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Dresdner Journal : 07.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-07
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1899
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veznsSPretS: Für Dresden vierteljährlich: i Marl bv Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb des Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlao. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der kann- und Feiertage abend». Frrnspr -Anschluß:Nr 12VL. Dresdner M Äomml. AnlündigungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 2V Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Kvnigliche Expedition dr» DreSdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 1SSS ^234 1899 Sonnabend, den 7. Oktober abends. Bestellungen auf da- „Dresdner Journal" für dar IV. Visi-üslIski' werden in DreS-e« bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger« straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Sdolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 NU. SO BI. angenommen. Bei den Postaustalteu der Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit s SU. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abevd zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thaleS bis Schandau, in denjenigen de» unteren ElbthaleS bis Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS in- Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. r.'.. ... . Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Postschaffner Göthel in Dresden bei seinem Übertritt in den Ruhestand daS Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu,verleihen geruht. Srueuuongen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. I« Geschäftsbereiche -«» Ministerium« de« Kalt«» and öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die dritte händige Lehrerftelle zu Schmiedeberg im Erzgebirge. Kol- l«kr: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M Brund- ghalt, 100 M. unwiderrufliche persönliche Zulage, 150 M. Kohnung-geld für einen unverheirateten, bez. 200 M. für mien verheirateten Lehrer, 40 M. für 1 Ueberstunde und 36 M. ftr Turnunterricht. Die Ausstellung einer GehaltSstaffel ist in ilotsicht genommen. Bewerbungsgesuche sind mit den ersorder- üchen Beilagen bis zum 27. Oktober bei dem Königl. BezirkS- schulinspektor vr. Lange in Dippoldiswalde einzureichen Nichtamtlicher Leit. Die auswärtige Politik der Woche. Wir wiesen bereits in einem unserer früheren Wochenberichte auf gewisse Anzeichen hin, wonach sich in den Niederlanden mehr und mehr eine freund schaftliche Stimmung gegenüber dem Deutschen Reiche herauszubilden schiene. In dieser Richtung nun dürste ei auf die deutschen Beziehungen zu unseren holländischen Nachbarn nicht ohne Einfluß bleiben, daß die an mutige Königin Wilhelmina der Niederlande nebst der Königin-Mutter heute zu einem mehrtägigen Be suche am Kaiserlichen Hofe zu Potsdam eintreffen wird. Zwar gilt dieser Besuch offiziell nur dem Hause des Erbprinzen von Wied, wo die niederländischen Königinnen zur Feier der Taufe der dem erbprinz- lichen Paare geborenen Tochter erscheinen. Die Königin steigt aber als Gast des Kaisers in einem der Königl. Schlösser ab, sie betritt zum ersten Male deutschen Boden, seit sie die Königliche Erb schaft der Oranier angetreten hat; und sie darf somit gewiß sein, daß man in Deutschland ihren Besuch in der Residenz des Deutschen Kaiser- nicht ander- al- mit den Empfindungen aufrichtigster Sympathie be grüßen wird. Wie sich mit dem edlen Geschlechte der Oranier, al- dessen jüngste