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Dresdner Journal : 17.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190101170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-17
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1901
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vezu,«Prrt«: Beim Bezüge durch dir Geschtfirstet« inner-«lt Pre»den» 2,bN M (elnschl Zanagung), durch die Teulichen Reiche S M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Gnezelae Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für di« Echriftleitung bestimmten, «der von dieser nicht ein» «sorderten Beiträge bean sprucht, so ist da» Postgeld beizufügen. Zrrs-mr S Mmml. Herausgegeben von der Königl. Expedition de« Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernfpr.» Anschluß Nr. 1295. Erschein«,» Werktag« nachm S Uhr. U-liindt-nnsSsedthre«: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungZ Leite oder deren Raum S0 Ps Bei Tabellen- und Ziffernsad S Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re> daktionSprich (Eingesandt) die Textzelle mittler Schrift oder deren Raum bO Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittags IS Uhr für drr nach mittags erscheinende Nummer. M 14. 1801. Donnerstag, den 17. Januar nachmittags. ÄmUichcr Teil. Dresden, 17. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern abend 7 Uhr 6 Min. nach Berlin gereist. Dresden, 17. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute nachmittag 2 Uhr 14 Min. nach Berlin gereist. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Medizinalrate, Generalarzte I. Klasse ä I» suite des Königl. Sachs. SanitätrcorpS, Professor der Chirurgie, Direktor der chirurgischen Klinik am Königl. klinischen Institute zu Leipzig vr. meä. Friedrich Trendelen burg das Komturkreuz 2. Klasse des AlbrechtsordenS und dem Privatdozenten vr. meä. Max Wilms zu Leipzig das Ritterkreuz 2. Klasse desselben Ordens Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 10 Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer an den Bürgerschulen zu Marienberg, Kantor Rudolf Rein hold Meitzner das Berdienstkreuz zu verleihen. Das Ministerium deS Innern hat der Kranken- unterstützungikasse „Sa maria", eingeschriebene Hilfr- kasse zu Plauen i. V. auf Grund des 1. Nachtrags vom 22. November 1900 zu deren remdirtem Sta tute vom Mai 1895 bescheinigt, daß sie, vorbehalt lich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des tz 75 des KrankenversicherungsgesetzeS vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 14. Januar 1901. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. «»5 vr. Bodel. Klopfleisch. Nichtamtlicher Teil. Die Zweihundertjahrfeier des Königreichs Preuße». Den historischen Vorgang, dessen zweihundert- jährige Jubelfeier das Königreich Preußen und da mit diesem eng und unlöslich verknüpfte Deutsche Reich am 18 Januar dieses Jahres begeht, schildert Leopold v. Ranke, der große Meister deutscher Ge- schichtrforschung und Geschichtschreibung, in den denkwürdigen übersichtlichen Vorträgen zur Welt geschichte, die er 18^4 König Max II. von Bayern in dessen Villa zu Berchtesgaden hielt, in nüchterner Knappheit mit den Worten: „Auf den Großen Kur fürsten folgte sein Sohn Friedrich I., ein Fürst, der mehr das Zeremonielle liebte, aber doch ein ge schickter Politiker war. Sein Ehrgeiz ging dahin, nicht bloß Herzog zu sein, sondern unter den höchsten Haupt-rn Europas als König zu rangieren. Dazu bot sich ihm bald eine Gelegenheit dar, die er ge schickt