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BauhenerDNachrichttn. Verordnungsblatt der Sreishauptmannschaft Bautzen als Sonfistorialbehörde der Oberlaufitz. > Amtsblatt der Amtshauptmamrschasteu Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, de» HauptzollamtS Bautzen ingleichen der Stadtrate zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. »«Mgsvrettr »„aMch I M.u. 10 Pf«mtg«. TSgllch akxnd» mit «u«oahme drr S««. »d Frierlage. «chrifUeitmeg und «eschilfttstelle: B°n»ea, Inner« Lane^Nnche 4. Fernsprecher: Rr. 51. — Drahtnachricht: Umtshlatt, B«»hen Organ der Handels- «nd Gewerdelammer z« Aittan N«ze1-e«prei»: Die 6gespalteue Pelilzcile oder deren Raum 15 Psennige, in geeigneten Millen Ermäßigung. Schwieriger Satz entsprech«- teurer Reklame« r Di« ggespaltene Petitzeile 50 Pfennige. Nr 94 DirvStup, den 26. April 19tt» aveuds. 129. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. * Das Luftschiff „2 ll" hat sich am Montag mittag auf seiner Landungsstelle in L i m b u r g losgerissen, ist führer los davongeslogen und bei Weilburg gestrandet. Durch den Anprall bei der Landung ist das Luftschiff völlig zer stört worden. * Ein Königliches Dekret an den sächsischen Landtag kündigt eine neue sächsische Anleihe an. * An der Budapester Universität kam es zwischen freisinnigen und klerikalen Studenten zu Zusammen st ätzen. * Das englischeUnterhaus hat die Finanz bill in zweiter Lesung angenommen. * In Ober-Albanien hat sich die Lage wieder beträchtlich verschlechtert. Die Arnauten sind in den Kämpfen mit den türkischen Truppen überall der a n - greifende Teil. Die Pforte sendet weitere Verstär kungen nach dem Aufstandsgebiet. * Wetteraussicht für Mittwoch: Kälter, zeitweise Nie derschlag. * Ausführliche« siehe an anderer Slelle. Kriegskontrtbutio« für Südwestasrika. Die Budgettommission des Reichstags verhandelte be kanntlich am Freitag über den Antrag des Abg. Erz berger, der eine Abänderung des Gesetzentwurfs, betr. die Aufstandsausgaben für Südwestafrika darstellt. Die ersten Paragraphen, die sich mit der Regierungsvorlage im wesentlichen decken, fanden Annahme. Dagegen erhob sich eine längere, teilweise erregte Eeschäftsordnungsdebatte über die Zulässigkeit einer sofortigen Beratung der Ab schnitte 3 und 4 in der Kommission. Die Linke behaup tete, diese Vorschläge auf Erhebung einer Kontribution seien neu und müßten erst das Plenum beschäftigen. Staatssekretär Dernburg wandte sich, wie schon in unserer Sonnabendnummer kurz gemeldet, ebenfalls gegen die Verhandlung, da es sich um g r u n d st ü r z e n d e Aenderungen handele. Die Regierung sei gezwungen, dazu in 8 bis 10 Stunden Stellung zu nehmen, die Ver handlung sei übereilt. Der Staatssekretär betonte weiter hin ausdrücklich, datz er daraus gegen den Vorsitzenden der Budgetkommission, den Freiherrn von Eamp (Rp.), einen Vorwurf nicht herleiten könne, im Gegenteil, dessen stets beobachtetes Entgegenkommen voll anerkennen müße. Die Kommission entschied sich für die geschäftsordnungsmätzige Zulässigkeit auch dieses Teils des Antrags Erzberger. Nach dem dritten Abschnitt soll als Kriegskostenbeitrag eine außerordentliche Vermögenssteuer im Eesamtreiner- trage von 81 Millionen Mark erhoben werden, und zwar von allen in Südwestafrika ansässigen Einzelpersonen und Gesellschaften aller Art, deren bewegliches und unbeweg liches Vermögen nach Abzug der Schulden den Gesamtwert von 300 000 Mark übersteigt. Die Steuer soll in vier gleichen Jahresquoten erhoben werden und, sofern diese Personen derzeit Steuerfreiheit genießen, in die Steuer leistung mit dem Tage des Ablaufs dieses Privilegs ein treten. In fünf