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Dresdner Journal : 13.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-13
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 13.09.1889
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^214 Freitag, den 13. September, abends. 188S. kvr 0r«>a«> vj«t»IMrUot» » H »0 tt., d«l Sa» Lü—rt. -«Mxü»«» Mbriwtz 3 N.; —N»td 6— ä»at—N« LoivU— tritt ko»H m»N 8t«i>p«t—lü»^ tun»n. »MN»»cU»»m^»dttNr«» MNr L«, L«u» «ü>« n—p»It— 2«I« U«u»« ko^ritt Atz kL v»t«,,Lu»D^—»ät" äi« 2«it» LV?L 8« - ru»ci LL«r»—t» «itixr. A»1»«lU»U. Lr—Nat»«» 1A»U»K mit tu», ä«r So»- »L ?««rt»E» »do»ä». »'««prsok-An-oU—r Nr. ILSS. ' -- i... "V"H Dres-nerIoimml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. LZuuUuoo V«, »»irLrt», r»lP»iU! F>. L— vo»»ü»»lo»Lr ä», Vr—<l»«r 7«n>r»t», N»Md«—- N«rU» - VI«» - -v—l-Nr—1— -Rr»»^1»r« ». ».: S—«—t»- L NorU» VI» L»md»r,- r», Llpitr-rnulkNot ». ». L««i. ^o««,' N—I--L»»e«»-»«rUL-rr—»^1 «. Vr-a-Lx N 6o., L«rUi>! I—SSrUt»: S. L—r, 0. LcLü«t«r,- N»U, ». »u Lors» » vo. S»r«»»rod»r: Nü»iEt Lpoäitio» ä», vr—t»« ^oor—t». vr—a««, 2»ü»s«r»tr— »0. k'onuiprooN-^MsoNIo—i Nr. ILSt. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kreishauptmann von Koppenfels zu Dresden, der Oberbürgermeister vr. Stübel daselbst und der Stadtverordneten»Vor steher Geheim Hofrath und Rechtsanwalt Ackermann ebendastlbst oen ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 2. Classe annehmen und tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge* ruht, den nachgenannten Osfizieren des 6. Infanterie- Regiment- Nr. 105 die Erlaubniß zur Anlegung der denselben verliehenen Königlich Preußischen OrdenS- Dekorationen zu ertheilen und zwar: des Kronen-Orden» 2. Klasse: dem Oberst von Sichart, des Kronen- Ordens 3. Klasse: dem Oberstlieutenant Bucher. DreSdeu, 13. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem zeitherigen Pulverarbeiter Brendler bei der Pulverfabrik zu Gnaschwitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrictzLen. Kiel, 13. September. (Tel. d. DreSdn. Jours.) Der Dampfer „Mimi'«, welcher nach einer jüngst aufgefundrnen Flaschenpost im nördlichen Eis meere gestrandet sein sollte, traf diese Nacht glück lich in seinem Bestimmungshafen Amsterdam ei«. Die Mannschaft befindet sich ganz wohl. Pari-, 13.September. (Tel. d. DreSdn. Jonrn.) DaS „Journal offieiel" veröffentlicht den dies jährigen Ervtebericht. Danach waren 7 160 026 Hektare auSgesät gegen 6S78134 im Borjahre. Der Ertrag in Cerealien betrug 111460 218 Hekto liter gegen 08740728 im vergangenen Jahre, oder 85 657 486 Zentner gegen 74 960 693 deS Vor jahre«. Brüssel, 12. September. (W. T. B.) Nach über Sanfidar hier riugetroffeneu Meldungen hätte Stanley, al« er die Gegend de« Albert- Nyanza-SeeS verliest, beabsichtigt, sich westlich vom Viktoria-See südwärtt zu wendru. Die« sei ihm indessen nicht gelungen. Er habe sodann die nörd liche Richtung eingrschlagen und die östlichen Ufer de« See« erreicht. Emin Pascha habe Stanley begleitet. Stanley habe sich längere Zeit am Ufer de« SeeS aufgehaltea, um dir in Msalala und Tabora beschafften Vorräte abzuwartev; schon seit mehreren Monaten aber habe er den See ver lassen und feinen Marsch in der Richtung von Mombassa fortgesetzt. Emin Pascha befinde sich nicht mehr bei Stanley, sondern sei im Lande zu rückgeblieben. Stanley werde gegen Ende deS Oktober« an der ostafrikanischen Küste erwartet. London, 11. September. (Tel. d DreSdn. Jourm) Einer Meldung de« „Reuterschen BureauS" au« Bombay zufolge, fanden bei