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Hoher Bankgewlnn an -er Lrl-ntanlethe EintWN» ans »ll NankiettonsMW in Paris vralltdertekt uusvrv» karlsvr Lorrvsponckoutsa Paris, 11. Juni. Die Verhandlungen über die Auflage- bedingungen der erste» groben Aon ngan leihe sind nach lltügiger Dauer beendet. Die VvUkvnserenz, bestehend aus den Mitgliedern des Verwaltungsrates der Inter nationalen Tribulbank nnd de» Vertretern der in Betracht kommenden neuen Emissionsbanken, hat am Dienstag nicht weniger als vier Sitzungen abgehalten. Die erste Sitzung begann vormittags )-10 Uhr, die letzte nachts um ^-11 Uhr, und sie dauerte bis heute morgen gegen 1 Uhr. Gestern nach mittag lag die Annahme des Gencralvertrageö dnrch den Neichssinanzminister noch nicht vor, aber der Hauptkampf, der mit größter Zähigkeit geführt wurde, ging um den Ausgabe kurs des neuen Tribuipapiers und besonders um den Aus gabekurs durch die Emissionsbanken. Jede der beteiligten Ranken wollte sich ein miiglichst großes Geschäft dabei sichern. Die Amerikaner wollten den Emissionokurs bis aus 88 oder gar 85 herabdrückcn. Es wird in dem Prospekt der BIZ. lediglich angegeben, das, cs sich nm bedingungslose Leistungen der deutsche» Negierung handele und das, beide Teile absolute Sicher heit hätten und erstklassige Anleihcpapierc seien. Hierin ist nicht nur eine wirtschaftspolitische, sondern auch eine politische Bedeutung zu erblicken im Sinne einer Kooperation zwischen einzelnen Ländern mit Hilfe der BIZ., wie sie der ?)oungplan Vorsicht. Man hat den E m i s s i o n ö - kurS den Kreditverhältniiscn in den einzelnen Ländern an- gcpaßt. Natürlich sind diese in den einzelnen Ländern ganz verschieden. Das, Frankreich einen so hohen Emissionskurs hat, hängt auch noch mit der besonderen Steuerermäßi gung zusammen, die für diese Anleihe in Frankreich cin- gcsührt worden ist. Die Differenz, die dein französischen An leihekonsum durch diesen hohen Emissionskurs mehr zufließt, fließt in die französische Staatskasse. Die Emissionökosten stellen sich demnach aus rund 50 Mil lionen Dollar. Deutschland hat aus seinen allgemeinen Hanshaltsmittcl» nur ei» Drittel dieser Emissionskosten zu tragen, die übrige,, zwei Drittel werden der deutschen Avuugaunuität entnommen. Die Neichsbahn erhält von den IW Millionen Mark, die Deutschland zuslicßcn, 240 Millionen, die Reichopost 160 Millionen. Wie wir hören, wird die Frage, inwieweit Reichsbahn und ReichSpost auf Grund dieser Anleihemittel neue Bestellungen an die deutsche Wirtschaft geben können, zurückhaltend beurteilt. Tie Reichs post z. B. dürste gezwungen sein, den gesamten Betrag von 160 Millionen Mark ans P o st ich e ck k o n t v zu nehmen. Wahrscheinlich hat die ReichSpost in der letzten Zeit in Erwartung der Avunganlcihe bereits er hebliche Beträge von Postscheckgeldcrn für Investitivnszwecke benutzt, so daß jetzt ein Ausgleich stattsindcn muß. Auch hören wir weiter, daß die R eichSbahn einen wesentlichen Teil der 210 Millionen Mark für ihre Finanzreform verwerten muß, d. h. also auch die Reichsbahn hat bereits B o r l c i st u n g e n auf Grund der Anleihe gemacht. Die dadurch entstandene schwebende Schuld muß nunmehr mit Hilfe der Anleihe kon solidiert werden. Man hat sich schließlich aus einen einheitlichen Ausgabc- kurS von 00 Prozent für alle in Betracht kommenden Länder mit Ausnahme Frankreichs geeinigt. In Frankreich wird das neue Papier zu 08X Prozent ausgegcbcn werden. Die den Banken zugcstandenc Kommission wird zwischen 2, 5 und 1 Prozent schwanken. Tie Amerikaner sind von der bei ihnen für solche Geschäfte üb lichen Kommission von 4 Prozent nicht abgcgangen. Nachdem man sich endlich gegen Mitternacht über die so lange umstrittenen AuSgabcbedingungcn der Anleihe geeinigt hatte, teilte der Reichsbankpräsident Luther das Ergebnis telephonisch nach Berlin mit und erhielt bald daraus die cbcn- salls telephonisch übermittelte Zustimmung des ReichSsinanz- lniiiisterü Dr. M v l d e n h a » e r. Bon deutscher Seite liegen heute früh noch keine Einzelheiten über das erzielte Schluß- crgebnis vor. Es steht aber solgeudeö fest: Mährend der tatsächliche Wert der Anleihe vertragsgemäß M Millionen Dollar beträgt, wird der nominelle Ausgabe- wert derselbe infolge der Banknnkosten mindestens 845 Mil lionen Dollar ansmachcn. In den Angaben, die heute früh von sranzösischcr Seite vorlicgen, wird einstimmig betont, das, der gesamte Zinsen- und Amortisationödicnst der Anleihe in ihrem wirklichen Betrag von 845 Millionen Dollar durch die deutsche Regierung garantiert werde, da die Anleihe nichts anderes darstcllt als die erste Mobili sierung der bedingungslos zahlbaren deutschen Tributschnld. Zinsen nnd AmvrtisationSdicnst werden in der Währung jedes Ausgabelandes vollzogen aus Grund eines von vornherein und ein sür allemal festgesetzte» Goldwertes, also unabhängig von allen Kursschwankungen. Die Wcrttitcl können nicht von einem Lande nach dem anderen anSgctauscht werden. Ter Nopiinalwert der verschiedenen Anteile ist folgender: Deutschland 30 Millionen NM., Amerika 08.25 Millionen Dollar, Frankreich 2515 Millionen Papierfrankcn, Belgien 35 Millionen belgische Franken. England 12 Millionen Pfnnd Sterling, Holland 73 Millionen Gulden, Italien 110 Millionen Lire, Schweden 110 Millionen Kronen, Schweiz 92 Millionen Schweizer Franken. Obwohl der dritte Teil der Anleihe Deutschland zugutc- komml und obwohl der Anteil, den Deutschland zeichnet, ver- hältntsmäßig gering ist, darf man nicht vergessen, daß das ganze Geldgeschäft, das heute nacht in Paris perfekt wurde, letzten Endes vom deutschen Bolk bezahlt werden muß. Die Berwen-miv -es deutschen Anteils vradtmolckuug unsvror Vorltuvr Svkrtktloltuug Berlin, 11. Juni. Wie oben mitgeteilt, hat der ReichS- sinanzminister Dr. Moldcnhaucr heute nacht 1 Uhr den Anlcihevcrtrag in Paris unterzeichnet. Der Reichsbankpräsi dent Dr. Luther hat sich Vorbehalten, die deutsche Presse heute in Paris über den Gang der Verhandlungen und die Einzelheiten des Anlcihcvertrags zu unterrichten. In Ber liner unterrichteten Kreisen hört man noch, daß die Boung- anleihe im Vergleich zur Dawesanleihe wesentlich gün stiger beurteilt wird. Ter Zinssatz stellt sich auf 5,5 gegen 7 Prozent der Dawesanleihe. Tie Rückzahlung erfolgt zu Pari von 1035 ab, während die Rückzahlung bei der Dawesanleihe mit 105 Prozent festgesetzt ist. Was den Emissionskurs von SO Prozent anlangt, so war man der Ansicht, daß es zweck mäßig sei, einen niedrigen Emissionskurs vorzuschen, um einen niedrigen Zinsfuß zu erzielen. Der Zinsfuß non 5,5 Prozent soll als wegweisend sür weitere neue Anleihen von Deutschland aus den inter nationalen Kapitalmarkt betrachtet werden. Die Schwierigkeiten bei den ganzen Verhandlungen bestan den in der Verguickung von zwei Drittel der Anleihe als Reparationsleistung und ein Drittel aus dem allgemeinen deutsche» Ncichshaushalt. Wie bekannt, hatten die Vcrhand- IiingSgegner ursprünglich eine besondere Sicherheit siir den deutschen Anteil von seiten der ReichSpost und Reichsbahn verlangt. Diese Angriffe konnten aber ab- hewchrt werden. Das eine Drittel, das auf Deutschland ent- lüllt, ist mit keinen weiteren Sicherungen ausgcstattet. Dwts»i 8ngMn»nisse in dtk Samstage vrabtderiedt unseres pariser Lorresponcksntsn Paris, 11. Juni. Das Dunkel des Schweigens, in das fortwährend die in Paris nun seit mehr als einem halben Jahre geführten Saarvcrhandlnngeu gehüllt sind, ist durch aus nicht ein Beweis dafür, daß cs in der Stille vorwärts geht, sonder» vielmehr für das Gegenteil. Es geht d » r ch- aus nicht vorwärts, und in allen wesentlichen Punk.cn herrscht nach wie vor vollkommene Uneinigkeit zwischen den französischen und deutschen Unterhändlern. „Non einer Lösung", so schreibt heute der „Petit Parisien", „ist man weiter als je entfernt." Das, was dieses Regierungsblatt zur Begründung dieser pessimistischen Auffassung ausdrücklich vorbriugt, muß in allen wesentlichen Punkten als Meinung der französische» Negierung aufgesaßt werden. Tic durch die Wiedereingliederung in den Verband des Reiches notwendig entstehende Teuerung, die der französische Ossiziosnö aus 25 Prozent berechnet, beunruhigt nach dieser Darstellung die Saarländer anss schwerste. Obwohl sie ihrer ganzen Meinung nach, wie osten zugegeben wird, Deutsche sind und dcuksch bleiben wollen, so wollen sic die Heimkehr ins Reich doch nicht mit ihrem eigenen Ruin crkause». Auch die Anfrechterhaltung dcS sranzösische» Zollregimes bis 1035, wie sie geplant und von der deutschen Delegation schon grundsätzlich z u g e st a n d c n i st, nnd daß weitere Zu geständnis großer langsam abuehmcuder zollfreier Kontingente für die sranzösische Wareneinfnhr nach 1 035, würden diese Schwierigkeiten des Ucbcrgangö nicht vollkommen losen. Keinerlei Einigkeit herrscht aber vollends über die Hauptfrage, nämlich die Rückgabe der Saargrubcn an Deutschland. Lediglich diese Rückgabe an den früheren Besitzer, also den preußischen und bäurischen Fiskus, mit Ausnahme der deut scherseits ebenfalls schon grundsätzlich zngestandencu weiteren Verpachtung der im Warndtgcbict an der französisch-loth ringischen Grenze widerrechtlich geraubten Schächte an die Franzosen, wird sranzösischerscits verweigert. Das wird heute im „Petit Parisien" ausdrücklich festgcstellt. Die Franzosen beharren aus ihrem Vorschlag» die Gruben durch eine ge mischte französische Gesellschaft betreiben zu laßen und er klären, daß die deutsche Forderung aus bedingungslose Rück gabe der Gruben an die früheren Besitzer nur eine Prestige forderung sei, die nicht angenommen werden könne. Wahr scheinlich werden daher die Saarländer auch selbst einsehen, daß es in ihrem Interesse sei, die Volksabstimmung im Jahre 1035 abzuwarten. Frankreich habe dagegen auch nichts cinzuwenden, denn so wie die Verhandlungen stehen, sei ein gangbarer Ausweg nicht zu sehen. Briand wolle natürlich, nachdem er sich einmal in Verhandlungen eingelassen habe, zu einem Abschluß kommen: aber die Absicht, diesen Abschluß bis zum 1. September herbeiznsühren, habe er durchaus nicht, obgleich mau dies Eurtius seinerzeit in Gens versprochen habe. Deutschland solle erst brauchbare Vorschläge machen, andernfalls werde auch Frankreich, wenn die Tcnlschcn aus ihrer bisher eingenommenen Haltung beharren, das Risiko der Volksabstimmung im Jahre 1035 ruhig abwartcn. Frank reich könne nicht noch mehr Opfer bringen, als cs schon bis her dnrch fortwährende Zugeständnisse den Deutschen auf allen Gebieten gebracht habe, s!s Die altbewährte NerhandlungStaktik der Franzosen ist also auch in den S a a r v e r h a n d l u n g e n ganz offen kundig. Man hat den deutschen Unterhändlern zunächst in der Frage des Zollregimes bis 1935 und darüber hinaus sowie betreffend der weiteren Verpachtung der geraubten Schächte im Warndtgebiete wesentliche grundsätzliche Zugeständnisse abgerungcn. Das Entgegenkommen, das deutscherseits siir diese Zugeständnisse von seiten der Franzosen erwartet wurde, ist bisher vollkommen aus geblieben. Die ein zigen, die auf ihrer vom ersten Rerhandlnngstage an ein genommenen Position ohne Schwanken verblieben sind, sind die Franzosen. Mit Mm« und Maus »keimend ln »le Aese Dampferzusammenstoß bei Boston Boston, 11. Juni. Der amerikanische Kiistcndampscr „Fairsa x" ist aus der Höhe von B o st on mit einem Tank dampfer, der Petroleum an Bord hatte, zusammengestoßcn und schwer beschädigt worden. Der Dampfer „Glouccstcr" eilte der „Fairsax" zur Hilfe, übernahm ihre Passagiere und Mannschaften, unter denen sich acht Schwerverletzte befinden, und landete sie heute morgen in Boston. Der mit der „Fairsax" zusammcngcstoßenc Tankdampser, über dessen Namen und Herkunft man nichts Genaueres weiß, ist mit allem, was sich an Bord befand, brennend untergegangen. Der Zusammenstoß hat sich nach den cingclauscnen Be richten folgcndcrweise abgespielt: Die „Fairfax" stieß im Nebel mit einem unbekannten Tankdampser zusammen. Dieser ging unmittelbar nach dem Anprall in Flammen auf. Die Flammen griffen auf die „Fairsax" über, und ein Teil der Mannschaft und der Passagiere wurde non den Flammen erreicht. Mehrere Passagiere und mehrere Mann der Be satzung trügen Brandwunden davon. Die Besatzung des Tankdampfers — man nimmt an» es waren 40 Mann an Bord — konnte nicht gerettet werden. Sie ist teils ertrunken, teils verbrannt. Ein Augenzeuge von der „Fairsax", der in dem Augenblick an Deck kam, als der Zusammenstoß erfolgte, machte folgende Angaben: „Ich sah, wie Leute der Besatzung und sieben Passagiere, darunter drei Frauen, in das Wasser sprangen, da ihre Kleider Feuer gefangen hatten. Da aber das brennende Oel des Tankdampfers sich auch auf dem Wasser verbreitete, wurden sic auch dort von den Flammen erfaßt und verbrannten. Es war unmöglich, ihnen Hilfe zu bringen. Wir mußten sehen, uns selbst zn retten. Schaurig und unver- I gcßlich waren die dnrch den Nebel zu uns dringenden gellen den Hilfeschreie der mit den Wellen und den Flammen im > Tode Ringenden." Enslan- zum Schiedsspruch für Nor-west London, 11. Juni. Die Vcrbindlichkcitscrklärung des Schiedsspruchs für die Gruppe Nordwcst, der neben einer Her absetzung der Löhne in der deutschen Eisen- und Stahlindu strie eine Herabsetzung der Eisenprcisc bringt, wird in Berliner Berichten der englischen Blätter anssührlich wicdergcgcben. Die „Daily Mail" spricht in einem in größter Aufmachung wiedergegebenen Bericht ihres Berliner Korrespondenten davon, daß Deutschland dnrch dieses Abkommen zwischen Kapital und Arbeit einen Versuch mache, die Welt märkte sür sich zu gewinnen. Der „Daily Telegraph" nimmt von dem Vorgang in ähnlich großer Aufmachung Kenntnis nnd bezeichnet die ablehnende Haltung des „Vorwärts" als eine Selbstverständ lichkeit, da mit einem anderen Ton des sozialistischen Zentral^ organs kaum hätte gerechnet werden können. Bon Dalivan-s Fahrt in -ie Heimat Lissabon, 11. Juni. Die sterblichen Ucberrcste des ermor deten Gesandten v. Baligand sind feierlich an Bord des Kreuzers „Königsberg" gebracht worden. — Der Mörder des deutschen Gesandten wurde einem neuen Verhör unter zogen, das aber keine neuen wichtigen Einzelheiten über das Verbrechen brachte.