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-2. Jahrgang. ISS Mittwoch, 18. April 1S2S Begründer 1858 Lr-chI-»Ick,rUI: N«chetchie, »,»»»«, Aerniprecher-Lammelnummer: SV 241 «u, für Nachiseivrlche: 20 Oll hau« l.,v Mark. »am l». bi« »0. «pril I«r» bei iägitch «nieimaiiger Zustellung siei Ha Postbe»ug«t>rci« für Mona» «prrl » Mark ohne PoftmsteUung»aebühi. »in,eln«iu«»r >» «ttennig «„erstalb re»»»,« t» Osenul«. »>e Anzeigen werden na» «oidmari berechne, die einipallige st« mm breit» Zeile »b «ia.. iür au«w»r»» «« PI«. Namilienaveigen und Tiettengeluche ohne Raball Anzetgen-Prel e: ,» P -ufterh-n. »» die «v mm deeit» «ekiameßei.e «W «,g.. austerstald -»« «fg. clleriengebüst, st« «In. «„»wäriige «uiiriige «»«.» «oi^be.ahlun» Echrisikeitung »nd Hauptge>chSfi»stell«: Martenftraste 3S/42 Druck und «erlag von stievich » «erchardl in Dreiden Posticheck-Sonto lOSS DreDdr» Nachdruck nur mt« deutlicher Quellenangabe l..Dre»dner Nachr."» »ulSllig — Unverlangte Tchrtftststck» werden nicht au'bewastri. Staatliches Vorgehen gegen Rotsront. Las Reichsinnenminifterium plant ein allgemeines Verbot des kommunistischen Kampfbundes. Gefährdung der Wahlsreiheil. Berlin. 17. April. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, hat der RcichSinnenminister aus Grund des 8 17 Abi. S des Republikschntzgesctzes an alle Länderregierungen das Er suchen gerichtet, ein verbot des Boten Frontkämpser- bui> des zu erlagen. Daö verbot soll damit begründet werden, daß der Rote Frontkämpserbund die Mahlsrei- heit gefährde. Herr v. Kcudcll bernst sich aus den Uebersall, durch den vor einige» Tagen sieben Kommu nisten den Lehrer Braun aus dem Gesängnis befreit haben nnd solgert. daß ähnliche bcwassnetc Uebcrfälle durch kommu nistische Trupps auch aus Wahllokale verübt werden könnten, nnd daß dadurch die Wahlsreiheil beeinträchtigt werde. Wie notwendig ein scha>ses Vorgehen der Staatsgewalt tiege» die kommilntstiichc Kampivrganiiatton nicht nur im Hinblick ans den Schutz der Wahlsrcihctt. sondern auch ganz allgemein zum Schutz der Staatsbürger ist, zeigen die Nach richten über Einzelheiten bei den Ausschreikungen -er Roten Frontkämpfer in Alkenburg. Wie bereits berichtet, kam es bei der Gauvcrsammlung des Stahlhelmgaues Saale-Thürmgen in Alten bürg zu schweren Zusammenstößen zwischen Roten Frontkämpfern und Etahlhelmlenten. Die Schuld liegt, wie nun einwandsret scstgcstcllt wurde, bei de» Angehörigen des Noten FrontkäwpferbundeS. Als gegen ll Uhr abends die beiden Stahlhelmer, der 17sährige Stephan aus Zeitz und der -Miährige Schwarz anS Nensa, aus einem Caf^ kamen, wurden sie von etwa IS Rotfrontkämpsern Übersoll«», mit Ctockichlägen mißhandelt und durch Messerstiche verletzt. Stephan erhielt zwei Lnngmisttche, und auch Schwarz wurde durch Stiche in den Rücken verletzt. Der Polizei gelang cs, einen der Attentäter festznnchmen, ES fanden sich bet ihm eine Selbstladepistolc, ein Dolch, ein Gummiknüppel, und Widersprechende Meldungen über die Flieger. Ne« york, 17. April. Wie hierher gemeldet wird, sind die „Bremens-Flieger von Grecnly Island nach Mnrra- Bay gestartet. Nach einer Meldung der „Canadian Preß" in Montreal berichten Funkbeamtc. die in Verbinduna mit Grecnly Island getreten sind, daß die »Bremen" auf Grecnly Island nicht aus- gcbesiert werden könnte. Bon der Funkstation wird weiter gemeldet, daß das Flugzeua auf dem Eisbrecher ,.M o n t c a l m" nach Halifax gebracht werden soll. Ncuyork. 