Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblaii Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter 177 Nr. 106 — 92. Jahrgang Wilsdruff Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt Montag, den 8. Mai 1933 Postscheck: Dresden Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs, dse ^gespaltene Reklamezelle NN textlichen Teile l AM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Darge. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 UüLN'Se^ annahmebisaorm.iouhr. — die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch — Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen »er Amt-Hauptmannschaft Meißen, »es Amis- gerichts un» »es Stadtrats zu Wils»ruff, des Forstrentamts Tharandt «nd »es Finanzamts Raffen behördlicherseits bestimmte Blatt «»ch-nbl-ü M «Usdrust u, Umgegend ^Oeivait, vo. fONsligel. , ,>>> . Retriebsstörunaen ftelteftt »ein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung d°s Bezugspreises. Rücksendung eingesand.er Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Aus einmal geht's! Sah man sich in den letzten Jahren die allmonatlich erscheinenden Ziffern über die Konkurse und die Ver gleichsverfahren an, dann konnte man sofort feststellen, datz auf diesem Leidensweg der deutschen Wirtschaft zahlenmäßig die weitaus meisten Opfer der Einzel handel hatte hergeben müssen. Dabei waren auf dieser „Lotenliste" nicht einmal alle jene Fälle verzeichnet — und auch davon gibt es unendlich viele —, bei denen der Konkurs vom Gericht „mangels Masse" abgelehnt wurde. Unzählige Existenzen des kaufmännischen Mittelstandes büßten hier ihre mühsam erkämpfte, mühsam und unter größten persönlichen Opfern erhaltene Daseinsmöglichkeit ein und sanken in Not und Elend herunter. Ein großer Teil derer, die jetzt die karge Unterstützung der Wohl fahrtsfürsorge erhalten und davon leben müssen, kommen nicht aus der eigentlichen Arbeiterschaft her, son dern waren einst tätige und selbständige Glieder des Mittelstandes. Sie vor allem wurden vom Sinken der Massenkaufkraft, die immer tiefer herunterging und einschrumpfte, betroffen, aber der Staat hatte für sie nur eine Befestigung upd Erhöhung der Steuer lasten übrig, gönnte dem Mittelstand in den Regierungs erklärungen des öfteren zwar freundliche Worte, nur — blieb die wirkliche Hilfe aus, nahm man „oben" die immer und immer wiederholten Bitten und Forderungen des Einzelhandels nur „zur Kenntnis". Denn andere, mäch- ligere Interessen stellten sich in den Weg, vermochten die Herbeiführung der fast täglich notwendiger werdenden Maß nahmen hinauszuzögern oder gar — man denke z. B. an die Konsumvereine — sich der Stützung und Förderung durch die öffentliche Hand zu erfreuen. Aber nicht bloß k>urch diese Hand, — auch die der Privatbanken streckte sich den „Totengräbern des Mittelstandes" gern und willig entgegen, hatte aber für die Klein- und Mittelbetriebe des Einzelhandels fast immer nur eine lässig abwehrende Be wegung übrig. Hat es nicht Jahre gedauert, bis nun endlich eine be sonders üble, aber leider tief und breit eingewurzelte Un sitte aus dem Einzelhandel herausgerissen wurde, das Zugabe Unwesen nämlich, das nun durch ein vom Reichswirtschaftsministerium vorgelegtes und vom Kabinett angenommenes Gesetz grundsätzlich verboten worden ist! In unzähligen Eingaben und Ent schließungen der Organisationen des Einzelhandels war die Beseitigung dieses Übels verlangt worden, das jedem Einzelhändler an sich sehr unlieb war, das er aber vielfach doch mitmachen mußte, weil der Konkurrent am anderen Ende der Straße auf diese Weise den Kundenfang betrieb. Das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb reichte bei weitem nicht aus, um selbst den schlimmsten Mißbräuchen auf diesem Gebiete entgegenzuwirken. Aber eine liberalistische Wirtschaftsauffassung, die aus dem an sich richtigen und fördernden Grundsatz des „freien Wett bewerbs" einen zügellosen und oft mit mehr als bedenk lichen Mitteln geführten Konkurrenzkampf werden ließ, hat stets geradezu beleidigt Zetermordio geschrien, wenn verlangt wurde, es sollte endlich eine feste Mauer gegen diese fortgesetzten Attacken auf das alte kaufmännische Grundsatz von „T r e u und Glauben" errichtet wer den. Daß die Massen der Käufer sich oft nicht so sehr von der Güte der Ware, sondern mehr von dem „Wert" der Zu gabe anlocken ließen, haben sie eigentlich selbst am meisten büßen müssen, auch — wenn sie es nicht gemerkt haben. Vielleicht dämmert ihnen aber doch eine Ahnung davon, als in der letzten Zeit nun von einem Teil des Einzel handels der Kampf gegen die Zugabe selbst in die Hand genommen und in drastischer, bisweilen fast grotesk an- mutender, aber wirksamer Form geführt wurde. Mit Ende des Jahres werden die letzten Reste dieses Un wesens beseitigt sein. Nun ging's auf einmal! Es geht überhaupt manches, wenn man nur ernsthaft will! Da ist schon seit langen Jahren — und zwar nicht erst in der Zeit der Krise — darüber geklagt worden, daß der Einzelhandel „übersetzt" sei, also vielzuviele Existenzen dort unterzukommen suchten, ohne die geringste Ahnung von kaufmännischer Art und Aufgabe zu haben. Wenn dann der unausbleibliche Zusammenbruch kam, dann hatten sie nicht bloß selbst ihr Hab und Gut verloren, den Ertrag oft langjährigen Sparens, sondern sie hatten durch ihr unkaufmännisches Gebaren auch noch ihre Standesgenossen wirtschaftlich schwer geschädigt. Daß es zu einer „Übersetzung" im Einzelhandel kam, hat seinen Grund aber nicht bloß in diesem Zustrom handels fremder Elemente, sondern hier spielt eine große Rolle die hemmungslose Gründung von Filialbetrieben durch kapitalkräftige Großunternehmen. Das ließ die Ab satznot im Einzelhandel und Gewerbe riesengroß an schwellen, die schon unter der parteipolitisch infizierten Konkurrenz der Konsumvereine erheblich gerade dort ge steigert worden war, wo Klein- und Kleinstbetriebe des Einzelhandels einen schweren Existenzkampf führten. Steuern durften sie zahlen, — aber so manche Stadtver waltung war für sich, ihre Beamten und 'Angestellten Mitglied der an sich schon steuerlich bevorzugten Konsum- Vereine geworden. Das ist doch kein „freier Wettbewerb" mehr gewesen! Auch damit ist jetzt Schluß gemach: worden. Für ein Deutliche Mrte Mm au dar Aurlau- Das große Aordmark-Treffen der SA. in Kiel. Oie Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler. Im Rahmen des großen SA.-Aufmarsches der Gruppe Nordmark in Kiel waren 30000 SA.- und SS.-Leute und weitere 15 000 Angehörige der Hitlerjugend, des Jungvolkes, des Bundes Deutscher Mädel sowie Abord nungen der Reichsmarine und Reichswehr aufmarschiert. Eine weit über 100 000 Menschen zählende Menge war Zeuge des gewaltigen Aufmarsches. Nach Ansprachen des Gruppenführers Schoene und des Gauleiters und Ober präsidenten der Provinz Schleswig-Holstein, Lohse, fand die Weihe der Ständer der Motorstürme durch den Chef des Kraftfahrwesens der SA. und SS., Obergruppen führer Hühnlein, statt. Gegen 13 Uhr traf der Reichskanzler und oberste SA.- Führer Adolf Hitler im Flugzeug aus Berlin ein und betrat kurz vor 13.30 Uhr, von ungeheurem Jubel der Massen begrüßt, den Platz. Nachdem er in Begleitung des Stabchefs Röhm und des Obergruppen führers Lutze- Hannover die Front der aufmarschierenden Kolonnen abgeschritten hatte, nahm er das Wort zu seiner Ansprache. Adolf Hitler führte u. a. aus: Eine große Zeit ist angebrochen, und wir sind nicht nur ihre lebenden Zeugen, sondern ihre Gestalter. Eine Revolution vollzieht sich in Deutschland, die sich von all den ähnlichen früheren Vorgängen solcher Art unter scheidet durch die unerhörte Disziplin und Planmäßigkeit ihrer Durchführung. Daß dieses Wunder denkbar ist, haben wir nur der Tatsache zu zuschreiben: Während früher Revolutionen vollzogen wurden durch eine empörte, in sich aber nicht organisierte Volksmasse, die in wildem Aufbäumen ihre Fesseln zer brochen hat, wird diese Revolution vollzogen von der größten politischen Organisation, die Deutschland je gesehen hat, nicht nur einer Organisation des Willens, nein, auch einer Organisation der Kraft, der Gewalt. über 600 000 stehen heute in Deutschland im braunen Hemd hinter dem Banner der Revolution. Sie sind eine un erschütterliche Garde, die als disziplinierter Wille des deutschen Volkes dieses große Geschehen nicht nur ein geleitet hat, sondern es auch in eiserner Konsequenz b i s zumletztenweiterdurchsühren wird. Das Ziel dieser großen Erhebung ist die innere und tatsächliche Überwindung des November 1918. Es mußte die Stunde kommen, wo diese Männer des No vemberverbrechens vor den Stuhl der Gerichte gezogen werden mußten. Diese Stunde ist nun gekommen. Sie sollen sich keiner Täuschung hingeben, daß diese Auseinandersetzung plötzlich aus irgendeinem Grunde ein nicht natürliches Ende nehmen könnte. Das Ende der deutschen Revolution ist das Ende der Novemberverbrecher, das Ende ihres Systems, das Ende ihres Seins! (Tosender Beifall.) Wir werden diese Männer verfolgen bis in die letzten Schlupfwinkel hinein und nicht ruhen und rasten, bis dieses Gift restlos aus unserem deutschen Volkskörper entfernt sein wird. Wir wissen dabei, daß der Neuaufbau dieses Staates in erster Linie eine Frage der inneren Ge ne s u n g des Volkes ist und daß das nicht von heute auf morgen gefchehen kann. Wir wissen, daß die Quelle aller Taten und allen Lebens im Volke selbst liegt und daß das Volk selbst seine Gesinnung, sein Wesen ändern muß, wenn es aus anderen Handlungen und anderen Taten ein anderes und besseres Leben gewinnen will. Wir zweifeln keine Sekunde daran, daß man dem deutschen Volk mühevolldasanerziehen muß, was man einst als Wesen und Ausdruck unseres Volkes auch äußerlich repräsentiert sehen will, und wir sehen im Mittelpunkt diefes Werdens die Pflicht, an Stelle von Klassen und Berufen, Ständen, Vereinigungen und Konfessionen politisch wieder eine deutsche Volks gemeinschaft zu setzen. Linier unserem Banner muß ganz Deutschland marschieren! So wie cs nur einen Waffenträger in der deutschen Nation geben kann, so wie es nur eine Reichsgewalt geben halbes Jahr ist jede Errichtung eines neuen Einzelyandels- betriebes verboten worden, auch deswegen, uni einen gerade jetzt möglichen Zustrom artfremder Elemente von ihm fernzuhalten, die dort einen Unterschlupf suchen wollen und sicherlich nichts zur Wiederherstellung von „Treu und Glauben" in Handel und Wandel beitragen würden. Auf einmal ging's! Aber das ist vorerst nur der An fang, um dem Einzelhandel Hilfe in seiner Not zu bringen. kann, so kann es nur g^ben eineOrganisationdes politischen Willens. Und daß diese Organisation des politischen Willens sich vollendet, das ist eure Ausgabe, meine Kameraden! Ihr seid bisher die Garde der nationalen Revolution gewesen, ihr habt diese Revolution getragen, mit eurem Namen wird sie für ewig verbunden sein. Ihr müßt der Garant fein für den siegreichen Vollzug dieser Revolution, und sie wird nur dann siegreich vollzogen sein, wenn durch eure Schule ein neues deutsches Volk herangebildet wird. Wir werden dafür sorgen, daß diese Gemeinschaft des deutschen Volkes politisch für die kom menden Jahrhunderte garantiert sein wird durch die Erziehung des jungen deutschen Mannes. Diese Erziehung ist unsere