Volltext Seite (XML)
Uabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrirter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrirten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung für SeiseeMch Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten IS Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 104. Dienstag, den 4. September 1900. 13. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Die Sedanfeier wurde dieses Jahr in Rabenau von dem Militärverein der ernsten Zeitlage entsprechend durch eine Kirchenparade begangen, an welcher sich die Mitglieder fast vollzählig betheiligten. In der Vorrede seiner Herz und Gemüth erhebenden Predigt gedachte Herr Pfarrer Pescheck der Opfersreudigkeit der in jenen ereignißvollen Tagen für die deutsche Sache in den Tod gegangenen Krieger und wies des Weiteren auf die kämpfenden Truppen in Ostasien hin. Die Sänger- abtheilung genannten Vereins hatte der weihevollen Stimmung entsprechend „Das Dankgebet" von Kremser zum Vortrag gebracht. Im Anschluß an den Gottesdienst wurde vor dem Denkmal auf dein Marktplatze nach einer kurzen An sprache des Vorsitzenden, Herrn Hauptvogel, ein mit den deutschen Farben geschmückter Kranz niedergelegt. So kann sich auch dieses Jahr die Feier des Natioualtages den früheren würdig anreihen. — Eine unter den Mitgliedern des Kgl. S. Militär- ver eins Rabenau u. Umg. vorgenommene Sammlung für die Chinakämpfec ergab die erfreuliche Summe von 25 Mark, welche der hiesigen Sammelstelle zur Weiterbeförderung übergeben wurde. — Eine neue Zählung, die erste deutsche Neichs- Obstbaum-Zählung wird am 1. Dezember dieses Jahres bei Gelegenheit der allgemeinen Volkszählung stattfinden. — Nachdem der regsame Turnverein „I a h n" in Somsdorfsich nach heißem Streben eine Fahne errungen, hielt derselbe am vergangenen Sonntag das Weihefest ab. Dazu waren die geladenen Brudervereine, darunter auch die beiden Rabenauer, in reicher Anzahl erschiene», ebenso hatte sich der Militärverein, der Gesangverein, die Feuerwehr, die Ortsbehörde und endlich zahllose Freunde der edel'» Turnkunst eingefunden, wodurch der Festzug durch die glänzend geschmückten Straßen des Ortes eine imposante, fast unübersehbare Länge erhielt- Die Weihe der Fahne wurde voin Ortspfarrer mit schwungvollen Worten voll zogen, die Ehrengeschenke bestanden in werthvollen Fahnen nägeln und Ringen, Fahnenbändern, Sparkassenbüchern lind baaren Stiftungen und die Fahne selbst war in höchst ge diegener Eleganz ausgeführt. Das Turneu des Vereins bewies, mit welchem Ernst derselbe seine Pflichten auffaßt, was er auch in dem hierauf beginnenden Ball hervorragend zu erkennen gab. — Das Amtsgericht zu Tharandt hat den Arbeiter Limbach am 22. August wegen Beleidigung durch den Ausdruck „Pfaffe" zu 15 Mark Geldstrafe Mamirt! Humoreske von Adolf Mohr. iNnchdrnck verboten.) Schluß. Damit machte sie den Versuch aufzusteheu, aber Notte- bohm drückte sie sanft auf den Stuhl nieder, während Teinfalt sich fassungslos den Angstschweiß von der Stirn wichte und Bremse mit mühsam verhehlter Heiterkeit den Vorgang beobachtete. „Aber was denken Sie von uns, liebe Frau Klunk," sagte Nottebohm vorwurfsvoll, „wir scherzen durchaus nicht, rs ist unser voller Ernst — wir lieben Sie und möchten Sie heirathen." Frau Sidonie fand es jetzt an der Zeit, ihren scham voll ain Boren hastenden Blick zu erheben. Sie sah Teiu- salt lind Nottebohm abwechselnd mit einem schelmischen Lächeln an und meinte dann: „Sie erweisen mir eine Ehre, meine Herren lvie meine kühnsten Träume sie mir niemals vorgegaukelt haben; aber Sie bringen mich gleichzeitig in eine Verlegenheit sonder gleichen. Ich schütze Sie beide gleichhoch, ich bin überzeugt, daß Sie beide Männer sind, an deren Seite ein schwaches Weib sein Glück finden müßte, aber was soll ich thun, ich kann Sie doch nicht beide heirathen!" „Verlangen wir ja auch nicht, Frau Klunk," ent gegnete Nottebohm, „wenn Sie sich für einen voll uns entscheiden können, so tritt der andere entsagungsvoll zurück und betrauert sein Loos im Stillen." „Ach Gott, ach Gott, was soll ich nur thun?" stammelte die so heiß Umworbene, „ich weiß wirklich nicht — o meine "eben