Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830112
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-01
- Tag 1883-01-12
-
Monat
1883-01
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1883
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdartion und Lrprdition Johannesgasse 33. Aprkchftnndrn drr Nrdariion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ftl» vtr Utkk,,»» einqkt^nttrr vt»nutcri»t« «acht sich dt» Acd»ct>«i> mchl »erbiudtuj. AnuaH«« »nt für dte nSchftlBl,e«»e Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmittags» an Sonn- und Kr,«tagen früh bis V.S Uhr. Zn den Filialen snr Zns.-^noahmr: Ltt« Klemm, UniversilätSstrahe 21, Laut» Lösche, Kalhartnenstraße 18, p. nur bi» '.8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLftsverkehr. Auflage 17,88«. ^tz«a>mnrut»prrw vienelj. 4'/, Mk., incl. Brinacrloh» 5 Ml, durch die Post bezöge» 6 Ml. Jede emzelue Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Scbühren sür Extrabeilagen ohne Postbesarderung 30 Ml. mit Postbefsrderuug 48 Ml. Inserate gespaltene Petitzeile L0 Pf. Kroger« «chrifte« laut unsere« Preis. oerzrühuiß. Tabellarisch« La» »ach höhere» Tarif. Ueltamen unter dem Urdartionskrich du Spaltzeü« 50 Ps. Inserate sind stets an die Expeditia» z« senden. — Rabatt wird mchi gegeben. Zahlung prueuum«'r»u>1» oder durch Post- oachuahmc. -4? 12. Freitag den 12. Iamiar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir beschlossen, die erste und die zweite Abtheilung de alten JvhanniSfricdhofS, deren Begrädnißplätze sämmtlich verfallen sind, in einen Park, jedoch unter möglichster Schonung de- bisherigen Charakters der Anlage, umzuwandeln. Dir Wegnahme der ans diesen Adtheilungen befindlichen EZitter und Denksteine, sowie die Beseitigung der Schwibbögen von den Wandstellen (nicht aber die Wegnahme von Bäumen), ist den Berechtigten innerhalb einer vierwöchentlichen Frist und spätestens btS zu« 3. Februar 1883 gestaltet und werden dieselben hierdurch aufgcsorkert. sich deshalb vorher bei unS unter Bescheinigung ihrer Rechte anzumelden; nach Ablauf der gestellten Frist wird, soweit dies mit Rücksicht aus die neue Anlage nolhwendig ist. mit Beseitigung der bis dahin nicht reclamirten und entfernten Schwibbögen, Grabgittcr rc. vor gegangen werden; bessere Denkmäler und Grabsteine werden soweit immer tbunlich bis aus Weiteres erhalten werden. Mit den Inhabern einiger zur dritten FriedhosS- Abtheilung gehörigen Wandstellen, deren Beseitigung dckuss Berdreiterung des TäubchenwcgeS wünschenswerlh erscheint, wird besonders verhandelt werden. Leipzig, den 30. December 1882. Der Rath der Ltadt Leipzig. 1)r. Georgs. Harrwitz. Bekanntmachung. Die im Lause des Jahres 1808 »ul Leichen Erwachsener, sowie die im Jahre 1873 mit Leichen von Kindern besetzten Gräber aus den hiesigen Friedhöfen kommen im gegenwärtigen Jahre zum Verfall. Leipzig, den 4. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Harrwitz. Gkwölbe-Vermiethnng. In der Georgenhalle, Brühlseite, ist da« zuletzt au Herrn Lederhändlcr Slcgmund Salonion vermiethet gewesene GewS'be lvaS dritte von der Goelbestraße au«) sofort oder später gegen halbjährliche Kündigung oder nach Wunsch auf 3 oder Jahre anoerwcil zu vermiethen. Die Vermiet buiigsbedingunqen und das Inventarium de« Gewölbes liegen aus dem Nathhaussaale 1. Etage zur Einsicht nahme aus. Wegen Besichtigung deS Gewölbe« wolle man sich an den Hauümaun der Georgen Halle wenden. Leipzig, den S. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Ter an der Packhofstrasie hierjelbst im Jahre 1848 erbaute eiserne Ladeschuppen soll aus den Abbruch versteigert werde». Der abzuhrechende Ladeschuppen besieht aus 12 Abthei« lungen und hat eine Länge von ca. 77.88 w »nd eine Tiefe von ca. 15 33 m. Jede Langfronte enthält 13 gußeiserne Säulen, jede Schmal seite deren 4, welche aus Sandslcinwürseln ruhen. Die geringste Höhe bis zu den Längenträgern beträgt ca. 5.00 m. Ter Schuppen ist nach den 4 Seiten offen. DaS Sparrwerk besteht aus Schmiedeeisen und die Be dachung selbst auS Eisenblech. DaS unter dem Schuppen stehende Waagcbäiischen nebst Waagen und allem Zubehör sind von dem Verkaufe auS- geschloffen. Wir haben fllr den Verkauf einen öffentlichen Bietung«- tcrmin aus Sonnabend, den 3. Februar, Dorn». 11 Uhr, im Saale der allen Waage, Katharmenstraße Nr. 29, anberaumt. Die VersteigerungSkedingungen können aus unserem Bau amte, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 5, eingesehen, rffp. von da gegen Erlegung der Copialien bezogen werden. Eben daselbst wird auch jede weitere gewünschte Auskunft ertheilt. Leipzig, am 10. Januar 1883. Der Natk der Stadt Leipzig. l)r. Georgi. ClchorinS. Mtztiolz-Auction. Montag, den 17. Januar 1883 sollen von Vor mittag« 9 Uhr an aus dem Miltelwaldschlage in Abth. 25 a deS Burgauer Forstreviers in der sogenannten Leuvschcr Gottge iu der Nabe deS Lcutzschcr PsarrholzcS 17 Eichen-, 18 Buchen-, 29 Rüstern-, 29 Eschen-, 19 Aborn-, 35 Ellern-, 1 MaSholbcr- und 1 Lindcn- Nutzklötze, sowie 54 Stück Schirrhölzer unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich auS- gchangcnen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus obigem Schlage. Leipzig, am 4. Januar 1883. DeS RathS Forst-Deputation. An die Bändels- und Gewerbetreibenden. Der Demich- Handelstag hat seinen Bleibenden Ausichuh beauf. tragt, an den BundeSratd und an den Reichstag eine Petition au Abänderung beziv. authentische Auslegung des Keichsttrmprlabaaben-KZrsetze» zu richten. Der Ausi-vub hat zu dicjcm Behufe die Handelskammer um Mitthellun« aller »erfcnigen Fälle ersucht, in welchen innerhalb ihres Bezirke« das Gesetz vom 1. Juli 1880 zu einer anfsa»en»en »n» Ven Verkehr beeinträchti«enbe« Anwen dung Anlaß geboten Kat. Um dieser Auisorderung entsprechen zn könne», richten wir an alle Handel- und Bewerbeireibenden da« Ersuchen, eine schriftliche RiNheilung über die ihnen bekannt gewordenen Fälle der bezeich- neten Art baldmöglichst »nd länaitrn« bi« zn« 82. » M. «a unser Bureau, Ncumartl 19. I. gelangen zu lasten. Leipzig, den 10. Januar 1883. Die Hantzeisktttnmer. In Stellvcrtr.: I. L. Lichoriu«. vr. Elensel, S. Höhere Schule für Mädchen. Neue Schülerinnen für Ostern d. I. bitte ich mir in der Woche vom 15. bi« 20. Januar, und zivar am Montage von 9—13, an den übrigen lagen von 11—12 Uhr anzumelden. Leipzig, den 5. Januar 1883. vr. W. Röldeke. veMgerung. Montag, »ea IS. Januar 1888. vormittag» IS Uhr. ollen im Restaurant zur galdrnrn Kugel in Neustadt eine Partie guter Möbel, als: 1 Schreibsecrelair, 1 Kleider- secretair, 1 Wäschcsecreiair, ca. 110 Stück Stühle, 18 Stück Tische, 1 Billard mit Zubehör, 1 Brückenwaage, 1 Handwagen, sowie verschiedene zum RestauratiouSbetriebe gehörige lllcufilien nebst einer gronen Gartcu-Colonnade u. s. w. meistbietend gegen sofortige Baarzahluug versteigert werden. Leipzig, den 11. Januar 1883. Stetnbeck. Gerichtsvollzieher. Steckbrief. Gegen den Handarbeiter Friedrich Eduard vöh«» au« Pegau, in Deumen bei Hohenmölsen und in Weiderode bei Pegau im Dienst gewesen, ist wegen Hausfriedensbruchs und ungebührlicher Erregung ruhestörenden Lärms öffentliche Klage erhoben. Böhme hält sich verborgen und wird deshalb um seine Verhaftung und Uebersüh- rung in das hiesige GerichtSgesängnitz ersucht. Eine Beschreibung