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Wchmtz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche UmtsyauptmannjHast, das Königliche Amtsgericht und de» Stadtrach zu Dippoldiswalde. 88. Jahrgang. Dienstag, den 15. Juli 1902. Nr. 79. Die „Weiheritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- laq und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich «4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. VMNb-orllich-r Md-ckur: Paul IrhM. - Druck Mld V-rlW »MI Carl I-Hue in Dixxowi-lualdr. MI. „,llu,ma«. MU ,-u-u -n» »--.«,1-Mch-st»*« Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde»!, werden mit l2Psg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg. Königlivkes X. 11/01 Nr. 29. Konkursverfahren. . - , . .... . Das Konkursverfahren über das Vermögen des früheren Schneidenrühlenbcsitzcrs kobsrl »aklm.ua in Oberearsdorf, ich! in ces en wo,nhas , wir nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Dippoldiswalde, den 12. Juli 1902. elsch- des für !and- dern , so- tdcs- anze das , er- lieser chts- hofe ldes- läre. 2sen, Diese nem wie t er- ist, den. i in eine Hoss auf nien chtet ung der )iese chen ibar die >pen der- örd- reist des- Hen em- 396 Die Finanzschwierigkeiten fiir das Reich. Es ist kein Zweifel an der leidigen Thatsache, daß ' sich die Verwaltung der Reichsfinanzen auch für die nächsten Jahre noch mit einem mehr oder minder erheb lichen Defizit wird herumschlagen müssen, auf welche ge wiß wenig erbauliche Aussicht alle Umstände hindeuten. Die wachsende Unzulänglichkeit der eigenen Einnahmen des Reiches, die ihrerseits theilweise mit in der Stockung des deutschen Handels und der deutschen Industrie seit 1900 begründet ist, steht im umgekehrten Verhältnisse zu dem trotz aller Sparsamkeit zunehmenden Ausgaben für die Neichsbedürfnisse und hieraus hat sich eine miß liche allgemeine Lage der Reichsfinanzen entwickelt, die wohl noch für noch geraume Zeit anhalten dürfte. Be greiflicher Weise richtet sich die Sorge der maßgebenden Persönlichkeiten an der Spiße des Reichsfinanzwesens in intensiver Weise darauf, wie sich am besten und wirk samsten neue Einnahmequellen sür das Reich erschließen oder die bisherigen ergiebiger gestalten ließen, um all mählich der obwaltenden Finanzschwierigkeiten wieder Herr zu werden. Aber das ist freilich eine sehr heikle Aufgabe, wie dies aus der gesammten Sachlage resultirt. Das bequemste Mittel, den nothleidenden Reichsfinanzen wieder aufzuhelfen, wäre sicherlich eine angemessene Er höhung der von den Einzelstaaten an das Reich zu leistenden Matrikularbeiträge. Jedoch an eine solche Maßnahme ist gerade jetzt iin Ernst am wenigsten zu denken, laboriren doch auch die allermeisten Einzelstacrten unter der wirthschaftlichen Ungunst der Zeiten, sie müssen ebenfalls mit theilweise recht erheblichen Defizits kämpfen, und schon deshalb müßte ein etwaiger Versuch, die Einzelstaaten zur Deckung der Mehrlasten direkt heranzu ziehen, entschieden zurückgewiesen werden. Das Reich muß also bedacht sein, sich auf andere Weise steigende Einnahmen zu verschaffen, womit es aber auch seine be denklichen Haken hat. Nicht unsympathisch klänge da die Einführung einer direkten Reichs-Einkommensteuer, welcher Plan in den leitenden Finanzkreisen des Reiches in der That schon wiederholt erörtert worden ist. Indessen hat man sich dort schließlich gegen