Herren!" »Frau Klunk!" rief Teinfalt bewegt, ihre rechte Hand fassend. oder 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. Er hatte den betr. Ausdruck im April d. I. in einer Versammlung in Somsdorf gebraucht, in der Gemeindeangelegenheiten besprochen wurden. — 532 Mark 65 Pfg. wurden am Donnerstag durch Herrn Bürgermeister vr. Schauer als in Tharandt an freiwillig gesammelten Hilfsgaben für Ostasien dem Landesausschuß des Vereins vom Rothen Kreuze im König reich Sachsen übergeben. — Der Secretär bei der Königl. Amtshauptmann schaft Dippoldiswalde, Herr Henke, ist vom 1. Oktober an nach Plauen i. V. versetzt worden. — Das Gehalt des Geueral-Feldmarschalls Grafen Waldersee soll während seines Oberkommandos in China pro Monat 2000 Nik- betrage». Außerdem erhält er an „Repräsentationsgeldern" monatlich 10000 Mk., so daß sich die gesammte dienstliche Monatseinnahme des Feld marschalls ausschließlich seines sonstigen Gehalts auf 12000 Mk. beläuft. Das „sonstige" Gehalt des Grafen Waldersee beträgt jährlich 36 000 Mk. und Rationen für sechs Pferde. — Der Herzog - Regent von Mecklenburg - Schwerin hat an die zu einer militärische» Uebuug in Schwerin Ungezogenen Lehrer eine Ansprache gehalten, in der folgende Sätze vorgekommeu sein sollen: „Vielfach ist in die Lehrerschaft ein schlechter Geist eingezogen; die jungen Lehrer, wenn sie vom Seminar kommen, haben sich einge bildet, hochgelehrt zu sei», Frechheit n»d Unverschämtheit in ihrer Stellung gezeigt. Das ist falsch, ich hoffe, daß Ihr das nicht so macht. Sucht Euch Eure Stellung im Leben zu erringe» durch Achtung der Vorgesetzten und Liebe der Euch anvertrauteu Jugend. Nur dann werdet Ihr Euch wohl fühlen in Eurem Beruf, aber nicht durch Groß spurigkeit und unverschämtes Betragen. Gerade der junge Lehrer, der etwas werden will, der ein geachteter Führer seiner Gemeinde sein will, hat die Tugenden des deutschen Soldaten zu pflegen. Ueberlegt Euch das, auf daß Ihr ein Vorbild der Kinder werdet." — Eine kuriose Stadt scheint der württem- bergische Ort Buchau zu sein. Die motivirte Art, in der das Stadlpflegeamt die Steuerzahler an ihre Pflicht mahnt, gehört in das Neichsraritätenkabinet. Folgendermaßen lautet eine Bekanntmachung der Stadtpflege im Amtsblatt: „Am nächsten Montag, 27. August, von nachmittags 2—5 Uhr, findet auf den: Nathhaus Steuer-Einzug statt. Da die Stadtpflege ihren Verbindlichkeiten nicht nachzukommen vermag, werde» die Steuerpflichtigen wiederholt aufgefordert, an der zu verfallenen Jahressteuer pro 1900/01 eine Abschlagszahlung zu machen." Wer kann wohl solcher milden, „Sidonie!" flüsterte Nottebohm, sich der linken be mächtigend. In diesem Augenblick machte das laute, anhaltende Ertönen der Flurklingel der heiklen Situation ein jähes Ende. Unwillkürlich ließen Teinfalt und Nottebohm das Objekt ihrer Zärtlichkeit frei, worauf Sidonie mit einem: Sie entschuldigen, meine Herren!" de» Salon verließ, um nach den: so heftig Einlaß Begehrenden zu sehen. Ein Moment der Stille, dann ertönte draußen ein wilder Aufschrei und die von Sidonie in höchster Erregung herausgestoßenen Worte: „Gott im Himmel, Heinrich — Du!", mit denen sich eine derbe männliche Stimme und das Geräusch laut- schallender Küsse und Freudenrufe vermischte. Die Zurückgebliebenen sahen sich sprachlos mit höchst verdutzten Gesichtern an, da wurde die Thür ungestüm aufgerissen und freudestrahlend, in enger Umschlingung, stürzte» Frau Sidonie und ein stark gebräunter, noch jugend licher Mann, dessen Erscheinung auf den ersten Blick den Seefahrer verrieth, in den Salon herein. „Meine Herren, meine Herren!" rief Frau Sidonie „Sie verzeihen unser stürmisches Eindringen," nahm seinerseits der so unerwartet Zurückgekehrte das Wort, sich etwas verlegen seiner Ehehälfte entwindend, „erst vor einer halben Stunde angelangt, erfuhr ich soeben, daß meine liebe Frau bei Ihnen in Stellung sei — Sie werden be greifen — das Verlangen, sie wiederzusehen — nach allen: Vor gefallenen —" „Vollkommen, mein Werther Herr Klunk," versetzte Bremse, während seine Freunde noch mühsam nach Fassung rangen, „aber das ist ja eine Ueberraschung ohnegleichen — wir glaubten Sie längst von den Haifischen verzehrt." „Hätte auch wenig daran gefehlt, verehrter Herr, fast alle meine Kameraden mußten daran glauben, nur zwei von ihnen und meine Wenigkeit kamen durch ein halbes offenherzigen und eindringlichen Aufforderung widerstehen (!). — Mutter und Sohn verbrannt. In Albrechtsdorf bei Gablonz sind in der Nacht zum Mittwoch bei dem Brande der Marte'schen Besitzung die Frau des Bäckermeisters Hansel und ihr zehnjähriger Sohn, die das Haus mit bewohnten und im Dachraume schliefen, in den Flammen umgekommen. An: Mittwoch Morgen wurden beide Leichen fast unerkenntlich aus den Trümmern herausgeholt. — Vatermord. In dem Krefeld benachbarten Hüls hat ein junger Mann seinen sechzigjährigen Vater, der dem Trünke ergebe» war, mit einem Stück Holz er schlagen. Der unmenschliche Sohn war erst nach Krefeld gefahren und hatte auf dem dortigen Standesamte den Tod seines Vaters angemeldet; dann begab er sich nach Hüls und verübte die schreckliche That. — Das französische Torpedoboot „Bouet-Villaumez" stieß am Sonnabend bei dichtem Nebel auf einen Felsen bei der Insel Bröhat. Das Torpedoboot sank. Die Mannschaft wurde gerettet. — D i e ä l t est e Z eitu n g d e r W e l t soll die „Kin-pau" in Peking sein, die seit mehr als 1000 Jahren beständig ohne Unterbrechung im Druck erscheint. Die Gesammtzahl der in der ganzen Welt in einem Jahr ge druckten Zeitungsexemplare wird nach der neuesten Statistik auf 12 Milliarden geschätzt. Der dazu nöthige Papierver brauch beläuft sich auf 15 625200 Zentner. — Was i st ein Gerichtsvollzieher? Ein Sterbliche quälendes, — Sich Möbel erwählendes, — Credit nimmer gebendes, — Mit Vorliebe klebendes, — Die Schuldner heimsuchendes, — Den bösen Nest buchendes, — Viel Aufträge habendes, — Am Lager sich labendes, — Gesetzlich vorgehend, — Das Nehmen verstehendes, — Die Instruction kennendes, — Das Werthobject nennendes, — Oft Leere vorfindendes, — Nicht Lorbeerkranz windendes, -- Fahrräder wegführendes, — Verborg'nes ausspürendes, — Concurse vorahnendes, — Die Wege sich bahnendes, — Meist Uniform tragendes, — Oft Schrecken einjagendes, — Sich orientirendes, — Im Amt sich nicht zierendes, — Nach Golde sich drängendes, — Die Uhren anhängendes, — Nicht Bitten erhörendes, — Das Mittagsmahl störendes, — Sich selten erregendes, — Den Hammer bewegendes, — Oft Helfer herholendes, — Beim Siegeln nicht kohlendes Menschenkind. — Kühne Behauptung. Prediger (am Sarge eines Nordpolfahrers): „Ja, wir wollen es laut und öffent lich verkündigen: Ein Stück Nordpol wird mit dem Ver storbenen ins Grab gelegt!" Wunder mit dem Leben davon. Wir mußten uns dann noch fast ein Jahr lang auf einer öden Insel kümmerlich durch schlagen, bis uns endlich ein vorbeifahrender englischer Dampfer aufnahm und in die Heimath zurückführte." „Mein lieber, guter Heinrich!" rief Frau Sidonie ge rührt, „ach, was hast Du ausstehen müssen!" „Was ich noch bitten wollte," sagte der Seemann, seine Mütze zwischen de» Händen drehend, „die Herren sind wohl so gut, meiner lieben Frau für heute Urlaub zu geben, wir haben uns noch so viel zu erzählen." „Gewiß sind die Herren so gut," erklärte Frau Sidonie zuversichtlich, „sie waren überhaupt so gut mit mir — denke Dir, Heinrich, zwei von ihnen wollten mich sogar heirathen!" „Na, das ist ja nun nicht mehr nöthig," meinte der Ehemann gutmüthig, während Teinfalt und Nottebohm vor Verlegenheit nicht aus noch ein wußten, „aber ich danke den Herren doch für die gute Absicht." „Bitte, gern geschehen," lachte Bremse. „Aber nun laßt Euch nicht länger aufhalten Kinder," fügte er in väter lichem Tone hinzu, geht und feiert Euer Wiedersehen in ausgiebiger Weise, was es kostet, soll unsere Sache sein." Das Ehepaar entfernte sich in freudigster Stimmung unter lebhaften Dankesäußerungen und die Freunde blieben allein, Teinfalt und Nottebohm begossenen Pudeln gleich. „Nun, was sagt Ihr zu der Chose?" fragte Bremse. „Blamirt!" seufzte Teinfalt. „Bis auf die Knochen!" knurrte Nottebohm. „Was machen wir jetzt?" „Sehr einfach, wir suchen uns eine andere." „Aber keine unter vierzig Jahren." „Das versteht sich!" „Und wenn sie Wittwe ist, verlangen wir den Todien- schein des Maunes." „So soll es sein xrobktum s»t !"