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Dresdner Journal : 22.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190106226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-22
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1901
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Ber««»dret»: Beim Bezüge durch di« Geschäft» geil« tnnertzatS Dreudnu 2^0 M. («nicht. Autrogungi, durch die du Dennen Reiche 3 M. (aas chließlich Bestellgeld) vierteliährlich. Ltnzelue Nummern 10 Pf. Wird Zurückfendunq der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beitrüge bean sprucht, so ist da« Postgeld beizufügeu. Dresdner Journal Herausgegebeu von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» nachm L Uhr. A»tS»dt,»»»»«edübre«: D« Aale Seiner Schrift der 7 »al gespaimne» AukSnd»- gung».Leite »da deren Ran» »o Pf «et Ta bellen, nud Zifiernstm 5 P, Aufschlag rar die Zeile Unter« Ne- vakttonrftnch (Eingesandt) di« TextzeN« mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühr,«. Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Lnnahme der Anzeigen bi« mittag« 14 Uhr für dre nach mittag« erscheinende Nummer. 1901. M143. Sonnabend, den 22. Juni nachmittags. Amtlicher Lell. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister, Minister des Innern und der auswärtigen Ange legenheiten v. Metzsch den Vorsitz im Gesammt- ministerium sowie bei den in Lvaugslieis beauftragten StaatSministern zu übertragen. Se. Majestät der König haben Sr. Excellenz dem Herrn Stgatsminister, Mmister deS Kriegs, General der Infanterie Edlen v. d. Planitz die er ledigte Funktion eines Ordenskanzlers zu übertragen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Postschaffner Nitzschke in Leipzig und dem Briefträger Claus in Döbeln das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. / DreS-eu, 20. Juni. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Post verwalter Erdmann Julius Otto Kresse in Elle feld für die von ihm am 21. Mai vor. Js. unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in einem zum Rittergute Dorfstadl gehörigen Teiche die silberne Lebens rettungsmedaille mit der Befugnis zum Tragen der selben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Abtheilungsvorstand bei der Generaldirektton der StaatSeisenbahnen, Geheime Finanzrath Gasterstädt das von Sr. K. u. K. Apostolischen Majestät dem Kaiser von Österreich ihm verliehene Komthurkreuz des Franz-Josef-Ordens annehme und trage. Dresden, 10. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der dirigierende Arzt des Säuglingsheims und Privat dozent an der hiesigen Technischen Hochschule vr. msä. Arthur Schloßmann in Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich verliehene Ritter kreuz des Franz-Josef-Ordens annehme und anlege. Das Ministerium deS Innern hat den Vertrieb von Loofen für die von dem Verbände der ober badischen Zuchtgenossenschaften in Wald-Hut in Verbindung mit dem am 17. und 18. September dieses Jahres stattfindenden Zenttalzuchtviehmarkte in Radolfzell beabsichtigte Verloosung von Zuchtvieh auch im Königreich Sachsen unter der Bedingung genehmigt, daß die Nummern der gezogenen Loose unter Angabe der auf sie gefallenen Gewinne an demjenigen Tage, an welchem der öffentliche Verkauf der Ziehungslisten beginnt, im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Dresden, am 8. Juni 1901. Ministerium des Innern. si7ü v. Metzsch. Gruenlluugku, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. I» GeschSftSderttche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeifenbahnen sind ernannt worden: Sparschuh, zeither Weichenwürter I. kl., und Weber, zeither Weichenwärter 11. Kl, al« Schirrmeister in Burgstädt und Altenburg;Nrnold,Gerstner, Kamprad und Kunze, zeither HilfSweichenwärter, al« Weichenwärter II. Kl. in Plagwitz-Lindenau, GSnnip, Stein- bachi. S.