gekrönte Sprossin man die Königin Wilhelmina bewillkommnet, ein aut Stück deutscher Geschichte verknüpft, so schlingt sich um da- deutsche und niederländische Volk da- jahrhundertalte Band der StammeSverwandtschaft, so hat Deutschland die Geschicke de- klugen und starken Volke- der Holländer stet- mit Interesse und Teilnahme verfolgt. Aus solchen Gründen darf man wohl der Hoffnung Au-druck geben, daß der Besuch der Königin Wil helmina zu Potsdam, wennschon er aus seiner familären Intimität kaum besonders hervortreten dürfte, dazu beitragen wird, die freundnachbarlichen Beziehungen Hollands und Deutschlands zu verstärken und zu ver tiefen Die lebhafteste Aufmerksamkeit haben in dieser Woche die Nachrichten erweckt, die vom südafrika nischen Schauplatze kamen. Liegt auch beim Ab schlusse diese- Berichtes eine amtliche Bestätigung für den Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den Eng ländern und den Buren nicht vor und lassen die seitherigen Meldungen ein klares Bild der militäri schen Lage nicht gewinnen, so kann doch daran kaum noch gezweifelt werden, daß die Ereignisse zum Kriege drängen. Depeschen über den Fortgang diplomatischer Aussprachen und etwaiger Bemühungen, dem Schrecken des Krieges noch in elfter Stunde zu wehren, treten denn auch zurück hinter den mannigfachen Mitteilungen militärischer Art: über englische Truppenabschübe ouS dem Mutterlande, aus Indien und Australien, über die Vorwärtsbewegungen der Buren und sonstige kriegerische Maßregeln. Sichere Schlüsse konnte man, wie gesagt, aus diesem Depeschenmaterial nicht ziehen. Ungewiß blieb vor allem, ob die Buren bereits die Grenze überschritten hatten. Von einer Seite wurde dies behauptet, von der anderen abgeleugnet. ES schien fast so, al- ob die Behörden von Transvaal und vom Oranjefreistaat noch zögerten, die Unmög lichkeit, daß der Friede erhalten werden könnte, offi ziell kund zu thun, und daß sie rS deshalb verböte»', den Kriegszustand durch irgend eine Verletzung des englischen Gebietes willkürlich herbeizuführen. Wäre eS richtig, daß die Buren die HaupteingangSpässe des Lande- besetzt hielten, einen allgemeinen Vorstoß machten und New Castle stark bedroht würde, so dürfte die Situation für die Engländer einstweilen ungünstig sein. Jüngere Drahtberichte betonten je doch, daß die Bewegungen der Buren wieder stille ständen. Die Hauptmacht der Engländer schien sich bei Ladysmith, einem in Natal an der Bahnlinie von Durban nach Pretoria gelegenen Orte, zusammen zuziehen. Jedenfalls war das gesamte Nachrichten bündel der letzten Tage so verworren und widerspruchs voll, daß eS durchaus unthunlich sein würde, schon jetzt irgendwelche strategischen und taktischen Aussichten gegen einander abzuwägen. — Was die Haltung der Mächte betrifft, so wurden von London aus erneute Gerüchte laut, als ob von den Kabinetten von Berlin, Paris und St. Petersburg ein Einschreiten zu Gunsten Transvaals beabsichtigt würde und dieserhalb in irgend einer Form Besprechungen stattfänden. Auffallen muß, daß diese Gerüchte sich wiederholten. Von wem sie auS- gehen und wem sie zu dienen haben, darüber könnte man höchstens Vermutungen anstellen. Gründe ließen sich sowohl dafür finden, daß derartige Ausstreuungen der Friedenspartei in London nützen würden, wie dafür, daß die zum Kriege treibende Partei davon Nutzen haben könnte. Jedenfalls ist, soweit bi- heute erkennbar, von keiner Macht irgendwelche Intervention-- absicht kundgegeben worden. Für Deutschland bleibt der mehrfach betonte Grundsatz völliger Neutralität nach wie vor in Kraft. Amtlich stehen