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Dresdner Journal : 24.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-24
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1882
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.AI«. FMag, de« Sd Frbmar. l» ss«,«» L«ot»«b«» L«l«b«: iLdrliek: .... 18 Ll»rk jLdrUok: 4 U»rlc V0 ?k. Lio,«lo» Huwworo: lvkk. Liu»«rk«ld ä«, äsvtvcdav k«ied«, tritt koit- iu»ä 8t«wpel,u»cdl»^ l»in»u. Ia,er,tvi,pr«l«, kür cl«o 8»ou» «ü>«r ^e,p»lt«vsi» ?«tittsi1« ig kk. vnt«r „Lill^«,«u>ät" äi« 2«il« Iw ?k S«» ^»dsUeL- «u6 Lisssn^tl so 18 Au5,ct»l»^. Lr»eke1»ev r Ht^Iick mit XumLkms äor 8o»o- uv6 keiort»« Fdsacli Mr <t«n koI^»QÜ«i» DreMerIonmal. Verantwortliche Redaction: Oberredrcteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. L»tp»tU: F>. Lrandistettrr, Ooo»«i»»i<>aLr 6«, vresäoer 1ourv»I»; U»wbarU B«r»t» Vlia - L»tpii, L»„l->r«»i»« Vr»ulreart «. ».: F ^OA/rr, >«rlt»-Vt«» S»wdar,- rr»,-l.«ip»t»-rr»ukt-rt «. H.-»»»«k««: Lk«,iu«, L«rU»: Nrvm«» - L 8c/i/otte, Lri-l»» /, Lta«Ar«'» Lurrau <L'mü /tabat/>-, kriLkkLrt » H: L ^a<A«r'»ck« tiuckdLo^Iuo^! OSrM,: S. ^/ü//er,- L»»»»r«r: 6. §cbü«t«-, k»rt» «*rlt» Vr»»ktarr ». ».- vt»«a»rr: DaudrF 6o., »uadorx: Fei. Ste>n«r N v r » u « U « d » r r 8üoial. krpeeiition 6e» vrs«ioer ^ourruU», t)ro«t«o, 2Wiozer,tr»»»v dlo. 80. Amtlicher Theil. Dresden, 23. Februar. Ihre Majestät die Königin find heute Nachmittag 2 Uhr 26 Min. über Leipzig und Frankfurt a. M. nach Mentone gereist. Nichtamtlicher Theil. Ueterslcht: telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Provinzial. Torrrspondenz. Bolk»- Zeitung. Badische Landpost.) LageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Frankfurt a. M. Karlsruhe. Bückeburg. Wien. Buda-Pest. Paris. Bern. London. St. Petersburg. Riga. Alexandrien.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte«. (Leipzig Meißen.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. «ingesandtrt. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsevnachrichten. telegraphische WitteruvgSberichtr. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Mittwoch, 22. Februar, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unter- hauset wurde die Brrathung der Augelrgeuheit Bradlaugh'S fortgesetzt. Der Premier Gladstone erklärt, daß Bradlaugh sich deS flagranten Ungehorsams schuldig gemacht habe. Er glaube aber, das Hau- würde seine Befug- niß überschreiten, wenn e« Bradlaugh nicht zuliebe; man möge der Opposition die Aufgabe überlassen, ge eignete Maßregeln ausfindig zu machen. — North cote glaubt, da- HauS müsse sich ernstlich über die Haltung feines Leiters beklagen (Beifall), und verlangt, daß der 8srge»nt nt »rma angewiesen werde, Brad laugh zu verhindern, die Barre während der Be- lathungen zu überschreiten. — Inzwischen erschien Bradlaugh und nahm feinen Platz ein. — Der Sprecher lenkte die Aufmerksamkeit deS Hause» auf diesen neuen Ungehorsam Bradlaugh'S. — Da Glad stone ein Einschreiten ablehnte, so ersuchte ihn North cote, seine Motion zurückzuziehen und dieselbe durch folgende Motion zu ersetzen: »Da Bradlaugh der Autorität de» Hause» Un gehorsam entgegensetzt und die Autorität de» Hause» mißachtet habe, indem er verlangte, einen Eid in unregelmäßiger Weise zu leisten, so ist er au» dem Hiuse au»zuweisen. * Diese Motion wurde mit 291 gegen 83 Stimmen angenommen. Bradlaugh stimmte mit der Minorität. Gladstone enthielt sich der Abstimmung. Die Neuwahl an Stell« Bradlaugh'S wurde an-eordnet. Bradlaugh verließ hiernach daS HauS. Der irische Agitator Michael Davit», welcher sich zur Zeit iu Haft befiudet, ist tu Meath ohne Opposition zu« Mitglied« d«S Uut«rhaus«S g«. wählt »ordru. Konstantinopel, Mittwoch, 22. A«bruar, Ab«udS. (W. T. B) Zu Ehrrn der austerordent- lichrn preußisch«« Gesaudtschaft fand grstrru auf d«r deutsch«« Botschaft «iu Diu«r Statt. Heute besuchte die Gesandtschaft daS SchatzhauS uud an dere Sehenswürdigkeiten uad speiste bei dem Riuisterpräfideuteu Said Pascha. Dresden, 23. Februar. Anknüpfend an die Verhandlungen im preußi schen Abgeordnetenhaus über die Regierung»presse, bringt die neueste »Prvvinzial-Torrespondenz* unter dem Titel: »Der Ton der Provinzial-Torre- spondenz* folgenden Artikel: »Die Mittel, welche der Regierung alljährlich für da» Literarische Bureau ge währt werden, sind ihr auch in diesem Jahre bewilligt worden. Die Fortschrittspartei und ihr Anhang mach ten die größten Anstrengungen dagegen; die Mehrheit war jedoch der Ansicht de» Ministers deS Innern, daß dem StaatSministerium jeder Regierung die Mittel für die Aufgaben gewährt werden müssen, welche da» Literarische Bureau zu erfüllen hat, nämlich einerseits, die Regierung von der öffentlichen Meinung, soweit sie in den Zeitungen erkennbar ist, zu unterrichten — und andererseits der Bevölkerung von den Auffassun gen und Absichten der Regierung, soweit möglich, kenntnih zu geben. Der Grund, weshalb die Fort- fchrittSpartei, welche übrigen» niemals diese Mittel be willigt hat, besonder» die» Mal dagegen eiferte, war die angeblich unangemesfene Haltung, welche die ganze Regierungspresse und namentlich auch die »Provinzial- Torrrspondenz* während der letzten Wahlbewegung eingenommen habe. Gewiß war der Ton, in welchem der Wahlkampf die» Mal betrieben wurde und dem sich auch die entgegenstehenden Blätter nicht durchaus entzogen haben, sehr zu beklagen, — aber die Fortschritts partei und ihre Freunde sind, wie im Abgevronetenhause nachgewiesen wurde, am wenigsten berechtigt, darüber Beschwerde zu führen; denn diese Partei hat durch ihre Organe, Flugblätter u. s. w. diesen Ton i« die ganze Bewegung gebracht, und gerade ein Abgeordneter, der jetzt von sittlicher Entrüstung über diesen Ton, soweit er nämlich auch von den Gegnern angeschlagen wird, überfließt, steht jenen fortschrittlichen Blättern sehr nahe. ES ist offenbar ein Borwurf, der die ganze liberale Partei trifft, daß sie ihre gesammte Wahl agitation den heftigsten, leidenschaftlichsten Geistern allein überlasten hat, und wenn man jetzt theilweife den Tonservativen und der Regierung Anstandslehren giebt, so hätte eS jedenfalls viel näher gelegen, diese Mahnungen zur rechten Zeit an die Agitatoren von der Fortschrittspartei zu richten. Davon ist aber nie etwas zu hören gewesen. Daß die RegierungSpres e nun besonders lebhaft gegen die Fortschrittspartei auf trat, hatte feinen Grund darin, daß seit der Patte - bewegung, welche nach der Trennung der bisherigen Linken von den Nationalliberalen entstand, und be sonder» seit den Wahlen in Altenburg, Lübeck u. s. w. die Gefahr nahe lag, daß die heftigere Fortschritt-Partei wieder die unselbstständigeren Gruppen deS Liberali»- mu- beherrsche. Der Führer der gemäßigten Libe ralen faßte noch vor einem Jahre selber die Lage ebenso auf; »die Secessionisten*, sagte er, »können heute noch nicht sehen, wie weit sie getrieben werden. Die Fortschritt-Partei ist offenbar bemüht, sie in immer weitere Opposition zu drängen.* E» kam daher darauf an, die Thaten der Fortschritt-Partei in der Zeit, wo sie da- Abgeordnetenhau- beherrschte, 1861 bi» 1866, in» Gedächtniß zu rufen, wa» tn einer Reihe von Aussätzen der »Provinzial. Torrrspondenz* geschehen ist. Dieselbe war überzeugt, nicht im In teresse einer Partei, vielmehr im Interesse de» Lande» zu handeln, mithin recht eigentlich ihre Pflicht zu erfüllen, indem sie dazu beitrug, dieW'eder- khr der damaligen Zustände zu verhindern. Mögen übrigen» immerhin einzelne Ausdrücke in dem Urtheil derselben als zu scharf und für ein Regierungsblatt nicht passend erscheinen —, so könnte doch die Fort schrittspartei über »Verleumdung* nur klagen, wenn sie die angeführten Thatsachen zu entkräften im Stande wäre. Diese sind aber durchweg der strengsten Wahrheit entsprechend, und niemals haben die Gegner sie anzu- fechten gewagt. Auch der Minister des Innern hat bei der jetzigen Erörterung die Angriffe sachlich in jeder Be ziehung gerechtfertigt gefunden, nur »einzelne Ausdrücke in einzelnen Artikeln" seien zu scharf gewesen in einem Re gierungsblatt, welche- eben mehr wie die Parteien die Pflicht habe, in der Form Maß zu halten; jene Ausdrücke seien nur »motivitt durch die H tze deS da mals wogenden Wahlkampfes* Der Minister schloß seine Rede mit einem Vorschläge an die FottschrittS pattei: »»Ich werde darauf Bedacht nehmen und halte et für eine gebotene Pflicht, daß die »Provinzial- Torrespondenz*, wie e» ja auch geschieht, bei aller Schärfe der Abwehr und deS Angriffs gegen die ihr gegenüberstehende Parte,, bei Fortsetzung deS Kampfe» gegen die Fortschrittspartei die Formen, welche man auch dem politischen Gegner schuldig ist, wahrt. Ihnen, meine Herren, schlage ich dagegen vor: Sorgen Sie dafür, daß in Ihrer Presse und in Ihren Versamm lungen ebenfalls dauernd ein Ton eingrsühtt und be- wahrt wird, welcher eine in angemessenen Grenzen und Formen stattfindende öffentliche DiScussion gestattet, — dann glaube ich, werden wir uns gegenseitig viel Ver drießlichkeiten ersparen und dem Lande nützen ** Da» Versprechen deS Ministers wird natürlich unbedingt, auch in der Hitze de» Wahlkampfes, gehalten werden; die »Provinzial-Torrrspondenz"wird, wie eS ja grund sätzlich auch geschieht, bei aller Säärfe der Abwehr und deS Angriffs und bei Fortsetzung des Kampfes gegen die Fortschrittspartei die Formen wahren, die sie, zumal m ihrer Stellung, dem Gegner schuldig ist. Mögen auch die Widersacher der Regierung den Wunsch de» Minister» ersülleu helfen uud nur dem Lande zu nützen suchen.* So die »Provinzial-Torrespondenz*. Die Organe der preußilchen Fortschrittspartei setzen jedoch in er bitterter Welse die Polemik gegen die Regierung»- presse fort, und leistet beispielsweise die »Volt»- Zeitung*, was grobes und plumpe» Schimpfen an langt, ihr Möglichstes. Sie spricht von dem »ver logenen Inhalt* der Angriffe der „Prov.-Torr.*, von den »plumpen und unverschämten Lügen, wie sie bis her in der »Prov. Torr.* an der Tagesordnung waren*, und Sehnliche- mehr. Die Wahlen zum Reichstage hätten gezeigt, »daß die Intelligenz deS deutschen Volke- über die Verleumdungen und Lügen der offi- ciösen Presse ebenso erhaben sei, wie sein Geschmack über ihre Unfläthigkeiten.