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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110201028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911020102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911020102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-01
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Be-uqs-Preis »«uichlanos »ad »« d«ttch«, »»l-n», otenelKtzN. » «« «»»all. 1«ss ,»«ichc. Postdrftelln-L. gern« t» >V«lgl«>^ D4n«m«1, den DonaiftaLtr», U«r«»d»rß, «tederla»»«, »ior» »«« 0*»«rr«tch-4t»«iL»L, Schweb«^ Schxt, ». bpillKL. I« «ll« übrigen Staat« »ar direv durch dt» GetchütUIiell« da« «lau« «httMch. Da« >t«v,lger Lagadlan er1Le«t 1t »al tügltch, Saa». ». Aeteriaa« «ar ««^»4. »daaaa^aiu-IUinatzi«, Uagakaüplatz 8^ bat uolerr» trüge«. Mtat«, Spediteur« rmb Ltwahme-ellra. Ioan» tj»ÜÜ»»rr» «d Brie! rrLg er». dtagalbrrkaattprai» »er viorae» »utgad« 1v der »tde«d>u»gad» 4 -I» «edakrta, »ad »efchtN«»»»« I»da»»»gasl« a. grrachrecher. »4«^ t4«v. 140V4. Abend-Ausgabe. ripMcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Aates «nd des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis Mr Jäte«, «e» rero«, und Umgeva», dte S^'valten« S0 «i» »rett, ÄeNkeetl» L ch. dt» 74 mw drert» OeNammetl« 1 da, ,»«w4rr» 4- dteNemen t.L- Jairra«, »»» «eddrven -» «miliwen tert dm 74 m» drrrt» »«»>,«1» «o 4 Getchäiieanteinen <nn L agoorichriire» »ad t» »rr Loendauagad, -in drei«« «rgödt. dtadati nacv taril Betlaaeqedüdi b 0. lauieao exN. voN^edüt». Fefterietlt« Luitrage künnen «ich, «urttck» -eeoge» werden, z«i ve» ^Nldeine» «e beuimmten tage, und Llüyen wir» leta« iparann« übernommen. Ln»«,»n-«naabi»ei Na,uitu»vl«tz d« iämrlirden Filialen allen «nnone«»- LxpedMoaen de« ^n. und HtuMaades. chanot-Mltal, verlt», larl Duack», yer,ugt vaor Hatdu^ dandlun, lludoivai,,« i«t glet vdo» Vl Haupt ütltal, Lrrsde« Leeirr »e 4. t iLetepga, 4tEi. Nr. 32. Minwrch, üen l. /rdruar IS11. 1O5. Ishrgsng. Aus der ülterreichMen Oelegstiun. Zn dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten der österreichischen Delegation hielt Graf Aehren- thal am Montag eine längere Rede über die äußere Politik Oesterreich-Ungarns. Es wird uns gemeldet: Pest, 1. Februar. (TelJ Graf Aehrenthal er klärte über die Frage der Ausweisungen aus Preußen, zur objektiven Beurteilung der ein schlägigen Verhältnisse dürfe man nicht aus den Augen verlieren, daß es das unbestrittene Recht jedes souveränen Staate» sei, fremde Ele mente, deren Aufenthalt auf seinem Gebiet ihm um das öffentliche Interesse nicht erwünscht sei, auf keinem Territorium nicht zu belassen und, die gch schon dort niedergelassen, wieder zu entfernen. Gerade des halb könne auch die österreichisch-ungarische Regierung den bezüglichen Maßnahmen der preußischen Re gierung nicht anders entgegentreten, als indem sie sich in jedem einzelnen Falle der Ausweisung an die preußische Regierung wende, um di« Zurück« nähme oder Fristverlängerung für eine Ausweisung anzu streben. Der Ministerpräsident halte daran fest, daß speziell im Falle der Dienstmagd Ciaston die säumige Abgabe der Uebernabme- erklärung durch die galizischen Behörden in der Fest haltung derselben mit verschuldet liege. Er hoffe, daß sich das Verhältnis künftig