wir zu Eng land wie zur südafrikanischen Republik in gleich guter Beziehung; weder nach der einen, noch nach der andern Seite hin binden un-besondere Pflichten. Für unsere auswärtige Politik gilt hier, wie in allen Fällen, die einzige Frage nach Deutschlands eigenem Interesse. Mögen auch gewisse Sympathien in Deutschland für dar Volk der Buren begreiflich sein, so muß doch nicht minder einleuchten, was für un» bei einem selbstgeschaffenen Bruche mit England auf dem Spiele stehen könnte. Ueberdies wird eine verständig ab gewogene Politik sich niemals nach Sympathien und Antipathien einrichten. DaS ist, wie man weiß, auch einer der ältesten und bewährtesten Sätze BiSmarckscher Staatskunst. Francesco Crispi, der glühende italienische Patriot, der feurige Vorkämpfer für Italiens Einheit und der ergebene Förderer der deutsch-italienischen Freundschaft, hat am 4. Oktober seinen 80. Geburts tag gefeiert. Rauschende Huldigungen wurden dem greisen Sizilianer zu Palermo dargebracht, und aus allen Teilen seines herrlichen Vaterlandes kamen ihm Glückwünsche zu. Unter denen, die vom AuSlande dem verdienstreichen StaatSmanne herzliche Depeschen sandten, standen in erster Reihe der Deutsche Kaiser und neben ihm der Reichskanzler Fürst Hohenlohe und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Graf v. Bülow. In Oesterreich hat sich im Laufe der Woche das neue Kabinett unter Leitung des Grafen Clary endgiltig gebildet. Die Aufnahme, die es als ein „Beamten" - Ministerium in der Presse der verschie denen Parteien gefunden hat, war im allgemeinen günstig. Die Deutschen Oesterreichs schienen indessen eher geneigt, den Lauf der Dinge abzuwarten, als schon auf Erfüllung ihrer Forderungen zu hoffen. Es wird sich zu zeigen haben, welche parlamentarischen Wechselfälle eintreten. Einstweilen hieß eS, die neue Regierung würde in ihrer Programm-Erklärung im Reichsrate ein Sprachengesetz ankündigen; vor dem gegen den 20. Oktober zu gewärtigenden Zusammen treten des Parlaments sollten jedoch die Sprachen verordnungen bedingungslos aufgehoben werden. Die Pariser Wochenchromk kann wieder kurz ausfallen. Von sich reden machten Kundgebungen des Präsidenten Loubet, des früheren Ministerpräsidenten Charles Dupuy und der Minister Millerand und Lanessan; sie benutzten die ihnen mit Bankett-Ansprachen gegebene Gelegenheit, die jüngsten Ereignisse zu streifen und der Hoffnung Worte zu leihen, daß die Republik stark genug sein werde, die gegen sie wühlenden Feinde niederzuhalten. Von der Komplott - Sache ist es ziemlich still geblieben. Es hieß, daß gegen General Roget und Ques nay de Beaurepaire VerhaftSbefehle erlassen wären und bei Cavaignac demnächst eine Haussuchung vor genommen würde. Ferner vernahm man aus den Pariser Zeitungen, alles Bemühen der Angeklagten ginge jetzt auf Verschleppung der Geschichte hinaus, damit der Senat erst so spät das Urteil sprechen könnte, daß der Spruch hinfällig werden müßte; dem gegenüber biete Senator Berenger alles auf, um die Untersuchung zum Abschluß zu bringen. Den Advokaten der royalistischen „Verschwörer" soll bereits ein Aufschub des Verfahrens um eine Woche gelungen sein. Gleichzeitig hat der Streik in den Werken von Le Creuzot den Behörden reichlich zu schaffen gemacht. Es ist schließlich gelungen, in dem StreikauSschusse den Antrag durchzubringen, daß der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau als Schiedsrichter anqerufen werde. Kunst und Wissenschaft. Die Südafrikanische Republik. Der Oranjefreistaat. Hl. Der Oranjefreistaat hat in seiner jetzigen Ausdehnung ein Areal von 107 439 qkm und nach dem Zensus von 1880 eine Bevölkerung von 133518 Menschen, nämlich 61022 Weiße und 72 496 Eingeborene. 1885 rechnete GreSwell 62 000 Weiße und 74 000 Eingeborene, sodaß die BeoölkerungSdichtigkeit wenig mehr al« 1 für den Quadratkilometer beträgt. Der Oranjefreistaat ist also schwach bevölkert und bietet im Gegensätze zu der Süd afrikanischen Republik ein gewisses Gleichmaß zwischen Eingeborenen und Weißen, aber nur der Zahl nach, denn alle Buren, auch die von Transvaal, betrachten die Ein geborenen als eine tief unter ihnen stehende Rasse, sodaß ein weiter sozialer Abstand herrscht. Fast durchweg find die Eingeborenen (Hottentotten, Betschuanen und Koffern) Dienende Der Oranjefreistaat hat leidlich feste Grenzen; im Norden den Vaal, im Süden den Oranje und oberen Caledon bi« zum Mont aux Source«, von dort au« im Osten die Wasserscheide zwischen den Küstenflüssen und dem Vaal und endlich den Klipfluß di« zur Mündung in den Vaal. Im Westen besaß der Oranjefreiftaat früher die jetzt englischen Distrikte Kimberley und Herbert bi» zur V-algrenze, allein nach der Auffindung von Diamanten bei Kimberley hielt England e« 1871 für nützlich, unter nichtigen Vorwänden die fraglichen Gebiete zu L setzen Abgesehen von diesem Konflikte war die Entwickelung de« Oranjefreistaates weit friedlicher al« die der Süd- «frikanischen Republik. Da die Oranje-Buren e« bester verstanden haben, sich mit England gut zu stellen, so ge nosten sie seit oer Lnertennung ver Selvflanvigleii ihres Staate«, am 8. April 1854, dauernden Frieden. Wesent liches Verdienst daran hatte der langjährige Präsident de« Oranjestaate« T. H. Brand, dessen einfache«, schlichtes, ehrenhaftes Wesen und patriarchalische Lebensweise ihm eine angesehene Stellung unter den Buren und große Achtung sogar feiten« der Engländer eintrugen, sodaß er den englischen Baronettitel erhielt. Zur Aufrechterhaltung de« Friedens haben auch beigetragen die stark konservative Gesinnung und der Mangel an Ehrgeiz sowie an Unter nehmungsgeist bei den Oranje-Buren So blieb der Oranjestaat dauernd arm und einfach, klein und ruhig. Auch seine Städte entwickelten sich nicht so schnell und stark wie die von Transvaal. Die Haupt stadt Bloemfontein hat nur 3000 Einwohner, von denen 2000 Weiße find; sie ist still, klein und stark anglisiert Auch Harrysmith am Fuße der Drakenberge ist, obwohl schneller gewachsen, doch nur schwach bewohnt. Dasselbe gilt von den übrigen kleinen Städten, Smithfield am Caledon, Ladybrand an der Grenze de» BasutolandeS, Jakobsdal, Heilbron, Hoopstad, Kronstad. Die Finanzen sind infolge der langen Ruhe wohl geordnet Die Abrechnung für 1889/90 ergab 272315 Psd Sterl. Einnahmen, 205090 Psd Sterl Ausgaben (1887/88 224619 und 177788 ) Die Einnahmen werden au» der Kopfsteuer, Einkommensteuer, Grundsteuer, den Stempel- und Gebührenabqaben gezogen Die öffentliche Schuld betrug am 28. Februar 1890: 75000 Pfd. Sterl , die eine 6prozentige Anleihe bilden, die in 28 Jahren in jährlichen Raten von 5000 Psd Sterl rückzahlbar ist. Die Zolleinnahmen erreichten 1883: 391813 Pfd. Sterl , 1884 bei erhöhtem Tarif 452 288 Pfd Sterl 1889 ist ein Zollverein mit der Kapkolonie zu stände gekommen, wodurch die wirtschaftliche Abhängigkeit von England wächst Die Einfuhr über Port Elizabeth hatte 1883 einen Wert von 2050419 Pfd Sterl, 1884 einen solchen von 1965 826 Pfd. Sterl. 1882 belief sie sich noch auf 34 Mill. Pfd. Sterl. Sie ist also, wie auch die Ausfuhr, im Sinken. 