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Dresdner Journal : 19.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-19
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1879
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^F13S Donnerstag, den <9. Juni. 187S I» k««« L«t«k«: 4L^rlicü: . . 18 H»rti M^Ldrliek: -K»r^ö0kt. Rii»«to« l?uwlll«ro: 10 kf ä«a«vt»ck«o R»»el»« tritt?o»t- aoä 8t«llpottui»ckl»jt tüma. lo»»r»t«Qprel»«r KAr a«» k»mo oio« ^«p»ItsllSll ?»tit»«il« LV ?k. v»t« äi« L«il« 00 kk. k riebet»»»« Uslivb mit XonmUm« a»r 8oao- sock ksisrtL^k TbeocI» kür üsu kolxeockeu 1'»^. DreMerImmal. to»erateaaan«bme anivkrt»« I.sip»i^: F>. Lranckutetter, 6ommi»siooLr 6s» Or«»üv«r ^ounutl»; L-wdorU - L-rlt» Vi-u l^tp-ix L»»«I -Lr«^»a-ri'^oktll> t ». N i Äaa»en«t«»» L Votier, L«rlm Vi«» -SiundmF- kr»x-L«<p,i^-rr»Lk1vrt ». » Nviirk««: L/o«e,' L«rli»: S. /^ornict, /„eakickenckant Lrem«o: L' §c/üotte / Lr«»I»o: T Lta-Arn « öüre»u; vk-miüu: ^o«A<; knmLkurt ». N.! F' ^aeAer^KLke u. L?. k/rrrman«- »eUe knct>tii»v<Hunb; üvrUt,: R»rmov«r! L? k»rt, L«rU» rr»ollk«rr ». » Stutt^»rr: Da«öe L ^o./ Siwdur,! L7«vckA«», Aci. Steiner. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. »««-»»»xvdei-r LSniel. krpeäitiov 6e« vresckoer ^ourn»!«, Vresckvo, ^vio^erstraL»« Sü. Abonnements - Einladung. Auf das mit dem 1. Juli d. I. beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 Mart 50 Pf. angenommen siir Dre-de« bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), ftr »»SwärtS bei den betreffenden Postanstalten. AnkiindigUnge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die J»sertio«Sgeb«hre» werden im Jnferaten- theile mit 20 Pf. für die gefpaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch Inserate zur Beför derung an unser Blatt angenommen werden. WM" Wir ersuchen um recht baldige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. DreSde», im Juni 1879. tiouigl. Expedition des Dresdner Ilmruals. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Juni. Se. Majestät der König hat dem Lanzleiinspector bei der Zoll- und Steuer-Direc- tion, Carl Otto Rietzschel daS Verdienstkreuz aller- gnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Postdirector Georg Nicolaus Waurik-Jesorka in Crimmitschau da« Rit terkreuz II. Tlasie vom AlbrechtSorden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem vormaligen Gutsbesitzer Hauswald zu Nennt- mannSdorf daS Ritterkreuz II. Elaste des AlbrechtS- orden« zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. » e d e r s t ch I. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Stuttgart. Wien. Paris. Bern. Baden-Schweiz. Rom.) Hur Orientfrage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Der Pfingstverkehr auf den sächsischen StaatS- bahnev 187S. Provinzialnachrichtev. (Lhemnitz.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 17. Juni.) Proviuzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg. Mitt ¬ weida.) EiugesaudteS. Börsennachrichtru. Telegraphische Witterung-bericktr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 18. Juni, Nachmittags. (Tel. d DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser wird, soweit bis jetzt bestimmt ist, künftigen Sonn abend Abend nach EmS abreisen. Ihre Majestät die Kaiserin wird sich morgen (Donnerstag) Abend nach Koblenz begeben. Stuttgart, Dienstag, 17. Juni, Abends. (W. T. B.) Wegen der nicht