günstiger gestalte, nachdem der Reichskanzler, der dem öster reichisch-ungarischen Botschafter in Berlin künftig die Verhältnisse jeder einzelnen Ausweisungsfrage schildern werde, die Zusicherung erteilt habe, er werde dafür Sorge tragen, daß bei Durchführung der Auswcisungsverfügungen in Preußen mit möglichster Schonung und Milde oorgegangen werde. Im weiteren Verlaufe hob Graf Aehrenthal mit dankbarer Befriedigung hervor, daß die Mehr zahl der Redner mit seiner Beurteilung der Lage und seiner Haltung sich e i n v e r st a n d e n er klärt habe. Wenn bemerkt worden sei, daß im Gegen sätze zu der früheren aktiven Politik jetzt eine allzu passive getrieben werde, erwidere er, daß Oester reich-Ungarn vor zwei Jahren aktive Politik habe machen müssen, weil die Zustände auf dem Balkan eine solche erheischten. Daraus folge nicht, daß auch fernerhin eine aktive Politik fortgesetzt werden müsse. Er glaube, sich mit der Mehrheit der Delegierten im Einvernehmen zu befinden, wenn er keine auf Aeußerlichkeiten ausgehende un ruhige Politik treibe. Die Monarchie habe zunächst die Aufgaben im Innern zu erledigen. Ueber die Potsdamer Entrevue erklärte der Minister, in Potsdam seien Fragen allgemeiner Natur er örtert worden, bei denen eine Annäherung zwischen Deutschland und Rußland Platz gegriffen hätte und gewisse Grundsätze über die Politik im nahen Orient, die mit den Anschauungen der österreichisch-ungari schen Negierung ii b e r e i n st i m m t e n, bekräftigt worden seien. Im Anschluß daran wurde über kon krete Fragen wie über die persische Bahn ein Gedankenaustausch gepflogen, der noch nicht beendet und, soweit der Minister informiert sei, nur aus den Grundlinien festgesetzt ist. „Ich kann nur wieder holen", bemerkte der Minister, „daß eine Annäherung zwischen unserem Bundesgenossen und Rußland, mit dem wir wieder gute Beziehungen unterhalten, dem allgemeinen Frieden nur nützlich sein kann." Dem Abg. Kramarz gegenüber bemerkte der Minister, wenn in Europa und dem Balkan vielleicht noch nie seit vielen Jahren so wenig von dem legendären Vorwärtsdringen Oesterreich- Ungarns nach Osten gesprochen worden sei, wie in der letzten Zeit, so sei dies wohl der glückliche Effekt der von Oesterreich-Ungarn bei der Annexion in Bosnien erfolgten Politik, mit der die Regierung klare Verhältnisse an der Südost- grenae geschaffen habe, und weil von Allerhöchster Stelle, von den Parlamenten und ver Regierung derart kategorisch« Erklärungen abgegeben worden feien, daß diesen abenteuerlichen Verdächtigungen der österreichisch-ungarischen Politik hoffentlich definitiv ein Ende gemacht sei. Der Minister bat den Ab- geordneten Kramarz nochmals, seinen Einfluß nach dieser Richtung hin geltend zu machen, damit die in österreichischen und slawischen Blättern vielfach ent- haltenen und vielfach in die russische und Balkan presse übergehenden Unrichtigkeiten über Oesterreich-Ungarns äußere Politik nicht mehr eine Atmosphäre schaffen, die für ihn und seine Minister Hemmnisse bergen, und damit ein heilsamer Wandel in den Anschauungen eintrete. Redner besprach eingehend die Frage der Bag dad bahn und erklärte, auf den Linien derselben die Politik der offenen Tür zur Geltung zu bringen, wird Aufgabe unserer Handelspolitik