1882 wurden Waren im Werte von 2442051 Pfd. Sterl, ausgeführt, 1883 solche im Werte von 2341 123; 1884 von 2033431 Pfd. Sterl. Dazu trat die große Ausfuhr von Wolle, die 1882: 274 Mill. Pfd., 1883: 23A Mill., 1884: 214 Mill. Pfd. überstieg. Außer Wolle werden besonder» Strauß federn, Rinderhäute, Schaffelle, Hörner sowie neuerdings Gold und Diamanten aus den Minen von JagerSfontein, 1889/90 für 227 500 Pfd. Sterl, auigeführt. Wie in der Südafrikanischen Republik, so besteht die Regierung auch in dem Oranjefreistaate aus einer Exe» kutiobehörde und dem Volk»raad. An der Spitze der ersteren stand bi» zum Juli 1888 der erwähnte Präsident T. H. Brand. Im Januar 1889 wurde al» sein Nach folger vr. F. W Reitz für die Jahre 1889 bi« 1893 gewählt, dem die Minister für Unterricht, die Post, den Schatz, die Justiz, die Armee, ferner ein höchster Gerichts hof, Regierungssekretäre und Richter zur Seite stehen. Der Volksraad besteht nach der 1866 revidierten Ver fassung au« 56 Mitgliedern Konfessionell sind die weißen Bewohner de« Oranje freistaate« vorwiegend Reformierte, Anhänger der hollän dischen Calvinistischen Kirche. Der Rest verteilt sich unter die übrigen Konfessionen. Im Gegensätze zu der Südafrikanischen Republik be sitzt der Oranjefreistaat ein kleine» stehende« Heer, d. h. eine Batterie Artillerie mit zwei Geschützen und 45 Mann, doch werden in Kriegsfällen alle waffenfähigen Bürger der Republik aufgeboten Die Oranjerepublik ist infolge ihrer Lage zwischen englischen Besitzungen und der Südafrikanischen Republik nicht in der Lage, sich weiter au«zubreiten Sie wird stet« mehr unter englischem Einflüsse verbleiben al« ihre größere Schwester, namentlich in wirtschaftlicher Be ziehung Die« zeigte sich schon 1871 bei Gelegenheit der Mehrfach nahm man Veranlassung, die schroff ab lehnende Haltung des Direktors der Werke von Le Creuzot Schneider, zu tadeln. Ob mit Recht, ist von hier kaum zu übersehen. Der Mann dürfte ebenso sein gutes Recht wahren, wie die ausständigen Arbeiter das ihrige zu wahren meinen. In den Kämpfen in Venezuela haben beide Parteien einen mehrtägigen Waffenstillstand beschlossen. Damit scheinen jedoch die Unruhen in der Republik nicht beendet sein zu sollen, was auch aus der Meldung hervorgeht, daß nunmehr das deutsche Schiff „Nixe" Befehl erhalten hat, sich zum Schutze der Deutschen von Venezuela nach La Guayra zu begeben. Ein neuer Beleg für die Freundlichkeit der deutsch-amerika nischen Beziehungen dürfte in der Thatsache gefunden werden, daß der deutsche Konsul in Caracas besondere Veranlassung nahm, dem dortigen Gesandten der Ver einigten Staaten und dem Kommandanten des amerika nischen Kriegsschiffes „Detroit" für den von dem Schiffe den deutschen Interessen gewährten Schutz herzlich zu danken. Der deutsche Konsul füate seinem Danke hinzu, die Anwesenheit des Kriegsschiffes hätte den Deutschen die Zahlung drückender Kontributionen erspart, — eine Bemerkung, die'im Hirblick auf die Notwendigkeit der Vermehrung unserer Kriegsschiffe keines Kommentars bedarf. Von den Philippinen kamen abermals Nach richten kriegerischer Art. Erneute Kämpfe sollen in jüngster Zeit stattgefunden haben, und eS hieß, Prä sident Mac Kinley hätte nach Aussprache mit Admiral Dewey beschlossen, ein Geschwader nach Manila zu entsenden und den Feldzug auf den Inseln mit Nach druck weiterzuführen. Inzwischen ist Admiral Dewey bei seiner Rückkehr nach den Vereinigten Staaten in New-Aork und Washington wie rin nationaler Held gefeiert worden, woraus man wohl folgern darf, daß jener Beschluß Mac Kinleys den Beifall der öffent lichen Meinung in Nordamerika finden wird. In Serbien ist die Skupschtina mit einer Thron rede eröffnet worden, die mit besonderem Nachdruck bei der Verschwörer-Affaire verweilt und das Vor gehen der Regierung zu rechtfertigen sucht. Gleich wohl haben es Rußland, Frankreich und Italien für angezeigt gefunden, wegen der Härte des jüngsten Ur teils in dem Belgrader Hochverratsprozeß bei der ser bischen Regierung Vorstellungen erheben zu lassen. Auf Zustimmung in Europa wird der beregte Ab schnitt in der Thronrede von Nisch kaum zu rechnen haben. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Oktober. Se. Majestät der König jagten heute mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg und mehreren Kavalieren auf Rosenthaler Revier. Die Jagdtafel findet in Schandau, Villa Quisisana, statt. Die Rückkehr Sr. Majestät nach Strehlen erfolgt heute abend. Morgen, Sonntag, nachmittag 2 Uhr ab Strehlen werden Se. Majestät der König mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Georg und dem Prinzen Friedrich August zur Abhaltung von Hochwildjagden nach Rehefeld reisen und die nächste Woche im dortigen Königl. Jagdhause Aufenthalt nehmen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August wird nur am 9. und 10. Oktober an den Königl. Jagden in Rehefeld teilnehmen. In der Allerhöchsten Begleitung befinden sich: Hofmarschall Frhr v.d.BuSsche- Streithorst, die Flügeladjutanten Oberstleutnant Senfft v. Pilsach und Major v. KoSpoth und der Königl. Leibarzt Oberstabsarzt Dr. Selle. Deutsches Reich. * Berlin Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin verließen gestern vormittag 11 Uhr Cadinen Streitigkeiten über Vie Diamantgruben. 1867 sand van Niekerk, ein Bur von Hopetown, bei den Kindern seines Nachbarn „wafserhelle Krystalle", deren größten er zum Geschenke erhielt Nachdem er ihn für 500 Pfd. Sterl, in Europa verkauft hatte, erhandelte er einen zweiten, weit wertvolleren von einem Griquahäuptling. Al« Kauf preis gab er zwar 500 Schafe, 12 Rinder und 2 Pferde, im Werte von zusammen 270 Pfd. Sterl., allein e« ge lang ihm, dafür auf der Londoner Industrieausstellung nicht weniger als 11000 Pfd. Sterl, zu lösen; die« war der berühmte „Stern Südafrika«", nach dem Schliffe 424 Karat schwer Nachdem bald darauf einige Offiziere 40 Diamanten am Vaalflufle aufgekauft hatten, die mehr als 300 000 M wert waren, begann ein Einströmen von Abenteurern und Diamantengräbern aller Art nach dem unteren Vaalgebiete, wo der Vaalfluß in seinen Ge- röllen besonder« häufig Diamanten führte. Bald aber fand man auch im anstehenden Gesteine in der Gegend von DutoitSpan, Pniel, Klipdrift, Bultfontein Diamanten, und zwar vorwiegend in einem eigentümlichen serpentin artigen Gesteine, das in Gängen vorkommt, die zugleich mit Diabasgängen die Kimberleyschiefer der Karroo- formation durchbrechen. Hier entstand binnen wenigen Jahren eine Stadt von etwa 20 000 Einwohnern, Kimberley genannt, in der Diamantengräber, Diamantenkäufer, Kaufleute und besonder« Schankwirte sehr zahlreich vertreten find. Zur Säuberung der Gesellschaft von unreinen Elementen wäre freilich der Oranjefreistaat kaum geeignet gewesen; allein die Art, wie England sich in den Besitz der Diamanten ländereien setzte, wird durch die wahrscheinlich mangelhafte Oberaufsicht der Oranjerepublik nicht gerechtfertigt Al« die Diamanten «nunden wurden, gerieten die Griqua unter dem Häuptling Waterboer mit dem Oranjefreistaat in Streit über die Zugehörigkeit de« Lande« Sobald die Engländer davon hörten, stellten sie sich auf die Seite de« Griquahäuptling« und erklärten ihn für einen
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