17. April. Nach neu eintresfenden Meldungen scheint sich die Nachricht zu bestätigen, daß Hauptmann Köhl »nd Hüncfcld mit dem kanadischen Flieger Duke Schiller von Greenly Island abgeslogen sind. Tin von der „International -lirway" gestartetes Flugzeug, daS infolge Cchnecsturmcs aus Seven Island seinen Flug unterbrechen mußte, versuchte sich mit Schiller in Verbindung zu setzen und -u erfahren, ob sich die Vremenmannschast an Bord befände. Die Antwort Schillers lautete folgendermaßen: „ S i e s t n d m t t u n S." — Der Start erfolgte S.8V Uhr vor- mittag. Von Murray-Ban ans wollen die Flieger mit der Junkers-Maschine „ k. 18" nach Neuyork fliegen. » ES ist bedauerlich, daß die Nachrichten über die Absichten der Ozeansliegcr immer noch voll von Widersprüchen sind. Erst hieß cS, die Beschädigungen der Maschine seien so schwer, daß eine Reparatur ans Greenly Island nicht möglich wäre. Tann wurde gestern mit Bestimmtheit gemeldet, daß llöhl mit der .Bremen" nach Neuyork wcitersltegen würde. Ta die „Bremen"-Flieger nach der, »war noch ungewissen, Meldung der .Canadian Preß" nun doch auf einem anderen srlugzciig Grecnly Island verlassen haben, so müssen die Beschädigungen der .Bremen" wohl schwerer sein, als -»erst angenommen worden ist. Dafür spricht, daß der Eis brecher „Montcalm" die Maschine abtranöportieren soll. Oder Köhl und v. Hüncfcld sind nach Murray-Bay gestartet, um zusammen mit Fitzmanrice ans „k'. 13" nach Neuyork zu Iltcac». weil die dortigen gesamten Empfangsfeierlichkeiten auf das g c in e I n s a m e Etntresfen der drei Ozcanflieger «nsgebant worden sind. — Aber nun ist die Nachricht über den Abflug der Brcmenbesatznng mit Schillers Maschine, die von Illatashanan nach Grecnly Island zurttckgekehrt sein soll, nicht in Einklang zu bringen mit der nachstehenden Meldung: Fitzmaurices WeUerflug verzögert? Neuyork. 17. April. Wie aus Matashgnam gemeldet wird, sind die Flieger Fitzmanrice »nd Schiller von ihrem Weiter flug wegen S ch n e e st u r in e ö nach Matashauam wieder z n r ü ck g e k e h r t. Ncuyork. l7. April. Dagegen meldet .Canadian Preß" aus Fathcr-Pvt»« lProvtnz Oiicbeck», daß Schillers Flugzeug lnii Fttzmaiirtce in Clarke City ein getroffen sei. Die Nachrichten über den Start der Bremenflicger sSniicn also nur mit Vorbehalt wiedergegeben werden und iringcn immer noch keine völlige Klarheit über außerdem noch eine Schreckschußpistole vor. Am Dolch be fanden sich Vlulspiiren. Trotzdem leugnete der Verhaftete, gestochen zu haben. Die Verletzungen rühren ieboch von dem beschlagnahmten Instrument her Stephans Zustand ist sehr ernst. Es besteht nicht viel Hoffnung ihn am Leben zu er halten. In der gleiche» Nacht wurden zwei Stahlhelmleute, die von einer Veranstaltung kamen, von einer Rotte von acht Rot- sronikämpscrn überfallen und durch Schläge über Kops und Rücken verletzt. Auch hier gelang es, einen der Angreifer scstziinehmen. Charakteristisch kür de» Vvrsall in -Nienburg ist noch folgender Vorgang: Kurz vo^ dem Uebersall, um ^11 Uhr abends, marschierte ein Trupp Notsrontkämpfcr mit Musik durch die Straßen, Ter Zug ließ seine Musik unter wegs schweigen und hielt plötzlicii an. woraus aus der Mitte aeichrien wurde: „Was machen wir mit den Stahthelmcrn?« ES erfolgte der vielstimmige Ruf: „Mi» schlagen sic tot!" Auf die weitere Frage: „Was wollen wir sehen?" erfolgte die Antwort, ebenfalls vielstimmig gebrüllt, „Vlut". In dieser Stimmung stürmte der Trupp nach dem Thcaterplatz. wo es zu den Bluttaten kam- Disziplinarverfahren gegen Landbun-siihrer. Dessau, 17, April. Wegen ihrer Beteiligung an der am II. März in Dessau abgchaltenen Temonstrationsversamm- lnna des Landbundcs Anhalt, die im Landtags den Gegen stand einer großen Debatte bildete, hat das anhaltische Staatsmintstertum nunmehr das Disziplinarverfahren gegen den Präsidenten des Landbunbeö Anhalt, Prof. Demmel In Köthen, und den Stahlhclmführer StudienratRohlfs in Köthen, eröffnet. Dieses unerhörte