-A und Kieritzsch: Schlosser, zeither Gllterschreiber, alS Packer in Dobitschen; Büchner, zeither Stellvertreter, als Bahnwärter (Streckenvorarbeiter) in Schmölln in S-A.; die nachgenannten stänvigen Arbeiter (Stellvertreter, Schlagzirher) al» Bahnwärter: Friebel für Posten Kieritzsch—Chemmtz «01, Kamprad. Lindner und Zehmisch für Posten Leipzig- Hof L6II, «II und 3b I, Kunze für Posten Görlitz— DrrSdrn Sb II, Mütze für Posten Kamenz—Pirna S, Pöschel für Posten Altenburg—Langenleuba 3 und Militäranwärter Schubert für Posten Oberoderwitz—Wilthen 7 8. (Behvrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile ) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Mit besonderer Genugthuung können wir es an der Spitze unserer diesmaligen Rundschau über die auswärtige Politik begrüßen, daß die hier stets zum Ausdrucke gebrachte Zuversicht auf Vermehrung der Bürgschaften für die Erhaltung deS Friedens unter den großen Kulturmächten in der heute zu Ende gehenden Woche aus berufenstem Munde bekräftigt worden ist. Se. Majestät der Kaiser haben in der nach mehr als einer Richtung bedeutsamen und er freulichen Rede in Cuxhaven einen geeigneten Anlaß benutzt, um bei dem AuSgange der ost asiatischen Wirren gleichsam die Summe dessen zu ziehen, was nach Ueberwindung mancher Schwierig keit für eine friedliche Weiterentwickelung der Be ziehungen zwischen den im fernen Osten beteiligt ge wesenen Regierungen und Völkern gewonnen worden ist. Der Kaiserliche Redner hat uns sein Wort ge geben — und das Wort ist in diesem Falle schon ein politischer Akt —, daß, soweit menschliche Voraus sicht reicht, Kriegsgefahren den Kulturvölkern dauernd fern bleiben werden. Für Deutschland hat die Ent wirrung deS chinesischen Knotens, statt der so oft im Kassandra-Tone vorhergesagten Entfremdung von Rußland, als wirkliches Ergebnis eine neue Festig ung des guten Verhältnisses zu dem Kaiser Nikolaus und seiner Regierung gebracht. Politisch stehen die beiden großen Reiche gegenwärtig im Zeichen eines wachsenden Einvernehmens; und die noch ungelöst zwischen ihnen schwebenden wirtschaftlichen Streit fragen verlieren viel von ihrer Bedenklichkeit, wenn nur im allgemeinen das Vertrauen zwischen den Herrschern und den Kabinetten in altgewohnter Weise wieder hergestellt ist. Für die ausländischen wie die inneren Gegner der Kaiserlichen Politik bedeutet die gegenwärtige deutsch-russische Annäherung im letzten Akte der China-Wirren eine nach mannig fachen Treibereien wohlverdiente Enttäuschung. Für unsere Diplomatie aber liegt in diesem günstigen Abschlusse unseres russischen Kontos in China die beste Gewähr dafür, daß sie dem deutschen Volke die Sicherheit seiner internationalen Stellung nicht nur unversehrt, sondern noch erhöht und verstärkt aus vielen Fährlichkeiten zurückgebracht hat. Freilich an beunruhigenden Meldungen über neue Zwischenfälle oder Verwicklungen im fernen Osten ist noch immer kein Mangel. Jndefsen hat doch die öffentliche Meinung auf dem europäischen Festlande aus den Erfahrungen des letzten Jahres das Eine gelernt, daß englische Zeitungs-Schrecknisse, die aus Schanghai über uns gebracht werden, auch wenn eS „Reuter"-Meldungen sind, sehr kaltblütig behandelt und weniger wegen des oft recht aufregenden In halts als wegen der daraus erkennbaren Tendenz ernst genommen werden können. Die neuesten Leistungen des Londoner „Globe", vor allem die Behauptung, daß Prinz Tuan am chinesischen