benutzte. Der Kaiser Leopold bedurfte, um seine Ansprüche auf die spanische Erbschaft durchzu fetzen, einer kräftigen Unterstützung, und diese ge währte ihm, noch ehe England oder irgend eine andere Macht sich für den Kaiser erklärt halte, Friedrich gegen das Zugeständnis, sich als König von Preußen krönen lassen zu dürfen, was zwar Brandenburg in keine größere Unabhängigkeit ver ¬ setzte, al« früher, aber doch Preuße» in den Augen der gesamten Europa eine erhöhte Bedeutung verlieh." Toch derselbe Ranke hat ausgesprochen: „Unend lich falsch wäre es, in den Kämpfen historischer Mächte nur das Wirken brutaler Kräfte zu suchen und somit einzig das Vergehende der Erscheinung zu erfassen; kein Staat hat jemals bestanden ohne eine geistige Grundlage und einen geistigen Inhalt. In der Macht an sich erscheint ein geistiges Wesen, ein ursprünglicher Genius, der sein eigenes Leben hat, mehr oder minder eigentümliche Bedingungen erfüllt und sich einen Wirkungskreis bildet". Und die wunderbare Verkettung der Verhältnisse, nach der der Besitz deS außerhalb des Heiligen Römischen Reiches liegenden Herzogtums Preußen dem Hause Hohenzollern eine Königskrone und eine europäische Souveränität verschaffte und damit auch die mittel deutschen und westdeutschen Besitzungen diese» Herrscherhauses wenn nicht auf dcm Papier, so doch in Wahrheit in ein neue Verhältnis zum alten Reiche brachte, stellt sich bei jedem Rückblick auf die Vorgänge von 1700 und 1701 vor Augen. Die letzte große Eroberung des Deutschtums im Osten, weit jenseits der Weichsel, der Rest des gepriesenen OrdenSstaateS der Deutschherren, das protestantisch gewordene Ostpreußen mit Königsberg als Haupt stadt schienen im Verlaufe deS ganzen sechzehnten und in der ersten Hälfte deS siebzehnten Jahrhunderts am wenigsten geeignet, eine Königskrone zu tragen. Mit Mühe hatten sich beim Au§- sterben der Hohenzollern - Herzöge, die direkte Abkömmlinge des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg gewesen waren, die brandenburgischen Kurfürsten in dem entfernten, rauhen, halbkultivierten Lande, das damals durch weite polnische Gebiete von Deutschland getrennt war, als Erben behauptet. Die Krone Polen hatte seit dem Entstehen des Herzogtums ein OberlehnS- recht über dasselbe beansprucht, und die preußischen Stände, denen die polnische „Libertät" gefiel, hatten lange dafür gesorgt, daß dieser Anspruch Polens in Kraft blieb. Wer hätte um die Zeit deS Westfälischen Friedens vvraussehen »de*-E«e vseanSsagen mege«, daß kein Halbjahrhundert später dies Herzogtum den Boden für die neue europäische Stellung seines Fürstenhauses abgeben würde? Doch in rascher Folge entwickelten und vollzogen sich die Tinge. Seit König Friedrichs I. großer Vater, der Große Kurfürst von Brandenburg, im abwechselnden Kriege mit Schweden und Polen von diesen beiden Mächten die Anerkennung der vollen, durch nichrs beschränkten Souveränität seines Herzogtums Preußen erzwungen, seit er in langen und oft harten Kämpfen den Trotz und Widerstand der ostpreußischen Stände zu gunsten unbeschränkter fürstlicher Machtvollkommenheit ge brochen hatte, war die Königswürde eine LebenS- notwendigkeit für den aufstrebenden Staat deS Großen Kurfürsten geworden. Unzähligcmale ist betont worden, daß der eitle und prunkliebe > de Friedrich III., der 1701 Friedrich I. wurde, nur die Aeußerlichkeiten, den Glanz und die Rangstcllung deS neuen Königtums ersehnt habe. Einzelne Historiker Haden er dem ersten preußi schen Könige vorgeworfen, daß er, „anstatt erst unter