der Persönlichkeit kann nicht gegeben werden. Hohenmölsen, den 5. Januar 1883. Königliches Amtsgericht. Mtz-Bol)verkauk. Obers. Torna» tbei Düben» Schutzbez. Schwemsal, LO. Januar er., Morgens 10 Uhr, im Schlage Jage» äOtLaukops). Nutzstämme und Abschnitt«: Eichen: 200 Stück, Buche»: 25 Stück, Weißbuchen: 12 Stück, Kielern: 20 Stück. Nulzscheitc: Elchen: 0 Rm., Wcchbucheu: 27 Rm., Kiffern 12 Rm. ' Königliche Oberförsterei. Nichtamtlicher Theil. Der Schatten Oberdank'S. Wc>« kann au« Italien Gute- kommen? Diese Frag« legen wir unS auch heute wieder vor, indem wir aus die be kannten Oberdank-Skandale zurückkommen. Wer jemals Ge legenheit geyabl, iin Laute, wo die Citroncn olUOen, d>« richtigen Jtalianissimi kennen zu lernen, der mußte sich sofort agen, daß dort die Hinrichtung Oberdank'S zu allerlei wüstem :!ärm und gewallthäligen Ausschreitungen Veranlassung geben werde, und der Telegraph hat diese Voraussicht leider nur allzu rasch bestätigt. Die kurzen Mitlheilungen desselben werden beute überdies durch briefliche Nachrichten au« Rom in einer Weise ergänzt, welche die inneren Zustände Italien« sowie die Autorität der Negierung im immer zweifelhafteren Lichte erscheinen läßt. Vor Allcni wird au« Rom gemeldet, daß die jüngste Bc- bauplung deS ossiciöscn Telegraphen, der Steinwurf gegen den österreichischen Botschafter Grafen Paar habe mit Politik »icktS zu thun gehabt, nur alS ein wenig geschickter Vcr- luschungsversuch zu betrachten sei. WaS daS zweite, am 4. d. M. gegen die österreichische Botschaft bei dem Vatican verübte Attentat betrifft, so lassen die »uS vorliegenden Einzel heiten seinen gefährlichen politischen Charakter ganz genau erkennen. Ein Setzer, Namen« Nigatticri au« Reggio ln Mittel- Italien gebürtig, welcher in der Druckerei EriSpi'S an der Herstellung seine« Journal« „Riforma" gearbeitet, feuerte um 10 Ubr Morgen« plötzlich vier Rcvolverschüffe gegen das österreichische Wappen ab, welches über dem Ehore deS Palazzo di Venezia angebracht ist. Bei jedem Schüsse schrie der Mann wie rasend: „'Nieder mit dem Kaiser von Oester reich, dem Mörder Oberdank'S! Es lebe Italien! Es lebe Oberdank!" — Der Polizei, die sofort zu seiner Verhaftung schritt, leistete der ungefähr dreißigjährige Mann keinerlei Widerstand. „Verhaften Sie mich nur", sagte er ruhig, „aber ich werde nicmal« anfhören, nach Rache für Ober dank zu rufen." Bei seinem ersten Verhöre wiederholte er diese Worte; eine in seiner Wohnung vorgenommene Durchsuchung hatte keinerlei Ergebniß. Dieser gewalt same Angriff gegen daS österreichische Botschaft-Hotel kann unschwer zu bedenklichen Verwickelungen führen, weil gegen über der ausgesprochenen Absicht des Verhafteten und der vielen Zeugen deS Vorfalls die Negierung keinerlei Entschul digung vorzubringen vermag. Ueberdieö zweifelt in Nom Niemand daran, daß sowohl die Katzenmusik unter den Fen stern deS Grasen Ludolf als auch daS Doppclattenlat gegen den Grafen Paar von den Anhängern der Jrrcdenta auSgeganqcn ist. WaS sollen »och diesen Thatsacken gegenüber die Ent- schuldigungen und Bclhcucrungen deS Herrn Mancini? Durch diese werden die Attentate nicht verhindert, und eS liegt aus der Hand, daß die Jrredenta der Negierung über den Kops gewachsen und diese nicht den Muth besitzt, gegen den Ge heimbund und die um diesen sich gruppircnven übrigen radi kalen Elemente einzuschreitcn Auch die ertrcme Presse fordert täglich zum Kriege gegen Oesterreick auf, ohne daß dagegen die Procuratoren und Gerichte etwas thun können. Wenn cs in den rothcn Blättern gar zu arg hergcht, so werden Wohl ab und zu einige confiscirt, aber von einen, Processe gegen die