weiteren Paragraphen, 8 bis 12, sind weitere Einzelbestimmungen über diese Steuer getroffen. Sie soll bei einem steuerbaren Vermögen von 300 000 Mark 3000 Mark betragen und mit jeden weiteren 100 000 Mark bis zur Erreichung des jährlichen Höchstbetrages der Eesamt- steuereinnahme steigen. Der Bundesrat soll die Steuer staffel festsetzen. Nach dem vierten Abschnitt (Schlußvorschriften) soll das Gesetz am 1. Oktober 1910 in Kraft treten. Nach Begründung des Antrags durch den Antragsteller und einer Resolution der fortschrittlichen Volkspartei sprach Staatssekretär Dernburg sich dahin aus, man könne nicht die Kosten eines Aufstandes dem Schutzgebiet auferlegen. Die Leute, die sich dort befänden, seien zum größten Teil erst später gekommen, nur etwa ein Viertel sei früher im Lande gewesen. Wer solle noch mit Kapital in ein Land hineingehen, wenn er damit rechnen müße, daß ein Auf stand entstände und dann vier Jahre später der Reichstag den Ansiedlern die Kosten auferlege. Zugleich beständen Rechtsbedenken. Dem Kaiser stehe die Schutzgewalt zu. Dazu gehöre die Gesetzgebung über die Steuern und auch die Bergverordnung. Die vorliegenden Vorschläge be deuteten also einen Begriff in diese Kompetenz. Die Kolonialgesellschaft besitze keine Hoheitsrechte mehr. Bei dem Anträge handele es sich übrigens nicht nur um deutsche Gesellschaften, sondern auch um Gesellschaften fremden Rechts, wonach erhebliche Komplikationen ent stehen könnten. Auch sei die Mißstimmung zu beachten, die unter den Ansiedlern entstehe. Das englische Element sei bei der Nähe der Kap- kolonie stark vertreten. Was die Vorschläge des Abg. Erz berger (Z.) im einzelnen anbetreffe, so würden dieselben tatsächlich zu einer Vermögenskonfiskation führen. Die Denkschrift aus Lüderitzbucht scheine nicht im Schutzgebiet abgefaßt zu sein, zum mindesten sei sie in der dortigen Be völkerung nicht bekannt, wie sich aus einer Zuschrift des Herrn Hesselmann und aus einer Depesche an die Kolonial gesellschaft ergebe. Wenn die der Kolonialgesellschaft im Schutzgebiet zu stehenden Rechte, wie es in den Erzbergerschen Vorschlägen geschähe, mit 800 Millionen Mark zu bewerten seien, so werde der Fiskus nach dem neuen Vertrage davon, d. h. 000 Millionen Mark erhalten. Der neue Vertrag wäre demnach als sehr günstig anzusehen. Nach diesen Ausführungen des Staatssekretärs wurde die Beratung auf heute Montag vormittag vertagt. Bürgerpflichten in Ver Republik. Roosevelt bezeichnete in der schon kurz erwähnten, in der Pariser Sorbonne gehaltenen Vorlesung über „Bürgerpflichten in der Republik" (Oitirensbip in 2 ke- public) es als eine der wichtigsten Lehren aus der Ge schichte Frankreichs, daß eine hohe künstlerische und lite rarische Kultur sich mit einer führenden Stellung auf militärischem und politischem Gebiete vertrage. Ueber der Pflege der geistigen und körperlichen Kräfte stehe jedoch die Charakterbildung, die Erziehung zur Selbstbeherr schung, zu vernünftiger Denkweise, zur Fähigkeit, persön liche Verantwortlichkeit zu übernehmen und doch im Zu sammenhang mit der Gesamtheit zu bleiben. Die erste Pflicht des Durchschnittsmannes sei, seinen eigenen Unter halt zu verdienen und sein Vaterland zu verteidigen. Ein ungerechter Krieg sei ein Verbrechen, aber nur, weil er eben ungerecht sei. In seinen weiteren Darlegungen, in welchen er die Unfruchtbarkeit der Ehen als den schwersten Fluch eines Volkes bezeichnete und auf die Wichtigkeit, sowie auf die Gefahr eines Mißbrauchs der Presse hinwies, wandte sich Roosevelt gegen dis Doktrinäre, speziell auch die des extremen Sozialismus. Ein konsequenter und extremer Sozialismus bedeute für