und eure Aufgabe. Wenn das Heer der Waffenträger der Nation ist, dann müßt ihr fein der Willensträger, der politisch gestaltende Willcnsträger der deutschen Nation, so daß einst aus diesen beiden Faktoren — politische Willensbildung und Verteidigung des Vaterlandes — einegroßeEr - gänzung wird Es ist unsere Ausgabe, nicht der anderen großen Institution irgendwie Konkurrenz zu machen, nein, die Fahne, die wir tragen, ist die Fahne der politischen, der geistigen Revolutionierung des deutschen Volkes im Sinne der Überwindung seiner Klassen, seiner Stände und seiner Berufe. Es muß einmal die Zeit kommen, da unter dem Banner wirklich ganz Deutschland marschiert. lBrausender Beifall.) Wir wollen dabei nicht kleinlich sein und jedem die Hand reichen, der sich anschließen will. Allein am Ende unseres Weges muß stehen ein deutsches Volk mit einer politischen Willensorganisation. Ich weiß, manchem unter uns bewegt so manchmal die Frage: Und das ist eine Vergeltung gegenüber dem, was sie uns einst angetan baden? Meine Freunde! Es gab in diesem November 1918 zwei Sorten von Menschen, ein ganz verkommenes und elendes Führerpack und eine große Masse deutscher Arbeiter, eine große Masse deutscher Soldaten, deutscher Matrosen, die im Innern gar nichts damit zu tun halten, sondern nurdenFührernzum Opfer gefallen sind. Und wir wollen sie dafür nicht verantwortlich machen, sondern ihnen sagen: Wir geben euch die Hand, eure Führer aber müssen weg. Mit ihnen gibt es keine Barmherzigkeit und keine Versöhnung. (Starker Beifall.) Wir möchten heute nicht Vergeltung üben, wollen nicht Rache üben, sondern wollen immer nur Deutsch- landvor uns sehen, diese gewaltige Aufgabe, das deutsche Volk zu reorganisieren, über Klassen und Stände wieder zu einer Einheit zusammenzufassen, den deutschen Lebenswillen neu zft gestalten, um so langsam die innere Voraussetzung zu schaffen für den auch äußeren W i e d e r a u f st i e g der deutschen Nation. „Go wie ich der eure bin, so seid ihr die meinen! ' Die Welt wird nur das in uns sehen, was wir sind, und sie wird nur das in uns achten, was sie in uns sieht, und wir wollen dieser Welt zeigen, daß die Zeit des No vember-Deutschland endgültig vorbei ist. Wir wollen der Welt klarmachen, daß sie keine Hoffnung mehr haben soll, daß es noch ein anderes Deutsch land gibt. Es gibt nur ein Deutschland, und das ist das Deutschland, das sichheu 1 e repräsentiert, und mit dem wird die Welt auskommen müssen. Man soll nicht hoffen, daß es noch ein zweites Deutschland vielleicht im Verborgenen gibt, nein, man lasse da jede Hoffnung hinter sich. Dafür sind wir und seid ihr d i e G a r a n t e n. Wir sind uns darüber klar, daß, wenn diese Erhebung scheitern sollte, dies das Ende des deutschen Volkes sein würde. Vielleicht lassen sich in Jahrhunderten nicht mehr die Kräfte der Jetztzeit wiederherstellen, wenn die heute er reichte Einheit scheitern sollte — und ich glaube, daß wir eine Einheit sind. So wie ich der eure bin, so seid ihr die meinen. (Stürmischer Beifall.) So wie ich kein anderes Ziel kennen will, als Deutsch land wieder stark und frei zu machen, so muß euer Wille sich mit dem meinen verschmelzen. Ihr hab: damals diszipliniert und treu hinter mir gestanden, als man uns unser braunes Kleid auszog. Damals habt ihr eure Nerven behalten. Ich bitte euch auch heute, erinnert euch dessen und behaltet auch für die Zukunft dieNerven. Ich glaube, wenn wir die vierzehn Jahre zurückblicken und das Wunder von heute ansehen, dann dürfen wir mit allem voll zufrieden sein. Mehr von der Zukunft zu erwarten, wäre unbillig. Kameraden! Wir gehen jetzt einer schweren Zeit entgegen. Aus dem Kampf seid ihr gekommen, hofft nicht für morgen oder übermorgen aus Frieden. Wir müssen