* »Aber wir wünschen*, heißt e- weiter, »daß der häßliche Schmutzfleck, den die officiöse Presse auf dem Schilde de- deutschen Reichs darstellt, von demselben verschwinde * Diese Proben au- dem Phrasenlexikon der „Volks-Zeitung* dürsten wohl genügen, um einen ausreichenden Blick in die schönen Seelen Derer zu thun, welche dem preußischen Fortschritt ihre Feder zur Verfügung stellen. Soweit die Schimpfereien der officiöse« Presfe im Allgemeinen gelten, so dürsten Diejenigen, welche ihr angehören, nicht ohne einige olympische Heiter keit sich von den Artikelschrelbern al- »Schmutz flecken* dargestellt sehen. Wohl sämmtliche Osficiösen, welche an deutschen RegterungSorganen beschäftigt sind, werden jederzeit ihr Angesicht zeigen können, ohne daß dadurch der Verdacht entstände, sie möchten infolge ihrer gesellschaftlichen Stellung und Herkunft Kreisen entstammen, in welchen man vorzugsweise am Schmutze Gefallen findet. Wer eine Geschichte der olficwfrn Presse Deutschlands schreiben wollte, der würde von Marlin Claudiu- an bi» auf Eduard Duller und die Gegenwart eine Reihe in der deutschen Literatur mit Ehren genannte Namen von Männern auszählen können, die au» freier Ueberzeugung und in dem Be wußtsein, unabhängig von den Geldinteressen eine» speculativen Zeitung-Verleger» zu sein, der Regierung»- presst ihre Kräfte widmeten. Ja die Geschichte der officiöse« Presse beginnt bereit- mit dem gefeierten Namen de» Erfinder» der Buchdruckerkunst selbst. In der Druckerei Gutenberg'- in Ellfeld am Rhein er schienen die Publikationen, in welchen Kurfürst Adolf von Mainz fein Recht vertheidigte, während bei Schöffer, dem Concurrenten Gutenberg'», die Kund gebungen Diether v. Asenburg'-, seine- R valen, erschie nen. So ist d>e Geschichte der osficiösen Presse so alt, wie die Geschichte der Buchdruckerkunst selbst. Heute will man mit einem Male den Regierungen das Recht bestreiten, ihre Ansichten in der Presse zu vertreten. In der jüngsten Zeit wurden außer im preußischen, auch im hessischen und im badischen Landtage von ein zelnen Abgeordneten heftige Angriffe auf die Regie- rung-presfe gerichtet. Die Stellung und Haltung der Regierungspresse in diesen drei Ländern ist eine sehr verschiedene, und er würde zu weit führen, diese» näher untersuchen zu wollen. Im Großherzogthum Baden sind e» beispielsweise die Demokraten nicht allein, son dern auch die Tonservativen, w'lche die Haltung der sogenannten AmtSverkündigungSblätter entschieden miß billigen, so daß der Staat-unnister Turban bemerkte, er »halte eS für bedauerlich, daß ein AmtSverkündigungi- institut existitt, welche- so viele Widerwärtigkeiten bereitet * Die conservative »Badische Landpost* hebt z. B. den Unterschied hervor, welcher vorhanden ist, »wenn eine Regierung sich nicht damit begnügt, durch eine kleine Zahl Blätter ihre Politik im Lande vertheidigen zu lassen, sondern den weitaus größten Theil der Landerpresse sich dienstbar zu machen weiß, wie eS in unserm Lande durch das Institut der Amtkverkündiger der Fall ist. Hier handelt eS sich nicht mehr um Bertheidigung der Reg,erung»politik, sondern ganz allein um Beeinflussung des VolkSwillenS, und eS ist dabei der Regierung stets in die Hand gegeben, nach Bedarf öffentliche Meinung zu machen.* Allein mag auch bisher da und dort deS Guten zu viel geschehen sein, daS wird man wohl allerwärt» in Deutschland der RegierungSpreffe nachrühmen können, daß sie, getrogen von dem Bewußtsein, nicht den Partei leidenschaften der Gegenwatt zu dienen, unter Anderem auch eine der schöneren Seiten ihres Berus» dann erblickt, den Interessen einer künftigen Geschichts schreibung al- Quelle zu dienen, auf Sammlung de» authentischen Material- und eine strenge actenmäßige Darstellung deS Sachverhalt» bedacht war, daß sie bisher nirgends faulen Privatinteresfen und