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ABWUMOW Nr. 184 Sonntag, den S. August 1S31 84. Jahrg Amtliche Anzeigen . ge^hren't^den Bertei-igettr des Staaten präsentieren jetzt schon die Rechnung für den ^roß» letzigen Zustandes rn Preußen das Eintreten der Deutschen herzigen" Hooverplan, von dem dos eine feststeht, daß er den M Nach stürmischen Wochen sind die vergangenen Tage in verhältnismäßiger Ruhe verlaufen. Nur die Not verordnung über die Bewirtschaftung der Devisen hat eine ge wisse Aufregung hervorgerufen, wobei bemerkenswert ist, das; gerade in den Kreisen gegen sie Sturm gelaufen wurde, auf die sich sonst die Regierung verlassen kann. Es zeigt sich hier dasselbe Bild wie bei der 1M Mk:-Verordnung. Sobald den Interessen der Hochfinanz und der Berliner demokratischen Zei tungen — letztere haben durch die Grenzsperre erhebliche Aus fälle an Inseraten, die zu Reisen ins Ausland verlocken, und an Gewinnen aus G'esellschaftsfahrten — an den Karren ge fahren wird, geht alle Regierungstreue flöten. Der Devisen verordnung sind denn auch nach zweitägigem Bestehen die Stacheln genommen worden. Die Grenzsperre, die von hohem erzieherischen Wert ist, hat man unangebrachterweise durchlöchert. von ungezogenen Unterstellungen und verleumderischen Be leidigungen Deutschlands strotzte. Das war selbst dem braven Oberdemokraten zu viel. Er verbat sich — wie die franzö sische Presse höhnisch schreibt — „in militärischem Ton wie ein Kriegsschüler von Saint-Eyr" die Taktlosigkeiten des Fran zosen und reiste noch am gleichen Abend ab, ohne daß er, der ehemalige deutsche Kolonialminister, die Kolonialausstellung besichtigt hätte. der Presse der bürgerlichen und sozialistischen Linken, auch wenn sie noch so knüppeldicke aufgetragen werden, können daran nichts ändern. Und das unkommentmäßige Eingreifen der preußischen Regierung mit Hilfe der Pressenotverordnung richtet sich selbst. Es wäre ein gefährlicher Irrtum, zu glauben, nun wären wir über den Berg. Die Lage auf dem Geldmarkt und vor allem die der öffentlichen Finanzen ist noch völlig un geklärt. Die Verlängerung gewisser kurzfristiger Kredite gibt noch keine Veranlassung zu der Auffassung, die Krise sei über wunden, ebensowenig die Wiederingangsetzung des Zahlungs verkehrs. Hier hat man den Eindruck einer etwas gewaltsamen Beschleunigung, zu der wohl innerpolitische Gründe die Der- anlassung gegeben haben. Dor dem preußischen Volksentscheid sollen die Kleingläubiger der Kreditinstitute beruhigt melden. Dabei dürften die Nachrichten von der Wiederherstellung eines normalen Zahlungsverkehrs ein wenig gefärbt sein. Dem gegenüber ist zu wiederholen, daß es keinen Sinn hat, die Tat sachen zu beschönigen. Ehe das allgemeine Vertrauen im In land zurückkehrt, wird wohl, so bedauerlich das ist, noch einige Zeit vergehen. »« .»^,,»»„isch» «»MI—«»» ist«« u,«ch M »« r«,, v« V«U Nr w S« mm dnM «««,,!-«, «I-I-tlaw-PN I, so «» 1»), ««IM» »« N' »I« «0 mm »«Ur VE- NrN-imM« so, «i«lM» 100. ftr Ur 90 mm »«Ur mM. LUmUM, " «m-Mr»« R<I»rr!«»Us. «r. irr«. »<««i»d««i»»^»Moi Sr-sm. ». » „Mit ihrem Aufruf beweist die Deutsche Dolkspartei ihren völligen Mangel an wahrem Patriotismus, an Pflichtbewußtsein und Verantwortungsgefühl. Eine Partei, die angeblich die Interessen der deutschen Wirtschaft vertritt und die mitten in der gegenwärtigen Krise im Bunde mit Demagogen und wüsten Straßen Helden durch ein absolut überflüssiges Agitations manöver die Verwirrung zu steigern und di« Wiederherstellung der deutschen Kreditfähigkeit im Auslande zu verhindern ver sucht, handelt dem deutschen Volke