dem Getümmel zweier großen europäischen Kriege sich aus eigener Machtvollkommenheit und mit dem Hinweise auf Brandenburgs selbständige Wehrkraft die Königliche Krone auf das Haupt zu setzen, den Königlichen Titel vom Kaiser erhandelt und dafür im Kronvertrage des Jahres 1700 das Kaiserliche Erbrecht in Spanien anerkannt habe". Tem ollen gegei über bleibt doch wahr, daß die Ge winnung der Königswürde kein bloßer Schein, das neue Recht und die erhöhte Bedeutung des Königs in Preußen für die Weit«rcntwickelung deS preußischen Staates unentbehrlich war. Tenn natüilich erwiesen sich die geistige Macht und die Ueberlieferung, d»e im brandenburgisch-preußischen Staate lebendig waren, alsbald stark genug, um jener Träumer in der Wiener Staatskanzlei zu spotten, die gemeint hatten, der neue Preußenkönig werde sein kleine- östliches Königreich wie eine Insel ansehen, auf der er souverän sei, und sein Kurfürstentum Brandenburg und die sonstigen deutschen Lande als Reichsteile in keine Verbindung mit dem kleinen europäischen Staate setzen. Ganz im Gegenteil lockerte der feste Zusammenschluß der weitgestreckien Teile deS neuen StaateS, die feste Einheit in Verwaltung, Wehrkraft, Volkswohlfahrt, Bildung, die von der neuen Krone ausging, naturgemäß alle anderen Beziehungen, und schon im spanischen Erb folgekriege, auf den Feldern von Höchstätt und unter den Wällen von Turin wurde es klar, daß die neue Königl. Preußische Armee kein Kon tingent der Reichsarmee sei. Dinge, die unter einem mächtigen historischen Gesetze wachsen, ent wickeln sich rasch, der alternde König Friedrich I. sah noch die Taufe seines Enkels Friedrich II., mit dessen Kriegen und Siegen die Stellung und die Zukunft deS Königreichs Preußen vollends ent schieden wurde. Angesichts dieser Entwickelung hat cS w-nig Sinn, bei den Erinnerungen an den Pomp zu ver weilen, mit dem das neue Königtum am 18. Januar 1701 zu Königsberg in Scene gesetzt ward, sehr zur Befriedigung deS glanzliebenden neuen Königs und zur leise ironischen Betrachtung seiner philosophischen Gemahlin Sophie Charlotte, der königlichen Freundin des großen Leibniz. Für Kinder deS 19. und 20. Jahrhundert- ist es unendlich schwer, sich in die Zeit der Allongen und die Anschauungen, die unter diesen Perücken lebten, lebendig zurückzuvcrsetzen. Die Pracht deS KrönungSzugeS und der Krönung Vann «uS alten Kupferstichwerken und Folianten breit und farbig genug beschrieben werden. Der stärkste und sinnloseste Luxus unserer Tage steht eben doch zum Nationalwohlstand in besserem Ver hältnisse, als der Pomp, der bei jenen Anlaß auf- geboten ward. Man fühlt sich, wenn man die Er zählungen der entzückten Zeitgenossen liest, wohl ver sucht, Carlyle zuzustimmen, der in seiner „Geschichte Friedrichs des Großen" gelegentlich dieser Königskrönung sagt: „Die Straßen waren mit Tuch behängt, mit Tuch belegt. Draperien und Tuch ohne Ende; der überladenen Einbildung will eS vorkommen, als wäre so viel scharlach- farbiges Tuch dagewesen, daß man die arktische Zone damit hätte eindachen können." Dennoch wissen wir heute zweierlei: zuerst, daß auch in äußeren Dingen zur Phantasie jedes Geschlecht- ge sprochen werden muß und daß dieser phantastische Glanz der ersten preußischen Königskrönung die Sprache war, die von der Phantasie des damaligen Geschlechts begehrt und verstanden wurde; sodann, daß die historischen Erinnerungen dieser Art wenig besagen gegenüber den gewaltigen und großen historischen Erinnerungen zweier Jahrhunderte, die sich an die Königskrönung Friedrichs I. knüpfen. Diese sind es, die am Tage der 200 jährigen Jubelfeier erstehen und in gedrängter Folge wieder lebendig werden. Tie Beziehungen und die Wechsel ¬ wirkung der preußischen und der deutschen Geschichte, die Waltung deS nunmehrigen Kaiserhauses der Hohenzollern an der Spitze deS neugegründeten Deulichrn Reiche- machen die preußischen Er innerungen dieses Tages jedem Deutschen wichtig. Der treibende Kern in der Erscheinung de» brandenburglsch-preußischen StaateS, der eben diesen Staat unter die Großmächte gereiht, seine Dynastie zur obersten Lenkung der Geschicke deS Deutschen Reiches und deutschen Volkes berufen hat, ist ohne Zweifel wie vor so auch in der Entstehung de» preußischen Königtums wirksam gewesen und möge zum Segen Deutschlands für die sernsten Zeiten wirksam bleiben. Lagesgeschichte. TreSdeu, 17. Januar. Die diesjährigen Karnevalsfestlichkeiten am Königl. Hofe nahmen gestern abend mit einem Kammerballe ihren An fang, nachdem der in voriger Woche in Aussicht ge nommene große Hofball wegen Ablebens Sr. Königl. Hoheit des GroßherzogS von Sachsen-Weimar- Eisenach in Wegfall gekommen war. Zu dem gestrigen Feste waren etwa 450 Einladungen er gangen. Von der Königlichen Familie er schienen Se. Majestät der König, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August und Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg. Ferner nahmen Ihre Hoheiten die Her zöge Paul Friedrich von Mecklenburg- Schwerin und Adolph Friedrich von Mecklen- burg-Strelitz an dem Balle teil. Ihre Majestät die Königin waren zu Aller- höchstihrem Bedauern genötigt, wegen leichten Un wohlseins dem Feste fernzubleiben. An der Spitze der Hofgesellschaft, die sich von A9 Uhr ad im Stucksaale und im großen Ballsaale versammelte, befanden sich vom diplomatischen Corps die Herren Gesandten Graf Dönhoff, Baron v.Wrangel, Graf v. Clary und Aldringen mit Gemahlin und Minister-Resident Sir Condie Stephen; ferner die Herren Staatsminister vr. Schurig, v. Metzsch, Ge neral der Infanterie v. d. Planitz, vr. v. Seydewitz und v. Watzdorf mit Gemahlinnen, Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich von Schönburg-Waldenburg und die Damen und Herren der Königlichen und Prinzlichen Hofstaaten. Weiter waren die Generalität und die OffizierS- Corps sowie eine größere Anzahl Damen und Herren der Aristokratie in der Gesellschaft vertreten. Der Königliche Hof erschien, nachdem Se. Majestät der König und die Höchsten Herr schaften im Gobelinzimmer die Vorstellung mehrerer Damen entgegengenommen hatten, kurz nach 9 Uhr im großen Ballsaale, woselbst sofort der Tanz mit einem Walzer eröffnet wurde. Se. Majestät der König hatten die Uniform AllerhöchstseineS 1 (Leib )Grenadier-RegimentSNr.100 angelegt. Im Verlaufe de- Abend- zeichneten Se. Majestät und die hohen Prinzlichen Herrschaften eine große Anzahl Gäste in huldvollster Weise mit An sprachen aus. Um 11 Uhr trat eine Tanzpause ein, während welcher im Eckparadesaale und im Bankettsaale da» Souper an kleinen Tafeln eingenommen wurde. Ihre Hoheiten die Herzöge von Mecklenburg ver ließen das Fest noch vor dem Souper. Der Ball, bei dem Oberleutnant Frhr. v. Fritsch als Vortänzer fungierte und das Trompetercorps Kunst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. — Am 16. d. MtS: „Wenn wir Toten erwachen", ein dramatischer Epilog in drei Akten von Henrik Ibsen. Da gestern die dritte Aufführung des jüngsten Jbsenschen Drama» an unserer Hofbühne stattfand, so läßt sich wohl annehmen, daß wesentliche Veränderungen