aufzuschiebenden Etat-Vorlagen bezüglich der Justizreorganisation wird der Landtag, dem Vernehmen nach, Ende dieses MonatS einberufen werden. Der seitherige DepartementSchef deS Kriegs wesens, Generalmajor v. Wundt, ist zum KriegS- minister ernannt worden. Paris, DienStag, 17. Juni, Abends. (W T. B.) Eine hier eingegangenr amtliche Depesche auS Batna (Algier) von beute früh meldet, daß gestern eine Deputation der Ouled Daouds, deS einzigen aufständischen Stammes, bei dem General Aorge- mol erschien und die Unterwerfung deS Stammes anbot. Der General verlangte die Auslieferung deS ScherifS, welcher die Jnsurrection hervorge- rufen hat; wenn dieselbe nicht erfolgen sollte, so wird der General heute Abend angreifen. ES sind Maßregeln getroffen worden, um eine Flucht deS ScherifS nach Tunis zu verhindern. Versailles, DienStag, 17. Juni, AbendS. (W. T. B.) Der Congreß wird übermorgen (Donnerstag) Vormittag 10 Uhr zusammentreten. Der Senat und die Deputirtenkammer haben sich daher bis zum Sonnabend vertagt. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer sprach sich der HandelSunnister Tirard dagegen auS, daß in dem „Journal officiel" die Worte Paul de Cassagnac'S, welche Schmähungen gegen die Regierung enthielten, nicht veröffentlicht wor den seien. (Bgl. unsere Pariser Eorrespondenz unter „Tagesgeschichte", welche über die MontagSsitzung aus führlich referirt.) Der Präsident Gambetta er widerte hierauf, daS Präsidialbureau habe in An betracht Desirn, daß die Aeußerungen Cassagnac'S einer Repression entgangen seien, die Auslassung jener Worte beschlossen. Die Deputirtenkammer nahm hierauf eine Tagesordnung an, in welcher daS Verfahren deS BureauS gebilligt und zugleich der Beschluß gefaßt wird, eine Commission ^u er nennen, um die Geschäftsordnung zu modificiren. Sodann wurde die Berathung deS Kerry'schen Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht wieder ausgenommen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung beantragte Blachdre (Rechte), die Regierung über die Vorgänge in Algier zu interpelliren; die Interpellation wurde indessen auf 1 Monat ver tagt. Brüssel, DienStag, 17. Juni, AbendS. (W. T. B.) Ja der heungen Sitzung deS Senats wurde dir Berathung deS Gesetzentwurfs über den LolkSschulunterricht eröffnet. Zunächst ergriff der Präsident deS Senats, Kürst v. Ligne, daS Wort, um sich gegen die Vorlage auszusprechen. Tagesgeschichtr. Dresden, 18. Juni. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 16. Stück vom Jahre 1879 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 130l) Gesetz vom 4. Juni d. I., die Abänderung des Gesetzes vom 10. Juni 1869 über die Wechselstempelsteuer betreffend; Nr. 1302) Allerhöchster Erlaß vom 13. Juni d. I., die Aufnahme einer verzinslichen Anleihe im Betrage von 68021071 M. betreffend; Nr. 1303) Bekanntmachung vom 13. Juni d. I., die Ausgabe neuer Stempelmarken und gestempelter BlanquetS zur Entrichtung der Wechsel stempelsteuer betreffend. * Berlin, 17. Juni. Am heutigen Tage haben der BundeSrath, sowie die vereinigten Ausschüsse des selben für Justizwesen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Justizwefen und der Ausschuß für Rech nungswesen Sitzungen abgehalten. Nach einer vor läufigen Meldung aus „W. T. B." hat der BundeS rath in seiner heutigen Plenarsitzung das Eisenbahn- gütertarifgesetz mit Stimmenmehrheit angenommen. Der Verfassungsausschuß wurde mit der Prüfung der Frage beauftragt, ob in gewissen Bestimmungen des Gesetzes eine Verfassungsänderung enthalten sei. Die „Nat.