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Amtsblatt für die Amtshau-tmlinschast Mha Md die Behörden in Frmkenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. <8. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Ä8S Donnerstag oen S. Dezemver LVI» 77. Jahrgang Im Monat Dezember werden ISO Gramm Speisebatter und 150 Gramm Kpchbutter - oder Margarine verteilt werden. Die Verteilung dies« Menger, auf die einzelnen Wochen bleibt den Gemeindebehörden überlassen. Flöha, den 3. Dezember 1918. Der Nommnnalverbanb. /V V V , L Für Familtennachrichten vormittag« Schliitz her Anzeigeiilliimhme: WZW»« Gesundheitliche Maßregeln. Millionen deutscher Leeresangehöriger kehren jetzt und in den kommenden Wochen in die Heimat zurück. Die Gefahr, bah damit verheerend« Seuchen (Typhus, Flecktyphus, Pocken, Cholera, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten usw.) im Lande verbreitet werben, liegt ungemein nahe. Es ist deshalb unbedingte Pflicht jedes einzelnen Soldaten, bei der Entlassung den dafür bestehenden gesundheitlichen Vorschriften genauesten« nachzukommen, ab« auch darnach in der Heimatgemeinde alle« zur Vermeidung eine« Seuchenausbruchs Erforderliche zu tun. Notwendig ist vor allem peinliche Reinlichkeit an Körper und an vek.eidung (sofortige gründliche Säuberung de« ganzen Körpers mit Seife und Bürste, am besten ein Vollbad; Nn verzügliche« durchgreifende« Auskochen d« gesamten Leibwäsche). Beachtung de« Auftreten» von Krankheitierscheinungen, von Ungeziefer (Läufen). Umgehende Befragung de» Arzte» bei Krankhelteverdacht (im Reservelazarett hier, ebenda Entlausung und Desinfektion). Ab« auch die vorhanden« Bevölkerung hat stch d« gröbten Reinlichkeit, und d« Be obachtung ihres Gesundheitszustandes zu befleißigen. Uni» W»ono Man »»oNgoIroinn«««» Weinet, tt»»» UUWWN« se-ae von »ot»W»»n«n »ttpoinvinon NnooNteoit doMoknt dtoidso. Frankenberg, dm 4. Dezemb« 1S18. Ser Stadtrat. Ser Arbeiter- und Soldalenrat. Berkaus voil nicktbankwürdigem Nindfleisch Donnerstag, dm 5. d. M., von nachmittags ' ,3 Ahr ab an Jedermann gegen Fleischmarken 1 bi» 7. SLadttat Frankenberg, dm 4. Dezemb« 1918. Imme felttgung als einrige Kettung Als sehr bezeichnend für die Stimmung in Frankreich spricht die „Deutsche Allg. Ztg." eine ihr zugehende Mel dung an, worin es Heißt: Aus Frankreich zurückgekehrte hochgestellte Holländer, dir die Stimmung leitender Fran zosenkreise genau kennen, sagten aus, das; ernstlich der Plan bestehe, ans Deutschland eine Ausbeulungskolonie zu zachen. Demgegenüber seines wohl angebracht, weitere unnötige Bittgänge zu vermeiden und ernstlich daran zu denken, durch eine beschleunigte Festigung der innerpolitischen Verhält nisse einen Einfluß auf die künftigen Geschicke Deutschlands zu gewinnen, zu retten, was noch zu retten ist. Das Gegenteil aber geschieht. Die Leute des Vollzugsrates tun wirklich alles, was in ihrer Macht steht, um den Friedensschluß hrn- auszuschreben. Statt zu beraten, wie der Friede schnellstens herbeigeführt werden kann, damit im Lande Ordnung und Ruhe einkehrt und vor allem die Ernährungsverhältnisse besser werden, streitet man sich um Kompetenz- und Per- lonenfragen und verlangt die Ausschaltung Solfs und Erz bergers aus der Negierung. Ein politischer Wechsel kn der Leitung der Wafsenstillstanoskommission und des Auswärtigen Amtes müßte naturgemäß dte Verhandlungen aufhalten. Aber die Herren, di« solche Forderungen stellen, fühlen sich offenbar unter den jetzigen Verhältnissen recht wohl. Das Volk aber nicht und deshalb muß nun ungesäumt der Wille des Volkes .stärker zum Ausdruck