Kaiserhofe ein neues fremdcnfeindliches Schreckens regiment herausführen werde, sind einfach in das Reich der Fabel zu verweisen. Prinz Tuan befindet sich zur Zeit entweder in der Mongolei auf dem Wege nach Chinesisch Turkestan oder ist bereits in dieser ihm für seine Verbannung angewiesenen Pro vinz eingetroffen. Keinesfalls hält er sich noch am Hofe in Smganfu auf, noch steht er mit Singanfu in einer Verbindung, die ihm entschiedenen politischen Einfluß auf den Hof sicherte. Auch die Erregung über die sogenannte deutsche Besatzung Schanghais, die in der englischen Presse und sogar im Unterhause noch mehrsach nach zitterte, hat eine zu künstliche Begründung, um in den Gang der Dinge in Ostasirn störend einzu- grrifen. Bedenklicher hätte eine längere Entfernung des sehr tüchtigen Gouverneurs von Schantung Zuanshikai wirken können. Sie ist aber, wohl nicht ohne Wissen und Willen Deutschlands, abge- wendet worden. Der sehr ängstliche Brief eines katholischen Missionars, der in den letzten Tagen durch die Presse ging, war im Augenblicke feiner Veröffentlichung gegen 8 Wochen alt; und während dieser Frist hatte sich von den schwarzen Befürchi- tungen der BrieffchreiberS nichts erfüllt. ES ist keine unberechtigte Zuversichtlichkeit, wenn man, ohne sich die Möglichkeit weiterer unliebsamer Vorfälle zu verhehlen, grundlosen Befürchtungen entgegentritt. Vielleicht haben die mit solchen Alarmnachrichten aufwartenden englischenPreßpolitikerdieübrigens kaum begründete Sorge, cS möchte im Fall einer schnell eintrctenden Beruhigung in Ostasien zu viel fremdländische Aufmerksamkeit für Südafrika frei werden, wo allerdings die Schwierigkeiten für Eng land nicht im Abnehmen begriffen sind. Von anderen Mächten hat jedenfalls keine, auch die Bereinigten Staaten von Nordamerika nicht, ein Interesse, die in Peking noch zu entscheidenden Fragen aufschiebend und hinhaltend zu behandeln. Ueber den augenblicklichen Stand der Ent schädigungsfrage ist der britische UnterftaatS- sekretär Lord Cranborne sehr schweigsam gewesen. Man verrät aber kein Geheimnis mit der Feststellung, daß über die Zahlung von jährlichen EntschädigungL- raten durch China, wie auch über die näheren Einzelheiten der Verzinsung und Abtragung der Schuldsumme so ziemlich allseitige Uebereinstimmung herrsche. DaS AuSeinandergehen der Meinungen bezieht sich im wesentlichen nur noch auf die Fragen der Erhöh ung der Seezölle, der Heranziehung deS SalzmonopolL für den Zinsendienst und ähnliche technisch schwierige, aber nicht politisch ins Gew.cht fallende Punkte. Dank der Selbstbeschränkung, zu der für einen ge deihlichen Abschluß der Pekinger Verhandlungen alle Mächte mehr oder minder genötigt sind, verringert sich der Umfang des noch Strittigen von Woche zu Woche. Und bei den eigentümlichen Bedingungen, unter denen die internationale Diplomatie in der chinesischen Frage zu arbeiten hat, muß schon dieser allmähliche Fortschritt zur endgiltigen Einigung als Gewinn betrachtet werden. Die Entwicklung der Grundzüge der auswärtigen Politik Italiens durch den Minister Prinetti hat in der europäischen Presse noch zu mancherlei Erörterungen geführt. In Deutschland und Oester reich-Ungarn können diese Erklärungen, da sie gün stige Aussichten auf eine Fortsetzung der Dreibund politik eröffnen, ohne Begeisterung, aber mit Be friedigung zur Kenntnis genommen werden. Und der italienische Staatsmann, der sich mit bemerkens werter Schnelligkeit in die Erkenntnis der wesent lichen Bedingungen für die Großmacht-Stellung Italiens hineingefunden hat, kann eine zwar ge dämpfte, aber aufrichtige Anerkennung seines politi ¬ schen Programms durch die