denselben ausgesprochen, wobei gewichtige finanzpolitische wie staatsrechtliche Be denken ihre Rolle spielten, in letzterer Hinsicht namentlich diejenigen, welche die Unvereinbarkeit einer einheitlichen Reichseinkommensteuer mit unserein föderativen Staaten- fystem betonten; von dem Gedanken einer solchen direkten Staatssteuer ist es denn auch wieder ganz still geworden. Dafür sind in jüngster Zeit anderweitige Vorschläge zur Stärkung der Reichseinnahmen aufgetaucht, und zwar in i der Richtung einer erhöhten Tabak- und Börsensteuer, sowie einer Biersteuer. Aber schon der Gedanke einer Mehrbelastung des Tabak- und des Vierkonsums in Deutschland ist in weiten Bevölkerungskreisen derart un günstig ausgenommen worden, daß seine Urheber und Befürworter es für gut fanden, mit demselben einstweilen nicht weiter hausiren zu gehen. Dafür war die öffentliche Meinung eher geneigt eine höhere Börsensteuer zu acceptiren, es hat nun einmal für viele Leute die Vor stellung, daß die Börse noch mehr „bluten" solle, etwas gar Verlockendes. Aber auch dieses Projekt ist wieder : zurückgesetzt worden, in Erwägung des Umstandes, daß H die Ergebnisse der jetzigen Börsensteuer im Jahre 1901 gegenüber jenen des Vorjahres nicht unwesentlich zurück geblieben sind, und daß vermuthlich auch ein abermaliges Anziehen der Schraube bei der Börsensteuer nichts aus ihr herauszupressen vermöchte. Neuerdings klammert man sich nun an gewissen Stellen an die Hoffnung, daß der meue Zolltarif — sein Zustandekommen im Reichstage . selbstverständlich vorausgesetzt — genügende Erträgnisse zur Deckung der nothwendigsten Neichsausgaben für die nächsten Jahre liefere, das ist jedoch vorerst nur -eine sehr unbestimmte Hoffnung, ganz abgesehen davor,, ; daß Zölle, welche gegen die übermäßige Konkurrenz des ! Auslandes schützen sollen, schwerlich hohe Erträgnisse z bringen können. So wird denn die Reichssinanzverwaltung H zusehen nrüssen, wie sie sich bis auf Weiteres recht und H schlecht durchbringt und es wenigstens zu ermöglichen sucht, das bereits vorhandene Defizit nicht noch zu ver größern; die Ergebnisse der neuen Schaumweinsteuer dürften da vielleicht eine kleine Erleichterung bringen. Will aber das Reich finanziell nicht für immer aus der Hand in den Mund leben und scheut man zugleich vor einer intensiveren Ausnutzung der indirekten Neichssteuern zurück, so bleibt eininal doch nichts anderes übrig, als daß zu einer organischen Neichsfinanzresorm gegriffen wird, um das Reich finanziell endlich auf seine eigenen Füße zu stellen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. „Am guten Alten in Treue halten" gilt auch für die Tage des Vogelschießens. Das Festhalten an altem Gebrauch greift hemmend in die Speichen der rastlos dampfpustenden und funkensprühenden Zeit und zwingt sie, wenn auch nicht gänzlich stille zu stehen, aber doch wenigstens ihren Lauf aus kurze Zeit zu verlangsamen, so daß die Menschheit einmal Zeit gewinnt, sich selber zu besinnen von dem ewigen Hasten und Jagen nicht zu un gezügelter, aber wenigstens zu ungebundener Lust, und ewig bleiben die Worte wahr: „So lang der Mensch noch lachen kann, ist es mit ihm nicht aus". Den Schützen und all den Verkäufern war es allerdings am Sonnabend nicht zum Lachen, als kurz vor dem Zapfenstreich der Himmel all seine Schleusen zu gewaltigem Regengüsse öffnete und auch für Sonntag das ungünstigste Vogelschieß wetter vermuthen ließ. Aber der Sonntag strafte ihn voll ständig Lügen, denn heiter wölbte sich der Himmel auf ungezählte Besucher der Festaue. Wie hergebracht ver sammelten sich um 11 Uhr die Schützen mit werthen Gästen im Nathhaussaale zum Schützenfrühstück. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete Herr Vorsteher Liebel, indem er tiefergreifende und dankbare Worte der Erinnerung dem hochseligcn König Albert widmete. Zu ehrendem Gedächt- niß erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. So dann ging Herr Liebel in treuer Gesinnung zur Huldigung S. M. des König Georg über, ihm zum ersten Male in der Schützengesellschaft ein Hoch ausbringend. Die Kapelle intonirte darauf die Königshymne. Den zweiten Trink- spruch weihte Herr Stadtrath Heinrich dem deutschen Reich init Benutzung des von dem seligen Herrn Diakonus Büchting gestifteten Pokals. Redner gedachte in herrlichen Worten des Stifters, dessen Todestag heute, Montag, wiederkehrt, und seiner Verdienste als Bürger der Stadt, sowie seiner Vorzüge als Mensch. Dann pries er die Macht des Reiches, wies aber auch auf dunkle Wolken am Neichshimmel hin und ließ seinen Trinkspruch ausklingen in das Gelöbniß, in Treue und Glauben zum Reiche zu halten. „Deutschland, Deutschland über Alles" erklang vom Orchester. Wester reihte sich Toast auf Toast des Herrn Vorsteher E. Heinrich auf die drei Schützenkönige, die Herren Schwind, Mende, Zschocke, des Herrn Platz meister Jäckel auf die drei Marschälle, die Herren Aßmann, Baumeister Schmidt und A. Reichel (letzterer in Vertretung), des Herrn Siegert auf die städtischen Behörden und des Herrn Mieth auf die drei Ehrenmitglieder, die Herren Bürgermeister Voigt, Major Wendler und Ehrenvorsitzender Heinrich. Sofort fanden diese Trinksprüche Erwiderung durch Herrn Schwind, der aus Liebmanns Ehrenpokal auf die Treue zu seiner Vaterstadt Dippoldiswalde trank, durch Herrn O. Schmidt, der in recht launiger Weise die Schützenmarschälle mit Feld-, Hof- und Neisemarschällen verglich, deren gemeinsamer Lohn die Freude am Erfolg sei, und dann auf die Vertreter der eingeladenen Korpo rationen und die übrigen Gäste toastete. Herr Bemmann brachte Namens der Freiw. Feuerwehr einen schneidigen Trinkspruch auf die Schützengesellschaft und Herr Bürger meister Voigt auf den Schützenvorstand, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die gmen Beziehungen zwischen städt. Behörden und Schützengesellschaft erhalten bleiben, da letztere ja stets ordnungsliebenden Bürgcrsinns eingedenk gewesen sei. Herr Friedensrichter Wendler ge dachte des Ofsizierkorps, Herr Mühlmann, Präses vom „Glück zu", dankte der Schützengesclischaft für freundliche Einladung, und Herr Heil, Vorsteher des Männergesang vereins, bezeugte in seiner Ausführung, wie die privilegirtc Schützengesellschast ihr Privilegium zur Herstellung und Festhaltung eines guten Einvernehmens mit der gesammten Einwohnerschaft ausübe. Ein mit gutem Humor von Herrn Otto Müller verfaßtes Tafellied erhob die schon gehobene Heiterkeit auf den höchsten Gipfel. Nicht gerade unterbrochen wurde sie, aber mehr zu herzlicher Dankbar keit eingestimmt, als Herr Liebel Herrn Amtsschornstein- fegermstr. Th. Ebert, Schützenhauptmann a. D., das Diplom mit der Ernennung zum Major, sowie dem Vorstands mitglied, Herrn Privatus Gössel, ein Anerkennungsdiplom für 