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MkWtz-Zkitmg. . Mt „Wei-eritz-Ieitung" «schelnt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Änzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, »ach« kl d« bedeutend«« Auflage d^ Blattes eine sehr, wirk same Verbreitung^ finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dein Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. die Stadträthe Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 88. Dienstag, den 3. August 1886. 52. Jahrgang. Abonnements siis die Monate August und September nehmen alle Postanstalten, Briefträger, die unterzeichnete Expedition und deren Agenturen an. Dippowlswald«. Dis kxpoNition Ssi- „WsisMiitr-Isitimg". Die nirWeftlich-praktische Wimng. Es ist eine alte Klage, daß die Bildung in Deutsch land bei aller Anerkennung ihrer sonstigen Vorzüge eine zu einseitig theoretische sei. Wir wissen nun recht wohl, daß in dieser Klage eine Uebertreibung insofern enthalten ist, weil eine gute Bildung ohne Theorie und Idealismus nicht denkbar ist. Wenn man aber die charakteristischen Strömungen der Zeit beobachtet und als eine Thatsache hinnehmen muß, daß wir einestheils einem Zeitalter harter sozialer und wirth- schaftlicher Kämpfe, anderntheil in einem solchen der täglich wachsenden Bedeutung der naturwissenschaft lichen und technischen Errungenschaften leben, so muß man sich doch gestehen, daß bei den meisten Menschen und zumal auch bei denjenigen, welche höhere Schulen besuchten, ein recht beklagenswerther Mangel an wirth- schaftliH-praktischen Kenntnissen vorhanden ist. Man verstehe uns recht: Unsere Jugend wie auch die do- minirende Generation besitzt ja offenbar eine gute und schätzenswerthe Bildung, aber hinsichtlich der wirth- schaftlich-praktischen Fragen zeigt ihre Bildung große Lücken, welche man in Hinblick auf den sich mehrenden Einfluß der wirthschaftlichen und technischen Ange legenheiten als recht bedenklich für die Wohlstands entwickelung der Einzelnen wie der Gesammtheit an sehen muß. Außerordentlich nachtheilig ist dieser Mangel an praktischer Bildung auch bezüglich der politischen und wirthschaftlichen Kämpfe, in denen man sich ohne ensprechende praktische Kenntnisse und Er fahrungen gar kein richtiges Urtheil bilden kann. Die Heranwachsende Generation nimmt außerdem auch be reits in einem Alter an dem Wahlrecht Theil, in welchem die Summe der praktischen Erfahrungen nur in seltenen Fällen schon ein festes Urtheil über die wirthschaftlichen Fragen erzeugt hat. Wenn man also gegenüber einer offenkundigen Thatsache nicht die Augen verschließen und eine bedenkliche Lücke in der Bildung der Jugend, wie in der ganzen Nation gutheißen will, so muß man anerkennen, daß die größere Ausbreitung wirthschaftlich-praktischer Kenntnisse in allen Volks schichten ein dringendes Bedürsniß der Zeit ist. Frei lich müssen wir auch zugeben, daß die Lösung dieser Frage keineswegs leicht ist, denn die Schulen würden sich zu einer Einführung volkswirthschaftlichen Unter richts und zu einer Erweiterung der technischen Lehr fächer nicht eher verstehen können, als bis der Unter richtsplan eine vollständige, auch die Ueberbürdungs- frage lösende Reform erfahren hätte und bis dahin hat es noch gute Wege. Für lange Zeit hinaus wird daher die Erreichung einer gründlichen und auch um fassenden wirthschaftlich-praktischen Bildung wohl die private Angelegenheit jedes Einzelnen bleiben. Ihm wird es anheim gestellt werden müssen, ob er seine Praktischen Kenntnisse nur erwerben will, wie sie ihn die Schule des Lebens in bunter Reihe lehrt, oder ob er seine praktische Ausbildung durch entsprechende