gegenüber mit einer derartig skandalösen Gewissenlosigkeit, daß man ihr gegenüber nur noch Len tiefsten Widerwillen empfinden kann. Entweder sind die sogenannten Führer der Deutschen Dolkspartei zu dumm, um einzusehen, was sie anrichten können, oder sie sind in ihrer bornierten Parteiwut moralisch so verwirrt, daß ihnen auch ein verbrecherisches Unternehmen gegen die deutschen Lebensinteressen keine Bedenken mehr erregt. Jedenfalls wird es nun nötig sein, das Volk mit allen Mitteln über das gewissenlose Treiben politischer Schädlinge aufzuklären, die mit ihrem Aufruf selber einen Trennungsstrich zwischen sich und allen an der Ueberwindung der Krise arbeitenden und ver antwortungsbewußten Menschen ziehen." blätter folgende Liebenswürdigkeiten: Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß die Reichsbank auf dem Umweg über deutsche Großbanken die Mehrheit der zum Zwecke des Bluffs ins Ausland beförderten Golddeoisen heute noch besitzt und unter Umständen mit ihnen am Weltkapitalmarkt zu operieren gedenkt. . . . Und nun wollen die Politiker, daß der Unfug wieder losgehtl In ihrer bodenlosen Ignoranz lassen sich die Politiker und die ihnen geistesverwandten internationalen Finanztaschenspieler von deutschen Drohungen bluffen. Deutsch land droht mit dem deutschen Bolschewismus! ... Dieses Bild von den Schweizer „Freunden" rundet sich ab, wenn man in der „Neckarzeitung" von folgenden Erfahrungen deutscher Reisender während der Geldkrise liest: „Deutsche, die ständig geschäftlich nach der Schweiz kommen und in den dortigen Gasthäusern bekannt sind, mußten mit hungrigem Magen wieder nach Hause reisen, denn sic bekamen mit der deutschen Mark nicht einmal ein Gläschen Wein. Da gegen sah man Plakate mit der Inschrift: „Nehmt kein deutsches Geld", und auf einem Bahnhof wurde einer deutschen Gesell schaft bedeutet: „So, ihr sen Dütschc, gond nu dct uma, do ständ für üch a paar Viehwäga." Die einzigen, die Deutschland in dieser Notzeit wirklich wohl gesinnt sind, sind die Italiener. Das sehen gewisse aus- und inländische Kreise nicht gern, wie bewußt erst kürzlich die Verdrehung der Haager Rede Scialojas durch die Nach richtenbüros zeigte. Insbesondere bekennt sich die italienische Presse offen zu Deutschland. Sie nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund, wenn es gilt, di« wahren Absichten der Fran zosen zu kennzeichnen. So schrieb vor kurzem der römische „Teuere" ganz offen, Laß die französische Politik den Nieder- Es dürfte nicht von der Hand zu weisen sein, daß solche Auswüchse der Parteipolemik uns im Ausland besonders schaden. Wie schwer an sich es ist, gerade mit unserem Haupt- gegner Frankreich in das von der Reichsregierung und den hinter ihr stehenden Parteien trotz aller Mißerfolge un- entwegt angestrebte Vertrauensverhältnis zu kommen, beweist auch folgender Vorfall. Die Nationale Ver einigung für soziale und politische Wissenschaft in Paris hatte den Demokraten Dernburg und den ehemaligen Dcmokra- ten Hellpach zu Vorträgen eingeladen. Hellpach, der wohl den französischen Einladern nicht traute, hatte im letzten Moment abgesagt. Dernburg mußte nach seinem Vortrag eine Red« eines französischen Professors über sich ergehen lassen, die Streiflichter. Ruhe nach stürmischen Wochen. Gin gefährlicher Irrlum. Der Kampf um Preuhen. Kemmungslose Schimpfereien. Erlebnis eines Oberbemokralen in Paris. Internationale Zusammenarbeit? Italienische Freundschaft. gang Deutschlands herbeiführen wolle, weil eine revolutionäre Auflösung des Reiches Frankreich von der Angst befreien würde, die Macht des gefürchtetsten