sein. Ausschlaggebend für unseren Anteil an dem Bagdad bahnverkehr wird die Leistungsfähigkeit unserer Er zeugnisse und die Tüchtigkeit unseres Kaufmanns standes sein. Der Minister erklärte weiter, er sei von dem Gardasee-Zwischenfall amtlich nicht unterrichtet, und wies darauf hin, daß Oester reich-Ungarns Recht. die Schiffahrt auf dem ganzen Umrange des Gardasees zu betreiben, durch Verträge verorieft sei. Er bedauerte, daß gewisse Blätter die Schaffung eines Verkehrsunternehmens mit mili tärischen Absichten in Verbindung gebracht hätten, wodurch Mißtrauen gegen d,e Politik Oester. reich-Ängarns und Italiens hervorgerufen worden sei. Redner sprach sodann sein Bebauern darüber aus, daß von den Delegierten gesagt werden sei, Oesterreich-Ungarn brauche seine Kriegsschiffe nur gegen Italien. Er müsse den Delegierten die Verantwortung hierfür überlasten. Ebenso be dauerlich sei der Artikel des pensionierten Admirals E h i a r i. Hinsichtlich des Verhältnisses zu England be stehe bei beiden Regierungen di« Geneigtheit, zu den alten, vertrauensvollen Beziehungen zyrückzukehren. Wegen der Vlissingenfrage sei man amtlich nicht an ihn oder seine Minister herangetreten. Seiner Ansicht nach habe Holland als unabhängiger Staat das Recht, Befestigungen, wo immer es solche für notwendig halte, zu errichten, sofern nicht irgend welche Verträge, von denen aber den Ministern nichts bekannt sei, es daran hinderten. Der Minister sprach sich sodann auf das entschiedenste gegen den Antrag auf Aufhebung der Botschaft beim Heiligen Stuhl aus, durch die die Gefühle eines großen Teiles der Bevölkerung unangenehm berührt werden. Schließlich wiederholte der Minister die Unaufschreb- barkeit der längst rückständigen Ausgestaltung des Heeres und der Marine, und erklärte, wenn die anderen Mächte mit ihrem Rüstungskoeffizienten zurückgingen, würde auch Oesterreich ihrem Beispiele folgen. Solange aber dies nicht der Fall sei, würde Oesterreich die Pflicht haben, das eigene Haus gegen Ueberraschungen zu schützen. Redner bat so- dann um Annahme des Voranschlages. Prinz Msr sn Pater Loylsn. Wie wir gestern meldeten, hat Prinz Max auf den offenen Brief, den ihm der ehemalige Pater Loy son schrieb, eine Antwort gegeben. Die Er widerung des Paters Loyson auf diese Antwort hatten wir gestern veröffentlicht, nunmehr liegt auch der Wortlaut des Briefes des Prinzen Max vor. Er lautet: „Meine Antwort wird kurz sein: Lrrars stuvaLLurv «st, porssvsravL <iia>. baliouval Vergessen Sie nicht, daß Eie am Rande des Grabes stehen. Denken Sie. daß Sie bald vor Gottes Richter st uyl treten werden. Noch ist es Zeit für Sie, nach Rom zu eilen, Ihre Sünden zu beweinen und für alles Aergernis um Verzeihung zu flehen, das Sie seit über vierzig Jahren der Welt gegeben haben; Sie, der Sie von der heiligen Kirche ab- nelen und die Gaben, die Ihnen Gott verlieh, so schlecht angewendet haben. Empfangen Sie meine Wünsche für Ihr« Umkehr und den Ausdruck meines tiefsten Mitleides. Max, Herzog von Sachsen." Nach dem Inhalt diese» Schreibens kann man di« recht kräftige Sprache in der Antwort des Pater» Loyson sehr gut verstehen! Neue Vorlagen für üen Reichstag. Das Etnführungsgesetz zur Reichs versicherungsordnung ist dem Reichstage zugegangen. Der