Gelegenheit deS Muharrem Feste« in Rohtak zwischen Muselmanen und HinouS eraste Zusammenstöße statt. Die Polizei gebrauchte die Schußwaffe, wodurch viele Personen getötet und verwundet wurden. AuS Delhi wurden beträchtliche Verstärkungen herbei- gerufen, welche die Ruhe wirdrrherstrllten. In- dessen befürchtet man in Delhi neue Unruhen, da die Muselmanen beabsichtigen, die ihren Glaubens genossen in Rohtak zugefügten Beleidigungen zu rächen. Die meisten Kaufläden in Delhi find ge schloffen^ Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 12. September, gastierte in Weber» .Freischütz* Frl. Bossenberger al» Annchen. Ihre hohe Mezzosopraustimme ist in der unteren Oktav schwach und fällt bei rascher Be wegung leicht in den Sprechton, gewinnt aber in der oberen Oktav an ausgiebigerem, vollerem, Hellem Klang und zeigt bi» zum jetzigen Grade ihrer Ausbildung eiue musikalisch sorgfältige Schulung. Ihre Text- auSsprache im Gesänge ist undeutlich, weit besser im Dialog. Die Ausführung der Partie, auch im Spiel, erweist noch die Ansängerin, welche noch nicht vermag, un» da» muntere Naturkind durch individuellen charak teristischen Au»druck besonder» anziehend und inter essant zu machen. Am besten gelang Frl. Bossenberger nach überwundener Befangenheit der Bortrag der Arie im dritten Akte. Frl. Wittich fang die Agathe, hat sich aber offenbar mit Auffassung, Behandlung und GefühlSau-druck dieser Partie noch nicht so genügend vertraut gemacht, wie e» ihrem Talent und ihren Stimm mitteln entspricht. Die große Scene und Arie, mit Jichegriff namentlich de» Rezitativ«, bedarf noch eine» genauen, fei« au»arbeitendeu Studium». Die Ge wohnheit, Pianostellen, auch iu der Mittellage, mit Kopfstimme zu nehmen, behindert die Wärme und In- tenfivität de» Aardruck». Die übrige« Leistungen tu der Oper sind wohlbekannt. L. B Dretde«, 13. September. Republikanische Verbrüderung-feste in Paris. Die Pariser Weltausstellung übt noch immer eiue bedeutend« Anziehungskraft auf Einheimische und Fremde au-, wenn auch da- allgemeine Interesse an derselben in der letzten Zeit durch die bevorstehenden Kammer wahlen etwas zurückgedrängt ist. AuS allen Ländern der Welt strömen nach wie vor die Schaulustigen ia ganzen Scharen nach der Seiuestadt, um die Wunder der französischen Industrie auf dem Mar-felde anzu staunen und der Zusammenfluß an Fremden ist stellen weise so groß, daß alle- bei ähnlichen Gelegenheiten bi» jetzt dagewesene dadurch in den Schatten gestellt wird. Es sind freilich nicht immer nur Schaulustige, welche die .Metropole des Weltalls* zu ihrem Reise ziel wählen, eS befindet sich unter den Scharen der Ausstellungsbesucher auch eine recht erkleckliche Zahl solcher, welche aus ganz anderen Beweggründen als um zu sehen, nach Paris gekommen sind. Namentlich scheint für viele die Sucht, von sich reden zu machen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, vorzugsweise bestimmend gewesen zu sein. Denn e- ver geht fast kein Tag, an welchem französische Zeitungen nicht über das Eintreffen irgend welcher Festgäste berichten, die mit den französischen Republikanern bei Gastmäh- lern auf das Wohl der dritten Republik toasten und das Lob derselben in allen Tonarten verkünden. So wußten in der vorigen Woche die Pariser Blätter nicht Aufhebens genug zu machen von einer Rede, welche Gladstone auf einem ihm zu Ehren veranstalteten Bankett hielt und gegenwärtig beschäftigen sie sich ebenso lebhaft mit den VerherrlichungSworten, welche der italienische Abgeordnete Jmbriani bei dem am 9. d. M stattgehabten