Nachbars wiedererstehen sehen. Das Blatt fährt dann fort: Volks Partei für den Volksentscheid. Das „Berliner Tage- blatt" schießt mit folgender hemmungslosen Schimpferei den Vogel ab: Anstoß zu dem Ausbruch Les allgemeinen Mißtrauens gegen die deutsche Wirtschaft gegeben und uns ungleich mehr gescha det wie genützt hat, indem sie Deutschland zwingen wollen, ihnen unverwertbare Weizen, und Baumwollvorräte abzu nehmen. Selbst die Neutralen wollen von einer uneigennützi gen Zusammenarbeit nichts wissen, wie das Verhalten Hol lands und vor allem Ler Schweiz zeigt, Lie sich im Zeichen der Kapitalflucht doch wahrlich nicht darüber beklagen kann, daß Deutsche keine Sympathie für sie gehabt hätten. Wie mißtrauisch die braven Eidgenossen sind, zeigen Pressestim men, welche die deutsche Finanzkatastrophe behandeln. Wir entnehmen einem Ler angesehensten Schweizer Wirtschafts Auch die internationale Zusammenarbeit,, auf die deutsche Regierungskreise so sehr bauen, wird bis auf weiteres ein« Utopi« bleiben. Frankreich will sie nur inso weit, als seine Vormachtstellung als Finanzmacht nicht darun ter leidet, England versucht, sich mit dresem Schlagwort die fran zösischen Erpresser vom Halse zu halten, und die Vereinigten v. August 1SZ1 rivk Oott lll ckls ovlgo Heimat Bvrin?sckmvl8ler ^Ibrn Brückner 12 Satire klnclurck Kat äsr nunmvkr Versvigts äas ämt eines Lirckonvorstskers mit grober Treue unä Oevisssnkaktigbsit verwaltet, vurck seins ausav- sprockeno kirMlcds Oesinnung ist er vielen in asr Oemsinris ein Isucdtsnciss Vorbilci gewesen. Oott lokns ciem Heimgegangenen seins Treue! vsr Iürvkonvor8lsnä ru Llbemau. Braune, ?!., Vors. Don einem bereits wiedergekehrten Vertrauen des Auslands in die deutschen Verhältnisse — auch hier ist es zwecklos und schädlich, den Kopf in den Sand zu stecken — kann natürlich erst recht keine Rede fein. Solange der Vorstand und Ausschuß der SPD., wie er es in der vergangenen Woche wie der getan hat, durch Aufrufe den Klassenkampf proklamiert, werden sich die ausländischen Gläubiger nicht beruhigen. Da gegen werden sie einsehen, daß der Kampf umPreus; en, nachdem er einmal vor der Entscheidung steht, nicht abgeblasen werden kann. Hier handelt es sich um die Ausübung eines verfassungsmäßigen Rechtes, die gerade die westlichen Demokra tien respektieren und als eine innerdeutsche Angelegenheit an sehen sollten, in welche sie nichts hineinzureden haben. Von gewisser deutscher Seite ist cs gelungen, besonders die fran zösische Presse gegen den Volksentscheid zu mobilisieren. Sie hat die Bälle, die ihr zugeworfen wurden, mit Vergnügen aus genommen. Kam in ihr doch längst eine Einstellung zum Aus druck, die in jenem, bei uns leider vergessenen Satze gipfelt: wir wünschen Deutschland die Pest, deshalb unterstützen wir die deutschen Sozialisten. * Die preußische Negierung des Genossen Braun hat es bis zum letzten Augenblick in der Hand gehabt, den Kampf um den Volksentscheid zu vermeiden. Sie brauchte nur von sich aus die Auflösung des Landtags zu verfügen, der doch längst, gerade aus demokratischen Gesichtspunkten heraus, überfällig ist. Die Versuche, den rollenden Stein aufzuhalten, die in der vergangenen Woche gemacht wurden, worunter auch die Berufung des deutschnationalen Parteiführers Hugenberg zum Reichspräsidenten zu rechnen ist, mußten zur Erfolglosig keit verurteilt sein, da eben die preußische Negierung sich un nachgiebig zeigte. Eg geht also keineswegs an, die Schuld an der Zuspitzung der Lage, die gerade in diesem wenig günsti gen Augenblick «intritt, den Parteien und Bünden des Volks entscheids