-Ztg." berichtet hierüber: „Der Antrag deS Ausschusses rief eine mehr als 3 stündige Debatte her vor, deren Angelpunkt, wie erwartet, die VersassungS- frage bildete. Württemberg, Sachsen und Bayern sahen in dem Gesetze die Nothwendigkeit einer Verfassungs änderung, während Preußen und die kleineren Bundes staaten dieser Anschauung widersprachen. Der preußische Standpunkt wurde mit besonderer Wärme von dem Generalpostmeister Stephan, dem Handelsminister May bach und dem StaatsmlNister Hofmann vertreten. Schließlich wurde das Gesetz mit Stimmenmehrheit angenommen, und einigte man sich dahin, die Frage, ob eine Verfassungsänderung durch die 88 2 und 4 deS Entwurfes vorliege und alfo H Majorität Platz zu greifen habe, dem VerfasfungsauSfchuß zu weiterer Prüfung zu überweisen und davon die Entscheidung abhängig zu machen." — Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht heute amtlich die Erhebung des Haus ministers Frhrn. v. Schleinitz in den Grafenstand.— Die „N. A. Z." veröffentlichte gestern eine Reihe von Vorschriften über die Führung eines Ge schwader-. Diese Veröffentlichungen haben zu ver schiedenen, völlig unbegründeten Auslegungen geführt, und mehrere Zeitungen haben darin fogar nichts we niger als eine neue Instruction für die deutsche Kriegs marine erblicken zu sollen geglaubt. Nach einer Mit- theilung aus „W. T. B." bestehen die bezüglichen Instructionen bereits seit 1876 und haben allen Ver handlungen über den Untergang des „Großen Kur fürst" zu Grunde gelegen. Einige der in der „N. A. Z." im Schlußalinea angeführten Bestimmungen haben freilich erst neuerdings die allerhöchste Sanction er halten, sind jedoch in Form von Specialbefehlen eben falls schon vor der Katastrophe in Kraft gewesen. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Heute um 11 Uhr Vormittags erschienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin in der festlich geschmückten Kapelle des Domcandidaten st iftes, Oranienburgerstraße 76», von dem Hofprediger Or. Kögel, dem Ephorus deS Stiftes, an der Pforte der Anstalt empfangen, um an der gottesdienstlichen Feier des 25jährigen Ju biläums der Anstalt theilzunehmen. Ihre Maje stäten nahmen gegenüber der Kanzel, vor dem Altar raume, die Plätze ein. Als die Liturgie, gehalten von dem Inspektor I^ie. Bleibtreu, mit dem Sündenbekennt- niß begann, erhob sich auch Se. Majestät der Kaiser, der sich eines Stockes zur Stütze bediente, von seinem Sessel und blieb während der ganzen liturgischen Hand lung in der Sr. Majestät eigenen, hohen Haltung neben Ihrer Majestät der Kaiserin aufrecht stehen. Nach dem Gesänge von: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen" hielt Hofprediger Or. Kögel die Festpredigt. Die Schlußliturgie hielt der Oberhofprediger v. Hengsten berg. Ihre Majestäten gingen nach dem Gottesdienste durch den Rundgang des StistShofeS, geführt von dem Ephorus Or. Kögel. Dann begaben sich Ihre Maje stäten der Kaiser und die Kaiserin in den AndachtS- saal deS Stifter. Dort trat Se Majestät der Kaiser in die Mitte deS Kreises der Versammelten und hielt etwa folgende Ansprache: »Meine Herren! DaS Wort, welche-Sie soeben von der Kanzel gehört haben, möge, so ist es Mein Wunsch, in aller Herzen und Gedanken Raum und Gestalt gewinnen