Verbrüderungsfeste der italieni schen und französischen Republikaner an seine Gesinn ungsgenossen richtete. Der Genannte, einer der be kanntesten Führer der italienischen Demokratie, war Nämlich, wie kürzlich schon von uns berichtet wurde, mit einem Gefolge von einigen 70 Abgeordneten der sogruanvtkn demokratischen Vereine Italiens nach Pari- gezogen, um auf dem geheiligten Bode» der großen Revolution die Gemeinsamkeit der Ideen der beiden Schwesternationen zu verkünden. Die französische Regierung war einsichtig genug, die italienischen Revolutionäre nicht weiter zu beachten, der radikale Pariser Gemrivderat aber ließ e- sich natürlich nicht nehmen, den fremden Gästen auf dem Pariser Stadthause den revolutionären Ehrenwein zu kredenzen und die französische Demokratie beeilte sich, diesem von so zuständiger Stelle gegebenen Beispiele zu folgen. Europa ist freilich weder durch die- er habene Schauspiel noch durch die Schmähungen, welche der Abg. Jmbriani bei diesen Bruderfesteu auf die Politik des eigenen Landes häufte, in besondere Auf regung versetzt worden. Weniger harmlos aber hat man den Vorgang in Italien aufgesaßt. Die Presse der verschiedensten Richtungen — die radikale natür lich ausgenommen — äußert sich mit unverhohlener Verachtung und Entrüstung über diejenigen, welche das eigene Vaterland vor dem Au-lande in dieser Weise beschimpfen und verunglimpfen. Zu diesem Sinne bespricht auch da- „Wiener Fremdenblatt" die Wallfahrt der italienischen Republikaner nach Paris. Der Pilgerzug einer Schar italienischer Demo kraten, angeblich Arbeiter, nach der französischen Hauptstadt, so sagt da» halbamtliche Wiener Blatt, und die wenig ehrenvolle Rolle, welche diese sonderbare Gesandtschaft daselbst spielt, hat in Italien, wie e» scheint, eine wohlthätige Gegenbeweg- ung hervorgerufen. In den Kreisen der Demokratie selbst sühlt man, daß eS auch für Kundgebungen gegen eine noch so lebhaft anatfeindete Regierung eine Grenze gebe, welche nicht überschritten werden dürfe, und mit Zwei Brüder. 32 Erzählung von Sophie Juaghau«. tSortfetzuug.) .Diese Überzeugung hegt 0r. Wagenich nicht"- antwortete Felix. .Er meinte gestern, al» ich ihn aussuchte, ich möchte doch den Mann dahin zu bringen suchen, daß er da» Versteck der gestohlenen Papiere avgäbe; dieselben könnten ihm ja doch nicht» nützenI* Dora sah den Sprecher erschrocken an. Er lächelte ein wenig bitter, während er fortfvhr: .Der laienhafte Instinkt von unsersgleichen, wonach vor allen der Anwalt die denkbar günstigste Meinung von seiuem Klienten hegen müßte, basiert, wie Sie einsehen wer den, auf der Voraussetzung, daß ein AnwaU überhaupt nur solche Fälle aunimmt, bei denen ihm, wenn nicht der Glaube an die völlige Unschuld de» Angeklagten, den er juristisch vertreten soll, so doch zum mindeste» eine starke Sympathie mit demselben zur Seite steht. Da- ist aber in der Praxi» nicht durchzusührrn, wie man behauptet." .Ich sollte aber denken," bemerkte Dora hier, .daß Ihr Herr Bruder, der, wie ich höre, den Gtaa »anwalt vertreten wird, sich eben jene» tieferen, menschlichen AnteU» zu Gunsten de» Alten, selbst wenn er wirklich der Lhäter wäre, nicht müßte erwehren können." .Meinen Sie?" murmelte Felix. .Da kennen Sie da» Leupoldtsche Juriftenblut nicht! Der Fall ist ihm ia erster Linie da» Paradepferd, auf dem er sich kunst gerecht herumtummelt vor den Zuschauern und Hörern. Bor alle« will er zeigen, daß er sattelfest ist. Wo ihn der Gaul schließlich hinreite» wird, da- ist zu- Tagesgeschichte. * Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser wohnte heute vormittag dem Manöver de» VII. ArmeecorpS iu der Umgegend von Mind n bei. Nachmittags fand bei Se. Majestät in der Aula des Mindener Gymnasiums Mittagstafel statt, zu welcher die Spitzen der Zivilbehördcn geladen waren und bei der Se. Majestät einen Trinkspruch auf die Provinz Westfalen ausbrachte, der etwa folgendermaßen lautete: »Ich heiße die Mitglieder der Provinz West falen von Herzen willkommen in der treuen Stadt Minden, in der vor 200 Jahren Meinen Vor fahren zum ersten Male gehuldigt worden ist. Ich freue Mich, wiederum auf der roten Erde mit Ihnen und unter Ihnen zu sein, und spreche Meinen herzlichsten Dank au- .für den schöne» Empfang, den die Provinz Mir bereitet hat und besonders die Stadt Minden. Ich knüpfe daran den Wunsch, daß eS der Provinz nach wie vor ver gönnt sein möge, zu grünen und zu blühen, und daß e» ihren Söhnen nach wie vor beschiedea sei, den Ruhm und den Sieg an ihre Fahnen zu knüpfen. Ich hebe Mein GlaS und trinke auf da» Wohl der Provinz Westfalen, sie lebe hoch! hoch! hoch!" Abend» 7 Uhr hat der Kaiser unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung Minden verlassen und hat sich mittelst Sonderzugr» nach Hannover begeben. Die Ankunft daselbst erfolgte nach einstündiger Fahrt. Auf dem Bahnhofe wurde Se. Majestät von Aller- höchseiner erlauchten Gemahlin, Allerhöchstwelche kurz vorher eingetroffen war, auf dem Bahnhofe begrüßt. Zum Empfange waren ferner der Oberpräfident v. Bennigfen, der kommandierende General de» X. Armeecorp», General v. Eaprivi, und der Stadt direktor Haltenhoss zugegen. Ihre Majestäten begaben sich nach der Begrüßung iu offenem Wagen durch die präch tige Feststraße nach dem Residrnzschlosse, begleitet von den jubelnden Zurufen einer großen Menschenmenge. An einem am Eingänge der BahnhofSstroße errich teten Triumphbogen hatten sich die Mitglieder der städtischen Kollegien aufgestellt, an ihrer Spitze der Ausnahme des Dichters Eavallotti hat keiner der be kannteren Vertreter der Partei das Auftreten der Wall* fahrrr und ihres Hauptredners, de« Abgeordneten Jmbriani, gebilligt. In der That heißt eS, sich sehr tief erniedrigen, wenn mau in dec Fremde die eigene Regierung, die Mehrheit der eigenen Volksvertretung anklagt, einen sträflichen Angriffskrieg zu planen. Diese Verleumdung haben die italienischen Hitzköpfe gegen daS Ministerium Crispi gerichtet, welches sie den Fronzofen denunzieren als entschlossen zu einem Überfall auf Frankreich im Dienste der mitteleuropäi schen Kaijermächte. Die Verurteilung dieses Benehmens ist allgemein; allein das Verwerfliche desselben scheint den franzö sischen Gegnern Italiens und den Gegnern des Drei bundes in Italien selbst doch nur deutlich geworden zu sein durch die gleichsam dramatische Form, in welcher die Angriffe auf die Politik des Königreichs erfolgten. Aufzüge mit Fahnen, öffentliche Rufe: .Nieder mit Crispi!" in französischen Massen auS- gestoßrn, haßerfüllte Reden vor einem französischen Publikum gehalten — das sind Dinge, deren Un gehörigkeit niemandem entgehen kann. Es ist aber doch nichts wesentlich anderes, wenn die nämlichen Verdächtigungen innerhalb der italienischen Grenze, in der Kammer oder auf dem ZeituugSpapier ausgebreitet werden, wenn vor dem eigenen Volke und vor den fremden Völkern die Regierung dargestellt wird als von frivoler Kriegslust erfüllt, nur darauf bedacht, wie sie die Freiheit Italiens und Frankreichs zerstören könne, zur Freude Osterreich-Ungarns und Deutsch lands, welche als Mächte der Finsternis vorgeführt werden. Zum