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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebmlehil und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 21. Dienstag den 14. März 1871. Erlaß, die Gestellung der Militairpflichtigcn vor der Königl. Departements-Ersatz-Commission betreffend. - Den mit Führung der Stammrollen beauftragten Ortsbchörden werden in den nächsten Tagen die Vorladungen der in ihren Orten aufhältlichen Militairpflichtigcn zur Gestellung vor der Königl. Departements-Ersatz-Commission zugehen und erhalten diese Behörden mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Unterzeichneten vom 10. v. M. Anweisung, diese Ordres den Gestellpflichtigen sofort gehörig zu behändigen und dieselben unter nochmaliger Hinweisung auf die für den Fall des Außenblcibens oder des unpünktlichen Erscheinens in § 176 2 der Ersatz-Instruction angedrohten Strafen zum pünktlichen Erscheinen in dem ÄushcbungstermiNe anzuhalten, auch für deren in 8 96 der Ersatz-Instruction vorgeschriebene Begleitung Sorge zu tragen. Dresden, den 9. März 1871. Der Civilvorsitzende der Königlichen Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks Wilsdruff. von Vieth. Ludwig. In einem Gartenhause vor hiesiger Stadt sind folgende Gegenstände als: ein alter brauner Stoffrock mit schwarzem Sammi» kragen, eine blaue Leinewandschürze, eine neue Kartätsche und eine neue Wichsbürste aufgefundcn worden. Da der Verdacht entstanden, daß diese Gegenstände gestohlen worden sind, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, dm 4. März 1871. In Stellvertretung: Dnrisch, Assessor. Bekanntmachung. Bei der gestern zu Tharandt erfolgten Ermittelung des Ergebnisses der am 3. d. M. im VI. Wahlkreise stattgefundencn Wahl eines Reichstags-Abgeordneten hat sich hcrausgestcllt, daß Herr Hofrath Adv. Ackermann zu Dresden mit 5651 Stimmen von 7757 abgegebenen gültigen Stimmen zum Abgeordneten für den Reichstag des deutschen Bundes im VI. Wahlkreise erwählt worden ist, was hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. Dresden, am 8. März 1871. Der für die Wahlen zum Reichstage des Deutschen Bundes im VI. Wahlkreise bestellte Königliche Commissar Gerichtsamtmann Hofrath Heink. Tagcsgeschichte. Unserm Kronprinzen ist am gestrigen Sonntage bei seiner Rück kehr vom Kriegsschauplätze in Dresden ein so überaus herzlicher und großartiger Empfang bereitet worden, daß man die Fahrt vom Leipzig-Dresdner Bahnhöfe nach dem königl. Schlosse einen wahren Triumphzug nennen kann. Ta die Heimkehr der auf französischem Gebiete und in den neu erworbenen dentschen Landestheilen stehenden Landwehrbataillone, Reserve-Jäger-Bcuaillvne, Reserve-Cavallerie-Regimenter, Reserve- Batterien, und der Ersatzbataillone derjenigen Regimenter, welche nicht zur Besetzung der neuen Provinzen bestimmt sind, nahe bevorstcht, und, während die Truppen sich auf den: Marsche befinden, die Mög lichkeit regelmäßiger Auslieferung von Postsendungen an dieselben sehr beschränkt ist, so empfiehlt das General-Postamt, die Absendung, besonders von Geldbriesen, an Offiziere und Mannschaften der ge dachten Truppcntheile so lange auszusetzen, bis dieselben wieder nach ihren Friedens orten zurückgekehrt sind. Das Publikum wird ersucht, » bis dahin von der Einlieferung von Gcldbriefen Abstand zu nehmen. Das „Dresdner Journal" meldet: Donnerstag Nachts ist unweit Paris ein Lastzug mit einem sächsischen Canitätszuge' zusammenge- stoßcn, wobei 11 Mann gelödtet und 23 verwundet wurden, 7 Wagen wurden zertrümmert. Sachsen sind nicht unter den Verunglückten. Der „Dr. Anz." berichtet über die am 28. Februar erfolgte Einweihung eines sächsischen Friedhofes bei Paris. In Annet (bei Claye) liegen nämlich 141 Sachsen begraben. Sämmtliche Gräber- Waren mit Buchsbaum eingefaßt, die Wege mit schönem, goldgelben Sande bestreut, jedes Grab mit einem sauber gearbeiteten, einfachen Holzkrcuze, welches Rainen, Gebuxtstag und Hcimath, Regiment und Sterbetag des gefallenen Helden anzeigt und jedes Kreuz wiederum mit einem Lorbeerkranze geschmückt. Auf einigen Gräbern, z. B. auf dem deS Hauptmann Nostitz v. Jänkendorf und des Pionier» Unteroffizier Harter hatten liebe Kameraden einen Lebensbaum ge pflanzt. Inmitten dieser Gräber halte man einen Altar errichtet, darauf ein Crucifix und 2 Altarkerzen gestellt. Nm 3 Uhr bewegte sich der Zng unter Glockengcläute, voran die Schützen (Regiment Nr. 108) mit Musikchor, das Lied: „Nach einer Prüfung kurzer Tage" spielend, von der Kirche nach dem Gottesacker, der bereits von Zuschauern umlagert war. Dort augekommcn, spielte die Musik in Verbindung mit dem Musikchore vom 105. Regiment das Mendels- sohn'sche: „Es ist bestimmt in Gottes Rath" rc. und sämmtliche An wesende sangen mit Musikbegleitnng „Jesus meine Zuversicht", wo rauf Herr Pastor Petzold vöm Altar aus sprach. Er wies hin auf die großen Opfer Deutschlands für Ehre und Einheit; legte dar, wie wohl es trotzdem jetzt den zu unseren Füßen ruhenden nunmehr ver klärten Kameraden sei und fügte zum Tröste ihrer Angehörigen Hinz», daß diese Erde keine fremde mehr sei, indem sie dem sächsischen Staate vom Eigenthümer des Grundstücks als Geschenk angetragen wurde. Hierauf folgte der Gesang: „Wie wohl ist mir v Freund der Seelen" und alsdann sprach der Feldprediger Herr Pastor I)r. Schelle über die Worte: „Ich gehe hin, Euch die Stätte zu bereiten", worauf der allgemeine Segen folgte. Das Vaterunser laut gesprochen, schloß diesen ernsten >Act, worauf der die Compagnie Schützen be fehligende Hauptmann die üblichen 3 Ehrensalven commandirte. Einige Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege fangen hierauf noch: „Wie sie so sanft ruh'n" rc., nach dessen Schluß Herr Pastor Hoff mann den Altar betrat und in französischer Sprache der Bevölkerung von Annet ans Herz legte, daß dieser nunmehr gottgeweihte Platz unter dem Schutze der Kathedrale zu St. Denis und Meaux stünde,