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VoigÜändilcher Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neunundsechszigfler Fahrgang. Verantwortliche Redactlon, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, unk zwar Dienstags, Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher AbonnementspreiS, auch bet Veztrhung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, di« bis Mittags 12 Uhr eingeben, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. 4. September 1858. Zeitungen. Sachsen. An Dippoldiswalde sind am 25. Aug. vordemOber- thore 6 Scheunen und ein Schuppen infolge Blitzschlags abgebrannt. Schweiz. Die „Basler Ztg." bringt in zwei Spalten einen Auszug aus dem Testamente des Krösus von Basel, Christoph Merian-Burkhardt. Als Universalerbin ist die Gemahlin des Verstorbenen und nach deren Ab- sterben die Stadt Basel eingesetzt, zur Verwendung für nolhwendlge Unter nehmungen und für Armenzwccke. Die Erbschaft ist auf 24 Millionen geschätzt und repräsentirt eine Rente von 1 MiU. Fr. Unter besondern Legaten sind für ein weiteres Publikum folgende Posten bemerkenswert!): 500,000 Fr. für gemeinnützige und wohlthätige Anstalten nach der Wahl der Hauptcrbin, und ebenso viel nach dem Tode derselben; 200,000 Fr. an die evangelische Missionsgesellschaft und an dieselbe ebenso viel nach dem Tode der Hauptcrbin. (Bei Lebzeiten des Verstorbenen schon hat diese Anstalt zu zwei Malen je 100,000 Fr. erhalten.) Der vom Ver storbenen auf eigene Kosten unternommene Bau der Elisabelhkirche soll aus der Masse ausgebaut und ein Capitalfond zum Unterhalt derselben aus geschrieben werden; der Architekt Riggenbach, als Erbauer der Kirche, erhält 20,000 Fr. Die nächsten Verwandten, 5 Personen, erhalten theils jetzt, theils nach dem Tode der Haupterbin, jede 1 Million. Die Legate an Verwalter, Arbeiter, Dienstboten, Taufpathen u. A. bilden eine lange Reihe; den Schuldnern in Basel (mit Ausnahme der Bankhäuser), auch den Staatsobligationen wird ein Aahreszins erlassen. Rußland. Am 12. August brach auf der Rhede zu Astrachan ein" Feuer aus, das bis zum andern Tage brannte und große Holz-, Getreide- und MunitionSvorräthe, dazu mehr als 20 Schiffe und 121 Privalhäuser verzehrte. — Im Kaukasus hat Schamyl dem Vordringen General Aew- dokimow's durch eine große Kraftanstrengung wenigstens augenblicklich Halt geboten. . Türkei. Konstantinopel, 21. August. DaS Ereigniß der Woche ist der Hattischerif, durch welchen der Sultan die Unordnungen in der Ver waltung seines Hauswesens rügt und eine Abhülfe dafür zu finden bemüht ist. Ali Pascha hatte vor einiger Zeit dem Sultan eine Denkschrift über die Finanzlage des Landes überreicht und darin mit seltener Offenheit auch auf die unordentliche Wirtschaft im kaiserlichen Harem und die Ucber- schreitungen der Civilliste zum Nachtheil der Staatskasse hingewiesen. ES schien dieser Mahnruf spurlos verhallt zu sein, als em neuer Funken in die noch glimmende Asche fiel und ein lohcs Feuer entzündete. Fuad Pascha ließ von Paris aus den Großvezir wissen, daß unter den neuesten pracht vollen Bestellungen, die von Stambul aus an die Juweliere der franzö sischen Hauptstadt gelangt seien, sich auch ein Auftrag eines der Söhne des Großherrn, eines achtjährigen Prinzen, befinde, der nichts weniger als ein Tafelservice von massivem Golde mit Brillanten garnirt zum Gegen stand habe, daß die ausgestellten Probestücke dieses luxuriösen Geschirres die allgemeine Aufmerksamkeit erregten, und ihm von den