Brank- artikclsckrciber hört man niemals auch nur daS Geringste. So muß die große friedlicke Mehrheit der italienischen Be völkerung, die von einem Kriege mit Oesterreich um Triest und Trient nichts wissen will, den TerroriSmuS der wahn witzigen Jrredenta widerstandslos erdulden, »veil ja auch da gegen die Regierung nichts zu tbun wagt. Es ist wirklich gar nickt abzusehen, wohin dieser neueste Oberdank-Rummel die italienische Regierung noch bringen kann, die, sichtbar Ängstlich oder vielleicht gar durch gewisse Hintergedanken geleitet, dem anze» Treiben unter Berufung aus die Unverletzlichkeit der andeSgesetze thatlos zusckaut. Unter diesen Umständen könnte eS leicht geschehen, daß Oesterreich zur militairischen Vcsctzunc seiner Grenzen schritte, wie die» 1878 geschehen, al» Cairoli die beranSfordcrnde Bewegung der Jrredenta begünstigte. Mit dem bloßen polizeilichen Einschreiten gegen die Atten tate und Straßendemonstrationen ist nicht« getnan. ES gilt vor Allem die Agitation an der Wurz«l zu erfassen; aber dazu macht die italienische Negierung noch immer keine ernsten Schritte. Tie Jrredenta erbebt mehr denn je drohend daS Haupt und stützt sich dabei aus die gesammte rotbe Umsturzpartci, welche laut verkündet, daß die Tage der Monarchie in Italien ge zählt seien. Man lasse sich diesem bedrohlichen Stande der Dinge gegenüber durch gewisse Auskunft-mittel der Regierung nicht täuschen. WaS hilft eS, wenn DepreliS, wie er unlängst ge- than, gegen das Anstürmen der Radikalen die CabinelSsragr stellt und die osficiösen Blätter von seinem großen Siege sprechen läßt? Aber der Ansturm der Rothen kann schon morgen mit verdoppelter Kraft erfolgen und der Sieg von gestern kann plötzlich eine Niederlage werben. Wenn daS Eabinct sich wirklich so stark fühlt, warum gebt es gegen das Jrrekciita-Gesmdel nicht energisch vor. warum läßt e« die friedliche Bevölkerung von einigen Tausend Wahnwitzigen un gestraft terrorisiren? Die Stellung Italien« zu Oesterreich ist natürlich durch die Ereignisse der letzte» Monate abermal- sehr devenklich geworden; ja die früheren srcunbschastlichen Beziehungen zwischen den Eabineten der beide» Staaten scheinen, wenig stens sür die nächste Zukunft, ernstlich erschüttert. Wenn die italienische Regierung in ihren Blättern erklären läßt, sie werde gegen alle Kundgebungen zu Gunsten Oberdank'- energisch cmschrciten, so ist daS auch nicht buchstäblich zu nehmen. Die Jrredenta kehrt sich nicht daran, sie fordert in ihren Organen nach wie vor zu Sammlungen für ein Odcrdank-Denkmal auf und schleudert gegen Oesterreich täg lich die maßlosesten Beschimpfungen, Rohheiten und Heraus- sorkerunge», gegen die kein einziger italienischer Staatsanwalt Protest erhebt! Wie lange kann — so fragen wir — eine solche unerhörte Agitation in einem Rechtsstaate, aus welchen Titel Italien doch Anspruch macken will, noch dauern? Wahrhaftig, Nie mand könnte es Oesterreich verargen, wenn e«, Gewehr bei Fuß, Maßnahmen zur Wahrung seiner Würde und Sicherheit ergriffe. Schließlich sei hier bezüglich der Lage der Dinge in Italien noch eine hochossiciöse Berliner Nachricht erwähnt, die uns jedensaUS von Bedeutung scheint: „Die italienische Regierung", heiß: eS dort, „erkennt eS als einen höchst mißlichen Umstand, daß die landesgesetzlichcn Bestimmungen vöürg unzureichend sind, dem Treiben der Umsturzzwrtei wirksam zu steuern. Eine Kand voll radikaler Gesellen m Rom und einigen größeren ProvinMbten verfolgt ganz ungescheut die zzveiselhastesten staats- und völkerrechtlichen Doctrinen und die Executive ist' Vieser Gesellschaft gegenüber so aut wie waffenlos, »iebrrtriebeae Sorge für d,c Unantastbarkeit