Glücke läßt sich die Mehrheit der Na tion dadurch nicht bestimmen. Die Mehrheit der Nation weiß sehr wohl, daß eS so unsinniger Erklärungen für die Wendung der italienischen Politik in den lrtz- teu Jahren keineswegs bedarf, daß diese Wendung nicht unternommen worden ist, um über Frank reich herzufallen, sondern ganz im Gegenteile, nm die Bürgschaften für die Erhaltung des europäischen Friedens, der für Italiens Wohlfahrt von unmittel barstem Interesse ist, zu vermehren. Die Völker Österreich-Ungarn» «nd de» deutschen Reiche- tragen schwere Lasten, um den Frieden zu erhalten oder für den Fall, daß er von anderen gestört würde, ehrenvoll wied-rerringen zu können; sie tragen diese Laste« in dem Bewußtsein, daß da» StaatSleben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten auferlege und daß diese Pflich ten erfüllt werden müssen, wenn die Grundlagen de» Leben- gewahrt bleiben sollen. DaS italienische Volk hat sich ihnen zugesellt; e» hat, bis auf kleine Grup pen, erkannt, daß in dem heutigen Europa jenes mühe lose Leben, das die Radikalen predigen, noch keines wegs zeitgemäß ist, daß kein Voll ungestraft sich dem Ernst deS Daseins verschließen und von schönen Re densarten gelockt, es sich bequem macheu könne. Die Männer, welche e» zuerst auf die neue Bahn gebracht haben, thun ebenso nationale Arbeit, arbeiten ebenso für die Größe ihres Volkes, wie diejenigen, welche eS geeinigt haben. Wenn Cavour heute am Leden wäre, er würde nicht anders handeln als Crispi. Der italienischen Opposition und ihren Gesinnungs genossen in Frankreich paßt eS selbstverständlich, zu behaupten, daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, welche in Italien auSbrecheu, die notwendigen Folgen der gegenwärtigen Politik seien. Selbst die Baukrise, welche iu Rom ihren Ursprung hat und nach Turin hinübergrrist, wird Crispi auf die Rechnung geschrie ben. So liest «an in der .Republique franxaise", die finanziellen Verlegenheiten Italien» seien das Werk eine» einzigen Manne». So klar sei e», daß die Ver antwortung für alle», wa» geschehe, Hrn. Lri-pi zu falle, daß notwendigerweise sehr bald Italien seinen Schlaf abschütteln und den Ministerpräsidenten fragen werde, wa» er aus der Wohlfahrt des Landes gemacht habe. Die Ausfuhr nach Frankreich sei glänzend ge wesen, die Bauthätigkeit sei fieberhaft gewachsen, der Kredit habe sich gehoben, die italienischen Weine zahl ten mit Leichtigkeit die Zinsen für die Anlehen, welche französischer Sparsinn dem Lande gewährt habe. Die Politik CnSpi» aber, die Politik eines möglichen An griffe» auf einen friedlichen Nachbar, habe alles ver dorben. Vermutlich auf Einflüsterung der Leiter der Tripelallianz habe er den französischen Handelsvertrag gekündigt, und wer könne Frankreich tadeln, daß e» dann gleiches mit gleichem vergolten und seiae Grenze gegen die italienischen Produkte abgesprrrt habe. Die» die französische oder doch von französischer Seite ver breitete Auffassung In Wahrheit ist e» Frankreich, das durch hochschutzzöllnerische Anforderungen den Vertragsabschluß erschwerte, die Einschränkung des Absatzes an Weinen ist eine kaum ins Gewicht fallende, der sonstige Export, auch nach Frankreich, ist zum Teile gestiegen, und jene fieberhafte Bauthätigkeit war eben die natürliche Ursache de- Zusammenbruches, der jetzt die Regierung zu außerordentlichen Hilssmaß- regeln nötigt. Diese Krise ist einer jener Stürme, welche in unserem Zeitalter der Spekulation, die so leicht in Überspekulation ausartet, keinem Lande er spart bleiben, und von denen Frankreich in