zur Last zu lesen. Die üblichen Verleumdungen in So sehen die demokratischen Freunde der Deutschen Dolkspartei, die leider in ihren eigenen Reihen Frondeure genug hat, in Wirklichkeit aus. Man kann ihnen freilich nicht verdenken, wenn sie aufgebracht sind. Denn sie werden neben der SPD. am meisten unter einem siegreichen Volksent scheid zu leiden haben. Daß auch die Kampfesweise im Zen- trum nicht immer besonders sachlich ist, zeigen die Auslassun gen eines schlesischen Pfarrers, der auf die Rede eines Stahl- Helmers gegen das widernatürliche Bündnis zwischen Zen trum und der religionsfeindlichen Sozialdemokratie folgende Antwort für richtig hielt: „Durch dieses regnerische Wetter, das jetzt herrscht, straft uns Gott, weil wir diesem Redner zugehört haben. Wir sollen schleunigst Buße tun und wenn noch einmal ein solcher Redner in das Dorf kommt, ihn sofort raus schmeißen. Auch die Naziredner sollen wir mit Stangen aus dem Dorfe jagen. Dann wird sich Gott unserer erbarmen und uns wieder besseres Erntewettcr schicken. Nur die gentrumspartei hat Gott geschaffen, dagegen sind di« nationalen Parteien ein Auswuchs der Hölle und daher jedem Katholiken der Beitritt zu einer solchen Partei verboten." In den von der Hochwasserkatastrophe am 6. Juli 1931 betroffenen Wasserläufen und den von ihnen überfluteten Ge ländestreifen befinden sich noch immer erhebliche Mengen von losgerissenen Bäumen, Sträuchern, Aesten, Balken, Brettern, Zäunen, Wellblech, Eisenträgern und Eisengitterwerk. Ferner haben vielerorts Bäume und Sträucher ihren Halt verloren und hängen nur noch mit einzelnen Wurzeln im Erdreich fest. Diese Hölzer und Metallteile sind umgehend aus dem Hoch wasserbereich der Wasserläufe zu entfernen, da sie bei neu auf- tretenden Hochwässern Ursache zu Brückenversetzungen und Zerstörungen bilden können. Schließlich stehen an zahlreichen Stellen Bäume noch an, die — wie deutlich zu erkennen ist — zu Uferausspülungen, Abrissen und Ablagerungen aller Art Anlaß gegeben haben, zum Teil jetzt auch frei im Flußbett stehen. Diese Bäume sind über Gelandehöhe abzusägen; di« Wurzelstöcke aber sind un- bedingt zu belassen, damit das Erdreich nicht gelockert wird. Verpflichtet zur Vornahme dieser Arbeiten sind zunächst die Besitzer der Gegenstände und, soweit sich diese nicht fest- stellen lassen, die Besitzer der Ufergrundstücke. Die Hölzer kön- nen von letzteren in Besitz genommen werden, nachdem oder soweit sich di« Besitzer nach nunmehr vier Wochen nicht um ihr Gut gekümmert haben, oder soweit das Eigentumsrecht nicht mehr nachzuweisen ist. Di« Arbeiten sind spätesten« bis 2V. August 1931 oorzunehmen. Nach diesem Termine werden sie auf Kosten der Verpflichteten von der Behörde veranlaßt werden. Die Amtshauptmannschast Schwarzenberg, am 7. August 1931. Weitere amtliche Bekanntmachungen befinden sich im ersten Beiblatt. S, wird« außerdem »EenMtr Bekanntmachung«» der ekadlrät« p, «u, md «chwammbera und d« Amisgerichls zu Sohanngrorgenstadt. ^««rzmverg Verlag C. M. SSrlner» Aue, Sachse«. am »I o» »1, «KI» «ml «eq4«, Schn«»«, 10,««»«»«»«, sna vnvEMd »,a»f«m» *»,«I,«I-«„,»»« Nr dir ««»»ml»., «»»«» dir vonul«»^ « Udr k S« Saupia«1ch«M< fialm. 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Hoffentlich bringen Reichskanzler, und Reichsaußenmini ster von ihrer Italienreise einige notwendige Erkenntnisse mit nach Haus«, die ihnen bisher gefehlt haben, wie sich auch aus ihrer Einstellung zum preußischen Volksentscheid ergeben hat. Zum Betspiel, daß- «in ersprießliches Zusammenarbeiten mit Italien von einem Bruch mit dem Manismus abhängt.