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.«. » / ' i Nummer 1 26. Jahrqanq Kmol rvöch. Bezugspreis ilir Januar 3,00 ^ einschl. Veitellpelo Anzeigenpreise: Tie Igesp. Pelitzeile 30.^ Slellengesuche 20 Dir Petitrestlamezeile. 89 Milli, meler drei», 1 «<t, Liienengebühren sür Selbslabliole« 20 F, bei Ueberlenüung ourch öie Post außerdem Porlozuschlag. Einzel-Ar, 1» L. Sonnlags-Nr. 15 .Z^ (üeschäfll. Teil: Friedrich Nieser in Dresden. ksiil'Mki' preKIa Lrsrrlrlsilk billigst Llll-I Oresöen - i^sninerrirsvs 43 «Scschäftsstelle, Druck »nt» Berlmir c-aronia- Buchdruckerei GmbH., DreSden-A. >, Polierstrustc 17» Fernruf 21012. Postscheckkonti Dresden I47S7. Ämckkonlüt Dresdner Bank, Dresden. z Ff /V, ^ Fz / Sonnavend, 1.Januar N)27 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpilichlur.g auf Lieferung sowie Erfüllung v Anzeigenauiträgen u. Leistung v Schavenersalz. Für.undöutl li, 2 Fern ruf übermitt, dlnzeigen übernehmen wir steine Ver antwortung, Unverlangt eingesandle u, ,n Nückporto nicht versehene Manusstripte iverü, nicht auibewahrt, Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachiiiittags Hauptschristleit.: Tr. Joseph Albert. Tressen: Xoles - IZkistells llolr - « - k. Mmglili sisclis. Inh, st-1. l'roniclce llrestlen-ü. l^inrlensustr.25 Für christliche Politik und Kultur iltcdaktio» der Sächsischen Bolkezritung DceSden-AUstadt 1, Polteistraste 17. gernrus 20711 und 2IOI2. Jahreswende Es gibt Gelehrte, die sich alle Mühe geben, uns zu beweise», wo das Paradies der ersten Menschen lag — ob an den Quellen des Euphrat oder in einem der Taler im Stromgebiete des Tigris, oder ob es am Fuße des er habenen Himalaja lag. Sie verbringen einen guten Teil ihres Lebens mit dieser „Forscherarbeit". Und es gibt Laien, die sehr viel darum gäbe», wenn sie wenigstens einmal im Leben das unzweifelhafte Tal dieses Para dieses zu sehen beliämen. Diese Aufwendung einer Lebenslrraft. einer Sehn sucht im Suchen nach demOrt des Paradieses ist töricht und überflüssig — ist ein Vergeuden von Zeit und Beruf. Was würde uns solches Wissen nützen? Es bann uns völlig gleichgültig sein, ob in Mecklenburg oder in Hin terpommern die ersten Menschen lebten, ob sich in dem oder in jenem Land ein solches historisches Ereignis voll zog. Interessieren kann uns höchstens das Ereignis selbst. Auch am Silvesterabend träumen Millionen Men schen von einem Paradies, von einem Garten voller Schönheit, in den das neue Jahr sie pihren möge. Und sie werden melancholisch, wenn der Schlag der Kirchen uhr den Schlus; des alten Jahrs verkündet. Sie zählen in Wehmut die Augenblicke ihresGlü ck s. Als solche Augenblicke aber erscheinen ihnen vor allem die. in denen ihnen ganz unverhofft, „ganz wie von selbst" das Schöne, das Angenehme in den Schos; gefallen ist. Nur diese g l ü ck l i ch e n Bilder stehen unzweifelhaft vor dem Geist der meisten Menschen an der Jahreswende. Nur diese angenehme», diese leichten Ausschnitte des Lebens stei gen ihnen zu Gemüte, und sie wünschen sie sich gleich in vermehrter Auflage für das neue Jahr. Solche Eemütsaufwallungen sind an sich sehr gut ver ständlich, Aber es kommt etwas anderes hinzu: das ganze, übrige Leben der Vergangenheit erscheint den meisten im Vergleich zu den wenigen Stunden des Glückes a l s e i n N i ch t s, das ganze übrige Leben der A rbeit. des Schaffens ist spurlos, schwarz — ist t o t. Man erachtet es für müßig, darüber nachzudenken, was man geleistet, was man erarbeitet, was man der Ge samtheit der Menschen nützte. Diesen Melancholikern und Paradiessuchern springt nur das Bequeme, das Helle, das Genußreiche in die Augen. Und wir alle sind irgend wie mit einem Teil unserer Seele dieser Melancholie ver fallen: irgendwie mit einem Teil unseres Herzen gehören wir zu jenen, die den Wert eines Tages immer nach den Genüssen bemessen, die sie an diesen Tagen buchen konnten. Immer wieder die Lost und Bürde ihres Tagewerks verwünschend. In