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V142 Donnerstag, den 23. Juni, abends. 1887. ^LUrlicUr.... IN 11«^. ^)Lt»rUck: L 1l»r1 KO L5 tlioielo« !iuiLw«ri»: 10 kL La»»«rL»Id ä« avutsek«» ltsiet»«» tritt?o«t- uoä 8t»uip«I,ux:Ut»^ Uüuu. ^»1vi>alxi»»ss»x«dNkr«i» r ?ar äen k»ulL su»«r 2«il« Usinor 8el»rikt SO?k. Hot« „Liozosooät" äis 2«its bü?f. 8«i Hb«U«o- ooci 2i8sro«ot» «ot-pr. XoksoUIo^. Lrsckeioeo: 1'R^IioU loit ^viootiw« äer 8000- ooä kaisrt»^« »b«n6«. I'ero»pr«oi>-Xo»ctllu»,r Ur. 1LSÜ. Dres-nerZournal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Otto Nanck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Loo»N»« es» LMNNnälw»»»»» »»enLrte i l^tprlx: F>. Leanti^ett«', OomioiiiooLk <i« Orextoor ^ooroot», LuodurU - NerUo-Vi« - U»»«I Ur«,I»a ». ».: I/aaeenet«« <F ^c»Atse, N«rUo Vt«o Noxdur,- kr»U-l.«tp«tU er»ok1vrt x H. - NüocL»»: Lko««,- k»rt» l^ockoo - L«rU» - kr»»H0rt xN. - ItoU^orr: Da«t>« ct 60.,' U«rU»: vdrUt»: S. L»Loo.«r: v. Sc^r«t«e,' L»U« x » : Laect ck 60. U«r»i»»x»der: UvoiAl. LrpxUtioo äs, vroxto« äoorool^ Drsxtso, /vio^«»tr. Ho. 2V. ksroiprvvÜ-Xoxrllo«: Ur. 1295. Dresden, 23. Juni. das M den speziell an die schließt er FeuiUtton Säk» immer ihr da« Auge VII. mer Friedrich Louis Scheibe in Brambach AlbrechtSkeuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Laune er zu- Majorität gegen Berhovay (Antisemit) gewählt worden. Sophia, 22. Juni. (W. T. B.) Stambuloff hat sich heute früh mit dem UnterrichtSministrr nach Tirnowa begeben. meist, während Aral über die verschiedenartigsten Dinge sprach Der Gerichtsadjunkt Karl hatte Urlaub erhalten und war zum Besuche seiner Frau gekommen. Mit Tine war er schon früher einigermaßen be- Frankreich und Elsaß-Lothringen. Während sich vor 1870 — mit wenigen Aus nahmen — kein französischer Schriftsteller um Deutsch land kümmerte, ist seit dem Friedensschlüsse eine Flut von Büchern und Schriften erschienen, welche sich alle zur Aufgabe stellen, Deutschland zu verunglimpfen. Wir erinnern nur an Viktor Tissot, für welchen feine deutschfeindliche Schriftstellerei eine ganz einträgliche Einnahmequelle ist. Den Lieblingsgegenstand der fran zösischen Publizistik bilden die Zustände in Elsaß- Lothringen. Nach allen diesen Darstellungen herrscht das tiefste Elend in dem Reichsland: Kirchhofsstille auf den mit Gras bewachsenen Straßen, die Städt chen und Dörfer mit blassen und hohlwangigen Men schen bevölkert, welchen die Thränen von den Wangen herablaufen, und welche von früh bis spät ihr Unglück, die Lostrcnnung von Frankreich beklagen. Neben diesen einheimischen Jammergestalten schreitet fest und be häbig in hohen Kanonenstiefeln der „Eroberer* einher. Im Munde hat er die lange Pfeife, in der rechten Hand das Bierseidel, in der linken einen Topf mit Sauerkraut. Drohend schaut er durch seine Brille auf die Eingeborenen hin, die die Faust in der Tasche ballen und ihm Flüche und Verwünschungen nach murmeln. Man sucht durch derartigen Unsinn die Elsaß« Lothringer glauben zu machen, in Frankreich drehe sich alles nur um sie, und bei ihnen den Glauben zu erhalten, Frankreich werde nicht versäumen, im geeig neten Augenblick loSzubrechen. Hierau« erklären sich die Ergebnisse der jüngsten Wahlen im Reichsland, auch die noch immer zahlreichen Entziehungen von der Militärpflicht sind darauf zurückzuführen, daß man an den Bestand der durch den Frankfurter Friedens vertrag geschaffenen Lage immer noch nicht glaubt. Unter solchen Umständen begreift man das Aus sehen, welches das soeben erschienene Werk ^»ri, -autera. Ua verit6 L lAlsacs-Uorraiu«" hervorruft. Der Verfasser verläßt nämlich die breit getretene journalistische Heerstraße, indem