der individuellen Existenz, ferner das ungesunde Princip de« modernen Demokratie- begriff«, immer nur die Rechte, selten aber die Pflichten de« Menschen als Staatsbürger zu betonen, sind von den Uo hevern drr geltende, italienischen Gesetzgebung in einem Uim ange berücksichtigt worden, daß nicht mehr d.e Conlravention, sondern deren richterliche, beziekung-weise polizeiliche Ahndung al« das unvermeidliche Uebcl dasteht. Namentlich alle solche Verbrechen und Vergehen, die politischer Natur sind, oder denen sich auch nur der kleinste Zipfel eines politischen Mäntelchens umhängen läßt, sichern ihren Urhebern in ge wissen Bevölkerungskreisen eine bedingungslose Popularität und machen die Handhabung einer gesunden polizeilichen Zucht säst unmöglich. Wie könnte eS sonst geschehen, daß ein solch verkommenes Subjekt wie Oberdank sür das italienische Cabinet die Ursache fortwährender internationaler Verlegenheiten wird? — ES mangelt der Regierung aber gänzlich an gesetzliche»» Mitteln, daS Uedcl an der Wurzel zu erfassen. Sie kann es höchsten« von der Oberfläche zurückdrängen, allein im Verborgenen frißt eS rastlos weiter und gewinnt an Intensität, was eS an Extensität zeitweilig hat einbüßen müssen. In Erwägung drr Unhallbarkett eine« solchen Zustande« trägt man sich nun maßgebenden Ort« mit der Absicht, eine Neuregulirung der einschlägigen GesetzeSmaterie zu veranlassen und wird z: gelegenen Zeit eine diesbezügliche Initiative an die legiSl tiven Körperschaften de« Königreiches leiten." Wir meinen, diese Sprache der Berliner Osficiösen wäre deutlich genug und wir würden unS nicht verwundern, wenn morgen oder übermorgen auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" unter dem Hinweise aus da« deutsch-österreichische Bündnlß das Wort ergriffe, um den Quirinal auf die Ge fahren aufmerksam zu machen, welche der Schatten Ober dank'S über Italien herausbeschwvrt. Leipzig» 12. Januar 1883. * Zur parlamentarischen Lage wird unS aus Berlin vomMittwoch geschriebcn:„DaSAbgeordneten- bauS zeigte sich in seiner heutigen ersten Sitzung nach den Ferien wett besser besetzt als der gestrige Reichstag. Tie Sitzung war aus 12 Uhr angesetzt und bereit- gegen 2 Uhr beendet, da auf der Tagesordnung nur Wahlprüfungen und ein die Provinz Hessen-Nassau betreffender Antrag de« Abg. v. Wurmb, derzeit Negierung-prästdenl in Wiesbaden, sich befand. Die nächste Sitzung ist auf Montag angesetzt und sind aus die Tagesordnung derselben gesetzt die heule ein- geqangene Nothstandsvorlaqe und die VerwaltungS- aesetze. Wie der Präsident v. Üvller heute gelegentlich einer Geschäslsordnungsdebatte mittheilte, sind infolge einer Unter redung. welche er mit dem Präsidenten deS Reichstag«. Herrn v. Levetzow, hatte, die parlamentarischen Dispositionen nun mehr dahin getroffen, daß Montag und DicnStag noch Sitzungen des Abgeordnetenhauses stallfinden, woraus der Rest de« Monat- Januar dem Reichstage für seine Arbeiten zur unbe schränkten Verfügung bleiben soll. Herr v. Kvlier hofft daß die NolhstanbSvorlage am Montag noch die beiden ersten Lesungen passiren wirb, am Dienstag die dritte und Mittwoch vielleicht vom Herrenbause genehmigt, um dann sofort vom Kaiser sanctionirt zu werden. Wa« den Inhalt de» „Gesetze-, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Beseitigung der im Stromgebiete deS Rheines durch die Hochwasser herbeigesührten Verheerungen", anbetrifst, so wird durch Vas Gesetz die StaakSregierung ermächtigt, bis zum Betrage von 3 Millionen Mark zu verfügen, um den im Stromgebiete deS Rhein« und durch die Hockfluth Geschädigten und nach Maßgabe de« nachgewiesenen Bedürfnisse« Beihilfe zu