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WM- Erstes Blatt. -WW WsckenhlM für Nr. 44 1881. Freitag, dm 3. Juni Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonncmentSpreiS vierteljährlich I Mark. Ein« ein^lne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag unv Freitag) Abonnemcntsprcis vierteljährlich t Llark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. EinundvierzigstHUhrgang. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden O Pfingstenzcit, o reiche Zeit, Wie.bist du so voll Herrlichkeit! Der Gvttesgeist geht durch die Flur, Giebt Blunwn, Blütheu der Nalur, Streut Saatenpracht auf Au' und Feld Und macht zum Paradies die Welt. O Pfiugstenzeit, o reiche Zeit, Wie bist du so voll Herrlichkeit! O Pfiugstenzeit, o hefl'ge Zeit, Wie bist du so voll Herrlichkeit! Der Gottesgeist geht durch das Herz, Erhebt es über Noth und Schmerz, Zieht es aus trübem Erdeusinu Zur Freudigkeit des Himmels hin. O Pfiugstenzeit. o heil'ge Zeit, Wie bist du so voll Herrlichkeit! j O Pfiugstenzeit, o sel'ge Zeit, Wie bist du so voll Herrlichkeit! ( Komm, Gottesgeist, komm auch zu mir / Und hebe mich hinauf zu dir, ( Laß mich recht fest im Glauben sein s Und in der Liebe treu und rein! i Dann feire ich voll Seligkeit ; Jenseits die ew'ge Pfiugstenzeit. r (Glückauf.) Bekanntmachung. Donnabcnd, den IS. Juni 1881 Vormittags » Uhr, findet im hiesigen Verhandlungsfaalc öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Tie Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 31. Mai 1881. Königliche Amtshnnptmnnnschgst. v. Bosse. Bekanntmachung. Der Bau einer neuen Brücke über den Saubach am Wege nach dem neuen Gottesacker soll kommende Mittwoch, den 8. dieses MonatS, Nachmittags 6 Nhr, auf dem hiesigen Rathhause im Sessionszimmer an den Mindestfordernden öffentlich vergeben werden. Die Bedingungen werden im Termine mitgetheilt, können aber auch schon zuvor in der hiesigen Nathsexpedition eingeseheu werden. Wilsdruff, am 2. Juni 1881. Der Stadtgemeindcrath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Der Reichstag hat die Quittungssteuer abgelehnt, für sie stimmte nur Graf Bismarck. Auch der Stempel aus Cheks- u. Giro- Anweifungen wurde abgelchnt. So viele Schmierigkeiten sich der Unfallversicherung für Ar beiter in ihrer Ausführung entgegenstellen, so wenig wird Fürst Bis marck seine Hand von derselben zurückziehen. Auf den ersten Hieb fällt kein Baum, Rom ist nicht in einem Tage gebaut worden, sagte er. Das Unfallversicherungsgesetz und später ein Alterversorgungs- Gesetz sind seine Lieblingspläne; er hofft durch sie ein gutes Stück sozialen Elends zu beseitigen. Er besteht auch darauf, daß das Reich mit Beiträgen sich betheilige, weil dem Reiche die Ehre gebühre, zur bessern Lage der Arbeiter beizutragen. Ob die Arbeitgeber allein oder mit den Arbeitern zusammen die Prämien (Zahlungen) aufbringen, ist ihm weniger wichtig; denn thatsüchlich müssen die Beiträge doch von den Arbeitgebern geleistet werden, fraglich ist es nur, ob die Industrie ohne dauernde Nachthcile die Beiträge wird leisten können. Woher aber soll das Reich das Geld zu diesen Dingen nehmen? wurde er gefragt. — Aus der Tabaksteuer, antwortete er. — Wir haben ge glaubt, durch die Tabaksteuer sollten die Matrikularsteuern beseitigt werden? warf ein Süddeutscher ein. — Nein, das niuß der Getränke steuer (Bier, Branntwein, Wein) überlassen bleiben, sagte Bismarck und setzte mit einem Seufzer hinzu: Mehr Geld, meine Herren, mehr Geld! Die Bedingungen, unter welchen nach dem unterzeichneten Ver tragsentwurf Hamburg bis zum 1. Januar 1889 dem Zollverein deitreten wird, siu^ für die Hamburger günstiger als erwartet wurde; j das ist auch die Stimmung in den Reichstagskreiseu. Ihre Vevvll- j mächtigten haben im Wesentlichen alles erreicht, was sie zur Erhaltung der Blüthe