er den Nachweis führt, daß an die Wiedereroberung Elsaß-Lothringen» durch Frankreich nicht zu denken sei. Naturgemäß Nichtamtlicher Teil. Telegraphische 'Flachrichten. Buda-Pest, 22. Juni. (W.T.B.) In Czegled istKomjathy (unabhängig) mit 2V3 Stimmen kannt gewesen, jetzt machte er sich noch besser mit ihm vertraut, denn auf dem Lande mußte er den Umgang eine» jungen Mannes schätzen, der doch in einer großen Stadt seine Studien gemacht hatte. Eines Nachmittags lagen die beiden im Wäld chen auf der Höhe, im Schatten einer einzeln stehen den Eiche, die Jagdgewehre neben sich. Die Jagd war zu Ende, und sie hatten sich ermüdet hingelagert, dem mitgebrachten guten Tropfen fleißig zusprechend. „Die Frauen Haven mir gestern abend erzählt, Laß Sie sich schon verheiraten, Herr Kolodey", begann ver Adjunkt. Den jungen Mann berührte das Wort „schon" unangenehm, weshalb er mit einem kurzen ,La" ant wortete. Kral legte den ausgezogenen Rock unter das Haupt, sah zum Himmel empor und sagte mit einem etwas gezwungen heiteren Tone: „Sie sind jetzt erschrecklich verliebt, ganz er schrecklich." Tine war mit dem Gerichtsbeamten noch zu wenig bekannt, sonst hätte er ihm in scharfer Weis? geantwortet, so aber schwieg er lieber. Schnell sprang Kral empor, öffnete fein Weid- mannSmesser und schnitt in die glatte Rinde der Eiche ein große» Kreuz, worauf er sich lachend wieder in» Moor lagerte. „Warum lachen Sie?" fragte Tine. „Sehen Sie da» Kreuz, welche» ich in die Eiche schnitt?" „WaS ist » mit ihm?" Der Adjunkt stützte den Kopf in die Hand und sagte mit einem leichten Seufzer; Westessungen aus da» „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), sir auswärts bei den betreffenden Postanstalten. In DreSde» - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Alberttheater), wo selbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Müller, Pillnitzer Straße 64, dem Bahn hofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahn hof), dem Herrn Buchhändler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof) und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. A«ki»dig«»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre« im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" find die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Zolleinneh- Wekamümachung. Auf Grund von 8 28 des ReichsgesetzeS gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird mit Genehmigung de» BundeSrathe» für die Dauer Eines Jahres angeordnet wa» folgt: 8 1- Personen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicherheit und Ordnung zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in der Stadt und in dem Bezirke der AmtShauptmannschaft Leipzig von der Landespolizei behörde versagt werden. 8 2. Vorstehende Anordnung tritt mit dem 29. dieses Monats in Kraft. Dresden, am 18. Juni 1887. Gesammtministerium. gez. Graf Fabrice, von Nostitz-Wallwitz, von Gerber, von Abeken, von Könneritz. „Kennen Sie Scheffels Trompeter von kingen?" „Nein", entgegnete Tine. Der Adjunkt aber zitierte ihm immer und wieder jene beiden Verse. Für diesen Tag war es mit der guten TineS zu Ende. Auf dem Heimwege schwieg „Warum fragst Du das?" „Nun, sage, was Du meinst?" „Mein Vater hat niemand gern, nicht einmal mich, der ich sein Sohn bin, er ist eben ein ganz wunder licher Mann", entgegnete er. „Bist Du aber nicht allein daran schuld?" warf sie schüchtern ein. »Kannst Du denn nicht mit ihm reden?" „Ich bin nicht schuld", antwortete er trotzig. „Siehst Du, wie schnell er einwilligte, noch bevor Du ihn darum gebeten hattest, das ist doch ein Zeichen, daß er Dich gern hat. Watte nur, ich werde ihm schon so