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Schönburger Tageblatt 1908 105 Tonrerstag, de« 7. Mai Filialk»: in Attstadiwaldenburg bei Herrr Otto Förster; in Lallen berg bei Hrk srrnmp». Wirker Fr. Herm. Richler, in Kaufungen bei Herrn Fr. Janalchek; in Langcnchursdorf bei Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn Wil helm Dabler; in Wvlkenburg bei Herr» Herm. Wildenhain; in Ziegelheim de: Herr», Eduard Kirsten. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster, scheinende Nummer bis Vormittags f Uhr. ^°nnem^ beträgt vierteljähr. «ch L Mk. «0 Pf., monatlich 85 Pf. S'»»«ln' Nrn. 0 Pf. Inserate pro Z^le 10 Pf., für auswärts 15 Pf. und Wal-enburzer Aiiitiger Fernsprecher Nr'^. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstcin-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbczirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrcnhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Obcrwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. anderen der Fisch, in der dritten das Geflügel zubereitet; jeder Gang hat sein Personal. Der Oberkoch geht von Herd zu Herd und sieht nach dem Rechten. Besondere An richtköche, wahre Künstler in ihrem Fach, sind mtt den Bei lagen beschäftigt. Das Tranchieren ist wieder Sache eines Fachmannes. Die Speisenträger, Soldaten, sind getrillt. Je zwei und zwei tragen sie die hölzernen Wannen, in denen die Speisen warm oder auf Eis gestellt sind, über die schma len Hintertreppen des Schlosses hinauf; denn es gibt weder in der Hofburg noch im Schönbranner Schloß Aufzüge. Die Leute gehen immer bei einer Tür hinein, bei der ande ren hinaus; es gibt kein Begegnen, kein Drängen, keinen Aufenthalt. An Champagner, Weiß- und Rotweinen stehen natürlich die auserlesensten Marken zur Verfügung. Die Tisch ordnung ist so getroffen, daß Kaiser Franz Josef die deutsche Kaiserin, Kaiser Wilhelm die Erzherzogin Aebtissin Maria still getragene Nationalunglück mutiger ins Auge zu fassen, wie es in den Worten des konservativen Wahlaufrufs zur Land tagswahl programmatisch gesagt ist: „wir wollen den letzten Einfluß, den der Mittelstand heute in der Volksvertretung noch besitzt, nicht schmälern und im Interesse der Groß städte" (d. h. der ganz Reichen und der Arbeiter) „beseitigen". Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am heutigen Mittwoch trifft die deutsche Kaiserfamilie, von Korfu kommend, in dem österreichischen Kriegshafen Pola ein. Die Geschütze der Kriegsschiffe und der Batterien begrüßen den Kaiser und die Mannschaften lassen ihr „Hurra!" erschallen. Die deutschen Schiffe erwidern den Salut. Nach der Begrüßung geht der Kaiser an Land, wo die Garnison in Parade steht und Besichtigungen vorge nommen werden. Auch einen Kreuzer, „Admiral Spaun", besucht der Monarch. Die Abreise »ach Wien erfolgt so, daß die Ankunft dort in der zehnten Vormittagsstunde des derte von Leuten haben die Tafeln mil den Gold- und Silbergeschirren hergerichtet. An Goldgeräten besitzt die Hof haltung, wie der „Tag" schreibt, für hundert, an Silberge räten für dreihundert Personen. Es ist der Stolz der Wie ner Hofküche, daß alles in eigener Regie bereitet wird, auch die Konfiterien, die, auf goldene oder silberne Aufsätze zier lich geschichtet, an Stelle der einstigen Meisterwerke der Zuckerbäckerkunst getreten sind. Kleine Bonbonnieren aus Goldbronze, mit den Photographien der Kaiserin Auguste Viktoria und der Prinzessin Luise Viktoria geschmückt, ent halten die schmackhaften Wiener „Hofzuckerln". In der Küche liegen bereits die Lachse, Forellen, Hühner, Gemüse, die Braien usw. In einer Küche wird die Suppe, in einer stark erschüttern. Und endlich der Blick in die Zukunft! Für den Arbeiter ist gesorgt, auch wenn er eigene Sparsam keit nicht übt; aber der Gebildete belastet sich entweder mit hohen Abgaben für Lebensversicherung, durchnittlich einen , Monatsgehalt, oder die Seinen bleiben vm-L-vis 6s rien (gegenüber dem Nichts). Hatte ich unter dem Arbeiter den rangierten Arbeiter/ nicht den freiwillig Arbeitslosen oder den Schnapslumpen verstanden, so wird durch die brave Arbeitcrsehefrau der, Lebensstandard beider Stände weiter fühlbar ausgeglichen. Es ist die Regel, daß die Arbcitersfrau mehrere Arbeits- stunden täglich außer dem Haus verwerten kann und so,' wenn sie nicht große Familie hat, außer Kost, eine Mark für den Tag verdient. Aber wo ist die