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nem Lebensende immer bedeutendere Kon zerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vorliegen. Die Vio linkonzerte zeigen die Bekanntschaft des jun gen Musikers mit den Schöpfungen italieni scher Meister wie Boccherini (so erinnert übri gens gerade das D-Dur-Konzert KV 218 in wesentlichen Zügen an ein in gleicher Tonart stehendes, etwa zehn Jahre älteres Violin konzert von Boccherini), lassen aber ebenso den Einfluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten spüren. Die beiden ersten Konzerte erscheinen in vieler Hinsicht noch als recht konventionelle Zeugnisse einer eie' ';nten höfischen Kunstübung und sind "weniger bekannt, in den drei letzten je- ^B.h (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits in haltlich wie formal eine bedeutsame Vertie fung und Bereicherung bemerkbar. Bei weit gehendem Verzicht auf äußerliche Effekte wir ken diese Werke besonders durch ihre jugend liche Unmittelbarkeit und Anmut, durch ihre innige, beseelte Melodik. Mit einem rhythmisch energischen, marschar tigen Gedanken einsetzend, bringt der Er öffnungssatz (Allegro) unseres D-Dur-Konzer- tes eine Fülle echter Mozartscher und bereits im Sinne sinfonischer Arbeit durchgeführter Themen. In eleganten, glitzernden Figurations teilen wird zugleich dem Solisten reichlich Ge legenheit geboten, seine virtuosen Künste zu entfalten. Einen einzigen, ununterbrochenen Gesang der Solovioline von edelster melodi scher Schönheit stellt der empfindungstiefe langsame Mittelsatz (Andante cantabile) dar. Als Rondo wurde nach üblichem Brauch das — ganz zart und leise ausklingende — Finale ge staltet. Wie bei den Finalsätzen der Violin konzerte G-Dur und A-Dur sind von Mozart auch im musikalischen Geschehen dieses gra ziösen Schlußsatzes Volksweisen verarbeitet worden. Prof. Dr. Dieter Härtwig Anfang Januar 1866 war Peter Tschai kowski nach Beendigung seiner Studien von Petersburg nach Moskau übergesiedelt, um die ihm durch seinen Lehrer Anton Rubin stein vermittelte Stelle als Professor für Theo rie am dortigen Konservatorium anzutreten. Im Frühjahr begann er, ermutigt durch den Er folg seiner Ouvertüre in F-Dur — Nikolai Ru binstein, der Direktor des Moskauer Konser vatoriums, hatte sie Anfang März in Moskau uraufgeführt mit der Komposition seiner Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13. Die Arbeit strengte ihn sehr an, zumal er wegen seiner zahlreichen Verpflichtungen an man chen Tagen erst um Mitternacht damit begann. Zwangsvorstellungen und beklemmende Angstgefühle waren die Folge, so daß der Arzt dringend riet, die Nachtarbeit einzustel len. Modest Tschaikowski, des Komponisten Bruder und Biograph, berichtet, nicht eine ein zige seiner Kompositionen habe Peter soviel Mühe und soviel Qual gekostet wie diese Sin fonie. Dazu kam, daß Anton Rubinstein, dem Tschaikowski am Ende des in der Nähe von Petersburg verbrachten Sommerurlaubs das Werk vorlegte, sich sehr kritisch äußerte, was den Komponisten bewog, die Sinfonie im Herbst gründlich umzuarbeiten. Aber auch in der neuen Fassung fanden die Ecksätze nicht die Zustimmung Anton Rubinsteins; deshalb führte er im Februar 1867 in einem Petersbur ger Konzert nur die beiden Mittelsätze auf. Die erste Gesamtaufführung der Sinfonie fand ein Jahr später in Moskau statt. Das Werk wurde begeistert aufgenommen. Trotz des Er folges überarbeitete der Komponist die Par titur noch einmal, ehe sie 1875 im Druck er schien. Tschaikowski hat seiner ersten Sinfonie den Titel „Winterträume" gegeben. Das Werk ist dennoch keine Programm-Sinfonie im enge ren Sinne. Das geht schon daraus hervor, daß nur die beiden ersten Sätze Untertitel tragen, während, wie üblich, der dritte mit Scherzo und der vierte mit Finale bezeichnet ist. Tschaikowski wollte lediglich Hinweise geben, welche Vorstellungen und Stimmungen ihn bei der Komposition der Sinfonie geleitet haben Ihre „Idee" ist Tschaikowskis Bekenntnis zur russischen Heimat: „Ich liebe unsere russische Natur über alles. Auch die russische Winter landschaft birgt meiner Meinung nach einen unvergleichlichen Reiz in sich." Der erste Satz des nach klassischem Vorbild angelegten Werkes gibt davon beredtes Zeug nis. Der Hinweis Beethovens zu seiner Pasto ral-Sinfonie, daß sie mehr Ausdruck der Emp findung sei als Malerei, gilt auch hier; denn nicht der Ablauf einer Winterreise wird illu strativ geschildert, die Musik ist vielmehr Aus druck differenzierter Stimmungen, die sich bei einer solchen Reise durch die russische Winter landschaft einstellen mögen. Das erste, über leisem Tremolo der Violinen einsetzende Thema trägt in seinen Motivwie derholungen ebenso unverkennbare