schmeicheln, daß auch Dein Vater mich wird lieb haben müssen", sagte sie. „Ist Dir- nicht genug, wenn ich Dich lieb habe?" „Nein." „Und doch muß es sein." Sie sah ihn fast erschreckt an. Er faßte sie am Köpfchen und küßte sie. Dann sagte er zu ihr: „Gute Nacht!" „Bist Du böse?" „Nein; allein Dn darfst Dich jetzt nicht mehr so entschieden meinem Willen widersetzen. Was soll denn später au» Dir werden, wenn Du erst mein Weib bist, da Du Dich schon jetzt widerspenstig zeigst?" Sie schüttelte da» Köpfchen, aber zu antworten vermochte sie nicht». Eine nicht bemerkte, still zerdrückte Thräne trübte Elsaß-Lothringer berichteten Rat an: „Nehmt die ge genwärtige Lage, in der Ihr Euch befindet, an, und Ihr werdet dem Frankreich von 1887 einen außer- ordentlichen Dienst leisten!" ... Dem Vorwürfe un patriotischer Handlungsweise beugt der Verfasser dabei vorsorglich vor, indem er seiner Arbeit folgenden Aus zug aus einem Gespräche voranschickt, „vevoller ootr» faibless«; ... e^est Lutipatrioliguv." — „Aimer- vous wieux, avee votrs luibleoee oou äävoilöe ro- tourner L ... 8s6an?" Der Gedankengang des Verfassers — er nennt sich „vu Uurisien^ und ist offenbar mit den ein schlägigen Verhältnissen genau vertraut, wenn er sich auch von gelegentlichen Übertreibungen nicht fernzu halten versteht — ist in kurzen Zügen folgender: Soll Frankreich auf Elsaß-Lothringen verzichten?, Nur die in Frankreich wohnenden Elsaß-Lothringer, einige Journalisten und Deputierte werden diese Lagcsgeschichte. Dresden, 23. Juni. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das l9 Stück de» Jahres 1887 heute hier ringe« troffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1723) Gesetz vom 17. Juni d. I., die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des RrichSheereS und der Kaiserlichen Marine betreffend. * Berlin, 22. Juni. Se. Majestät der Kaiser ist heute wieder etwas früher aufgestanden und die Ge nesung macht die erfreulichsten Fortschritte. Am heu tigen Nachmittage hörte Se. Majestät den Vortrag des Oberhof- und Hausmarschalls Grafen Perponcher und arbeitete von 3 Uhr ab mit dem Chef des Zivil- kabinets, wirN. Geh. Rat v. Wilmowski. Wie aus Koblenz gemeldet wird, dürste Ihre Majestät die Kaiserin, von Baden-Baden kommend, voraussichtlich morgen abend, wie alljährlich, zu län gerem Aufenthalte daselbst eintreffen. Wie die „Post" meldet, war Sr. Majestät dem Kaiser durch StaatSminister v. Boetticher Bericht er stattet worden darüber, wie derselbe sich des Kaiser!. Auftrages an den Reichstag entledigt habe. Der Kaiser dankte ihm darauf in einem eigenhändigen Schreiben und sprach die Erwartung au», daß seine Worte auf den Reichstag den beabsichtigten Eindruck gemacht haben mögen. Ferner dankte der Kaiser dem Minister für die würdige und erhebende Anordnung der Grundsteinlegung in Kiel und bemerkte dabei noch, daß, wenn Er auch darunter habe leiden müssen, es Ihn doch mit Genugthuung erfüllt habe, der nationalen Feier beigewohnt zu haben. Auf Veranlassung de» britischen Botschafters Sir Edward Malet hatten sich gestern die gesamte hiesige englische Kolonie, sowie einige geladene Deutsche (im ganzen 269 Personen) zur Feier des 50jährigen RegierungSjubiläums Ihrer Majestät der Kö nigin Viktoria von Großbritannien, Kaiserin von Indien, in dem Saale der hiesigen britischen Bot schaft versammelt. Das Fest war ein sehr anregen des. Die beiden Haupttrinksprüche auf Ihre Majestät die Königin, auf welchen das „6o6 «uv« tbv Hussu« folgte, sowie denjenigen auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm, nach welchem da- ,Heil Dir im Sieger kranz" ertönte, brachte der Botschafter selbst aus. Bei dieser