verbündeten Staaten fcststellen. Dagegen dürfte Hr. Prinetti sich schon jetzt eine- Irrtums überführt sehen, wenn er etwa geglaubt hat, durch seine besondere Liebenswürdig keit für Frankreich dort den gewünschten Eindruck hervorzudringen. Die ministeriellen Blätter, wie der „TempS" und der „Figaro", befleißigen sich zwar einer freundlichen Sprache, daS „Journal des Debats" aber, da- ebenfalls in heiklen auswärtigen Fragen sein Ur teil nicht ohne Erkundung der französischen Regierungs- Ansichten zu äußern pflegt, hat rund heraus erklärt, eine für Italien vorteilhaftere Gestaltung seiner Be ziehungen zu Frankreich sei von dem Austritte deS apenninischen Königreiches aus dem Dreibunde abhängig zu wachen. In Deutschland wird man eS dem Pariser Blatte nur Dank wissen, daß eS den Italienern reinen Wein einschenkt und im amtlichen politischen Verkehr der beiden Schwester-Nationen keine Halbheiten dulden will. Wenn König Viktor Emanuel III. in ehrlicher Besorgnis um die Erforder nisse der Zukunft Italiens seinen eigenen Weg zu finden bemüht ist, so hat er ein Recht darauf, von allen Seiten die Wahrheit zu hören, an deren Er kenntnis ihm, dem ernsten Manne, mehr al» an verhüllenden Schönfärbereien gelegen sein muß. Ungebührlichen Raum nahm auch in dieser Woche die Erörterung der sogenannten albanesischen Frage in Anspruch. Auf verschiedenen Wegen haben die Kabinette von Rom und Wien öffentlich darlegen lassen, daß diese Frage für ihre amtlichen Bezieh ungen nicht vorhanden, vielmehr ihr Interesse an der Erhaltung des bestehenden Zustandes in Albanien gleich groß und die „albanesische Frage" daher al» ein einigendes, nicht alS ein trennendes Moment zu betrachten sei. Thatsächlich kann eS auch beiden Goßmächten nur angenehm sein, die Verantwortung für die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung unter den wilden albanesischen Bergvölkern einer dritten Macht zu überlassen. Gewaltsame Eroberungen sind in Albanien nur mit unverhältnismäßigen Opfern denk bar. Tie Ausbreitung des friedlichen Einflusses auf dem Wege der christlichen Mission verspricht bessere Erfolge, die aber für absehbare Zeit noch nicht zu politischen Veränderungen führen können. Nicht mit Unrecht hat übrigens die türkische Re gierung im Hinblick auf parlamentarische Verhand lungen, worin Albanien bald als italienische», bald al» österreichisch-ungarische» Erbe angesprocheu wurde, darauf hindeuten lassen, daß die albanischen Berg landschaften eine Provinz deS Ottomanischen Reiche» seien. So sehr aber die Regierungen in Rom und Wien in der albanischen Sache Stillschweigen herdei zuführen wünschen, so eifrig ist die englische, die französische und die russische Presse am Werke, um dieses Stück der großen Balkanfrage dauernd auf der politischen Tagesordnung zu erhalten. Die „Nowoje Wremja" hat übrigen» die Erörterungen über Albanien zum Anlaß genommen, um den Oesterreichern wie den Italienern die Nutzlosigkeit ihres Bündnisses mit dem Deutschen Reiche wieder einmal in Erinnerung zu bringen. Die Zeitläuft sind nicht so geartet, daß die deutsche Presse über solche Verdächtigungen in jedem Falle mit vor nehmer Nichtbeachtung hinweggehen kann. An derseits werden wir aber darauf verzichten können, den Wert unserer Freundschaft markt schreierisch anzupreisen. Der Dreibund ist in jedem Sinne eine bekannte Größe: il a ckounö sn mäsure! Den Völkern, die sich durch die Möglich keit anderer Verbindungen überschwengliche Zukunfts hoffnungen vorgaukeln lassen, wird im entscheidenden Luuss und Wissenschaft. Die Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. XI. Die Malerei. Gemäß einer langjährigen Ueberlieferung