Börfen- lpeculationen gedient, daß sie gewissenhaft in der Aus wahl ihrer Nachrichten war und daß sie durch ihre Mäßigung und Zurückhaltung sich bemühte, der sogenannten »unabhängigen* Presse mit gutem Beispiele voranzugehen. E» hat daher bei dem mancherlei Debatten w den deutschen Landtagen auch an Stimmen nicht gefehlt, welch« bereitwillig diese- anerkannten In Preußen mag die Lage viel leicht eine etwas prononcirtere fein, al- im übrigen Deutschland; allein wir vermögen nicht einzusehen, wie diese immer fortgesetzten Recnminationen von recht» nach link- und vioe vor»» irgend einen Bottheil bringen sollen, eS fei denn, daß die Einsicht sich Bahn breche, daß eine loyalere uad anständigere Kampfweise Feuilleton. Nebigirt von Otto Vanek. L. Hostheater. — Altstadt. — Aschermittwoch, den 22. Februar, fand da- alljährliche große Eoncert zum Besten de- Unterstützung-fond» für die Wittwen und Waisen der königl Kapelle unter Direktion d«S Hrn. Kapellmeister» vr. Wüllner Statt. Die allge- meinste Theilnahme der Musikfreunde war für die» Eoncert durch die Mitwirkung eine» so seltenen wie geschätzten Gaste» de» Hrn. vr. Johanne» Brahm» gewonnen, der mit warmer Begrüßung empfangen wurde. Er spielte sein zweite» Tlavierconeert (v-äur) und diesem folgte die Ausführung seiner Lomposition der »Nänie* von Schiller für Thor und Orchester. Brahm»' Tompositionen bieten un« stet» Geist, Tief sinn und Eigenheit de» Inhalt» vereinigt mit harmo nischer und conkapunktischer Kunst der Technik und Gestaltung; fordern aber oft infolge der stark au»geprägten Individualität ihre» Tharakte:» vom Hörer für verständ- niß und Empfängniß eine Anstrengung und Hingebung, wofür der Lohn wahren, innerlich befriedigenden Ge nüsse» auSbleibt. Auch in den ersten beiden Sätzen — namentlich im ersten — de» Toncett» scheint mir die musikalische Denkarbeit der Erfindung, freie« Ge- dankenentwicklung und warmen Empfindung den Bor- rana abgewounen und sich, statt zu dienen, die Herr schaft angemaßt zu haben. Mlt Bottheil wohl für kunstvolle, ngenthümlich reizende Detail» bietende Durchführung, nicht aber für Klarheit, einheitlichen Fluß und für große Linien der Structur. Erst durch den poetisch gestimmten, schönen Andantesatz wrden wir tiefinnerlichst gefesselt, und der letzte melodisch an- muthige, charakteristische, geistreich und vollkommen klar durchgesührte Satz hält unsre Theilnahme mit gesteigerter Wirkung gefangen. Da» Toncett ist eine Symphonie mit concettlrendem Clavier, höchst interessant, voll Wohlklang und reich im Lolorit wie Ausdruck de» Orchester»; dem Pianofotte ist die natürliche Nei gung de» Lomponisten, der gewöhnlichen virtuosen und effectuirenden Behandlung auSzuweichen, nicht so gün stig gewesen; e» gelangt besonder» in den ersten beiden Sätzen'nicht zu der ihm al» concettirendem Instrument nöthigen eigenen und dankbaren Tonsprache. An au»- gesuchten Schwierigkeiten, die dem tapfersten Piano- fortcmrtuosen bedenklich Vorkommen werden, fehlt e» indessen der Tlavierstimme nicht. D:r Componist spielte damit io bewunderung-werther Weise, und führte sem Toncert, vom Orchester meisterhaft unter stützt, mit einer geistigen Vollendung au», welche enthusiastischen Beifall hervorrief. Die »Nänie* der klagesang über die Vergäng lichkeit alle» Schönen, der zu Schiller'» schwächsten Dichiungen zählt, reiht sich den schönsten Compofitwnen Brahm»" an. Edel, ernst, feierlich und mit wehmüthl- ger Färbung macht e», harmonisch abgerundet tn Stimmung und Form, einen ttefen Eindruck, der