25jährige Mitgliedschaft überreichte. Zum Danke für die Ehrung weihete Herr Major Ebert der Schützentreue ein Elas. Mit Freuden wurden auch Telegramme von den Herren Stadtrath Reichel aus Stuttgart, Liebmann- Odessa, Tzschentke-Leipzig und Dietze-Sayda ausgenommen. Mittlerweile war es Zeit zum Umzüge geworden. An diesem betheiligten sich „Erholung", „Glück zu", „Männer gesangverein',, „Militärverein", „Freiw. Feuerwehr" mit Musikchor und Turnverein. Auf der Aue, wo schon eine große Mengenmenge wartete, begann nun das rechte Vogelschießleben. Der Turnverein bot seinen Mitgliedern in Anbetracht des in Großenhain errungenen Preises auch ein Vogelschießen. Zwar waren infolge der Ver schiebungen einige Schau- und Verkaufsbuden, die schon Anzahlung geleistet hatten, nicht erschienen, aber trotzdem 18 Schießen auf diesen Sonntag zusammen fielen, war doch der verfügbare Raum voll besetzt und — Geschäfte werden hoffentlich Alle gemacht haben. — Die Einstellung der Rekruten erfolgt in diesem Jahre in der Zeit vom 21. bis mit 23. Oktober. — Für das durch den Tod des Pfarrers vr. Müller erledigte Pfarramt Burkersdorf sind vom evang.-Iuth. Landeskonsistorium die Herren Pfarrer Kneschke in Wittgendorf, Oelschlegel in Chemnitz und Vieweg in Topf- scifersdorf vorgeschlagen worden. Dresden. Das königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat den Bezirksschulinspektionen eröffnet, daß der König befohlen hat, in diesem Jahre von besonderen Festlichkeiten aus Anlaß seines Geburts tages abzusehen. Das Ministerium hat daher angeordnet, daß bei der in den Volksschulen des Landes am 8. August zu veranstaltenden Schulfeier hierauf Rücksicht genommen wird. Ist der 3. August ein Ferientag, wie dies in den meisten Schulen der Fall sein wird, so ist die Schulfeier in der ersten Woche nach den Sommerferien in gleicher Beschränkung als Nachfeier abzuhalten. Die Bestimmung des Tages bleibt den Schulvorständen re. überlassen. Dresden. Unter Vorsitz des Königs und unter Theilnahme des Kronprinzen hat am II. Juli eine Sitzung des Gejammtministeriums statlgefunden. — Der Malersaal an der Ostraallee, der schon seit Jahren infolge seines ruinenhaften Aussehens die dortige Gegend verunzierte, wird nunmehr endlich definitiv von der Bildflähe verschwinden, indem die Dresdner Kaufmannschaft beschlossen hat, das Gebäude für 130000 Mark dem Staate abzukaufen, um auf dem Areale ein eigenes Grundstück zu erbauen. Das Königl. Finanz ministerium hat vor einigen Jahren denselben Preis für das Grundstück bezahlt. Der Abbruch des Malersaales muß. durch die „Kaufmannschaft" vertragsmäßig bis zum 30. November beendet sein. — Die bekannte rothe Zugführertasche, das Er kennungszeichen des zugführenden Beamten bei den zur Personenbeförderung dienenden Zügen, soll künftig bei den Staatsbahnen durch einen rothen breiten Lederriemen mit Schnalle und Signalpfeife, welcher gleich der bisherigen Tasche über Schulter und Brust getragen wird, ersetzt werden. — Sechstes deutsches Sängcrbundesfest in Graz. Der geschäftsführende Ausschuß hat für das sechste deutsche Sängerbundesfest folgende Festordnung aufgestellt: Sonnabend, 26. Juli: Begrüßungs-Kommers in der Sängerhalle. Sonntag, 27. Juli: 9 Uhr Vormittags Gesammtprobc in der Sängerhalle, um 2 Uhr Nach mittags Festzug vom Südbahnhofe aus zur Industrie- Halle, wo Nachmittags im Parke ein großes Volksfest und