Entwurf hat den Charakter eines Ueberganasgesetzes und trifft Bestimmungen vorüber gehender Art, die durch die Neuregelung der sozialen Versicherungsgesetzgebung notwendig geworden sind. In dem Einführungsgesetz haben deshalb solche Be stimmungen Aufnahme gefunden, die nur für die llebergangszeit Geltung haben. Einen großen Teil des Entwurfes nehmen die Ausführungsbestim mungen zur HmterbliebenenverNcherung ein, ferner sind Bestimmungen getroffen üoer die Verwendung Les Vermögens von Krankenkasten, die ausgelöst oder zusammengelegt werden. Schließlich wird durch das Einführungsgesetz der 8 15 des Zolltarifgesetzes auf gehoben, da die Hinterbliebenenoersicherung in Zu kunft nicht durch Zollemnahmen, wie ursprünglich be absichtigt war, gedeckt werden soll, sondern durch die in der Reichsverstcherungsordnuna gewährleisteten Reichszuschüsse. Auch über di« Organisation der neuen Lerficherungsbeyörüen trifft das Einführungs gesetz neue Bestimmungen. Der Entwurf soll später der Rerchsversicherungskommission überwiesen wer den, wenn sich die Arbeiten dieser Kommission ihrem Abschlüsse nähern. Ferner ist dem Reichstage zugegangen der Ent wurf eines Gesetzes, betreffend Aushebung des Hilfskassengesetzes. Dieses Hilfskassengesetz steht in enger Beziehung mit der Reichsversicherungs ordnung und batte dem Reichstage bereits früher zweimal Vorgelegen, ohne erledigt worden zu sein. Das neue Hilfskassengcsetz, das den Bestimmungen der Reichsversicherunasordnung über Krankenkassen an gepaßt ist, regelt die Allgemeinverhältnisse der Hilfs kassen, während die Reichsoersicherungsordnung ihre Stellung zu den Krankenkassen einer Regelung unter zieht. So sollen die Hilfskassen auch in Zukunft neben den Krankenkassen bestehen bleiben, wenn sie mindestens 1000 Mitglieder besitzen und ihre Leistungen Lenen der Krankenkassen entsprechen. Eine späte, aber erfreuliche Einsicht! Die Unermüdlichkeit und Hartnäckigkeit, mit der di« Nationalliberalen im Reichstag wie im preußischen Abgeordnetenhaus gegen den Willen der konservativ-polnisch-klerikalen Mehrheit das Recht der Lehrer auf Zulassung zum Schöffen- und Geschworenenamte verfechten, hat ein« uner wartete, deshalb aber nicht unerfreuliche Wirkung ge habt. Im Reichstag haben die Konservativen iAbg. Kreth, Dr. Hahn und Gen s zur zweiten Be ratung des Eerichtso«rfassungsgesetzes soeben den An trag gestellt, im 8 118.4 den Absatz 2 zu streichen, wonach Dolksschullehrer nur zum Amte eines Schöffen bei den Jugendgerichten berufen wer- den sollen. Die Konservativen haben es hiernach zwar spät, aber sie haben es endlich doch eingesehen, wie unmotiviert und wie verletzeird ihre bisherig« Weigerung war, gerade dem Lehrer st and e die Bekleidung der erwähnten Ehrenämter zu gewähren. Die Nationalliberalen haben bekanntlich schon im Winter 1909 im Abg«ordnetenhause mit Unter stützung der gesamten Fraktion einen Antrag Schiffer- Magdeburg zur Debatte gestellt, „bei der bevorstehen den Umgestaltung des Gerichtsverfassungsgesetzes den Ausschluß der Lehrer von der Berufung zum Schöffen amt zu beseitigen oder erheblich einzuschränken". In dessen fiel der Antrag in der Unterrichtskommission mit 9 gegen 8 Stimmen, nachdem der Pole Stqchel und Herr Marx vom Zentrum di« Konsi»rvattoen für ihren ablehnenden Standpunkt gewonnen hatten. Der Vorgang wiederholte sich jetzt in der Justizkommission des Reichstags: auch hier wurde der nationalliberale Antrag von Konservativen und Zentrum unter pol nischer Führung niedergestimntt. Nun endlich bricht sich die bessere Erkenntnis Bahn! politische Nachrichten. Der Kronprinz in Luckuow. Lucknow, 1. Februar. lTel.s Der Kronprinz unternahm gestern einen längeren Autoausflug. Heute gedenkt der Kronprinz einer Waffenübung von vier Kavallerieregimentern beizuwohnen. Zum Tode Singer». Don den Reichstagsfraktionen haben nur die Antisemiten ihr Beileid über den Tod Singers nicht ausgesprochen. Auch der Ober bürgermeister von Berlin, Kirschner, widmet« dem Verstorbenen, als einem sehr tätigen Mitglied« der Berkehrsdeputation. einen warmen Nachruf. Für die Beerdigung Singers in Friedrichsfelde am Sonntag wird vom „vorwärts" zu zahlreicher Beteiligung ans« gefordert. . Nachklänge zur Brüsseler Weltausstellung. Berlin, 1. Februar. (Tel.) Zu Ehren des Reichs kommissars bei der Brüsseler Weltausstellung, des Geh. Regierungsrates Albert, und des Präsiden ten des deutschen Komitees, des Geh. Kommerzien rates RavenS, wurde gestern in den Festsälen des Hotels Kaiserbof ein Bankett gegeben, zu dem man an einige führende Persönlichkeiten unserer Groß industrie, wie Generaldrrektor Bergmann von den Bergmann-Elektrizitätswerken. Geh. Baurat Dr. Jng. Blum, Generaldirektor der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Kommerzienrat Con rad v. Borsig, Armand Formstecher, i. F. Os nabrücker Maschinenfabrik, zusammen mit dem Direk tor des Reichsamtes des Innern Dr. Lewald und dem Präsidenten der ständigen Ausstcllungskom- mission Geh. Kommerzienrat Goldberger Ein ladungen hatten ergehen lassen. Mit einem Trink spruch auf den Kaiser, dessen lebhaftes Interesse jede der bisherigen Weltausstellungen, an denen die deutsche Industrie sich beteiligt hat, aufs mächtigste 21, Lein eigener Lohn. Roman von R. Ottolengui. . (Nachvrucl verboten.) „Sahen Sie Fräulein Lewis, als Sie das Haus erreichten?" „Nein." „Gingen Sie in das Haus hinein?" „Jawohl. Ich ging durch den Speisesaal bis zur Türe zu Fräulein Lewis' Zimmer, da sie aber, wie mir schien kein Licht-mehr hatte, schloß ich daraus, daß sie sich schon zurückgezogen habe, und so verließ ich das Haus auf demselben Wege, wie ich gekommen war." „Haben Sie Herrn Lewis im Hause gesehen?" „Darf ich Ihnen, bevor ich die Frag« beantworte, selbst eine Frag« stellen, Herr Anwalt?" „Bitte." „Versuchen Sie nicht, mich mit der Frage, ob ich Herrn Lewis sah, zu einem Geständnis zu bringen, das mich mit diesem Mord in Zusammenhang bringen könnte?^ Der Anwalt war über diese offene Frage etwas verlegen und zögerte ein wenig, bevor er antwortete: „Herr Lewis ist ermordet worden, und es sind Um stände vorhanden, die Sie zu verdächtigen scheinen. Ich will Ihnen nun eine Gelegenheit geben, sich von diesem Verdachte zu reinigen." „sie sind sehr liebenswürdig", bemerkte Marvel lächelnd, „aber es scheint mir etwas anders zu liegen:- daß Sie nämlich einfach auf der Suche nach dein Ver brecher sind! Wenn ich nun zu«be, daß ich in der besagten Nacht Herrn Lewis sah, so wurde ich da durch — ob ich ihn getötet habe oder nicht — zu geben, daß ich ihn als Letzter am Leben gesehen habe, und darauf könnte man einen Schuldbeweis aus bauen. Ich denke, ich habe das Recht, ein« Selbst- verdächtiguna zu vermeiden, und daher werde ich auf die Frage nicht antworten." „Sie geben durch Ihre Worte dem Sinne nach etwas zu, wa» Eie abzuleugnen gewillt sind, wie es scheint; denn wenn Sie ihn nicht getroffen Härten, wäre kein Grund vorhanden zu zögern, diese Tatsache -uzugeben." „Sie irren sich, Herr Anwalt. Wenn ich aussage, daß ich ihn nicht sah, so haben Sie eine feste Tatsache. Wenn ich ihn nicht traf, so würde es ohne weiteres beweisen, daß ich es nicht gewesen bin, der den ver hängnisvollen Schuß abgefeuert hat. Dies könnte Sie nun veranlassen, irgend einen anderen Menschen zu verdächtigen, und dies möchte ich eben vermeiden." „Es ist Ihre Pflicht und Schuldigkeit, alles aus- zuscgen, was irgendwie zur Entdeckung des Schul digen fuhren könnte", erklärte der Anwalt etwas hitzig. „Es ist Ihre Aufgabe und nicht die meinige, den Urheber des Verbrechens ausfindig zu machen!" ver setzte Marvel»schlagfertig. Barnes mußte die kühle Logik bewundern, die dieser Mann trotz der belastenden Umstände behixlt, und er mußte unwillkürlich eingestehen, daß Marvel und Virginia ein ebenbürtiges Paar waren. Das befriedigte Lächeln auf dem ruhigen Gesichte Vir ginias ärgerte ihn ein wenig; sie saß auf ihrem Stuhl und hielt wählend des ganzen Verhörs ihres Ge liebten die Augen fest auf den Boden gerichtet. Wie es schien, hatte sie ihre Selbstbeherrschung völlig wiedererlaugt. Das Verhör nahm seinen Fortgang. „Kehrten Sie in jener Nacht nach Epping zurück^' ^agte der Anwalt. „Jawohl", erwiderte Marvel. „Wie gelangten Sie in so vorgerückter Stunde dorthin?" „Ich ging zu Fuß. Es ist ja nur fünf Meilen entfernt. „Fünf Meilen, auf einer schlechten Landstraße, im Schneesturm, bei Nacht: das ist kein Spaziergang, insbesondere wenn man dazu noch nass« Kleider an hat." „Die meinigen waren indes trocken." „Sagten Sie nicht, daß Sie über den Fluß ge schwommen sind?" „Ja, aber nachdem ich die Farm verlassen, ging. ich in meine Wohnung und wechselte die Kleider." „Warum gingen Cie nach Epping?" „Ich erwartete dort einen Brief, der mich um diese Zeit erreichen sollte." Dies bestätigte die Erzählung des jungen Harrison. In diesem Augenblick überreichte Burrows dem An wälte einen Streifen Papier, worauf er ein« Frage niedergeschrieben hatte, deren Beantwortung er für wichtig hielt. Während des letzten Teiles des Ver hörs hatte er an die Erzählung des Stationsbeamten gedacht, und da Marvel erklärte, in Worcester ge wesen zu sein, schien ihm das ein Geständnis zu sein, weil ja der Zug, der nach Skenes Aussage den Fremden gebracht hatte, von dieser Stadt herkam. Tupper fragte nunmehr: „Herr Marvel, wollen Sie uns sagen, wie Sie in der Nacht gekleidet waren, in der Sie die Farm be suchten?" „Ich trug eine Verkleidung, die ich in Worcester gekauft hatte, um den Nachforschungen des Herrn Lewis leichter zu entgehen." Tupper hatte noch nicht ganz den Grund zu dieser Frage verstanden, zu der ihn Burrows aufgefordert hatte, aber die Antwort erregte mit einem Male seine Aufmerksamkeit. Daher sagte er: „Beschreiben Sie bitte die Kleidung, die Sie trugen!" „Ich hatte eigene Kleider an, aber ich trug darüber einen langen, dunklen Mantel, der sie völlig verbarg." „Haben Sie versucht, Ihr Gesicht auf irgend eine Weise unkenntlich zu machen?" „Jawohl, mit einem falschen Bart." Diese Antwort befriedigte Burrows. Der Anwalt fragte weiter: „Was fingen Sie mit Ihrer Verkleidung an. als Sie Ihre Kleidung wechselten?" „Da sie alle naß waren, und da ich ferner nichts hinter mir zurücklassen wollte, das meinen Besuch auf der Farm hätte verraten können, machte ich aus dem Ganzen ein Bündel und warf es in den Fluß, als ich die Brücke überschritt." Tupper ging nun auf ein anderes Gebiet über. „Herr Marvel, haben Sie je ein Medaillon ge sehen, das Fräulein Lewis gehört und ihr Bild ent hält?" Marvel errötete stark bei dieser Frage; sie schien ibn in Verlegenheit zu bringen. Nach einer kleinen Pause stammelte er: „I—j—ja, ich hab« es gesehen." „Dann haben Sie es zuletzt gesehen?" Marvels Verlegenheit wuchs, wie es schien, auch Virginia rückte unruhig auf ihrem Sitze hin und her uno blickte in der größten Besorgnis auf. Marvel schwieg, bis der Anwalt seine Frage wiederhokte. Dann fragte Marvel zögernd: „Warum wollen Sie das wissen?" „Bitte, Herr Marvel, das ist nicht die Frage. Ant worten Sie auf die meinige! Sie ist doch sehr ein fach!' „Na, gut, wenn ich eben muß, muß ich. Ich ge- stehe, getan zu haben, was viele vor mir taten. Ich habe das Medaillon gestohlen und —" Virginia stieß einen Schrei aus und fuhr auf, um zu reden, aber der Richter unterbrach sie mit den Worten: „Setzen Sie sich, Fräulein Lewis! Sie dürfen uns jetzt nicht unterbrechen!" Ungern gehorchte sie. Tupper wandte sich von neuem an den Zeugen, der offenbar über die kleine Begebenheit ganz verwundert war, und fragte: „Sie hatten Ihren Namen auf dem Mäaillon an- bringen lassen, nicht wahr?" „Jawohl, meine Initialen." „Nichtig Jetzt wollen wir>zu unsrer F'age zurück kehren! Wann haben Sie das Medaillon zum letzten Male geiel/-n?" „Ich lann dies nicht genau jagen. Ich trage es immer bei n ir" „Haben Sie es jetzt bei sich?" Virginia wollte wieder in das Verhör einareiken, aber zum zweiten Male verhinderte sie der Richter daran. Marvel antwortete sofort: „Warum nicht! Gewiß?" „Darf -ch es sehen?" Marvel grijf in eine Tasche, die auf der Innen seite seiner Weste angebracht war, aber nach einem Augenblick rief er im Ton« des höchsten Erstaunens: „Ich muß es verloren haben!" Linen Argcnblick herrschte Stille im Saale, wäh rend Murrel mit fieberhafter Eile seine anderen Taschen mit dem gleichen Ergebnis durchsuchte. Schließlich schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu schießen. Er rief erregt aus: „Id bin ein Narr! Wie konnte ich so gedanken los sein! Ich erinnere mich jetzt, daß ich nicht an das Medaillon dacht«, als ich zu Häuft die Kleider wechselte. Scmit muß es jetzt im Flusse begraben liegen!" „So! Si« gebe, also zu, es in jener Nacht bei sich gebabt zu hoben?" „Sagte ich Ihnen nicht, daß ich es stets bet mir getragen bade fett ich in seinen Besitz kam?" „Würden Sie es wiederrrkennen, wenn Sie es sehen würden?" , Natürlich." „Ist es das da?" Damit händigte er Marvel das Medaillon ein, das ihm Virginia übergeben hatte.
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