gewähren. Die Unterstützungen sind in drei Kategorien getheilt: an einzelne Beschädigte zur Er ' 'st. ^ > eateaorien Haltung im Haus- und Nahrungsstande; an Gemeinden zur Dickerherstellung ihrer beschädigten gemeinnützigen Anlagen; zur Wiederherstellung und zur nothwendigen Verbesserung der beschädigten Deiche und Userschutzwerke und der damit in Verbindung siebenden Anlagen. Die Beihilfen an einzelne Personen und Gemeinden können bis zun» Gffammtbetrage von 1,200,009 .4! obne die Auslage der Rückgewähr bewilligt werden. Die Beihilfen zu Wiederherstellung von Deicht» rc md in der Regel als Tarlehne zu gewähren. Zur Be willigung der 3.000,000 ist eine Anleihe durch Veräußerung eine« entsprechenden Betrages von Schuldverschreibungen auf'zu- oehmeu. Dem Landtage ist bei dessen nächster regelmäßiger Zusam menkunft über dieAusführung des Gesetzes Rechenschaft zu geben. DaS ganze Gesetz besteht au« sieben Paragraphen und ist ihm eine Begründung beigesügt. sowie mehrere Aulagen. darunter eine Darstellung keS Verlaufes der Ucderschwemmungeu im Strom gebiete des Rheins. Die Bestimmungen über die Bewilligung der Beihilfen als Geschenk oder als Darlehen sind in diesem Gesetze dem Gesetz, welche« in Anlaß derHochwasserverheerunaen auS dem Jahre 1870 ertasten wurde, nachgediltet worden. Die Be messung des MaximaldetragcS, welcher sür die Erhaltung Betros- enerimHauS nndNahrungSstandcfowiefürdieWiederherstellung femeinnüyiger Anlagen der Geinclnden ohne die Auslage der Rückgewähr bewilligt werden kann, auf 1,200,000 beruht aus der Erwägung, daß sür die Beseitigung unmittelbarer Noth sowie für die sanilairen Maßregeln noch etwa 300,000 Mark zu verwenden sein werden und daß ein Drittel deS dann noch 2,700,000 betragenden RfftcS der Gffamml- umme zu vorbchaltlicher Verwendung sür die bezeichnet«» Zwecke wird verfügbar sein müssen, um erfolgreiche Hllse gewähren zu können." * Die Mitglieder de« Reichstag«, welche an der vom Reichskanzler veranstalteten Besprechung über die Ver wendung der kaiserlichen Spende zu Gunsten der Ueberf chwemm ten theilgenommen haben, wissen nicht genug von der praktischen und energischen Weise zu rühmen, wie Fürst Bismarck die Angelegenheit in die Hand ge nommen. Immer aus« Neue betonte er, daß eS der ausdrückliche Wille deS Kaisers fei, so rasch wie nur irgend möglich zu helfen. Demgemäß wurde denn auch aufs Bündigste angeordnet, daß die Ur die einzelnen UeberschwemmungSgediele auSgeworfenen Summen sofort am nächsten Tage, also am 10. Januar, expedirt würden. Dabe» erfubr man denn auch noch einen Umstand, welcher di« Beweggründe der kaiserlichen Entschließung ans» Schönste beleuchtet. Der Kanzler hatte eine Gffammtsumme von 500,000 vorgeschlagen. Der Kaiser aber machte eigenhändig au« der 5 eine S. Er äußerte, e« sei ihm ein unerträglicher Gedanke, daß. während er im warmen Zimmer sitze, die so schwer Heimgffuckten frieren und hungern müßten. Sei er auch nicht im Stande, da« Unglück an sich zu heben, so wolle er wenigsten« sein Mögliwiie« thun, die Armen vor Frost und Huger zu schützen. Wut zweifeln nickt, daß die» leuchtende Beispiel menschlicher Theil- nahme. welche« der erhabene Monarch gegeben, überall im deutschen Volke Nachahmung finden wrrd. * Unsere nculiche Nachricht, daß die Regierung nicht daran denkt, eine Vermehrung der Artillerie emtreten zu lassen, ist zu unserer großen freudigen Genugthuung in der Mittwoch Vormittag stattgehablen Sitzung der Budget commission durch den KriegSministcr v. Kameke aus da« Bestimmteste bestätigt worden. Bei dieser Gelegenheit wie« Herr v. Kamele auch die Ansicht als unbegründet zurück, daß eine solche Vermehrung im