in der Auffassung der Gestalten, im Zusammenspiel (so» viel bei der Eigenart de» Stücke» von einem solchen die Rede sein kann) und im Tempo der Rede nicht mehr erfolgen werden, und man kann den Versuch machen, den rühmlichen Anstrengungen der Darstellung, da» Werk de» norwegischen Dichter« voll zu beleben, gerecht zu werden. Unterliegt r» keinem Zweifel, daß die wenigen Gestalten diese» Epilog«, den man, je nachdem, al« Schauspiel oder Tragödie ansehen mag, sehr viel mehr bedeuten, al« sie ihrer äußeren Lage und Er« scheinung nach unmittelbar find, so ist damit auch die Schwierigkeit ausgedrückt, sie der Natur abzulauschen, ne ohne Aussteifung und Pose von den Menschen de« Alltag« abzuheben, ihre grüblerische Beseelung in an schauliche Wirklichkeit zu übersetzen Daß die« nur bi« zu einem gewissen Punkt gelingen kann, daß namentlich die beiden Hauptgepalten, die de« Bildhauer» Arnold Rubek, der sich für die verlorenen Ideale und die ge lähmten Flügel seine» Talent« durch bitteren Hohn gegen Welt und Menschheit entschädigt, bi« ihn die phantastische Sehnsucht ergreift, da« entschwundene Lebe« dem Tode noch abzuringen, und seine Irene, an der Rubek gefrevelt, indem er die Leben-warme in die Wolken de« künstlerischen Traum« hob und für seinen künstlerischen Traum verbrauchte, diese halb rührende, halb umheimliche Gestalt, der erst der Wahnsinn den Sinn ihrer tragischen Vergangenheit offenbart hat, einen Zug de« Unwirklichen, Abstrakten, emen Bei satz bitterer Ironie haben, der die Festigkeit der Gestalten löst, ist zweifello«. Frl. Salbach wählt al« Darstellerin der Irene den besten Auiweg, indem sie die tiefe verzeihende Liebe, die sich zwischen den TodeSwahn und da« Rachegefühl der Armen hinrindrängt, und die trauervolle Wehmut über da« Menschengeschick vorwiegend betont und feinfühlig ver bindet Sie läßt da« ursprüngliche Licht einer reinen Frauenseele immer sieghafter au« der Erstarrung und Umnachtung emporleuchten und gewinnt so die atemlose Teilnahme der Zuschauer für da« phantastische, beinahe geisterhafte Bild, da« sie giebt. Hr Wien«, der Dar« steiler de« Arnold Rubek, trifft in der Doppelnatur und Doppelstimmung diese« Manne« den Ton dc« vergrollten, trotzigen, sich selbst und sein Künstlerrecht der Welt gegenübersetzenden, mit beinahe brutaler Energie die Bastseile seiner Häuslichkeit und Ehe zerreißenden Bild hauer« mit größerer Sicherheit, al« den Ton der leiden schaftlichen Sehnsucht und de« wilden Glückkrausche«, die Rubek auf die schwindelnden Berghöhen und in den ge- meinsamen Tod mit Irene treiben Leben«»oll ersehnet die Wiedergabe der beiden Gestalten, in denen der Lebenltrieb noch stark genug ist, di« Täuschungen der Vergangenheit zu überwinden und „die Fetzen zusammen zuflicken, daß schließlich doch noch so wa« wie 'n Menschenleben herauskommt". Namentlich Frl Serda verkörpert die ungebrochene Leben«lust de« geprüften jungen Weibe« und sein naive« Glück«verlangen, da« e« in die Arme de« Bärenjäger« treibt, mit überzeugender Frische und glücklichster Lebendigkeit Hrn Waldeck« Ulsheim, der anfänglich vielleicht zu bärenhaft rauh wirkt, gewinnt in der weiteren Entwickelung gan» außer- ordentlich, der Künstler entfaltet eine verborgene Lieben«- würdigkeit, die wie erwärmender Sonnenstrahl auf Maja wirkt und der man gern glaubt, daß Ulsheim die so seltsam gewonnene kleine Frau auf Händen tragen wirv Die betvrn EpcsodenroUen de« Badewspctloi» und der stummen, nur ein Schlußwort sprechenden Diakonissin werden durch Hrn. Müller und Frau