jede Raffe den Tod durch Selbstvernichtung. Er schließe eine schlimmere Im moralität in sich ein, als jedes andere Svstem. Aber dabei könne man wohl gewiße Prinzipien voa beuten adoptie ren, die sich Sozialisten nennen. Jeder habe Anspruch auf die gleiche Gelegenheit, zu zeigen, aus welchem Stoffe er gemacht sei, aber ungleichen Leistungen müsse stets eine ungleiche Belohnung entsprechen. Die beste Probe für die Freiheitsliebe in einem Lande sei wohl die Art, wie die Minoritäten behandelt würden. Jede Verfolgung sei un moralisch, ebenso wie der Klaffenhaß. Die Arroganz, die auf einen Armen als solchen herabsehe, sei eben so zu ver urteilen, wie der Neid und Haß gegen den Reichen als solchen. Derjenige schädige sein Land am meisten, der Klaffe von Klaffe, Berufsstand von Berufsstand, die ärme ren Schichten von den reicheren scheiden wolle. Zum Er folg in einer Republik gehöre Intensität der Ueberzeugung mit weitgehender Toleranz. Raum für eine gesunde Ent wickelung sei nur da vorhanden, wo Meinungsverschieden heiten in religiösen, politischen und sozialen Fragen vor handen seien. Viele Völker seien am Fanatismus und der Unduldsamkeit zugrunde gegangen. — Roosevelt sagte zum Schluß, er sei ein Feind jedes blinden Kosmopolitismus. Man müsse ein guter Patriot sein, bevor man ein . guter Weltbürger sein könne. Patriotismus sei aber nicht un verträglich mit gebührender Rücksichtnahme auf die Rechte anderer Nationen. Das internationale Recht werde stärker und stärker werden, bis es sich zu einer Macht entwickelt habe, die respektiert wird. Bisher befinde es sich in seinen ersten Anfängen, und es sei die Pflicht weiser Staats männer, jede Bewegung zu ermutigen, welche für die Bei legung internationaler Zwistigkeiten eine andere Instanz schaffen wolle als Gewalt. Jeder rechtschaffene Staats mann habe die Pflicht, seine Nation so zu führen, datz sie keiner anderen Nation Unrecht tue. Zur Zeit jedoch müß- ten die großen zivilisierten Völker in letzter Linie den Willen und die Macht haben, Unrecht abzuwehren. Wir glauben aufrichtig und ernsthaft an den Frieden, aber wenn Frieden und Gerechtigkeit in Konflikt kommen, so verachten wir den Mann, welcher nicht für die Gerechtigkeit eintritt, wenn auch eine Welt in Waffen gegen ihn stehen sollte. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Ein Nachspiel zu Stresemanns „Adel und Bürgertum in der Diplomatie". Einen etwas eigenartigen Schrift wechsel zwischen dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Plauen des Alldeutschen Verbandes, Herrn vr. Petz 0 ldt, und dem Staatssekretär des Auswärtigen, Herrn v. S ch 0 e n, gab ersterer in der letzten Versammlung der Gruppe bekannt. Herr vr. Petzoldt hatte die Nr. 67 der „Neuen Vogtländischcn Zeitung", worin die Rede des Neichstagsabgeordneten vr. Stresemann über „Adel und Bürgertum in der Diplomatie" im Auszug wiedergegeben war, unter Kreuzband mit Visitenkarte an Herrn von Schoen gesandt. Die Drucksache kam aber samt Kreuzband und Karte in frankiertem, verschlossenem Umschlag ohne jedes Begleitschreiben wieder zurück. Darauf hat Herr vr. Petzoldt dem Herrn Staatssekretär folgendes Schreiben gesandt: „Euere Exzellenz! Für die Zuriicksendung der „Neuen Vogtlündischen Zeitung" (einschließlich Kreuzband usw.) vom 23. März 1910 mit dem Aufsatze „Adel und Bürgertum in der Diplomatie" sage ich ergebensten Dank. Din ich doch dadurch in die Lage versetzt, die Zeitung als Antwort Euerer Exzellenz unter politisch Den kenden kreisen zu lassen. Euerer Exzellenz ergebener (gez.) Rechtsanwalt vr. Petzoldt." Dem Abgeordneten vr. Stresemann gab er Kenntnis von der Angelegenheit, worauf dieser