Disziplinarverfahren beweist eindringlich aufs neue, was die Landwirtschaft sich von einer Linksrcgieriing alles gefallen lassen muß. Zum anderen aber verstößt cS gegen die Weimarer Verfassung, die den Beamten ausdrücklich die freie Meinungsäußerung, garantiert. die Absichten Köhls und seiner Kameraden. Um so mehr, da die Startmeldniigen bisher keine authentische Vestätiguna ge- unden h'aben und aus Berlin kurz vor Redaktionsschluß olgendcs gemeldet wird: Berlin, 17. April. Wie setzt bekannt wirb, find Fitz- mauricc «nd Schiller über Seven Island nach der Mnrray- Baq qestartct. Hünescld nnd Köhl befinden sich also wohl noch ans Grecnly Jslaild. l?> Keine Gegensätze zwischen den Fliegern. Ncuyork, 17. April. Alle aus Kanada einlaufenden Meldungen betonen immer wieder, daß zwischen Fitzmanrice und de» deutschen Fliegern kein Mißverständnis besteht. Der irische Flieger sei nur im Interesse der Materialbeschaffung von Greenly Island meg- geflogen. — Der irische Gesandte trat ebenfalls den falschen Gerüchten entgegen. Er wies darauf hin, daß er, ohne sich etwas dabei zu denken, Fitzmanrice nach Washington cin- gclaben hätte, damit er dort die Zeit abwartcn sollte, bis die „Bremen" wieder startbereit sei. Er habe aber seine Ein ladung wieder zurückgezogen. Aertha Funkers unterwegs nach Quebeck. Montreal, 17. Avril. Hertha Junkers ist heute mit der Eisenbahn nach Quebeck abgcreist, um dort die Ankunft von Fttzmaurice abznwarten. Die Ursache -es Irrfluges -er „Bremen". Bericht über die Ankunft der „Bremen" ans Greenly Island. Quebeck, 17. April. Nach einem Funkspruch deö „Cänadian Erpreß" schreibt Frhr. v. Hüneseid. daS llmherirren der „Bremen", das schließlich zur Landung in Greenly Island führte, dem Umstande -n, daß das B e l e u ch t u n g s s y st e m der „Bremen" versagte. Infolgedessen war e» stundenlang unmöglich, die Instrumente abzulesen. Hünfeld schätzt die Strecke, in der die „Bremen" vollkommen dunkel flog und dabei vom SttdwcstknrS nach Norden abgetrieben wurde, auf etwa 7 üll Kilometer. Ncuyork, 17. April. In der Zeitung .Time», Globe und Telegraph", die in St. IohnS, Neubrannschwetg, erscheint, veröffentlicht Fräulein Gerda Fcrris von der Grenscll- misston einen Bericht über die Ankunft der Wremen" auf Greenln Island. Der Bericht lautet ln seiner lakonischen Kürze im Telegrammstil: .Bremen" 88 Stunden von Irland bis nach Greenly Island. Nebel meiste Strecke. Flieger an- kamen Freitag mittag. Hielten Lcuchtturm für festgcsrorencn Dampfer. Hatten Orientierung verloren. Beschädigten bei Landung im Nebel Achse und Propeller. Hünescld fror und mar erschöpft. War bereit, seine Gefährten zu erschießen, fall» Schlimmstes ctntrat. Er eilte nach Landung sofort zum Lrncht» hans und erhielt dort trockene Fußbekleidung. Flieger hatten erste Mahlzeit, bestehend ans BiSkuit und Milch. Litten sehr unter Kälte nnd sind begierig, nach Ncnvork zu gelangen. Erste Worte aller drei Flieger bei Ankunft waren: .Gott sei Dank!" Köhl feierte 1ö. April seinen 48. Geburtstag bei Leuchtturmwärter. Was ist -er Ku-Klux-Klan? In der nordamerikanischen Stadt Pittsburg wird gegen wärtig ein Sensationsprozeß verhandelt, der verblüffende Enthüllungen Uber die von dem Gcheimbunde Ku-Klux-Klan im ganzen Gebiete der Union, vor allem aber in den Süd- staatcn, auSgeübte Schreckensherrschaft bringt. Die eidlichen Zeugenaussagen haben von dem Treiben des Bundes ein Bild entrollt, daö selbst die in Schauer- und Hintertreppen, romancn herrschende Phantasie in den Schatten stellt. Der Ku-Klux-Klan ist mit seinen Zwecken und Zielen und mit den vor keiner Willkür und Grausamkeit zurückschrcckcnden Mitteln, mit denen er sie zu erreichen und seine Herrschaft zu