kommen. Aber leider, die vom guten Willen beseelten Mehrheitssozialisten haben zu tun, sich der andrmgenden Radikalisten zu erwehren und haben infolge dessen lerne Ellenbogenfreiheit, die bürgerlichen Parteien aber haben den Kops voller Sorgen darüber, wie sie ihre bis herigen Parteigrößen am günstigsten plazieren, und dre neuen Männer daneben unterbringen. So ist auch keine Zeit zu einem Widerspruch dagegen, daß die. Nationalversammlung erst dm 16. Februar '1919 gewählt werden soll. Das ist viel zu spät. Noch zehn Wochen solchen Zustand wie in den letzten drei Wochen ist zu lange und kann zu nichts Gutem führen. Wrr wissen, daß von der Nationalversammlung unsere Le bensmittelversorgung und der Friedensschluß abhängt, wissen, daß wrr die Herbeiführung geordneter Zustände um zehn Wochen hinausschieben, wenn die Nationalversammlung um so viel verzögert wird. Und trotzdem?! Die späte Anberaumung der Nationalwahl ist ein un freundlicher Akt gegen unser Volk selbst, sie wird aber auch von unseren Feinden als unfreundlicher Akt angesehen. Cle- menceaus Blatt „L'Homme Libre" schreibt: „Dre Nichtansehung der Wahlen für die deutsche Na tionalversammlung imrerhaib der Frist des Waffenstill standes wird von.den Alliierten als unfreundlicher Akt der jetzigen deutschen Machthaber angesehen. Eine National versammlung nach zwei Monaten ist «ine Verhöhnung der Alliierten. Wir kommen dadurch nicht um die Fortsetzung des Krieges herum." Wie Schweizer Blätter melden, gehen aus Paris un ausgesetzt Truppenzüge imch der deutschen Grenze ab. Die französische Grenz« ist seit Sonnabend Mitternacht gesperrt. Wlr wiederholen: Nur innere Festigung und dazu gehört unbedrngt sofo-rtige Wahl zur Natio nalversammlung, kann uns Rettung vor schwersten Erschütterungen bringen. Unsere Feinde und insbesondere die Franzosen, die voller Rachege lüsten wegen ihrer zerstörten Provinzen sind, sind zu allen: fähig. Wessen wir uns von ihnen zu versehen haben, gehl aus der Mitteilung hervor, daß in einem Orte Elsaß-Loth- rmgens 25 Mädchan durch französische Neger vergewaltigt wurden. Und über französische Schandtaten in der Pfalz wird berichtet: Der Oberkommandant der Pfalz, Hauptmann Gilardoni, meldet: 1. Das Eendarmenekommando Gershrim berichtet am 26. November, vormittags: Zwischen 10 und 11 Uhr wurde auf dem Feldweg? von Meder-Gailbach nach Gersheim im Bezirksamt« St. Jngberg von einem Soldaten der feindlichen Besatzung — ein Neger von der Insel Mada gaskar — an der Bauerstochter Anna Krämer von Nieder- Gailbach das Verbrech«» der Notzucht verübt. Der Vorfall ' wurde dem in Nieder-Gailbach untergebrachten Offizier der Ente^tetruppen gemeldet. 2. Bezirksamt Zweibrücken berichtet unterm 28. Novbr.: Am 25. November zwischen 6 und 7 Uhr wurde die ledige Anna Stol von Mausbach b«l Wornbach von einem fran zösische Soldaten in Uniform (weißer Franzos«) verge waltigt. Hierzu ist zu bemerken, daß an der Südgrenzr des Besetzungsraums französische Marineinfanterie, fran zösische Neger und Fremdenlcgionärr stehen. 3. In Kroppen, Bezirksamt Pirmasens, ohrfeigte der französische Major, welcher dem Bezirksamtmann mit Ein sperren gedroht hatte, den protestantischen Pfarrer, weil ihn dieser nicht gegrüßt hatte. Die Grenzabsperrungen, Verkehrserschwerungen, der Erußerlaß des belgischen Oberst und andere unliebsame Bov- kommnisse beleuchten im weiteren die Lage und lassen erken nen, was uns beoorsteht. Wir wiederholen,, was wir kürz lich sagten: Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß wir rm Februar ein Großdsutschland nicht mehr haben, wenn nicht baldigst etwas geschieht, was zur inneren Festigung beiträgt. Das beste Mittel ist die Nationalversammlung, die sofort gewählt werden müßte und auch sofort gewählt werden kann. Vs; ZMblstt Wüenbiirg; Das von uns gestern erwähnte Flugblatt Hindenburgs an das Feldheer hat'nach einer Veröffentlichung der „Leipz. Volksztg." folgenden Wortlaut: 1) Das Ziel der inneren Umwälzung ist die politische Gleichberechtigung aller. Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn die Stimme eines jeden einzelnen zur Geltung kommt und das Ergebnis aller Stimmen eine Nationalversammlung die zu künftige Gestaltung Deutschlands regelt. 2) Unabhängige und Spartakusleute wollen die Ein berufung der Nationalversammlung verhindern. Sie wollen vielmehr die Herrschaft einer Klasse oder einer Partei. 3) Unabhängige und Spartakusleute wollen ihre Klassen herrschaft, die ohne jede Mitwirkung des Feldheeres zustande kam, auch ohne Mitwirkung des Feldheeres zu einer dauern den Einrichtung machen. Die heimischen Soldaten- und Ar beiterräte folgen ihnen zwar zum großen Teil, aber sie be stehen aus jungen Burschen, die daheim viel Geld verdienten, während das Feldheer unter dauernder Lebensgefahr und unter den größten Entbehrungen an Leib und Seele am Feinde stand. 4) Diese heimischen Arbeiter- und Soldatenräte haben schon jetzt viel Unheil angerichtet. c ' Beispiele: a. Anhalten und Ausladen von Verpflegungszügen, die für das Feldheer bestimmt waren. Wo das Feldheer hungert, hat es dies nur diesen Hebelgriffen der heimischen Räte zu verdanken. b. Lazarettzüge sind angehalten, das Personal entlassen und die Verwundeten allein, ohne Hilfe gelassen. c. Viele Lokomotiven und Eisenbahnwagen sind angehal ten, mit denen Teile des Feldheeres in die Heimat befördert werden sollten. Mit ihnen reisen heimische Arbeiter- und Soldatenräte in der Heimat herum oder verwenden sie für andere Zwecke. Das Feldheer muß zu Fuß laufen. , cl. Viele Lastkraftwagen des Feldheeres sind jn der Heimat sestgehalten und fallen für Transport- und Versorgungs zwecke aus. e. Kraftwagen, die Befehle überbringen sollten, sind fest gehalten. Die Befehle kamen zu spät. Hin- und Her- Märsche sind die Folgen. k. Verkehr, Verpflegung und Kohlenvrrsorgung stocken in der Heimat, weil örtliche Arbeiter- und Soldatenräte mit unkundiger Hand eingreifen. Gewiß oft in-guter Absicht, die Folgen sind -aber Unordnung, Hungersgesahr, Arbeitslosigkeit, Mißmut. g. Heimische Arbeiter- und Soldatenräte, die vielfach Ma trosen, die im Kriege nichts geleistet haben, oder unreife Burschen an ihrer Spitze haben, haben es gewagt, deutsche. Truppenteile des Feldheeres zu entwaffnen. Der 'Stolz des Feldheeres, die bescheidene Dankbarkeit der Heimat müßten Derartiges verbieten. b. Manch friedlicher Mensch hat in der Heimat fern Leben lassen müssen, weil gewissenlose und terroristische Elemente versucht haben, "eine Gewaltherrschaft aufzurichten. 5) Wenn die radikalen Elemente, die schon so viel Unheil angerichtet haben, völlig zur Herrschaft kämen — und das würden sie, wenn Ebert stürzte — so würde Deutschland zu russischen Zuständen gelangen. Dort ist alles der sinnlosen Gewaltherrschaft einer kleinen Gruppe unterworfen. Die Folg«» sind: - Unordnung statt Ordnung, Terror statt politischer Gleichheit und Freiheit, Hunger und Armut statt Wohlstand, Bruderkrieg statt Brüderlichkeit, Unmoral statt Gesittung, Arbeitslosigkeit statt Arbeit, Stillstand statt Freiheit, Verzweiflung statt Lebensfreude. Das Famrlienglück ist zerstört; jeder bangt sich um Frau und Kind, Eltern und Geschwister. Alle dies« Folgen würden noch schwerer auf Deutsch land laste», weil das Wirtschaftsleben bei uns unendlich komplizierter als in Rußland ist und jede Störung sich viel schwerer fühlbar machen würde. 6) Es ist auch nicht daran zu denken, daß der Verband "mit uns Frieden schließt, wenn die Unabhängigen, „Spar takus"- und Liebknechtleute die Herrschaft bekommen. Die Vereinigten Staaten haben klar ausgesprochen, daß sie nur mit einer Regierung, die sich auf die Mehrheit des Volkes stützt, nicht aber mit einer Kaste oder Klasse Frieden schlie ßen wollen. Neues Kriegselend würde über uns Hereinbrechen, wenn Ebert gestürzt würde. 7) Wenn die Radikalen ans Ruder kämen, würden große Teile Deutschlands sich loslüsen, da sie den Unsinn nicht mit machen wollten, große östliche Gebiete abfallen, das linke Rheinufer nicht wieder an Deutschland zurücklommen. Zer stückelung, Kleinstaaterei wären die Folgen. Anzeichen sind schon jetzt vorhanden. 8) Daher muß das Feldheer die jetzige Regierung stützen. Sollte sie gestürzt werden, so muß es die bürgerlichen Clemente wreder zur Herrschaft bringe», es muß Ordnung und Freiheit swieder in der Heimat'aufriHten, es muß dis radikalen E.emente beseitigen, damit wir Frieden bekommen, und es muß bol schewistisches Unheil und Elend von der Heimat äbwenden. Es muß jeden, der in die Reihen des Feldheeres Zwie tracht säen will — Agenten sind unterwegs — Hinaus wersen, es muß sein Mitbestimmungsrecht und die baldige Elno-erufung der Nationalversammlung fordern. Das fei der letzte Dienst, den das Feldheer für die Heimat keiftet. Kindes und Enkel werden es ihm unendlich danken. gez.: v. HrndenburL. An das Erschein dieses Flugblattes ist von unab'- hängiger sozialistischer Seite die Forderung geknüpft wordeb, Hindenburg zu verhaften, weil das Flugblatt der Gegen revolution diene. Die „Dresdner Volkszeitung" schreibt nun dazu: Wir «kenn«» an, daß Hindenburg unter den Heerführern dieses Weltkrieges als militärisches Talent heroorragte und daß er, als die revolutionäre Welle über Deutschland hinweg ging, seine Pflicht für Deutschland weiter tat, indem er die Demobilisation der Riesenarmee leitete. Jn dem Flugblatt jedoch können wir keinen Beweis dafür erblicken, daß Hin denburg nicht mehr auf freiem Fuße bleiben darf. Sieht man von den Ausfällen gegen Uebergriffe heimischer Räte ab, .so bleibt als Kern des Ganzen das Bemühen, vor rus sischen Zuständen zu warnen und die baldige Einberufung der Nationalversammlung zu erzielen. Das Flugblatt tritt unzweideutig und «nerghch für die sozialistische NeichsregA- rung «in, die aus Unabhängigen und Sozialdemokraten zu sammengesetzt ist. Gegenrevolutionäre Bestrebungen kann man also darin nur erblicken, wenn man dem Standpunkt der Bolschewik! so nahe steht, wie das bei manchen Anhängern der Unabhängigen allerdings der Fall ist. Aber die Leip- zrger Forderung auf Verhaftung Hindenburgs erscheint uns als nervöse Folgeerscheinung gewisser gegenrevolutionärer Epi soden, an denen Hindenburg vorläufig noch keine Teilhaber schaft nachgewiesen werden konnte. Segen <lie Klarmmelcknngen übe» Sie «Mont Auf die Ausführungen des Führers des A.- und S.- Rates in Berlin, Molkenbuhr, die vollkommen ungerechtfer- ttgt« Acußerungen über die Ostoerhältnissc bringen, erging folgender Protest durch den Zentralrat der Ostfront: Der Zentralrat ist erstaunt über die Acußerungen vot. Jhn«n, daß die j» Rußland liegenden Armeen wohl kaum an eine Rückkehr denken könnte». Wir verstehen nicht, wie Sie derartiges in öffentlicher Versammlung sagen können, wo die ganze Lag« d«r Ostfront zu diesem Pessimismus keinen Anlaß gibt — solang« «s den S.-Räten gelingt, ihre Politik