Interesse der Schlagferligkeit unserer Armee irgendwie erforderlich sei, vielmehr entspreche die gegenwärtige Einrichtung und der Bestand desselben durch- auS dem richtigen Berhältniß zu den andern Truppen gattungen. Wie und wessen Interesse da« weite Kreise cunruhigende Gerücht in die Presse gebracht worden sei, war bei dieser Gelegenheit nicht möglich klarzustcllen. — In der Budgetcommission wurden mit Ausnahme der Forderung von 1,000,000 zum Bau eines Panzerfahrzeugs, welche Position abgelehnt wurde mit Rücksicht darauf, daß die An sichten über die Zweckmäßigkeit de« Baues von Panzer- schiefen sehr getheilt sind, alle Posten genehmigt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kommt heute von Neuem auf die Vermahnung zurück, welche sie neulich den Eonserdaliven im preußischen Landtage zu Theil werden ließ, und fordert sie nochmal- dringend aus, der Steuerpolitik der Regierung zu folgen und nicht in den Fehler der Liberalen zu verfallen, welche die Regierung „an die Führung deS Parlaments binden" wollen. Dabei betont das osficiöse Blatt wiederum, daß die Eonscrvativen vom Volke nur gewählt worden sind mit Hilfe der Regierung und aus den Namen derselben. Eine energische Unterstützung der Regierung sei daber auch die Pflicht der Eonservativen. Ge legentlich spricht die „Norddeutsche" auch wieder ihre Nebcrreugung auS, daß die Eonservativen im Lande die Haltung ihrer Vertreter im Landtage nicht billigen und wesst nochmals aus die in unserem nculichen Leitartikel hinlänglich gcwürvigte Zuschrift deS „namhaften" — aber anonymen — Eonservativen auS der Provinz hin. Wir finden in den heutigen AuSsübrunacn der „Norddeutschen" nur unsere damals ausgesprochene An sicht bestätigt, daß die Eonservativen wissen, wie solche Briefe von unabhängigen Eonservativen gemacht werden. Zu einer Aenderung ihrer Uebcrzeugung. bczw. zu einer zuüi,»wenden Haltung gegenüber der Liccnzvorlage werden sich die Eonser- valivcn. soweit wir deren Stimmung zu beurlheilen in der Lage sind, zum großen Schmerze der „Norddeutschen" nicht verstehen. - DaS Schicksal der soeialpolitischen Gesetz entwürfe ist auch in der am 9 Januar beim Reichs kanzler statlgehabten Abgeordnetenconserenz. nach- dem die eigentlichen Geschäfte derselben erledigt waren, zur Sprache gekommen. Fürst Bismarck weckte kein Hehl daraus, daß er aus da« Unsallversicherungsgeset daS Haupt gewicht lege, daß er da« Zustandekommen desselben mit einer gewissen Ungeduld herbeisehne. Doch zeigte er sich den Vor stellungen über die au« der allgemeinen Geschäftslage hervor» gehenden Schwierigkeiten keineSweg« unzuaS"«li«h. Er brach die Erörterung mit dem Bonmot ab: „Wenn ick auch noch so hungrig bin. >o esse ich schließlich doch nur. wa« ich habe." Dar aus wird man zum Mindesten entnehmen können, daß er durchaus nicht gewillt ist. auS dem Nichtzustanvekommen de« Unsillver» sicherungsgesetze« in der gegenwärtigen Session einenEonfl,ct«sal! zu machen. Voraussetzung »«bei ist natürlich, daß das Krankencasiengesetz zu einem positiden Abschlüsse gelangt, wozu die besten Aussichten vorhanden sind, und daß auch der Un- sallversicherungSenkwurs, soweit die Feit reicht, wenigsten« in der Commission einer gründlichen Prüfung unterzogen wird. Durch Letztere« würde die künftige Verständigung fedensall« sehr erleichtert werden. Al« ein neuer, für eine solche Ver ständigung günstiger Umstand dürste übrigen» zu verzeichnen sein, baß der Kanzler sich über den Reichszufchuh fetzt in einer Weise geäußert hat. welche diese vielumstriltene Ange legenheit »» cmem prmcipiell ganz anderen Lichte erscheinen läßt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite