Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal . und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. AbonnemcutSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prrsmiMerLnUo. Amtiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit , 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 34 Dienstag, de» 29. August 1876. 1. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin. Der General Postmeister Stephan hat eine Instruk tion veröffentlicht, welche sich auf die Ausbildung und Prüfung der Postbeamten im Telegraphendienste bezieht und mit dem 1. Okt. d. I. in Kraft tritt. Zugleich ist den Ober-Postdirectionen zur Pflicht gemacht, Postcleven und Postgehilfen künftig erst nach erlangter voll ständiger Ausbildung im Telegraphendienste zu der ersten Dienstprü fung zuzulaffen und im Uebrigen daran festzuhalten, daß der Postcasse durch die Ausbildung der Posteleoen, Postanwärler und Postgehilfen im Telegraphendienste besondere Kosten nicht erwachsen; auch soll die Ausbildung, soweit angängigem der dienstfreien bezw. derjenige^Zeit erfolgen, in welcher diese Beamten zu Erlernung deö PostdiensteS über zählig beschäftigt werden. Die Ausbildung der Postbeamten wird sich auf alle diejenigen Theile des Telegraphenvienstes erstrecken, deren Kenntniß zur vollständigen Wahrnehmung dieses Didnstzweiges bei einer vereinigten Verkehrsanstalt erforderlich ist, jedoch will man dabei vorwiegend das praktische Bedürfniß berücksichtigen. — Auch dem nächsten Reichstage sollen verschiedene neue Steuer- Projekte vorgelegt werden, über die man im Allgemeinen aber wenig erbaut ist. In erster Linie nennt man die Tabaksteuer, für welche die Neigung um so größer sein dürfte, falls auf der anderen Seite die Brausteuer eine wiederholte Abweisung erfährt oder der nament- lich von Meklenburg hartnäckig vcrlheiligte Gedanke einer Petroleum- fteuer seiner Verwirklichung entgegen geht. Außerdem wird die Börsen steuer auf die Tagesordnung kommen, jedoch der Vorschlag in einer Form aufireten, welche die Belastung des kleineren Börsenverkehrs durchaus ansschließt. — Einen gräßlichen Ausgang fand am Sonntag in Trebnitz bei Zeitz ein Sreit zwischen einem Bauer und dem bei ihm liegenden Dragoner. Ersterer hatte Mehreres, was der Soldat nach seiner Ansicht unrechtmäßiger Weise verlangt hatte, zu bewilligen sich gewei gert und war daraufhin von Letzterem stark mit Ohrfeigen tractirt worden. Der Bauersmann gerieth hierüber in eine so namenlose Wuth, daß er aus dem im Zimmer sich befindenden Schranke ein Garbiermeffer Herausriß und den Soldaten, als dieser eben zur Thür hinausgehen wollte, von hinten überfiel und dessen Hals vollständig durchschnitt, daß der Tod augenblicklich eintrat. Der Bauer ist so fort festgenommen worden. — Ueber die bevorstehende Herausgabe von Stroußberg's Me- morien schreibt man der „Neuen Fr. Pr.": Die Nachricht, daß Or. Stroußberg sich in seiner Untersuchungshaft mit einer größeren zeit geschichtlichen Arbeit beschäftigt hat, welcher vorzugsweise seine eigenen Erfahrungen auf industriellem und finanzwirthschaftlichem Gebiete zu Grunde liegen sollen, bestätigt sich. Das ziemlich umfangreiche Werk befindet sich auch schon unter der Presse. „Or. Stroußberg und sein Wirken, von ihm selbst geschildert." Als besonders interessant wird von Personen, denen ein Einblick in das Manuskript gestattet worden, der Abschnitt bezeichnet, welcher daS Gründerthum und ein anderer, welcher den Häuser- und Grundstücksschwindel in Berlin bespricht. Die verschiedenen Eisenbahn-Unternehmungen Or. StronßbergS' werden selbstverständlich in ein besonders Helles Licht gestellt und dieser Theil der Schrift soll eine Fülle von neuen Aufschlüssen und merkwürdigen Details bilden. Kiel, 23. August. Die „Kl. Z." meldet: Die Entlassung der ausgedienten Mannschaften der Marine soll, neuer Bestimmung zufolge, fünf Tage nach der Rückkehr der Panzerfregalten „Kaiser" und „Deutschland" in die Heimath erfolgen. Wien, 25. August. Eine Meldung der „Politischen Correspon- denz" aus Belgrad bestätigt ebenfalls, daß die Friedensbestrebungen der serbischen Regierung nunmehr eine officielle Form angenommen haben. Fürst Milan gab gestern Abend den Vertretern der Garan liemächte seine Bereitwilligkeit kund, die angebotenen Dienste anzu nehmen und den Wünschen und Nathschlägen der Mächte zu ent sprechen. Gleichzeitig ersuchte der Fürst die Vertreter der Mächte, diese guten Dienste behufs Wiederherstellung des guten Einvernehmens zwischen ihm und der Pforte in Anwendung zu bringen und die Ein- > stellung der Feindseligketen überall, auch Montenegro gegenüber, her beizuführen. Die Vertreter der Mächte haben unverzüglich auf telegraphischem Wege die entsprechende» Mittheilnngcn an ihre r Negierungen gelangen lassen. Petersburg, 25. August. Der von England erfolgten Ab« t Mahnung der Pforte, Baschibozuks zu verwenden, stand ein gleicher ' Schritt der drei Kaiserinächte zur Seile. Oesterreich hat noch beson- ' derS auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die bei Verlegung deS e Kriegsschauplatzes in die Nähe deS österreichischen Grenzgebietes durch " massenhafte Flüchtlingöübertritte entstehen und Oesterreich direkt ° berühren würden. t Paris, 25. August. Die Personen, welche am 15. d. wegen - Demonstration zu Gunsten des Kaiserthums verhaftet worden waren, d sind zu mehreren Tagen Gefängniß verurtheilt Worten. — Der dics- , fettige Botschafter in'Berlin, Vicomte de Hxntaut-Biron, soll ersucht 5 worden sein, die Rückkehr deö Herzogs Decazes in Paris abzuwarten ' und sich erst nach dessen Ankunft^auf seinen Posten nach Berlin zurückbegeben. ° — 25. August. Wie die „Agence Havas" aus Belgrad melde), 1 hat Fürst Milan bei der gestrigen Besprechung mit den Vertretern e der Tractatmächte, welche gemeinsam zum Frieden riethen, seine ! Geneigtheit erklärt, auf der Basis deö Ltntus HUO ante bellum ' den Frieden abzuschlicßen. Antwerpen, 25. August. Der belgische Dampfer „Funch" ' von der White-Croß-Linie kam gestern von New Jork mit voller Ladung, aber mit Feuer an Bord auf der Rhede von Vlissingen an. Es gelang zwar, die auf dem Schiffe befindlichen Personen zu retten, Schiff und Ladung aber werden als verloren angesehen. Dem Ver- i nehmen nach sind Schiff und Ladung mit 2 Millionen versichert. Belgrad, 25. August. Die serbischen Truppen haben am sechsten Kampftage bei Alexinatz einen bedeutenden Sieg über den zweifach überlegenen Feind davon getragen. Die Türken versuchten, sich vor den serbischen Linien zu verschanzen, mußten aber, durch die serbischen Truppen daran gehindert, den Kampf im offenen Felde annehmen und wurden vollständig geschlagen. Die Türken flohen bis hinter Katun und räumten das ganze Terrain von St. Stefan bis zur Morawa. Auf der Flucht haben die Türken große Quantitäten Geschützmunition, sowie einige hundert Todte und Verwundete auf dem Schlachtfelde zurückgelasscn. Die in Folge des fortdauernden, scchSlägigen Kampfes einigetretene äußerste Ermattung binderte die serbischen Truppen, den deroutirlen Feind weiter zu verfolgen. Die Türken befinden sich noch auf dem linken Morawaufer, wo sie während der letzten sechs Tage einige Verschanzungen errichtet haben, die ser bischen Truppen sind voll Enthusiasmus. Uorales und Sächsisches. Dresden. Am 24. August ist ein Mann, der wegen Brand stiftung von einem Landgendarm verhaftet worden war und von dem selben nach dem Gefängniß transportirt wurde, unterwegs in der Nähe von Tolkewitz entsprungen und hat sich, um dem ihm hart auf den Fersen folgenden Gendarm zu entgehen, in die Elbe gestürzt. Der Gendarm ist ihm nachgesprungen und hat ihm so lange in dem an jener Stelle gerade ziemlich tiefen Flusse festgehalten und dadurch vor dem Ertrinken bewahrt, bis von einem gerade vorüberfahrenden Dampf schiffe das Boot herabgelassen und zur Rettung Beider herangekommen war. — Die Besitzer von Chemnitz Kommotauer Eisenbahn-Prioritäten werden nochmals darauf aufmerksam gemacht, dsn Umtausch, gegen 3procentige Rente bis spätestens zum 31. August'zu bewirken, indem nach diesem Termine keine Baarschaft mehr gewährt wird. — In der Nähe von Neukirche» bei Crimmitschau wurde am 23. August der Handarbeiter Robert Meißner aus Wahlen in der Nähe der JunghannS'schen Gerberei auf der Bahnstrecke von dem vorrüberfahrenden Eilzug überfahren und schrecklich verstümmel. Meißner, welcher auf der Stelle todt blieb, ist 28 Jahre alt unb noch miverheirathet.