E« ist ja das erste Mal, daß Ich dieses HauS und diese Kapelle, die Stistung Meines seligen Bruders, betrete, und jreue Mich, daß sie bisher ihre Bestimmung völlig erfüllt. Wenn etwas im Leben und Treiben der jetzigen Welt Halt geben kann, so ist es der alleinige Grund, welcher in Jesu Christo gelegt ist. Lassen Sie sich daher nicht irre machen, Meine Herren, durch die Strömung, welche durch die Welt, besonder- in jetzigen Tagen hindurchgeht, und schließen Sie sich nicht der großen Menge an, welche die Bibel entweder ganz al- alleinige Quelle der Wahrheit außer Acht lassen, oder sich wenigsten- nach ihrem Sinne fälschlich ausdeuten. Sie wissen Alle, Meine Herren, daß Ich aus voller und steter Ueberzeugung der positiven Union angehörr, welche Mein seliger Vater gestiftet hat. Der Grund und FelS, an dem Ich und wir Alle un» halten müssen, ist der unversälschte Glaube, wie ihn die Bibel unS lehrt! (Hier erhob Se. Majestät nachdrücklich die Hand.) Cs giebt ja Biele, welche nicht ganz denselben Weg ein schlagen; jeder handelt ja nach bestem Wissen und Gewißen und richtet danach sein Thun, Handeln und Wollen ein. Ich achte, ehre und dulde sie; aber wer auch in diesen Bund ein treten will, er wird jederzeit mit offenen Armen empfangen werden. Es ist ja eine erfreuliche Anzahl von Solchen, dir jetzt ihre Bildung hier empfangen und bald in- öffentliche Leben und öffentliche Wirksamkeit übertreten wollen, wie andererseits auch eine Menge Aelterer, welche in früherer Zeit bereit- hcrangebildet worden sind. Möge Ihnen Allen der heutige Tag dazu gesegnet sein, die Erkenntniß Gotte- und seines eingebornen Sohne- Jesu Christi at» die einziye Quelle wahren Heile- in Ihnen zu sördern. Er kann ia ein Jeder handeln, wie sein Gewissen ihm jagt, aber alle müssen doch ausbauen auf dem einen Grund der Bibel und des Evangeliums Wenn da- nur geschieht, so werden Sie alle eine gesegnete öffentliche Wirksamkeit entfalten können, ein Jeder nach feiner Art" O. Berlin, 17. Juni. Der Reichstag nahm in seiner heutigen Sitzung den Entwurf der Gebühren ordnung für Rechtsanwälte, wie er sich nach den in zweiter Lesung gefaßten Beschlüssen gestaltet hat, so blvv an, ebenso den Gesetzentwurf wegen der Controle des Reichshaushalts und des elsaß - lothrmgifchen Landeshaushalts für die verflossene Ftnanzperiode, und fuhr alsdann in der Tarisberalhung fort, in welcher Nr. 13 x (feine Holzwaarcn) und b (gepolsterte Möbel), Nr. 14 (Hopfen), Nr. 1o» (Instrumente), b1 (Loco- mobilen und Locomotiven) und 2 (andere Maschinen) unter Ablehnung aller eingebrachten Anträge nach dem Entwürfe genehmigt wurden (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Die Abgg. Or. Delbrück, Or. Bam berger und Gen. haben eine Interpellation einge- bracht, dahin gehend, ob die verbündeten Regierungen Aenderungen der deutfchen Münzgesetzgebung beabsich tigen. D.e Interpellation wird in der nächsten Sitzung, am Donnerstage, zur geschäftsmäßigen Behandlung kommen. — Dem hiesigen „Deutschen MontagS- blatt" ist wegen eines in der letzten Nummer ent haltenen Artikels, in welchem der Präsident und der erste Vicepräsident des Reichstages in gehässiger Weise angegriffen worden sind, durch Beschluß deS Gesammt- Vorstandes der ihm seither ans der Journalistentrlbüne des Reichstages eingeräumt gewesene Platz entzogen worden. Nach der „Post" scheint für den Gesammt- vorstand bei feinem Beschlusse