von Handel und Schifffahrt wünfchen mußten. Nur in der Form ist nicht alles so festgeslelli, wie die Hamburger cs haben wollten. Ueberdies ist das verkleinerte Freihafengebiet in dem Vertrage nach der Analogie des Art. 34 der Reichsverfassung gesichert worden. Es herrscht die Meinung, daß die Hamburger Bürgerschaft trotz der Erhitzung der Gemüther den Vertrag genehmigen werde. Sie darf nicht verkennen, daß der Wunsch, die Hansestädte möchten ihre Sonder stellung aufgebcn, in Deutschland fast allgemein verbreitet ist. Wenn sie trotzdem den Vertrag ablehnen wollten und dabei auf die günstige ! Stimmung rechneten, die sich für Hamburg äußerte, so lange es auf ! verschiedene, nicht immer zu billigende Weife beängstigt wurde, so würden sie einer Enttäuschung entgegengehen. Die Stimmung würde zu ihren Ungunsten umschlagen, und sie haben den guten Willen des Reichs tags noch sehr nöthig, um eine Geldbewilligung von 40 Millionen zu erlangen, Die deutschen Steuerzahler werden ohnehin mit jährlich ' etwa 3 Millionen Mehrausgaben mehr belastet werden, wenn ein ähnlicher Vertrag mit Bremen zu Stande kommt, was in der nächsten Zeit geschehen dürfte. Frankfurt a. M., 30. Mai. In vergangener Nacht wurde ein Mann verhaftet, welcher Plakate, die schwere Beleidigungen gegen den deutschen Kaiser enthielten, anzuschlagen versuchte. Weitere Verhaf tungen sollen im Laufe des Tages erfolgt fein. Gambetta hat in seiner Vaterstadt Cahors (bei Einweihung eines Denkmals für gefallene Soldaten 1870) eioe Friedensrede gehalten. Er sprach sich gegen jede Angriffs-Abenteuer- und Erober ungspolitik aus. Eine Bürgschaft dafür, daß der Degen Frankreichs weder ein Werkzeug zur Unterdrückung nach Innen, noch zu einem illegitimen Angriff nach Außen sein werde, sei der obligatorische all gemeine Militärdienst nnd die Thatsache, daß über Krieg und Frieden künftig nichts beschlossen werden könne außer durch den Willen des Volkes. Frankreich bedürfe Frieden, und was Frankreich wolle, sei auch das, was die Republikaner wollten: Ordnung, Frieden in Frei heit und Fortschritt, um die Entwickelung des französischen Geistes zu ! sichern. — Das Vaterhaus Gambetta's trägt folgende Inschrift: In diesem Haus wurde am 2. April 1838 Leon Gambetta geboren. — Er ist glso 43 Jahre alt. Die Nechnnug, welche die Franzosen für die in Tunis geholte „Glorie" bezahlen müssen, beläuft sich recht hoch. Die Ausgaben für den tunesischen Feldzug werden sich nämlich laut einer Mittheilung des Referenten für das Kricgsbudget, am 19. Juli ungefähr auf 14 Mill, belaufen einschließlich der Kosten der Heimsührung der Truppen, sowie 1'/r Miill. für unvorhergesehene Ausgaben. , Aus Paris verlautet, daß aus Algier schlimme Nachrichten vorliegen. Alle Araber Nvrdafrikas scheinen in Gährung; mau fürchtet eine allgemeine Erhebung. Gambettas Organ ,,la Republique" pro phezeit, daß der Kampf ein hartnäckiger und blutiger werden dürfte. Die Gesundheit der jungen Kaiserin von Rußland soll ihren Verwandten ernstliche Besorgnisse einflößen, und die Prinzessin von Wales, ihre Schwester, soll sich, wie der Clairon meldet täglich ein Bulletin der sie behandelnden Aerzte schicken lassen, Das Nervensystem des der Czariu soll durch die furchtbaren Ereignisse der letzten Zeit uud die Aengste, in denen sie seitdem lebt gänzlich zerrüttet sein. Die Königin Victoria hat jüngst einem Corpora!, NamcnS Joseph John Farmer vom Armee-Hospital-Corps, das Victoriakreuz (die höchste Arszeichnung in in England für tapferes Verhalten im Felde) für eine muthvolle That verluher. Während eines Handge menges in dem für die britischen Waffen so verhängnißvollen Treffen mit den Boers auf dem Majnbabrrge am 27 Februar hielt Corpora! Farmer eine weche Fahne übrr die Verwundeten, und als der Arm, mit dem er die Fahne hochhielt, durchschossen wurde, nahm er di«