den letzten Jahren mehr als einmal heimgesucht worden ist. Aber die Heilung solcher Krisen ist nur möglich, wenn der Friede gesichert ist, wenn die einen Augenblick lang erschreckten Kapitalien sich ohne Furcht vor schweren politischen Ereignissen bald wieder hervorwagen können, um dem wirtschaftlichen Leben neue Kraft zuzusühren. jetzt sage: Ob mit oder ohne gerichtlichen Auftrag, aus geradem oder krummem Wege, werde ich eiue Unter suchung anstellev, um mir die Überzeugung zu ver. schaffen, ob die Berstorbene Arsenik bekomme» hat oder nicht." .Gott sei Dank!" fand Dora gerade noch Zeit, mehr zu hauchen, al» zu sagen, ehe beide mit der be häbig heravwandeluden Mama zusammentrafen. Da» breite, gemütliche Gesicht der letzteren trug einen lächelnden Ausdruck, «ährend sie sich vernehmen ließ: „Sieh einmal an, Fräulein Berninger — Eie helfen wohl dem Felix botanisieren? Da» ist recht — Ihr gelehrten Leute botanisiert auf Euere Art und ich auf meine. Ich wollte nämlich Nachsehen, ob wir noch einmal Salat stechen können." Felix, der noch eine dringende Arbeit hatte, ver abschiedete sich nun, uud aus dem Wege zu seinem Zimmer stellte er mancherlei Betrachtungen am Wa» sand ein Mädchen, wie Dora, im Umgang «U dieser Frau? Dora war ihr nickt nur durch da» Mehr ihrer modernen Bildung überlegen, weit mehr noch durch den freien, weiten Blick einer ganz anderen LebeuSsphäre und eine vornehme Wahrhaftigkeit, welche gegen de« in der Lommeude herrschenden Ton aller jener kleinen tägliche« Beschönigungen uud Flaute», womit die meisten Menschen sich über die Flachheit ihre» LebeuS hiuwegsügen, einen wenigsten» für Felix' feiue» Gefühl recht merklichen Gegensatz bildete. Er konnte sich sehr wohl vorfielleu, wie die Art uud Weise sriuer Mutter den» Fräulein Berniuger vor komme« mußte. U«d nun erreichte er de« Kernpunkt seine» «»be hagliche» Gedankenkreise». Segev jeve, ihre eigene, nächst Nebensache. Nein, Humser, der arme Teufel, hätte kaum in schlimmere Hande fallen können." Da blickte Dora ernstlich zu ihrem Begleiter auf. „Sie müssen ihm helfen, Felix,' sagte sie leise. .Wenn Sie ihn für unschuldig halten, darf er nicht verurteilt werden." .Sie trauen mir viel zu." Und der harte Ton, der eigentlich noch dem Gegenstände der vorigen Red« galt, schmolz während der letzten Worte eher gegen, als mit dem Willen de» Sprechenden. Und ebenso unwillkürlich brach der warme Strahl auS den tief liegenden ernsthaften Forscheraugen, da sie von fine« anderen Blick augezogen und festgehalten wurden. „Viel?" wiederholte sie jetzt träumerisch auf seine letzten Worte. Und dann, leiser und al» spreche auch sie halb gegen ihre» Willen: ,La, mehr al» irgend jemandem, den ich kenne." Der Impuls der Mannes neben ihr war darauf, ihre beide« schmalen Handgelenke zu fassen und die selben beinahe zu zerdrücken unter der zornigen Frage: „Mädchen, wo willst Du hinaus mit dem allen?" Aber er nahm sich zusammen, oder vielmehr, er ließ die breite Woge der AlltagSempfindnng, welche in diesem Augenblicke — da er am unteren Ende de» langen Gartevpfade» seine Mutter auf sie beide zu- kommend gewahrte — gegen ihn Heranflutele, jene Aufwallung zudecken und ersticke«, und sagte nur: .Ich danke für Ihre gute Meinung, obwohl ich kaum weiß, womit ich dieselbe eigentlich verdient habe. E» ist übrigen» nicht unmöglich", er sprach rasch, al» wolle er da» Thema erledigen, eh« di« Frau Syndiku» vollend» herankam, „daß ich etwa» werde thun kön nen. Erwähne» Sie gege» niemanden, wa» ich Ihnen
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