die Rücksicht durch schlagend gewesen zu sein, daß es sich hier nicht um die Beleidigung eines einzelnen Mitgliedes handelte, sondern um die absichtliche persönlich verletzende Ver höhnung der Person des ersten Repräsentanten des Feuilleton. «edigirt von Otto Banck. Karl Rosenkranz -f-. Im 7b. Lebensjahre starb am 14. Juni in Königs berg i. Vr. der berühmte Philosoph und Schriftsteller Karl Rosenkranz Immer noch thätig im Studium und in seinem 46 Jahre lana verwalteten Wirkungskreise an der Königsberger Universität, die in ihm den würdigen Nachfolger Kant*- besaß und ehrte, wurde da- letzte Decennium seine- Leben» durch ein stet» schwerer wer dende» Augenleiden hart getrübt. Nicht so seine see lische Frische und Antheilnahme an allem Großen, Schönen und neu Errungenen der modernen Weltcultur und der wissenschaftlichen Forschung. Rosenkranz er- wie» durch die geistige Anmuth und Liebenswürdigkeit, mit welcher er alt zu werden und sich mit der fort strebenden Jugend im gegenseitig ausgleichenden Bündmß zu erhalten verstand, daß der Urboven der Arbeitskraft und Lebensfreudigkeit nicht sowokl im treibenden Mittel deS Ehrgeizes, als vielmehr in der Wärme und Tiefe deS Semüth», in der männlich reinen, leidenschaftslosen Förderung der guten Sache liegt, auf welchen Gebieten und Bahnen wir derfelben auch begegnen mögen. AuS diefer ehrlichen Objektivität und humanen Milde deS Urtheil», innerhalb aller Klarbeit der Kritik, entsproß fein belebender Einfluß auf feine Schüler, au» deren gewaltiger Anzahl, in allen Weltgegenden zerstreut, Keiner den Meister dagegen eifern sah, daß sich verschiedene Wege zur geistigen Erkenntniß wählen »ud neben einander vertheidigev lassen. Diese» uni ¬ verselle Verfolgen aller höchsten idealen Ziele, diese Vielseitigkeit des Interesse», diese Bedeutsamkeit des Charakter», welcher die läuternde menschliche Allgemein bildung mehr galt, al- der wissenschaftlich vollgepfropfte Schulranzen eines mechanischen Professorenthums oder eines exclusiven SpecialiSmus, hielt Rosenkranz frei von den peinlichen Standpunkten, Scheuklappen und dazwischen hervorschießenden Vlsirlinien eines engherzigen, über aus selbstbewußten Gelehrtenthums. Im Besitze eine» gewaltigen Jntellect» und einer Ungeheuern Summe deS Wissens, wußte er sehr gut, was daS gesunde, aber sonst ganz gewöhnlich begabte Menschengehirn bei flei ßiger, von Zwang und später von Eitelkeit unterstütz ter Eintrichterung examenmäßig in sich aufzunehmen und kathederflüssig weiter zu geben vermag. Er wußte aber auch, was diese», mit gutem Recht attestirte Schul gehirn ohne besondere Anlagen und ohne eine aus nahmsweise überschüssige geistige Kraft bei allen red lichen Bemühungen niemals zu leisten im Stande ist. Mit einem Wort, Rosenkranz, der durch und durch ein ästhetisch nicht bloS hochgebildeter Geist, son dern eine ästhetisch feinfühlige, dem Künstlerischen, Pro ductiven mit Innigkeit nnd edler Schwärmerei nahe stehende Natur war, hatte sich Blick und Wertschätzung für Dasjenige bewahrt und weiter erzogen, waS die Welt mit dem Worte Talent oder gar Genie bezeichnet, zwei Begriffe, die von den meisten gebildeten Menschen richtig genug geahnt werden und nur wenigen Laien durch philosophische Definition vollkommen dunkel ge worden sind. Jene Unterscheidung de» Talente» vom sogenannten guten gelehrten Kopfe, die ohne Ueberschahung der geistigen Extragaben und ohne