der Neujahrsnacht findet dieses falsch verstandene Leben seinen klassischen Ausdruck in dem Spektakel, der auf allen Straßen, auf allen Märkten und in möglichst vielen Restaurants einsetzt. Die Helden dieser Silvester nacht wissen sehr genau: wären sie auch nur einen Augen blick still — der Schlag der Uhr um Mitternacht wäre ihnen unheimlich — unerträglich. Zwar ver ständen sie nicht den eigentlichen Sinn der Stunde, aber sie würden doch daran denken, wie die Zeit über die Menschen hinweggreift, wie diese Zeit die Jahrtausende gemacht, und kein Thron eines Königs oder Imperators vor ihr bestanden hat. Ter Stundenschlag, dieser win zige Teil der Zeit erschiene ihnen unheimlich, weil er s o b e st i m m t und lautlos kommt und geht. Weil ihm nichts widersteht, wohl aber alles vor ihm vernichtet wird. Zu anderen Gedanken brächte es diese Art von Men schen nicht. Und doch: diese Mitternachtsstunde ist weder unheimlich, noch schwer und düster. Sie sagt nur das eine: Nütze den Augenblick. Das ist ihre ganze Weisheit. Und sie sagt es so eindrücklich, wie es kein Naturereignis uns demonstrieren könnte. Denn während wir das Ende des alten Jahres gekommen glauben, hat auch schon das neue begonnen. Während wir auf den Augenblick warten, ist er schon da. Was heißt das? Wir erwarteten eine Gegenwart, aber sie ist sogleich zur Vergangenheit geworden. Wir erwarteten, daß eine einzige Sekunde stillstände und uns die ganze Fülle des Lebens greifbar schenken würde. Nichts von dem. Solange wir warten, ernten wir überhaupt keineZeit. Schon der Moment, d e n wir warten, ist als ungenützter Teil der Zeit verstrichen. Es gibt nur eins für uns: Nie auf etwas, wie auf ein schön er- Diene! dem Dakerlan-e! Mahnworls am Beginn des neuen Jahres lieber das deutsche Volk ist noch kurz vor Weihnach ten große Verwirrung und Unruhe hereingebroche». Die Regierung ist zu einer Zeit gestürzt worden, wo sich ge rade die guten Folgen der Vereinbarungen von Locarno und Gens auszuwirken begannen und »och wichtige Ver einbarungen zwischen der deutschen Reichsregierung und den früher gegnerischen Staaten zu treffen waren. Die Verantwortung der Parteien, die in einer so kri tischen Zeit eine Negierungskrisis herbeiführten, deren Erledigung in absehbarer Zeit k a u m erfolg e n k a n n, die in ihren Folgewirkungen völlig unüberseh bar i st, ist wahrhaft nicht leicht. Das deutsche Volk muß allmählich lernen, die Vorgänge im Reichstag mit kriti schen Augen zu betrachten und ein richtigesAuge n- m a ß für die Bewertung der verschiedenen Par teien zu gewinnen. Das Zentrum kann in stolzem Bewußtsein, seine Pflicht dem Volke und dem Vaterlande gegenüber in vollstem Maße erfüllt zu haben, der Verantwortung ent- gegensehcn. Wie stets in der Vergangenheit, hat das Zentrum auch in dem nun bald hinter uns liegenden Jahr 1020 d i e Interessen der Partei zurückgesetzt vor dem W o h l d e s V o l k e s u n d d e s D a t e r l a n d e s. Mit besonderer Genugtuung kann festgestellt werden, daß das Zentrum in den letzten Monaten so einig in seinen Be schlüssen und in seinem Vorgehen gewesen ist. daß seine Willensmeinung mit besonderer Stärke zur Geltung ge bracht werden konnte. Alle Beschlüsse während des Heran nahens der Krisis wurden mit größter Einhelligkeit der Fraktion gefaßt. Gradlinig hat die Zentrumssraktion des Reichstages die Verständigungspolitik mit den früheren Gegnern, wie sie Fehrcn b a ch und Dr. Wirth ange- bahnt hatten, fortgesetzt. Sie wird diese Politik in glei cher Richtung mit derselben Entschiedenheit fortsetzen. da sie nur durch diese Politik das Wohl des gesamten Vol kes gewährleistet sieht. Sie wird aber auch nur mit träumtes Glück zu warten, sondern den Moment zu nützen, den wir jetzt besitzen. Oder wir sind Abenteurer, die hinter dem „Glück" herlaufen, mittlerweile aber die Zeit versäumten, mit der wir dos wahre Glück uns hinten verdienen kön nen. Das Glück will nicht „erjagt" sein, es will v o n s e l b st a u s d e r L a st d e r T a g e t a u ch e n. von selbst aus den Qualen unseres Lebens geboren sein. Tonn ist es echt, dann gehört es z u u n s und ist in Wahrheit vom Schicksal uns z u g e d a ch t. NeE A'iäck iM M.