Bücher vervollkommnen und sich eine breite und sichere Grundlage für die Entwickelung seines. Wohlstandes schaffen will. Es ist bekannt, daß es bereits eine ganze Reihe von Büchern giebt, welche den Versuch gemacht haben, die Volkswirthschaft zu popularisiren und praktische Kenntnisse zu verbreiten, wir glauben aber in dieser Hinsicht unsere Leser auf ein eigen artiges Buch: „Die praktische Erwerbslehre", unter Mitwirkung bewährter Fachmänner, wie Professor vr. H. Contzen, vr. I. Minoprio, vr, G. Freudenstein u. A. bearbeitet und herausgegeben von R. Fröbel (Erscheint in 1ö Lieferungen d 60 Pfg. im Verlage von Reinhold Fröbel in Leipzig) aufmerksam machen zu müssen, weil dieses Buch etwas bietet, was vorher noch kein anderes gebpten hat. Fern von doktrinärer Tendenz und ohne Zeit- und Streitfragen einen maß gebenden Einfluß auf die Wohlstandsentwickelung des Einzelnen beizumessen, lehrt das Buch, wie haupt sächlich von der richtigen Behandlung gewisser prak tischer Kernfragen die Begründung und Erhaltung und Vermehrung des Wohlstandes für Jedermann zu erreichen ist. lieber die Art dieser Kernfragen müssen wir uns in einem nächsten Artikel verbreiten. .Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Verwaltungsrath des hie sigen Vorschuß-Vereins, eingetr. Gen., hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, vom 1. Oktober ab Spareinlagen nur noch mit 3«ä« Prozent zu verzinsen. Bekanntlich hat auch die hiesige Sparkasse schon seit längerer Zeit den Zinsfuß auf diese Höhe herabgesetzt. — 2. August. Ende Mai brachte die „Dresdener Zeitung" die allen Vereinen gewidniete Notiz, daß Eisenbahnverwaltungen bei Gesellschaftsreisen, an denen mindestens 30 Personen Theil nehmen, Fahrpreis ermäßigung bis mindestens zur Hälfte gewähren. Daraufhin beschloß der hiesige Gewerbeverein eine Exkursion nach Königstein zu unternehmen. Da jedoch der hiesigen Bahnverwaltung die betreffende Verord nung nicht bekannt war, so wendete sich der Vorstand des Vereins an die kgl. Gekieraldirektion in Dresden, von der, wie wir hören, nunmehr der Bescheid einge gangen ist, daß die betreffende Ermäßigung des Fahr preises bei Gesellschaftsreisen von mindestens 30 Per sonen nur auf preußischen Bahnen gewährt werde, daß man aber nach den bestehenden Vorschriften im diesseitigen Bereiche eine Fahrpreisermäßigung nicht gewähren könne. Wir können das nur bedauern, sollten aber meinen, daß die betreffende Einrichtung auch bei uns, und zwar ohne Nachtheil für die Ver waltung, ja sogar zum Vortheil durchzuführen wäre. Nehmen wir z. B. den Gewerbeverein an. Er wird, da bei der Höhe des Fahrpreises auf eine größere Betheiligung kaum zu hoffen, von der beabsichtigten Exkursion absehen, während bei Ermäßigung auf eine Betheiligung von mindestens 80 Personen zu rechnen gewesen wäre, wodurch eine Einnahme von 132 M. erzielt worden wäre. Die Mehrzahl der Mitglieder benutzt die Eisenbahn zu geschäftlichen Reisen, und würde sie auch gern zu Vergnügungsreisen (bei denen es auch nicht an sachlicher Belehrung und Anregung fehlt) benutzen, wenn Erleichterungen gewährt würden. Der gleiche Fall wiederholt sich in vielen anderen Orten, und würde also die Verwaltung durch ein Ent gegenkommen in dieser Hinsicht immerhin eine nam hafte Mehreinnahme erzielen, da die Betriebskosten nicht wesentlich erhöht werden, wenn der Zug um einige Axen länger ist. — Wie vorsichtig das reisende Publikum auf un serem Bahnhofe bei Gelegenheit der sich kreuzenden Züge sein muß, wie unhaltbar aber auch die Perron- Einrichtungen sind, beweist wieder ein am Sonnabend Abend sich ereignender Fall, der für den Betreffenden von den bedauerlichsten Folgen sein konnte. Nach Ankunft des von Hainsberg kommenden Zuges mußten die Passagiere und sonstiges zum Empfange anwesendes Publikum wie immer die Geleise überschreiten, um nach dem Bahnhofe zu gelangen. In demselben Augen blicke zog die thalabfahrende Maschine an, erfaßte einen anscheinend dem Arbeiterstande angehörenden Mann, warf ihn nieder, und nur wie durch eifl Wunder entging er einer Verstümmelung. Mag nun die Schuld liegen, an wem sie wolle, eigenthümlich mußte es berühren, daß, obwohl das Bahnpersonal versammelt war, nichts zur Feststellung der Thatsache geschah. — Die am gestrigen Sonntag hier abgehaltene' Kommandanten-Versammlung des Feuerwehr-Bezirks verbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde war mit einziger Ausnahme des Vertreters von Glas hütte, der plötzlich behindert war, zu erscheinen, von allen Kommandanten der Verbands-Feuerwehren be sucht. Eine längere Debatte entwickelte sich nur über die anzunehmende einheitliche Chargirtenauszeichnung, zu deren Einführung eine Frist von 2 Jahren fest gesetzt ward. Weiter beschloß man, dem Bezirkstag in Altenberg die Anschaffung von Manometer und Vacuumeter aus der Verbandskasse zu empfehlen, worauf Herr Stadtgutsbesitzer Müller-Dippoldiswalde einen höchst interessanten Vortrag über diese beiden Instrumente hielt. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Juli 862 Einzahlungen im Betrage von 75,125 M. 27 Pf. gemacht, dagegen er folgten 381 Rückzahlungen im Betrage von 56,360 Mark 15 Pf. Sparmarken ü 5 Pf. sind 250 Stück verkauft worden. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat Juli. Einnahme: 18411 Mark 46 Pf. Kassenbestand vom vor. Monat. 55 - - - Stamm-Einlagen. 6 - 40 - Eintrittsgelder und Bücher. 7868 - 50 - eingezahlte Spar-Einlagen. 26605 - 80 - verkaufte Staatspapiere. 951 - 50 - Zinsen von Staatspapieren. 24058 - 50 - zurückgezahlte Vorschüsse. 319 - 13 - Provision von Vorschüssen. 721 - 62 - Zinsen von Vorschüssen. 78967 Mark 91 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 19346 Mark — Pf. eingezahlte Vorschüsse. 24959. - 40 - gekaufte Staatspapiere. 21616 - 38 - zurückgezahlte Spareinlagen. 158 - 53 - Stückzinsen auf Staatspapiere. 98 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen. 133 - 50 - Negieaufwand. 66339 Mark 31 Pf. Summa der Ausgabe. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit bei Gelegenheit der beiden Brände beim Gutsbesitzer Schöne in Börnersdorf am Morgen und am Abend des 22. Juni hat die kgl. Brandversicherungskommission folgende außerordent liche Prämien gewährt: 30 Mark für die Spritze der Gemeinde Waltersdorf, 25 M. für die Spritze der Stadtgemeinde Liebstadt wegen des ersten BrandeS; sowie 30 M. für die Spritze der Gemeinde Breitenau und wiederum 25 M. für die vorgedachte Spritze der Gemeinde Waltersdorf wegen des zweiten Brandes. — Beim Herannahen der militärischen Herbst übungen sei wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Uebungen theilnehmenden Truppen zur Vermeidung von Verzögerungen nicht nach den in kurzen Zwischen räumen wechselnden Marschquartieren, sondern stets nur nach dem ständigen Garnisonsorte zu richten. Für die richtige Leitung dieser Briefe wird demnächst postseitig besonders Sorge getragen. Ferner ist es dringend nothwendig, in den Briefaufschriften den Familiennamen (unter Umständen auch Vornamen oder Ordnungsnummer), den Dienstgrad und den Truppentheil — Regiment, Bataillon, Kompagnie, Schwadron, Batterie, Kolonne rc. — genau anzugeben. — Nach Z 1 des Gesetzes vom06. April 1884 sind vom 1. Januar 1885 an nur solche Personen berechtigt, gewerbmäßig den Hufbeschlag selbstständig