Finanzmänuern, mit denen er wegen der Anleihe unterhandle, Angesichts dieser eines Krösus würdigen Verschwendung die nicht unberechtigt scheinende Frage entgegen- gchalteu werde, ob man in Stambul glaube, daß solche Erscheinungen ge eignet seien, daS Vertrauen in die türkische Finanzwirthschaft in Europa zu erhöhen. Der Großvezir eilte zum Großherrn, um aufs Neue und mit Fuad's Depesche in der Hand auf die Verderblichkeit solcher Verschwen dungen im Haushalt der großhcrrlichen Familienglieder hinzuweisen. Er bat gleichzeitig um Enthebung von seinem Posten und war, mit Zeichen großherrlicher Ungnade entlassen, so bestimmt einer Gewährung dieses Ge suches gewärtig, daß er während 24 Stunden alle amtlichen Ausfertigungen mit dem Bedeuten ablehnte, sie seinem Nachfolger aufzusparen. Nach 48 Stunden ließ ihn der Sultan indeß aufs Neue zu sich bescheiden, empfing ihn aufs gnädigste, erkannte seine äreue Pflichterfüllung an und gab ihm seine Entschlüsse kund, wie sie in dem Hattischerif niedergelegt sind. Wa in der Zwischenzeit in den geweihten Räumen des großherrlichen Hauses und Harems vorgegangen sein mag, darüber vermag die Chronik freilich nur nach dunkeln Gerüchten zu schreiben. Indeß scheint sicher, daß der Grimm des Gebieters einen panischen Schrecken unter all den Weibern und Kindern, Sclaven und Mägden, HaremShütern und Helfershelfern, die jenes übertünchte Grab, der Harem von Dolmabagdsche, birgt, ver breitet hat, zumal einige zwanzig, nach Andern sogar an vierzig Damen des Harems sammt ihrem Hofstaat in Ungnaden entlassen wurden. Die Aufregung und der Schrecken waren, obschon minder groß, auch auf der hohen Pforte allgemein, als dort der Hattischerif verlesen wurde. Mannichfaltiges. Die Legung des transaltandischen Tetegraphen-Taues. (Schluß.) Während der zweiten Hälfte deS TagcS fiel der Barometer stark und gegen Abend fing ein starker Ostwind an zu blasen. Als die Brise stärker wurde, ward die Kraft der Maschinen allmählich vermehrt; allein der Wind nahm in stärkerem Maße zu, so daß der „Agamemnon" bei Son nenuntergang mit vollem Dampfe gegen den Wind ging, nur vier Knoten in der Stunde zurücklegend. Während des Abends wurden die Topmasten heruntergelassen und daS Schiff so viel als möglich von Segeln erleichtert, damit der Wind so wenig als möglich Widerstand finde. Dennoch kam daS Schiff nur langsam vorwärts, namentlich infolge der hohen See, ob gleich eine Masse von Kohlen verbraucht wurde. Man begann zu fürchte», daß, wenn der Wind anhalten würde, Masten und Verdeck als Brenn- ' material verbraucht werden müßten, um das Schiff nach Valentia in Arland zu bugsiren, da der „Agamemnon" schon auf dem Wege zum Stelldichein eine ungebührliche Masse von Kohlen verbraucht hatte. Am nächsten Tage drehte sich der Wind glücklicherweise nach Südwcst, und obgleich die See noch sehr hoch ging, so gestattete sie doch, am Brennmaterial wieder zu sparen. Sonnabend Mittag, den 31. Juli, waren seit derselben Stunde des vorhergehenden Tages 120 Meilen zurückgelegt, mit einem Verluste an Tau von 27 Meilen. Der „Niagara," welcher nach Verabredung alle 10 Meilen signalisirte, hielt mit dem „Agamemnon" ungefähr gleichen Schritt. Während Sonnabend Nachmittag nahm der Wind wieder zu u»d blieS, bevor die Nacht hereinbrach, so stark, daß ein ungeheurer Wogen schwall von Südwesten herüberstürzte und der „Agamemnon" so schwankte, daß man es für unmöglich hielt, daß das Tau^die Nacht über werde halten können. Ohne die Wachsamkeit uvd außerordentliche Sorgfalt des