Züge na tionaler Intonation wie das zweite Thema in seiner liedhaften Melodik. Die Schluß gruppe der Exposition wird von einem fanfa renartigen Motiv beherrscht, das zur Durch führung überleitet. Diese zum Spannungsfeld dramatischer Auseinandersetzungen zu ma chen, hätte nicht der inhaltlichen Konzeption des Satzes entsprochen; trotzdem verzichtet der Komponist nicht auf weit ausholende Stei gerungen und dynamische Höhepunkte. In der Reprise wird nach klassischem Muster auf die Exposition zurückgegriffen, und in der Coda erscheint am Schluß noch einmal das erste Thema in seiner Originalgestalt und läßt den Satz leise ausklingen. Der zweite Satz, ein zartes Stimmungsbild, be ginnt mit einer verhaltenen Einleitung der Streicher, ehe die Oboe eine besinnliche, breit ausschwingende Melodie typisch russischer Prägung anstimmt. Diese und ein aus ihrem 7. Takt weiterentwickeltes zweites Thema durch ziehen den mit feinstem Klangsinn instrumen tierten Satz, der mit der verkürzten Streicher einleitung abgeschlossen wird. Das Scherzo geht auf eine Komposition aus der Studienzeit zurück. Das mag der Grund dafür sein, daß sein leichtfüßig dahinhuschen der Hauptteil Scherzo-Vorbilder Schumanns und Mendelssohns erkennen läßt. Im Mittel teil (Trio) baut der Komponist zum erstenmal einen eleganten Walzer in ein sinfonisches Werk ein. Er hat sich dieser Tanzform auch später gern bedient. Die Rückführung zum Hauptteil ist ebenso wie der Schluß mit sei ner Walzer-Reminiszenz zur solistisch einge setzten Pauke ein satztechnisches Kabinett stück. Im Finale verwendet Tschaikowski ein russi sches Volkslied. In der langsamen Einleitung wird es allmählich entwickelt und dann, etwas abgewandelt und in Dur, als zweites Thema des Allegros verwendet und mit dem kraftvol len ersten konfrontiert. Der in seiner urwüchsi gen Derbheit an ein Volksfest erinnernde Satz ist reich an kunstvoller Arbeit und in seinen polyphonen Episoden (Fugati) Zeugnis vom fleißigen Studium des Komponisten. Als die Sinfonie 1883 nach längerer Pause in Moskau wieder aufgeführt wurde, schrieb ein Kritiker: „Eine echt russische Sinfonie, in je dem Takt fühlt man, daß nur ein Russe sie komponieren konnte." Hans Pezold Philharmonische Notizen Konzertmeister Ralf-Carsten Brömsel gastierte am 10. 9. 87 erfolgreich als Solist bei der Janäcek-Ph i Ihar- monie Ostrava. Er spielte das Violinkonzert Nr. 1 g-Moll von Max Bruch. In der Spielzeit 1987/88 begehen der Philharmonische Chor und der Philharmonische Kinderchor Dresden ihr 20jähriges Gründungsjubiläum. Aus diesem Anlaß ge ben die Chöre am 18. November 1987 ein Sonderkon zert im Kongreßsaal des Hygiene-Museums. Folgende Musiker unseres Orchesters beglückwünschen wir im August/September 1987 zu ihrem Dienstjubi läum : 35 Jahre: KV Eberhard Schrimpf, Violine, KV Herbert Schneider, Solo-Bratscher, KV Ernst Kammei, Violoncello, und KV Roland Hoppe, Kontrabaß 30 Jahre: KV Heinz Biskup, Violine, KV Werner Metzner, Solo-Klarinettist, und KV Michael Schwarz, Trompete 25 Jahre: KV Walter Hartwich, Konzertmeister, und KM Egbert Steuer, Violine 20 Jahre: KM Gerald Becher, Pauken und Schlagzeug 15 Jahre: KM Günther Naumann, Violine, und KM Erik Kornek, Violine 10 Jahre: KM Gerhard-Peter Thielemann, Violine, Roland Eitrich, Violine, Heide Schwarzbach, Violine, Reinhard Lohmann, Violine, Viola Reinhardt, Violine, Wolfgang Haubold, Bratsche, Christoph Schulze, Violoncello, Norbert Schuster, Kontrabaß, KM Volker Kaufmann, Solo-Hornist, und Ingeborg Friedrich, Tasteninstrumente Chordirektor Wolfgang Berger ist seit 20 Jahren, Di rektor Wolfgang Hornig und Barbara Quellmelz, Assistentin und Inspizientin des Philharmonischen Kinderchores, sind seit 10 Jahren für die Dresdner Philharmonie tätig VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 10. Oktober 1987, 19.30 Uhr (Freiverka uf) Sonntag, den 11. Oktober 1987, 19.30 Uhr (Anrecht Al^^ Festsaal des Kulturpalastes Dresden 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Alain Paris, Frankreich Solist: Peter Rösel, Dresden, Klavier Werke von Ravel, Chopin und Berlioz Sonnabend, den 17. Oktober 1987, 19.30 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 18. Oktober 1987, 19.30 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 2. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Ude Nissen, Erfurt Solist: Ilja Kaier, Sowjetunion, Violine Werke von Schnittke, Mendelssohn Bartholdy und Mussorgski/Gortschakow Programmblätter der Dresdner Philharmonie Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1987/88 Redaktion: Dipl.-Phil. Sabine Grosse EVP —,25 M Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 4,3 JtG 009-53-87 1. ZYKLUS-KONZERT 1. JUGEND-KONZERT 1987/88