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den Beifall von Publikum und Kritik, die - wohl der romantischen Kulinarik überdrüssig — das neue Werk als herausragendes Ereignis würdigten. Ein einziges Streichinstrument tritt einer Formation von Bläsern und Schlagzeug gegenüber. Hier kann es keine Klangver schmelzung und damit keine romantische Ge fühlsaufwallung geben. Auch Strawinsky kon frontierte wenig früher in seinem Klavierkon zert das Soloinstrument mit Bläsern. Der Neo klassizismus Strawinskys steht denn auch - ebenso wie bestimmte Klangerscheinungen bei Gustav Mahler und Paul Hindemith - Pate für dieses Werk, ohne daß es eklektische Musik wäre. In den zahlreichen punktierten Ostinati || deutlicher „Weill-Ton" vernehmbar. In dem □ st halbstündigen Konzert wechseln Ausbrü che turbulenter Spielfreudigkeit mit lyrischen Einschüben. Weniger konstruktive Dichte ist seine Stärke als mitreißender Schwung und eine gewisse Atemlosigkeit im Mitteilungswil len. Der erste Satz führt von einem Expressivothe- ma in der Violine zu immer erregteren Tonge stalten, schließlich zu sich überstürzenden Zwei unddreißigstelläufen, die einen verstörend „unbotmäßig überspannten" Ausdruck anneh men. Schließlich jedoch lichtet sich der Satz in einen ruhigen, zart ausgesungenen „Tran- quillo"-Abschnitt auf. Der zweite Satz ist der kompositorisch außergewöhnlichste. Er ist drei geteilt in ein „Notturno“, eine „Cadenza" und eine „Serenata". Vielleicht zum erstenmal bei Weill ist hier ein kritischer Ton gegen die Mu sik selbst zu vermerken. Verschnörkelte Tanz figuren, von harten Rhythmen des Blasorche sters und vom Xylophon begleitet, verleihen dem „Notturno“ etwas Kapriziöses. Die „Ca denza" ist ein Zwiegespräch zwischen Trom pete und Violine. Signalmotive scheinen die Violine immer wieder zur Räson zu rufen, die ^schließlich in eine moto-perpetuo-Bewegung flieht. Die „Serenata" wiederum irritiert durch die seltsame „Sekundverliebtheit" der Beqlei- tung, durch Beharren auf dem „falschen" Ton unter einer weich fließenden dolcissimo-Melo- die. Im Finale herrscht erneut der unruhig-ja- gende Zug des ersten Satzes vor, der durch häufigen Wechsel des Metrums noch zusätz lich unterstrichen wird. Der Satz endet abrupt. Wolfgang Amadeus Mozarts große C-Dur-Sinfonie KV 551, die später durch den Londoner Geiger und Konzertunter nehmer J. P. Salomon ihren heute allgemein gebräuchlichen Namen „Jupiter-Sinfonie“ er ¬ hielt, ist die letzte Sinfonie des Meisters. Sie wurde zusammen mit den Sinfonien Es-Dur KV 543 und g-Moll KV 550 im Sommer des Jahres 1788, einer für Mozart mit großen wirtschaft lichen Schwierigkeiten verbundenen Zeit, in nerhalb weniger Monate komponiert. Ein di rekter Anlaß für die Entstehung der drei gro ßen, ihrer Art nach so verschiedenen Sinfonien ist uns nicht bekannt. Die Jupiter-Sinfonie läßt nach der strahlend heiteren Es-Dur- und der melancholisch-hinter gründigen g-Moll-Sinfonie, Mozarts sinfoni sches Schaffen krönend, in ihrer wunderbaren Klarheit geradezu einen Inbegriff klassischer Kunst vor uns erstehen. „Ein Werk höchster Harmonie" nannte sie der Mozart-Forscher Alfred Einstein, und auf diesen „olympischen" Charakter ist wohl auch ihr Beiname zurückzu führen. Der erste Satz (Allegro vivace) wird in seinem Wesen bereits durch sein breites, zweiteiliges Hauptthema klar bestimmt: Festliche, heitere Kraft und innige Empfindung runden sich hier in vollendeter Verbindung. Auch das zweite Thema gliedert sich in zwei gegensätzliche Motive. In der Durchführung des Satzes, die von kunstreicher thematischer Arbeit mit den Hauptmotiven zeugt, entfaltet sich eine Fülle lebensvoller, doch stets in klassischem Eben maß gebändigter Bilder. Auch für den zweiten Satz, ein Andante can tabile, gilt trotz einiger dramatischer, dunkler Mollpartien diese Ausgewogenheit. Die aus drucksvolle Durchführung dieses Satzes führt am Schluß zu einer großen sinfonischen Stei gerung. - Das Menuett, das im Gegensatz zu dem lebhaften Trio eher beschauliche Züge aufweist, greift auf die Stimmung des ersten Satzes zurück. Als berühmtester Satz dieser Sinfonie gilt der Schlußsatz (Molto allegro), der eine äußerst interessante und glückliche Verbindung von Sonatenform und Fugato darstellt. Nach die sem Satz wurde das Werk zuweilen sogar als „C-Dur-Sinfonie mit der Schlußfuge" bezeich net, obwohl es sich nicht um eine direkte Fu genform handelt. Trotz aller kontrapunktischen Künste (kanonische Nachahmungen, Engfüh- rungen usw.), die Mozart hier mit einer gera dezu spielerischen Leichtigkeit handhabt, ver eint er voll überlegener, selbstverständlicher Meisterschaft polyphone und homophone Par tien. Mit einem fanfarenähnlichen Schluß wird der von hinreißendem Schwung erfüllte Satz festlich beendet. VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 23. Juni 1990, 17.00 Uhr Sonntag, den 24. Juni 1990, 17.00 Uhr Schloßpark Pillnitz 1. SERENADE Dirigent: Stefan Sonderling, Berlin Solisten: Wolfgang Bemmann, Oboe Hans-Detlef Löchner, Klarinette Dietrich Schlot, Horn Hans-Peter Sieger, Fagott Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schu bert Sonnabend, den 7. Juli 1990, 17.00 Uhr Sonntag, den 8. Juli 1990, 17.00 Uhr Schtoßpark Pillnitz 2. SERENADE Dirigent: Roland Kluttig, Dresden Solist: Michael Lang, Fagott Werke von Gioacchino Rossini, Wolfgong Amadeus Mozart und Joseph Haydn Sonnabend, den 25. August 1990, 17.00 Uhr Sonntag, den 26. August 1990, 17.00 Uhr Schloßpark Pillnitz 3. SERENADE Dirigent: Peter Aderhold, Rostock Solist: Werner Metzner, Klarinette Werke von Edvard Grieg, Carl Maria von Weber und Wolfgong Amadeus Mozart Kartenverkauf ab 16.00 Uhr an den Parkeingängen Ton- und Bildaufnahmen während des Konzertes sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl. phil. Sabine Grosse Die Sotzbeschrei bung des Weillschen Violinkonzertes ist dem Wunderlich-Konzertführer, Rowohlt, 1987, ent nommen. Die Einführung zu Mozarts Jupiter-Sinfonie schrieb Prof. Dr. Dieter Härtwig. Chefdirigent: GMD Jörg-Peter Weigle — Spi e ' ze 'f 1989/90 Druck: Mitteldeutsche Druckanstalt GmbH Heidenau 111-25-16 EVP -,25 M 9. PHILHARMONISCHES K O N Z E R T 1 989/90