Festlichkeit bestätigte übrigens Sir Malet, daß günstige Nachrichten über das Befinden Sr. Kaiserl. und König!. Hoheit de» Kronprinzen eingelaufen feien. Ihre Durchlaucht die Fürstin Bismarck hat, wie man vernimmt, die Absicht, in den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen, Berlin zu verlassen und sich nach Friedrichsruhe zu begeben. In dem Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bismarck soll nach den „B. P. N." eine leichte Besserung eingetreten sein. Übrigens ist dem Fürsten ärztlicherseits thunliche Ent haltung von den Geschäften vorgeschrieben worden und dürfen daher demselben während seiner Abwesenheit von Berlin keine Schriftstücke vorgelegt oder nach gesandt werden, so daß auf eine Beantwortung der selben nicht zu rechnen ist. Der heutige „ReichSanz." meldet nunmehr die Er- nennung des wirkt. Geh. Rats Grafen zu SolmS- Sonnen Walde zum außerordentlichen und bevoll mächtigten Botschafter am König!, italienischen Hofe. Wie dasselbe amtliche Blatt meldet, erteilte Se. Majestät der Kaiser dem Staatssekretär, Grafen v. Bismarck-Schönhausen, die Erlaubnis zur An legung der ihm verliehenen Insignien, und zwar des Fürstlich Waldeckschen Verdienstordens erster Klasse, sowie des GroßkreuzeS des Persischen Sonnen- und Löwenordens in Brillanten. Am Donnerstag findet eine Plenarsitzung des Bundesrates statt. Zur Beratung stehen eine lange „Die Jugend, die Jugend! Kommen Sie nach zehn Jahren wieder her und betrachten Sie diese Eiche, dann wird das Kreuz vernarbt, von Harz über kleidet sein. Und erinnern Sie sich, daß Sie heute hier gelegen, ganz verliebt vor der Hochzeit, und daß ich darüber lachte. Dann werden Sie wissen, warum ich eS gethan. Es wird Ihnen ergehen, wie uns allen. Mir war es gerade so »u Mute, als ich verliebt war." „Weder passen auf Alle dieselben Vergleiche, noch giebt eS überall dieselben Menschen," sagte Tine etwas pikiert. „Sie meinen mich, wie ich jetzt bin. Aber Sie urteilen falsch. Ich denke nicht an die Verbindung mit meiner jetzigen Frau, die allerdings wegen ihrer Krankheit sehr beschwerlich ist. Mit ihr machte sich die Sache damals mehr nach dem Paragraphen der landesüblichen Vernunftgesetze. Aber anders früher, wo wir jünger waren, wo ich mich in Ihrem Alter befand. Ja, Sie, der Sie mich jetzt sehen und hören, würden nicht glauben, daß ich einst genau so empfand, wie Sie jetzt, daß ich nicht die sehr angenehme Wahr heit des Scheffelschen Trompeter» fühlte: Liebe ist ein schlimme- Feuer, Frißt den, so es angeblasen. Ein treue» Herz. Gtnr Geschichte au- dem wendischen Bolle von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Warum sollte er nicht, da ihm alle» so rasch, so glücklich ging? Wer hätte eS vor einem halben Jahre gedacht, daß er heute schon freien und sein eigner Herr auf der großen Mühle seines Vaters sein könne? Er legte die Zigarre auf den Tisch; sie war auS- gelüscht, so lange dachte er über alles nach Am Ende sagte er sich, daß die Mitteilung, welche ihm der Vater gemacht hatte, doch so wichtig und neu sei, daß Anka sie noch heute erfahren müsse. Mit diesen Gedanken stand er auf und verlies da» Hau». Hell blickte der Mond auf den Weg durch den Gatten und über das Feld hin zu dem Nachbar, wo Line das Mädchen noch auf und mit den Verrichtun gen de» Abends beschäftigt fand, als er leise an ihr Fenster klopfte. Als er ihr in kurzen Worten die väterliche Zu- stimmung zur Hochzeit bekannt machte, errötete sie und frug ihn dann au», da sie die Worte de» Vaters wissen wollte. Er wiederholte ihr dieselben, wohl nicht so genau, al» sie gelautet hatten, doch der Hauptsache nach richtig. Nach einem kurzen Schweigen fragte sie: „Und