werden die Gemälde in unseren Ausstellungskatalogen immer an erster Stelle aufgeführt und die Skulpturen erst am Ende genannt. Diese Rangordnung entspricht der Wert schätzung, die diese beiden Kunstgebiete in den Augen deS Publikums im allgemeinen einnchmen Namentlich bei un« in Deutschland ist da» Verständnis für die Werk« der Malerei ein weit größere», al« für diejenige» irgend eine« anderen Kunstzweige», und auch bei un« in Dresden ist infolge der Ausstellungen von 18S7 und 1899 und der Bestrebungen unserer ständigen Kunst- salon« die Teilnahme für die moderne Malerei so ge wachsen, daß absprechende Urteile und grundsätzliche Gegnerschaft gegen ihre Erzeugniffe nur noch ausnahms weise laut werden Allerdings ist auch kaum mehr eine Ursache vorhanden, so wie einst die modernen Bilder in Bausch und Bogen zu verdammen. Unsere Künstler find zahmer geworden und vermeiden Ausschreitungen, oi« da« Publikum herautfordrrt, und diese« wieder zeigt sich weniger rigoros und ist bereit, auf die Absichten der Künstler einzugehen Beide Lager haben sich also einander genähert und fahre» recht gut dabei Da« ist da» erste Ergebnis allgemeiner Natur, da» sich au« dem Studium der Gemäldeabteilung in unserer Au«stellung «rgirbt Weniger erfreulich ist die Beobachtung, daß zwar da« Niveau der ausgestellten Bilde, im allgemeine» ei» höchst achtbare« ist, und daß, einige wenig«, allerding« sehr döse Au«nah»en abgerechnet, nur tüchtige Sachen, an denen man sich erfreuen kann, oorgrführt werden, dafür aber Arbeiten fehlen, die sich über den allgemeinen Rahmen erheben, und vergeblich sieht man sich nach Künstlern um, von denen man sagen könnte: „Die ver sprechen etwa« Außerordentliches zu werden" Die Großen, wie Böcklin und Leibl, sind tot, und ein Ersatz für sie ist noch nicht zu erblicken, e« müßte denn jemand geneigt sein, Gustav Klimt in Wien oder Max Slevogt in München ein so günstiges Prognostiken zu stellen, was hoffentlich niemand im Ernst thun wird. Bester wie bei unsern deutschen Malern sieht «S in dieser Hin sicht bei den ausländischen au« Unter ihnen finden wir mehrere, die bi« vor kurzem noch kaum bekannt waren und heute schon Ueberraschende« leisten, und solche, die sich seit ihrem ersten Auftreten bei uns zu Künstlern von hohem Rang entwickelt haben Der Spanier Ignacio Zuloaga und der Franzose Lucien Simon bieten den Beleg für den ersten Teil dieser Behauptung, während der Franzose Charle« Cottet und der Schwede Anders Zorn in erster Linie ange führt werden müssen, um den zweiten zu erhärten Ueberhaupt ist da« Ausland auf der Ausstellung durch gängig mit besseren und interessanteren Arbeiten ver' treten al« Deutschland Wie für di« Skulpturen, so hatt«- man auch für di« Gemälde auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung die beste Gelegenheit zurAuSwahl, diefichdi« Dresdner Vertrauensmänner nicht habe» entgehen lasten Die Säle der außerveutschen Malerei sind deshalb besonders fesselnd, aber man darf nicht ermatten, daß sie ein« Ueberficht über da« heutige Schaffen de« Autlande« er- möglichen Etwa« Derartige« zu mceichen, hat niemand beabsichtigt, schon weil der zur Berfüguug Sehende Rau» viel zu Nein ist Außer Rußlaud haben sich alle in Bettacht kommende» Lä»der beteiligt, allerding« nicht immer mit Bildern au« de» letzte« Jahren, sonder« zum Teil mit solchen älteren Ursprung«, worauf man achte« muß, wenn man den Deutschen, denen im all- gememen der Zutritt nur mit Bildern neuesten« Datum» gestattet war, nicht Unrecht thun will. Unterscheidet man di« einzelnen Leistungen den dar gestellten Stoffen nach, so zeigt es sich, daß die Land schaft nicht mehr so vorwiegt