Firle den Forder ungen der Dichtung entsprechend wiedergegeben Ad Stern Konzert. Das von der Ressource der Dre»dner Kaufmannschaft veranstaltete große Konzert mit Orchester, da« am gestrigen Abend in den Saal räumen dc« „Neustädter Kasinos" stattfand, reihte sich in seinen künstlerisch anregenden Darbietungen durchaus würdig den musikalischen Abenden an, mit denen unsere vornehmsten, der Pflege einer edlen Geselligkeit ge widmeten Vereinigungen einer löblichen Gepflogenheit gemäß ihre größeren Winteroergnügungen einleiten. Wiederum waren e« Kräfte von Rang, die man ge wonnen hatte, um der Veranstaltung die künstlerische Weihe zu geben Von ihnen war diejenige, die die Kunst de« Gesänge« vertrat, Hierort« bislang nur dem Namen nach bekannt Frau Lula Gmein er-Berlin geht der Ruf einer trefflichen Konzertsängerin voran, und dieser fand denn auch volle Rechtfertigung In ihren stimmlichen Mitteln nach Umfang und Ergiebigkeit nicht gerade reichlich bedacht, weiß Frau Gmeiner sie doch besonder» im Liedgesange mit Geschmack und Ver ständnis zu handhaben und unterstützt von einem an sprechenden Vortragstalent Wirkungen zu erzielen, die wohl al« einer stärkeren persönlichen Prägung, nicht abcr al« künstlerischer Bewertung entbehrend zu bezeichnen find. In letzterer Beziehung wird auch de« Umstande« rühmend zu gedenken sein, daß Frau Gmeiner eine vor nehme, LandläufigcS nach Kräften meidende Wahl ihrer Gesänge getroffen hatte, wenn fie auch nicht allenthalben im Sinne der Sängerin günstig genannt werden konnte R. Strauß' in freiem deklamatorischen Stil gehaltener, von einer effektvollen Orchestcrgewandung umkleideter „Hymnus" (der dritte der vier bei Bote u Bock er schienenen Gesänge mtt Orchester op. 33) beispielsweise bedarf der größeren, auf den dramatisch accentuierten Ausdruck geschulten Mittel und VortragSkunst einer Bühnensängerin. Dafür gelangen Frau Gmeincr dann die echten Liedgesänge diese« Meisters um so besser, da« sinnige „Du meine« Herzens Krönelein" und da« reizende „All' mein Gedanken", beide« schlichte „Tonpoesien" ohne „Gedankenbelastung", aber gerade um de«willcn besonder« erquicklich wirkend Lieder von Grieg, Brahm«, Behm, Sommer, Corneliu« und Rückauf vervollständigten ihr Programm — Neben dieser gesanglichen Kraft wirkte Hr Emil Sauer al« Instrumental-Solist mit Der einheimische Künstler brachte zunächst Chopin» L-moll« Konzert, alsdann Stücke von Mendelssohn-LiSzt („Auf Flügeln dek Gesang«»") und Tschaikowsky - Pabst (Konzert-Paraphrase über die Oper „Eugen Onegin") unter voller Entfaltung seine« bi» in di« Einzel heiten ausgearbeiteten, musikalisch feinfühligen, auf Klangschönheit und Nuancenreichtum besondere« Gewicht legenden Vortrag« zu Gehör und stand, mit stürmischem Beifall bedacht, recht eigentlich im Mittelpunkt de« Interesse«. Al« Begleiter am Klavier waltet« b«i de» Lirdvorträgen Hr Eduard B«hm-Berlin, hierorts in dieser Eigenschaft, wie al« Komponist der im Königl Opernhaus« seinerzeit aufgeführten Oper „Der Schelm von Bergen" bekannt, mit Umsicht und Geschmack seines Amt« Die Orchrsterbegleitungen führte di« GewerbehauS« kapell« unter Hrn Trenkler« Leitung, die den Abend mit einer Fest-Ouverture von Volkmann eingeleitrt hatte, mit trefflichem Gelingen au« O S Arnold Böcklin 4-. Die deutsche Kunstwelt ist in tiespe Trau«r versitzt worden: in der vergangenen Nacht ist in Florenz Arnold Böcklin gestorben Die Nachricht trifft seine Verehrer nicht unvorbereitet Seit Jahren schon, seit
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