lage Dänemarks enthalten und die Großmuth des Königs von Preußen angefleht wurde. Eine gleiche Sendung ging nach Wien. So weit ist denn nun der dänische Uebermuth, daß, während Dänemark auf der Londoner Conserenz noch die billigsten, ja allzubilligen Friedensvorschläge der Alliirten höhnisch verwarf, es jetzt von selbst bescheiden um den Frieden bittet! Darüber, welcher Art der Frieden sein werde, be stehen noch ziemlich abweichende Muthmaßungen. Im Allgemeinen lauten die Stimmen von Berlin, soweit es sich nm die völlige Trennung der Herzogthümer