arbeitslustige Gattin z. B. des mittleren Beamten, der sich die geringste Möglich-! Die Wahl des konservativen Abgeordneten Henning wird voraussichtlich für ungültig erklärt werden, da schon aus den bisherigen Erhebungen hervorgeht, daß der Betreffende die ' absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen nicht erhal- brücke ist mit Orchideen und Rosen geschmückt. Blumen , zieren auch die Gemächer des Kaiserpaares. Die Zimmer des Kaisers haben Ausblick auf den im ersten Frühlingsgrün prangenden Hofgarten. Weil Kaiser Wilhelm einmal die selten große Blüte des Brownea-Baumes bewunderte, wird ein besonders schönes Exemplar davon auf seinem Kamin prangen. Für die Ausschmückung der Empfangszimmer haben die kaiserlichen Gewächshäuser ihre Schätze hergebcu müssen, die, in Moos verpackt, in besonders konstruierten Eisenbahn- wagen nach Schönbrunn geschickt wurden, wo die ersten Künstler ihres Faches die Dekorationen fertigstellen. Hun ¬ daß, wer da zwei Röcke hat, dem gebe, der bereits einen berg, die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin, Baden und hat. Was wir wünschen, ist keine Aenderung, sondern vor- Oldenburg, die Herzöge von Anhalt, Koburg-Gotha und der erst nur die Anerkennung der Tatsachen; und von den' Herzog-Regent von Braunschweig, die Fürsten von Lippe, Arbeitern einige Dankbarkeit für die Opferwilligkeit des. Schaumburg und Reuß j. L. und der erste Bürgermeister dritten Standes. Auch die Presse hätte dies allverbreitete, von Hamburg. .—später aus oem Donnerstag stattfindet. Wien ist mit Girlanden und Fahnen unserer Klassiker, die keine reichen Leute waren, welche An- in den österreichischen und deutschen Farben geschmückt. Viele "" -- Schaufenster zeigen Bilder und Büsten des greisen Jubilars Witterungsbericht, ausgenommen am 6. Mai, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 753 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstan- 17,/0. (Morgens 8 Uhr -s- 15« 0. Tiefste Nachttemperatur -f- 11,/ 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 66°/«. Taupunkt -st 11,/ 6. Windrichtung: West. Mederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 7^ mm Daher Witterungsaussichten für den 7. Mai: Wolkig bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. ten hat. Die Hauptbelastungszeugen gegen den Fürsten Eulen burg, Riedl und Ernst aus Starnberg, werden laut „Berl. Tgbl." in der nächsten Woche in Berlin eintreffen und mit einer Gerichtskommission nach Schloß Liebenberg fahren. Hier wird dann die zweite Verantwortliche Vernehmung des Fürsten Eulenburg stattfinden. Die zwischen Preußen und Bayern wegen einer deutschen Güterwagengemeinschaft angeknüpften Verhandlungen, die in Weimar begannen und fortgesetzt werden sollen, ver sprechen den „Münch. Reuest. Nachr." zufolge zu einem guten Ergebnis zu führen. Die Verbündeten Regierungen sollen zur Wiedereinführung des Dreimarkstücks geneigt sein, wenn ein Reichstagsbe schluß sie fordern würde. Die Fünfmarkstücke würden in diesem Falle eingezogen werden. Prinzessin Thyra von Dänemark hat sich, nach einer Meldung aus Wien, mit dem Prinzen Friedrich von Schaumburg-Lippe verlobt. Prinz Friedrich war seit 1896 mit der älteren Schwester seiner jetzigen Braut, der Prinzessin Luise vermählt, die ihm drei Kinder schenkte. Prinzessin Luise starb nach monatelangem, qualvollem Leiden infolge Genickstarre in Ratiboritz im April 1906. Der Vater des Prinzen verschied am selben Tage. Prinz Fried- rich verließ darauf den österreichischen Dienst und lebt seit dem auf Schloß Nachod. Der Reichskanzler Fürst Bülow weilt mit seiner Gemahlin seit Dienstag Abends wieder in Berlin. Auf der Fahrt von Venedig hatte der Kanzler am Dienstag Morgens um /7 Uhr ii: München einen anderthalbstündigen Aufenthalt, verließ jedoch nicht den Salonwagen. Die Mandatsniederlegung des nationalliberalen Abgeord neten Schwabach für den ostpreußischen Reichstagswahlkreis Memel-Heydekrug hat ihren Grund darin, daß über die Wahl mehrfache Beweiserhebungen stattgefunden hatten und noch fortgesetzt werden sollten. Der betreffende Wahlkreis war bisher im Reichstage stets von einem konservativen Kandidaten vertreten; Abg. Schwabach, der das Mandat niedcrlegte, war der erste Nationalliberale. Er kandidiert wieder. Der Reichstag möchte schon am Donnerstag in die großen Sommerferien gehen. Freilich würden dann an einem einzigen Sitzungstage die