ihm u. a. schrieb: „Herr v. Schoen wird nach Erhalt Ihrer eben so höflichen als deutlichen Zeilen sicher lich bedauert haben, sich durch sein ihm wohl erhaben blinkendes Verfahren nur eine neue Blöße gegeben zu haben, anstatt durch eine sachlich verständige Aufnahme berechtigter Kritik den Willen zur Besserung bestehender Mißstände zu dokumentieren." Maßregeln gegen Frankreich. Von den hochge schraubten Zollsätzen im neuen französischen Zolltarif werden sächsische Industriezweige so stark getroffen, daß deren Ausfuhr, wie aus Kreisen der sächsi schen Industrie geschrieben wird, nach Frankreich vollstän dig aufhöre n dürfte. In diese» Kreise» werden natür lich auch Vergeltungsmaßregel» gefordert. Man ist der Meinung, datz durch die Erhöhung des Zolltarifs auf Schaumweine, Flaschenweine und Kognak in Frankreich zweifellos eine Bewegung entfacht werden könnte, die bei den Wahlen zur Deputiertenkammer zum Ausdruck kommt und die diesen unsinnigen Bestrebungen auf fortgesetzte Erhöhung der Zölle einen Damm entgegensetzen kann. Ferner werden die schon vielfach erörterten Eisenbahn maßregeln gefordert. In industriellen Kreisen, besonders der in Sachsen so stark vertretenen Fertig-Industrie, würde man jedenfalls ein solches Vorgehen sehr begrüßen. Das geht wenigstens aus einer Resolution hervor, die der Bund der Industriellen auf der letzten Sitzung seines Kesamtvor standes gefaßt hat und die darin gipfelt, datz man seitens des Bundes erwarte, daß Deutschland gegenüber der rück sichtslosen französischen Zollpolitik alle Maßregeln treffe, die im Rahmen der geltenden Tarif- und MeistbegUnstig- ungsverträge möglich sind, um durch wirkungsvolle Er höhungen der Zollsätze auf französische Erzeugnisse Frank reich zu der notwendigen Rücksichtnahme auf die beider seitigen Handclsintereffen zu veranlassen. Hiermit wird die Stimmung vor allen Dingen der an dem Export »ach Fra»kreich interessierten Fertigindustrie zum Ausdruck ge bracht, und es verschlägt dem gegenüber nicht viel, wenn in der „Deutschen Industrie-Zeitung", denn Organ des Zen tralverbandes deutscher Industrieller, der unter dem über wiegende» Einfluß der schweren Industrie steht, gefordert wird, datz Deutschland nicht eher mit irgend welchen Gegen maßnahmen vorgehen soll, als bis dies seitens anderer Staaten geschehen sei. In den Kreisen derjenigen In dustriezweige, die von den Zollerhöhungen in bedeutendem Umfange getroffen werden, würde man jedenfalls eine solche Politik des Zauderns nicht billigen. Die deutsche exportierende Industrie vermißt ohnehin schon längst die kräftige Note in der Vertretung ihrer Inter essen gegenüber dem Auslande, wie dies ja gerade bei den handelspolitischen Debatten des Reichstags in de» letzten Wochen deutlich zum Ausdruck gekommen ist. Aufnahme einer sächsischen Staatsanleihe. Bei der Zweiten Kammer ist ein Königliches Dekret über den Entwurf eines Gesetzes zur Aufnahme einer Stats- anleihe eingegangen. Das Finanzministerium wird er mächtigt, die Barbestände der Finanzhauptkaffe um hun dert Millionen Mark durch Aufnahme einer verzinslich?» Anleihe in dem zur Beschaffung dieser Summe erford^r- lichen Nennbeträge zu verstärken. Vom Jahre 1912 an ist die Anleihe mit jährlich mindestens 1,9 Prozent des Nenn wertes der begebenen Schuldverschreibungen zuzüglich der ersparten Zinsen zu tilgen. In der Begründung wird g»- - sagt: Die in den Finanzperioden 1902/03, 1904/06 und 1906/07 beim ordentlichen Staatshaushaltsetat erzielen Ertragsüberschüsse in Verbindung mit dem ErtragsübK»- schusse beim ordentlichen Staatshaushaltsetat der FinachH- ? periode 1898/99 haben es bisher ermöglicht, von der Btz-!-