sich namentlich zum Ende hin »daß da»Schöne vergeht*«, ergreifend steigert und durch Wiederholung de» vor letzten Verse» einen erhebenden Abschluß findet. An der sehr gelungenen Au»führuag betheiligten sich die Dreyßig'iche Singakademie, die königl. Hoskirchensänger und die oberen Lhortlafsen de» königl. Konservatorium». Mit einer vorzüglichen Wiedergabe der Ouvertüre Cherubini's zu den »Abenceragen* ward da» Eoncert eröffnet, mit einer gleich vorzüglichen von Mendels sohn'» Werte »Die erste Walpurgisnacht* — wohl- thuend im lichten, klaren, plastischen Eindruck — wurde eS beschlossen. Frl. Rößler, die Herren Riese, Bulß und Gutschbach sangen die Solosätze, die namentlich Hrn. Bulß zum Schluß Gelegenheit zu schönem, stimmvollem Bortrag boten. C. Banck. Wa» die Wogen rausche«.*) Fischernovelle von F.» Stengel Es wogt und fluthet die grüne See, die Wellen heben und senken sich, steigen und sollen, thürmen sich aus zu Bergen und stürzen in tiefe Schluchten. Schäu mend und brausend prallen die Wasser am Flsenriff an, spielend plätschern sie über den sandige» Strand, kosen geheimnißvoll im Schilf in der Niederung, und eilen ruhelos vom Ufer in die Weite, rastlos von der Wette anS Ufer. Ueber ihnen weht der Frühling»- wind und tändelt neckisch Mit ihnen, al» ob er sich erfreue an ihrem Spiele, ehe er ihnen seine wilde Macht zeige. Weithin schützt die hohe Düne die In sel vor der Fluth, und wo die Düne, niedriger wer dend, nicht au»reichte zum Schutz, haben Manschen- Hände einen starten Damm errichret gegen da» nicht selten furchtbar drohende Element. Aber mehr al» Damm und Düne schützt da» Felsenriff, da» meilen weit hinau-ragt in da» Meer, die Insel vor der Gewalt der nordischen See. Roch immer hielt «» den Anprall der Fluthen vom Lande fern, *) Unberechtigter Nachdruck verboten dessen Bewohner ihm die Sicherheit ihre- Herde» und ihrer Habe danken, aber manche» Fahrzeug zer schellte an den halbverborgenen Klippen, die nur der brodelnde Schaum dem Auge vercäih. kein Leucht thurm, kein Zeichen warnt den Seefahrer; wohl zün det der Uferbnvohner in stürmischen Nächten ein Feuer an auf der vom Lande leicht zugänglichen Spitze deS FelsengürtelS, zur Warnung, falls ein Fischer draußen sein sollte; auch genügt die», denn selten nur verschlägt der Sturm ein Schiff in diese Regionen; die Insel liegt zwar nicht weit ab von der großen Fahrstraße der nordischen See, aber die Schiffer wissen sie zu umgehen. Lange wird e» jedoch nicht mehr dauern, und die Insel ist, wie alle anderen hier, eine Station für den Berk-Hr und ein Sammelplatz für den Gewinn und Bergnügung»lustige verschiedener Rationen. Schon hat ein unternehmender Kopf an der Südküste eine Badeanstalt gegründet und dem kleinen Orte Blasungen einen Namen gemacht. Dott hin bringen die Bewohner der rauhen Nordseite nun da» Erirägniß ihre» Fischfang», dort verbindet Post und Telegraph die Insel mit dem Festland«, wohin die Fischer früher erst nach dreistüudiger beschwerlicher Fahrt auf dem stet» unruhigen Meere gelangten; aller B i kehr hat sich dahm gezogen; die kleinen Dörfer u id einzelnen Gehöfte im Innern und an der rauhen, klippenreichen Nordseite werden immer stiller und ein samer. Dort wohnen kräftige Menschen, erstarkt im Kampfe mit Wind und Wasser; F schere» ist ihr einzige» Ge- werd«; aber nicht immer geht diese» allein nach dem Broduct de» Meere»: die Firth treibt ost herrenlose» Gut an den Strand, und Man her ist schon über
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