weißt Du, daß mich Dein Vater wohl gern haben wird ?" Frage unbedingt verneinen; die Mehrheit, des französischen Volkes bejahen sie wenigstens im Innern (?) Warum? Der Krieg bedeutet für Frankreich die Revolution. Frankreich bedarf dringend des Friedens, um letztere abzuwenden. Die Weltausstellung, die Ver wandlung von Paris in einen Seehafen, die Anlage de» Zweimeerkanals von Narbonne nach Bordeaux und andere große Projette müssen baldigst auSgeführt werden, um dem Lande aufzuhelfen. Übrigens ist Frankeich gar nicht in der Lage, an einen erfolgreichen Krieg zu denken, denn im Lande herrscht allgemeiner Notstand. Die Armee, sowie die Flotte ist nicht be reit. In Bezug auf die Armee wird u. a.' be hauptet, daß die Ostgrenze ungenügend befestigt sei. Die Menilitbomben sind unbrauchbar; das ein« geführte Gewehr ist im Vergleich zum deutschen Re- pctiergcwehr ungenügend, ebenso die Feldartillerie. Die VerproviantierungSfrage ist immer noch nicht ge löst. Womöglich noch schlimmer sieht es mit der Marine aus, die der Verfasser genau kennt, da er nach feiner eigenen Angabe ehemaliger Seemann ist. Die Expedition nach Tonkin hat den Bau der großen Panzerschiffe verhindert. Am 1. Januar 1887 besaß Frankeich bloß 4 Panzerschiffe mit vollständigem Effektivbestand. („Colbert", 1200 Pferdekraft, 16 Ge schütze; „Courbet", 1500 Pferdekaft, 14 Geschütze; „Revoutable", 1500 Pferdekaft, 14 Geschütze; „Jn- domptable", 1200 Pferdekaft, 6 Geschütze.) Dazu kommen noch 7 Panzerschiffe mit vermindertem Bestand (^Devastation", 1500 Pferdekrast, 14 Ge schütze; „Marengo", 1000 Pferdekrast, 16 Geschütze; „Richelieu", 1100 Pferdekaft, 19 Geschütze; „Suffren", 1000Pferdekaft, 14 Geschütze; „Trident", 1200Pferde kaft, 16 Geschütze; „Amiral-Duperre", 1500 Pferde kaft, 18 Geschütze; „Friedland", 1000 Pfervekaft, 16 Geschütze.) Von den 11 Schlachtschiffen hätten 5 schon vor 1885 ausgemustett werden sollen; trotz ihrer nachgewiesenen Unbrauchbarkeit figurieren sie aber immer noch in den offiziellen Listen. Die Kanonen boote sind fast unbrauchbar; ein gutes System von Torpedos fehlt immer noch. Außerdem verbietet die ungünstige Finanzlage so wie die Isoliertheit Frank reich» ganz von selbst die Eröffnung eines unabseh baren RevanchekrregeS. Ferner wird darauf hingewiesen, welch« Verände rungen auf der Karte vorgenommen werden müßten, wenn die einzelnen Staaten die auf Waffengewalt zu rückzuführenden Eroberungen herauSgeben müßten; beispielsweise hätte Frankreich Algier, Tunis und Tonkin, Italien fast das ganze Land mit Ausnahme von Piemont und Sardinien, England Gibraltar (den Spaniern 1704 abgenommen), Helgoland (bis 1807 dänisch), Malta und Canada (früher französisch) abzu treten. Daran denkt nun natürlich kein Mensch. So wird man über kurz oder lang auch die Abtretung von Elsaß-Lothringen als etwas Unwiderrufliches auffassen. DaS Buch, welches sich speziell an die Elsaß- Lothringer wendet, weist mit Recht darauf hin, daß Frank reich so viele Schwierigkeiten im Innern zu bewältigen hat, daß eS sich vor der Hand einzig und allein mit sich selbst beschäftigen muß, ferner daß ein etwa gegen Deutschland unternommener Krieg vor aussichtlich zur Niederlage führen würde. Den Elsaß-Lothrinaern wird damit der Schluß nahe gelegt, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, für immer mit Deutschland vereinigt zu bleiben. Es ist nicht zu verkennen, daß, sobald einmal dieser Gedanke die breiten Schichten der elsaß lothringischen Bevölkerung ergriffen hat, der ins Stocken geratene Verdeutschungsprozeß in raschen Fluß kommen wird. Bis wir so weit sind, wird allerdings noch mancher Tropfen Wasser den Rhein hinabfließen.