wie bis vor kurzem, sondern daß man dem Figurenbild wieder größere Aufmerksam keit zuwendet und namentlich da« Potträt pflegt, und daß die bedeutendsten Gemälde der Ausstellung Bild niste sind. Symbolistische Spielereien kommen nur ver einzelt vor, es fehlen aber auch Bilder, die die Absicht verraten, tiefere Gedanken zu veranschaulichen Nur die Engländer George Frederic Watt und Walter Crane, die Belgier Lson Henri Frsdsric und Fernand Khnopff, Gustav Klimt in Wien, die beiden Schuster-Woldau in München und Ernst Marx in Dresden verraten Neigung, über die Wirklich keit hinauszugehen, wir werden aber zeigen, daß sie mit diesem Streben wenig Glück gehabt haben Auffallen muß es, daß Bilder, die die Schönheit de« nackten Menschenleibe« verherrlichen,nur ganz vereinzeltvorkommen Außer dem in Pari« lebenden Amerikaner Iuliu« Stewart, dem e» weniger um da« Studium der mensch lichen Figur, al« um die Beobachtung der Sonnen- reflcxe aus dem weißen Körper zu thun ist, haben nur Dre«dner Maler, Walter Berig, Hermann Behren» und die mit einem gemeinschaftlich au«ge«ühtten Gemälde austretenden H Mangrlldorf und Emil Glöckner Akte auf die Ausstellung gebracht Erzählende Genre bilder, wie sie einst Knau«, Vautier und Defregger zur Freude von Alt und Jung schusrn, find nicht mehr Mode, und die wenig««, die noch gemalt werden, find wie diejenigen P. Felgentreffs i» München kaum noch au»stellung«fähig Verschwunden find ferner auch di« Arm« Leute-Malerri und da« sozialistische T«»de»zbild, und selbst Eugene Laermann» i» Brüssel tritt nicht mehr so herau«sordernd auf wie im Jahre 1897 Sehr hoch stehen di« Leistungen im Interieur, einem G«biet, auf dem sich neben Kuehl namentlich der Münchener Karl BloS und der DrrSdner Paul Poetzsch auSzeichnen. DaS religiöse Bild, daS einige Jahre hindurch zur neuen Blüte erwacht zu sein schien, weist diese» Jahr bei un» keinen Aufschwung aus Rudolf Bacher in Wien und Gaston La Touche in St. Cloud sind die einzigen Künstler, die, soviel wir un» erinnern, hier in Betracht kommen, denn Böcklin» „Madonna" (Nr. 64) beweist nur, „daß der Meister zeit seine» Leben« ein un- rerbesierlicher Humorist war" („Zukunft"). Da» Historiengemälde vertreten nur der Franzos» G Roche grosse und Anton v Werner; beide haben aber nur Arbeiten, die seit länger bekannt sind, eingesandt. Im übrigen ist festzustellen, daß die altrn Kategorien, unter denen man früher die verschiedenen Künstler zu be handeln pflegte, kaum noch vorhanden sind. Maler, die bloß nochHistorien,Porträt»,Genrebilder oderLandschaften malen, kommen nur vereinzelt vor; di« meisten versuchen sich gleichzeitig aus den verschiedenen Gebieten ihrer Kunst, und viele greifen nicht bloß zur Radierung, um ihren Einfällen Ausdruck zu verleihen, sondern fi» gehen sogar zum Kunstgewerbe über und entwerfen ganz« Zimmer« einrichtungen oder doch wenigsten« Gefäße und Schmuck- gegenstände Der Gedanke de» GesamtkunstwerkeS liegt heute wieder in der Luft und spukt nameutlich i» de» Köpfen der Maler Such in technischer Hinsicht hat die jüngste Vergangen heit einen merkwürdige» Au«gleich gebracht, mit dem eine gegenseitig« Schonung Hand in Hand geht D«r Jmprrssioni«mu» und di« Freilichtmalerei sind »och k«ine»weg» überwunden und werden e« auch, soviel sch voraussehen läßt, «iemal» werde», da sich heut« j«d«r Künstler darüber klar ist, welche Errungenschafttu wir diesen Bewegungen v«rda»ken Aber di« Emseitigkeite« der Augenblick«, und H«llmalerei find, «ach den Ei»- drückrn unserer Au«stellung zu urteilen, bereit« über wunden, und wenn auch die meisten Künstler noch immer
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