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UMrhaltungs- und Intelligenz-Blatt. Sonnabends, den 27. Januar 1827. XV. Jahrs. Rinaldo Bibieni. Ein Fragment aus der Venetianischen Verschwörung. * Schon griff das Feuer um sich, das zur Ver schwörung Venedigs empor glomm, und lockte viele der angesehensten Männer an sich. Unter den Jünglingen befand sich auch Rinaldo Bi bieni, der Sohn eines der ersten Senatoren, die Freude seiner Acltcrn und die Hoffnung der Edlen. Der Schwarm jener Ausschweifenden umringte ihn, und betäubte ihm Herz und Ohren. Er mußte, durch so manchen falschen Grundsatz, dem man einen blendenden Glanz gab, verführt, der Verschwörung mit beitre ten. Lange -weigerte er sich; allein — man überraschte ihn bei Blanka, einer Buhlerin, und wer einmal einen Fehltritt gewagt hat, willigt leicht in einen zweiten. Blanka fachte die wilde Gluth an, und Rinaldo vergaß die heiligen Pflichten, die er dem Vaterlande, sei nen Aeltern und sich selbst schuldig war. Er trat der Verschwörung bei. — Aber bald dar auf quälte ihn sein Herz mit Vorwürfen; er vertraute sich seinem alten Diener Lenardo. Dieser wies ihn 'mit väterlichem Ernst zurück, und bat ihn, der gesunden Vernunft und sei nem Herzen seine Pflicht nicht abzuschwören. Aber wie soll ich mir helfen f jammerte er; — ich habe mein Wort gegeben. — Lasterhaften um der Tugend willen das Wort brechen, ist Schuldigkeit, antwortete Lenardo, und Rinaldo sagte ihm alles zu. Aber man hatte um ihn her ein Netz gewor fen , aus dem er nicht heraus konnte. Dit Verschworenen schwuren ihm Haß und To-, und er trat wieder in seine alte Verbindung. Bald war alles entdeckt, und wie erschrak der alte Bibieni, seinen Sohn auf der Liste der Verbrecher zu finden. Er besiegte die väterliche Liebe, sein Sohn ward in den Kerker gewor fen , und sein Uriheil blieb dem Staatsrath überlassen. — Rinaldo schrieb an seinen Vater und bat um Begnadigung ; er erwies die Ver führung und feine Unschuld. Der arme Jüng ling täuschte sich eben mit Hoffnungen, alS der alte Lenardo hereintrat. Bringst du Lebe« oder Tod? fragte er ihn hastig. — Lenardo juckte mit den Achseln, und überreichte einen Brief. Er war von väterlichen Thränen be netzt , und dies sein Inhalt: « Mein Sohn! « Von deinem Vater ist dir verziehen; — < der Staat aber verlangt dein Leben zur « Versöhnung der Gesetze. — Bereite dich < zur Ewigkeit. Dein trostloser Vater.» Ha! rief er aus, guter Vater, ich kann dich nicht grausam nennen, denn du darfst mich nicht retten, wenn du mich auch retten könn test. — Ich nützte meine Jugend so wohl, hörte nirgends einen Vorwurf; und nun wer-