Unterfchätzung der allge- meinen Bildung für die englische und französische Cultur- und Staatsentwickelung so große Vortheile ge bracht hat, während sie in Deutschland vielfach vom Voruriheil des Formalismus und vom unduldsamen Zunftsinn niedergehalten wurde — jene Unterschei dung des ungeklärten Materials von der Vergei stigung und Umschaffung desselben durch Urtheil und Schöpferkraft mucht sich überall in den Schriften des großen, im geistigen Centrum deS Systems stehenden Hegelianers geltend. Ohne Rigorismus und dauernde Theilnahme am philosophischen Parteitreiben suchte die Schule Rosen kranz die weiter und weiter ausgearbeitcte Lehre seines Meister» für die verschiedensten Gebiete fruchtbringend zu machen, und die besten seiner Werke unterscheiden sich ebenfalls von den meisten philosophischen, ästheti schen und literarhistorischen Schriften durch ein stark aus geprägtes literarisches Talent, individuell zu empfinden und zu denken und die Ergebnisse dieser Thätigkeit so darzustellen, daß sie in dem Leser weit mehr wach rufen, al» den wörtlich ausgesprochenen Sinn. Am lebendigsten drückt sich dies wohl in dem vor 13 Jahren erschienen Werke: „Diderot'» Leben und Werke" auS, wenn e» dem Eingeweihten auch schon vielfach in Rofenkranz' frühesten und früheren Schriften klar wird. (Die „Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter"; „Die Naturreligion"; „Kritik der Schleier- macher'schen Glaubenslehre"; „Zur Geschichte der deut schen Literatur", eine Sammlung von Kritiken; „Goethe und seine Werke"; „Die Aesthetik des Häßlichen" und viele Fachschriften und große wissenschaftliche Editionen, die dem großen Kreise ferner, dem Philosophen desto näher stehen, wären hier zu nennen.) Auch der äußere Lebensgang von Rosenkranz ist insofern von Interesse, als wir darin seine charakter feste Resignation in Bezug auf eine einflußreiche, mit feinen Ueberzeugungen nicht harmonirende Stellung und Carriere hochcrfreulich ersehen. Geboren am 23. April 1805 zu Magdeburg, wo er seine Gymnasial bildung gewann, studlrte der Verstorbene seit 1824 zu Berlin, Halle und Heidelberg, habilitirte sich in Halle 1828 und wurde 1831 außerordentlicher Professor. Im Jahre 1833 siedelte er als ordentlicher Professor der Philosophie nach Königsberg über. 1848 wurde er nach Berlin berufen und zum vortragenden Rath im Ministe rium des CultuS ernannt. Als folchcr dem Minister präsidenten unmittelbar untergeordnet, arbeitete er un ter Auerswald, Pfuel und Brandenburg, wurde jedoch auf fein ausdrückliches Ersuchen im Juni 1849 in seine Professur wieder eingesetzt. In demselben Jahre wähl ten ihn Memel und Tilsit als Abgeordneten in die Erste Kammer, doch er legte nach deren Vertagung sein Mandat nieder. Im Herbst 1849 wohnte er al» Ab geordneter der Königsberger Universität dem Congreß zur UniversitätSreform zu Berlin bei und wurde zum Vorsitzenden m der zweiten Abtheilung erwählt. Im Februar deS vorigen Jahres feierte Rosenkranz sein 50jährige- Doctorjudiläum, und bei diesem Feste zeigte sich die allgemeine Verehrung, welche der edle Denker in Nähe und Ferne genoß. Es war in diesem Sinne eine Ehrenfeier auch für die Universität Königs berg. O. B. * DaS Geschenk der Königin Victoria zur gol denen Hochzeit de» Deutschen KaiserpaareS besteht, wie die „Times" mittheilt, aus einem Präsentirbret aus Majo-
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