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Freitag. 85. 29. October 1858. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. ............ ^7- P'«i« ch g MG D pr» Quartal WeißerÜZ-Zntung..-K. Amts- vud Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichtsämter nnd Stadträthe za Dippoldiswalde, /ravcnltein nnd Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, den 27. Oetbr. Der Drang zu bergmännischen Unternehmungen, welcher auch in unser friedliches Tbal gedrungen, hatte vor mehr als Jahresfrist bas Steinkohlenunlernehmen Golberoda- Dippoldiswalde in's Lebe» gerufen. Während dasselbe in erfreulicher Fortentwickelung begriffen ist, wie neulich in diese» Blätter» zu lesen war, hat sich, vielleicht ermuthigt durch diese» glücklichen Erfolg, ein anderweiteS Unternehmen, die Wiederaufnahme des Bergbaues in Dippoldiswalde betreffend, an die Oeffentlichkeit gewagt. Wir sagen nicht ohne Grnnd gewagt; denn einesihcils ist gegenwärtig eiiic Er schlaffung des Pnbliknins, den ininicr neu austanchen- den Actienunternehmungen gegenüber, unverkennbar eingetreteu, das Zeichen einer wvhlthätigen Reaktion «gegen den Aktienschwindel. Wir möchten wohl wissen, wie viel von den oftmals pomphaft angckündigten, mit den Name» hochgestellter, weitbekannter Personen anö- staffirten Projekten nicht bloS auf dem Papiere rristiren, sondern einer vielversprechende» Wirklichkeit sich erfreue». Anberntheils gebt das Unternehmen, wie wir aus letzter Nummer d. Bl. sahen, von Männern aus, welche, bisher nur in den beschränkten Kreisen örtlicher Wirk samkeit sich bewegend, nicht daran gedacht haben, in der finanziellen, commerciellen oder politischen Welt eine hervorragende Stellung einznnehme», welche doch in den Augen Vieler als ei» vortreffliches Zugpflaster für das Äufscbließen der Geldkasteu gilt. Trotzdem Haben diese Männer es gewagt, mit einem Aufrufe an alle Freunde derartiger Unternehmungen hervorzutreten und sie um Unterstützung des voraussichtlich gewinn- rclchen Werkes anzugehe». Welche Gewähr könneu sie dieseni Aufrufe beigeben? In früheren Zeiten und noch bis in bas gegenwärtige Jahrhundert hinein ist ein lebhafter bergmännischer Verkehr in und um Dippoldiswalde gewesen; warum er eingegaugen, dafür finden sich in unserer Chronik keine bestimmten Mit- ^Heilungen. Mangel an Geldmitteln, Unrceüität bei der Verwaltung sollen daran Schuld gewesen sein. Daß aber in unser» Bergen noch viel edles Metall zu finden sei, darüber haben sich erst neuerdings noch sehr gewich tige Stimmen ausgesprochen. Sollten diese Schätze nicht gehoben werden, sondern tobt da liegen bleiben? Und wenn sie gehoben werden, würde das nicht für unfern Ort, der so einer Erwerbsquelle »ach der andern in kurzen Zeiträumen verlustig geworden ist, und dem vielleicht bei Vollendung des EiscnbahntracteS zwischen Dresden und Freiberg noch andere Einbußen bevor stehen, würbe das nicht für unö Alle zu einer Quelle unberechenbare» Gewinnes sich gestalte»? Wir sind darum der Ansicht, daß das Hervortreten der genannten Männer keineswegs mitleidig zu belächeln ist; daß dieselben vielmehr alle Anerkennung für den Muth nnd den Patriotismus verbleuen, welchen sie offenbart, als sie ihre Namen unter den vorerwähnten Aufruf setzten. Sollte auch ihr Plan an momentaner Ungunst der Verhältnisse scheitern, so ist doch durch ihr Auftreten das Fortleben des Projektes vorläufig freilich nur in der Idee, aber in späterer Zukunft die Verwirklichung desselben gewiß gesichert. — Sicherem Vernehmen nach kommt in nächster Zeit die 5. Lehrerstelle an hiesiger Stadtschule wieder zur Erledigung, indem der zeitherige Inhaber derselben, Herr Stenzel, an die Schule zu Niederlößnitz bei Dresden berufen worden ist. Es ist zu wünschen, daß cs gelingen möge, einen Nachfolger zu finden, der sich in den Stand gesetzt sieht, länger hier zu verweilen. Wodurch dies zu bewirken sei, da« überlassen wir bet Weisheit der betreffende» städtischen Collaturbehörbe. Es ist freilich keine leichte Aufgabe, bei dem großen Mangel an Lehrern einen Solchen für viele Arbeit und verhältnißmäßig geringen Lohn zu finden. Dresden. Nach einer Bekanntmachung der hiesigen Polizeidirektion ist seit dem Morgen beS 19. Oklbr. ein I ljähriger Knabe, Isidor Lanzac, Sohn des Haupt- buchhalterS an der AlberkSbahn, spurlos verschwunden. Der Knabe war im Begriff, mit seinem älteren Bruder in die Schule zu gehen; auf dem Freiberger Platze «rennte sich derselbe, unter dem Vorgeben, etwas ver gessen zu haben, und dasselbe noch von Hause zu holen, und wird seitdem vermißt. — ES befinden sich nunmehr städtische Ajch- ämter in folgenden Städten: Dresden, Leipzig, Zwickau, Bautzen, Großenhain, Meißen, Freiberg, Borna, Pegau, Döbeln, Oschatz, Chemnitz. Annaberg, Reichenbach, Löbau, Zittau, Plauen, Rochlitz. Zu Errichtung königlicher Aichämter hat man bisher noch keine Veranlassung gefunden. — Sr. k. H. der Prinz Georg ist am 27. Octbr. von seiner Reise nach Portugal wieder in Dresden eingetroffen. — In den Kunsthandlungen ist jetzt das Porträt der Braut des Prinzen ausgestellt. — Am 26. gab Musikdirektor Hünerfürst auf dem Linke'schen Babe sein Abschiebsconcert. Es mochten an 156Ü Besucher den Saal füllen. — Der wegen betrügerischen Bankerotts steck brieflich verfolgte vormalige Bankier Bondi ist in Neupork an der dortigen Norfold-Str. Synagoge als Rabbiner angestellt und feierlich eingewiesen worden.