Ä solcheII Parteien eine Koalition eingehen und eine Regierungsbildung versuchen, die bereit sind, mit dem Zentrum die Verständigungspolitik fortzusetzen, die so greifbare Erfolge sür das deutsche Volk gezeitigt hat. Tie Partei wird niemals ihre Hilfe dem schwer bedrängten deutschen Volke versagen, wenn sie von ihr erfordert wird. Sie wird aber niemals an einer Negierung teil- nehmen, wenn sie nicht die sichere Ueberzeugung hegen darf, daß diese Negierung die bisher vom Zentrum ver folgte Politik unentwegt auch weiterhin be treiben wird! Mit tiefstem Schmerz stand sie der unbegreiflichen Entscheidung des Kriegsgerichts in Landau gegenüber <Das Urteil ist inzwischen von einer höheren Instanz um gestoßen worden.s Sie sah in dem Urteil eine schwere Schädigung des Fortgangs einer Verständigung, voll der schließlich das Wohlergehen nicht nur Deutschlands, son dern auch Frankreichs abhängt. Die tiesbedauerlichen Vorgänge in der Pfalz werden, das hoffe ich zuversichtlich, 4t und nicht zuletzt auch der französischen i unwiderleglichen Beweis dafür erbrin- . e Besetzung deutscher Landes- »ch f r e m d e T r u p p e n zu einer Zeit, in der sprochenermaßen friedliche Auseinandersetzung und Versöhnung erstrebt, nicht mehr möglich ist. falls man das gesteckte Ziel wirklich erreichen soll. H o f f n u n g s f r e u d i g e r als in das Jahr loAZ treten wir in das Jahr 1027 ein. Wir wünschen und hof fen. daß das Verhältnis zu F r a n k r e i ch sich auch weiterhin immer friedlicher gestaltet. Unsere Wirt s chaft ist. wenn auch langsam, im Auf blühen begriffen. Wenn das deutsche Volk sich entschließt, die durch die Erfahrung der letzten Jahre als richtig er wiesenen Wege der Politik einzuschlagen, dann dürfen wir hoffen, daß das neue Jahr D e u t >' ch l a n d' e i n g utes Stück auf dem Wege des Wiederaufbaues weiterfü h ren wird! Ni arr, Reichskanzler, Vorsitzender der Deutschen Zcntrumsportet der gm Regiert gen. -de tei' man e Kommt es daraus an, ob wir am Ende des Lebens sogen: „Wieviel Glück habe ich genossen?" oder: ..Wa- habe ich im Leben geleistet?" — Nur auf die Leistung kommt es an. Auf die Spuren, d-e unser Leb"» irgendwie zurückliesz Spuren, mit denen wir uns selbst und gleichzeitig anderen das Leben öffneten und ebnete n. Es gibt mancherlei Lebensspuren. Auch der Wucherer hinterläszt sie, der Ausbeuter — auch der Bürokrat der nichts anderes lernte, als nach dem Schema seine Me schen abzufertigen, oder der Minister, der seiner P a rtei und nicht dem V olke zuliebe die Gesetze machte. Und mancher beginnt gerade in der Neujnhrsnacht da mit, zu zeigen, wie ibm seine eigene noble Geünnuug und die ganze übrige Welt keinen Heller wert ist Wir lesen gerade heute aus der erst«'» Seite einer sekr be kannten Berliner demokratischen Mittig-zeitung eü'.en Artikel, in dem anaekündigt wird, wie Berlin die vesternacbt verbringen werde. Es werden die Mu',,,,swg. tungen der verschiedenen Hotels und Restaurants des näheren erörtert und dargetan, was an Genüssen und mancherlei Künsten fabriziert werde Die Menüs, sür die sich der Preis pro Person zwischen ll> und 4 0 M a r k beläuft, werden haarklein detalliert. Es wird sehr viel geschrieben über Kaviar mit Toast. Seezungensilels mit Hummer. Spargel spitzen. Imperialausteru. Lueulluskraft- brühe, Russi)waffeln usw. Wer die herrlichen Weine nicht bezahlen kann, dem wird die lange Reihe von Bier lokalen empfohlen, wo man schon mit 8 bis 12 Mark ein ganz nettes Silvesleressen bekomme. Das demokra tische Blatt hat also auch an die „Bescheideneren" gedacht, die nicht gerade 40 Mark für ein Nachtessen ausgebep können. Man frägt sich nach der Lektüre dieses für die Allgemeinheit bestimmten ArtO'"^- »M-'--- ^ '