behaupten und auözubreitcn sucht, ein Beweis dafür, daß Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht nur aus wirtschaftlichem und technischem Gebiete darstellt, sondern daß es diesen Namen auch In kultureller Hinsicht verdient; denn dieser Gehcimbund mit dem seltsamen Namen ist im Lande des Grotesken selbst eine kulturelle Groteske größten Stiles, die ln der Geschichte des Landes ein trübes Kapitel füllt. Der Ursprung des Geheimbundes, dessen Bezeichnung die Sprachgelehrten bisher vergeblich zu enträtseln versucht haben, geht aus den amerikanischen Bürgerkrieg in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurück, als die anS de« Fesseln der Sklaverei befreiten Neger den Süden der Ver. einigten Staaten überschwemmten und sich dort im öffent. ltchen und im geschäftlichen Leben stark hervordrängten. Die Reaktion gegen diese Entwicklung hatte die Gründung deS Gcheimordens zur Folge, der seine Wirksamkeit zunächst bloß gegen die Farbigen richtete. Der Orden vertrat die Lehre von der kulturellen und moralischen Ueberlegenheit der weißen Rasse und machte es zu seiner besonderen Aufgabe, den politischen Einfluß der Farbigen hintanzuhalten. Misch, ehe« mit dem Brandmal der Aechtung zu versehen und ge schlechtliche Verbrechen von Farbigen an weißen Frauen blutig zu rächen. Wenige Jahre vor dem Kriege wurde dann die Organisation des Ku-Klux-Klan von William Joseph Sim- mons weiter ausgebaut zu einem Kampfinstrument der ameri kanischen Rassenreinhcit und politischen Unabhängigkeit über- Haupt. Der Gehcimbund geht seitdem nicht nur gegen die Neger vor, sondern auch gegen die Katholiken und Juden sowie gegen alle Fremdgcborenen: nur wer in Amerika selbst von amerikanischen Eltern geboren ist, kann Mitglied werden. Er will „die dauernde und ausschließliche Herrschaft der weißen Rasse protestantischen Bekenntnisses in Amerika" sichcrstellen und daneben „die Frauenehre und die Heiligkeit des Heims" verbürgen. Man kann also sagen, daß er der Verfechter eine- hundertprozentigen Amerikanismus in Reinkultur ist. Die Gebräuche und Gesetze des Ordens zeigen eine merk würdige Mischung von mittelalterlichem FememystiztsmuS und modernem Faschismus. In seiner Gchcimsprache nennt sich der Ku-Klux-Klan „DaS unsichtbare Kaiserreich", das von einem „Imperial ^Virrarck", einem „Kaiserlichen Grob magier oder Großkophta" regiert wird. Tic Mitglieder heißen „Gespenster" und treten auch so auf. Sie stieben als Nachtretter unter Vorantragen eines Fcuerkrcuzcs und ge- hüllt in einen weißen Kapuzenmantel, aus dem Gcwehr- läufe drohend hervorragen, durch die Straßen, holen ihre Opfer, die sie vorher durch ein an der Haustür angebrachtes dreifaches lateinisches L geladen haben, mit Gewalt au» den Betten heraus und schleppen sie zum Gerichtsplatz, wozu sie mit Vorliebe Orte wählen, wie wir sie aus der Kugel- gußszene im „Freischütz" kennen. Die Strafen, die der Kn- Klux-Klan verhängt, sind schlechtweg barbarisch, wie z. B. das Verbrennen auf Scheiterhaufen bet lebendigem Leibe, das natürlich nur in solchen Gegenden des Landes möglich Ist, wohin der Arm der staatlichen Gewalt noch nicht rasch und kräftig genug reichen kann. In anderen Gebieten gibt man der schnelleren Methode des Hängens den Vorzug» Wenn eS sich nicht um die Todesstrafe handelt, ist alS ExekutionSmtttel besonders bas „Teeren nnd Febern" be- An unsere Postbezieher! Die Bestellung auf die Dresdner Nachrichten für Monat Mat 1S2S wollen Sie sofort erledigen, damit keine Unterbrechung in der Zeitungszustellung eintriit. Für Bestellungen, die nach dem 25. April aufgegeben werden, erhebt die Post eine Sondrrgcbühr. Verlag -er Dres-ner Rachrichke». Köhl soll nach Murray-Bay gestartet sein.