dritten Lesungen von nicht weniger keit böte, etwas hinzuzuverdienen? Nicht davon zu redens daß durch Heranwachsende Kinder die Wagschale zu Ungunsten - Annunciate führt. Den Trinkspruch auf den Jubilar hält des dritten Standes noch tiefer sinkt. Dort verdienen sie,'unser Kaiser. Mit dem Kaiser erscheinen Prinzregent Luit- hier kosten sie progressiv. Und soweit sollte es nicht kommen,' pold von Bayern, die Könige von Sachsen und Württem- krieges und Anno 1908. Namentlich mußte diese Nivcau- ausgleichung zwischen drittem und viertem Stand solche Kreise treffen, die einer Preissteigerung nicht durch Preissteigerung der eigenen Leistung entgegentreten konnten, wie es, in größeren Städten, dem Handwerk bis zu einer gewissen Grenze möglich ist- Unter den schwer Getroffenen verstehen wir namentlich die sogenannten passiven Stände, vor allem das ungeheure Heer der Beamten, Offiziere, Pensionäre — außer in den ersten Jahren nach einer Gehaltsaufbesserung. Wir wollen qar nicht bis ins endende 18. Jahrhundert znrückverweisen wo man z. B. aus Justus Mösers Schriften j sehen könnte, wie behaglich und anspruchsvoll der Mittelstand ' sein Leben ausgestalte., konnte. Wissen wir nicht, ein! Menschenalter sp^er, aus dem Leben und den Schriften "Waldenburg, 6. Mai 1908. Unter der Uebcrschrift „Auspowerung des Mittelstandes" veröffentlicht die „Kreuzztg." folgenden Artikel: Als der berühmte Erlaß des großen Kaisers Wilhelm die staatliche Sozialreform eröffnete und damit eine halb Europa umfassende Beglückungsära schuf, konnte man nicht ahnen, wie sehr sich dabei das Wort erfüllen müsse, „wer zwei Röcke hat der gebe dem, der keinen hat," obwohl an die christliche' Opfcrwilligkeit von vornherein appelliert ward. Glaubte inan doch im allgemeinen, daß die Kosten der großen Volksversicherungen sozusagen aus Ueberschüssen gezahlt wer de» würde». Und gewiß, die zwei oder vier Wochennickel der Barversicherung wurden auch aus Ueberschuß gezahlt, wofern cs sich nicht nm gewerbliche Betriebe handelte. Aber durch die Versicherung ist die Lebenshaltung des Arbeiter standes so sehr gehoben, sie ist eine so gesicherte und aus kömmliche geworden, daß sie die des dritten Standes schwer hcrabziehen mußte. Jeder ältere Beobachter, der bewußt zwei Menschenalter gesehen hat, kann bezeugen, daß sich seit 50 und 60, am schärfsten seit 20 Jahren: 1. der Lebens standard des vierten Standes um das Dreifache gehoben, 2. aber die des Bürger- und mittleren Beamtenstaiides um reichlich 30 Proz., ja vielfach um 50 Proz. verschlechtert hat. Nicht nur Calwer und Bernstein geben die Hebung der Lebenshaltung des Arbeiters zu; ich glaube, wenn Herr Göhre, der ehemalige Fabrikarbeiter-Volontär, seine erste Schrift mit der heutigen Arbeiterexistenz vergliche, würde ihm vieles nicht mehr stimmen. Man vergleiche die Differenz zwischen der Lebcnsmöglichkeit z. B: eines pensionierten Haupt manns oder eines Eisenbahnarbeiters zur Zeit des Krim spräche an Kost, Trank, Dienerschaft, Kleidung und Reisen^ „ sich der mittlere Bürger damals erlaubte? Nicht nur durch ' und des deutschen Kaiscrpaares. Die Schönbrunner Schloß- die seit 1792 folgmde lange Kriegsepoche ist da fürchterlich / " ' aufgeräumt worden, und die nüchtern schmucklosen Stratzen-, Seflen der deutschen Städte, die sich um ^20 erhoben, wiederhole» das öde Bild jener nach dem drcißiglährigen erstandenen und verraten eine Dürftigkeit, die all- g i var, nnd mm nicht mehr wich, wen» sie auch nut verkleidet wurde. Wohl bemerkt, wir reden' 'ckü ei^ nicht von den oberen 10,000, oberen 100,000; aber von allem, was daumlc ^ Mahlzeiten nähern sich durchaus denen des v-e ten Standes - wirklich unter den -eu n mn - ^er Arbeiter hat ebenso viel Fleisch aus /ML/ch, Oberlehrer, Pfarrer, Postsekretär oder flmtsrichter, und am Sonntag verbraucht er im Biergarten beceutend mehr. Ihre Kleidung können sie beide nicht mehr beim Schneider machen lassen, sondern kaufen sie, den Herrenanzug zwischen 25 und 45 Mk. beim Konfektionär. Wenn aber Krankheit hereinbricht, dann ist der Arbeiter „fein heraus": er hat seine Kassen, er hat den Arzt, die Apotheke, er ist, wenn gut versichert, fast besser daran, als wenn er arbeitet, Und jene „Gebildeten"? Sie können die Apotheke fast nicht bezahlen und die Besuche des Arztes, wenn er z. B. zwei Monate lang jeden zweiten Tag erscheinen muß (jedesmal 3 Mk.), werden sein Jahresbudget