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Dresdner Journal : 18.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-18
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1875
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N40 Donnerstag, Den 18. Februar 1875. «rtiiki. . . »Hirtz ^j»tz^t«tzr 4 N»rk 4« kk. 14 kt. 4»—rk»!d 444 ck«Wtz»Mtz» Keicb« tritt k«tt «iS 8towp»I««oU»E tzü»». WO» 4» Kiaa» «io«r ^«,p»It»»«» kstitxll«! >4 Wtz P«t«r „Ku»U«»«»ckr' <Ü» 2«U»r 44 kt Lr»«tz»t»«i» KUiivd mit a» So»»- m»ck k«l«<»E4tz Xd«»ä» kür a« tol^oä« P»^. DreMerHoimml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. »»»»Lre», l)r»«<1ll«r ckvaroil», ed»o«t— : Fort,- L»»d«U-I«rU» HN«-L«lP»tL- I—l->r«i1»»-tzr»L»1i»rr ». M.: <4 ko-t«', 4«rU» Vt«» L»»4«iU-rr»U-L«ip«tU.rr»Lkt«i< ». N. - »ÜLdt«»: Kuck Lko««, >«rU»i S. LoriTctz, I»kxU»ckri- cka^t, F/L^ee^t,- vr«m«»: L äctzlott«, : I. Lar»»»; vdnuUr»: F>. Kcnot, kr»LLkiir» ,»! L ^ae-«--ed« u. (,'. 77«tü« NucltU., ^)«»b«Ft)o., SörUtt: /»V.D., L«»»»v»r: t,' Lo4a«i«r, k»rt»: ^av«, DaM«, L-ü»«»«4 6«., 4t»U»»tti - 0o>, L»»dia,! V LI—«i-«,- Vl„i Lt vx^Mtz S«r»ai4»4*r« LhwLt. Lipoäitto» a« vrocka« vr«ä«L, L1»rL>trvU»«,Ul»«» t Amtlicher Theil. BkkaMtmaäMg. Die diesjährigen Aufnahme-Prüfungen der angemeldeten oder noch anzumeldenden Exspektanten für das Königlich Sächsische Cadetten-Corps sollen vom 5. bis mit 7. April a. e. stattfinden. Für die Anmeldung der Exspectanten, für deren Ansprüche auf Cadetten- oder Pensionärstellen und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadetten-Eorps zu leistenden Erziehungsbeiträge rc. ist der Auszug aus dem Regulativ für das Königliche Sächsische Cadetten- Eorps vom Jahre 1875 maßgebend. Der genannte gedruckte Auszug, sowie gedruckte Formulare zur Anfertigung der nothwendigen Nationale sind durch die hiesige Buchhandlung von Carl Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, den l8. Januar l875. Kriegs-Ministerium von Fabrice. UWämtlichcr Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Taaetgeschichte. (Berlin. Hannover. Kiel. Straßburg. München. Schwerin. Wien. Paris. Bern. Rom. Madrid. London. Stockholm. Washington. Rio- de-Janeiro.) Der Proceß Ofenheim in Wien. Dresdner Nachrichten. Ein Daheim für Arbeiterinnen. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Plauen. Reichenbach. Großschirma. Meißen. Löbau.) Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. BSrsennachrichten. Telegraphische WittrruvgSbrrichtr TtikyraMlche Nachrichten. Buda-Pest, Dienstag, 16. Februar, Abends. (W. T. B.) Die von Coloman TiSza in der heu tigen Audienz beim Kaiser abgegebenen Erklärungen haben, sicherem Vernehmen nach, Se. Majestät be stimmt, die FufionSverhandlungen zwischen den beiden großen Parteien fortsetzen zu taffen. Zum VertrauenSmaun bei den Verhandlungen hat der Kaiser den gegenwärtigen Chef deS CabinetS, Bittö bezeichnet. (Vgl. die „Tagcsgeschichte" unter Wien.) Versailles, Dienstag, 16. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung erledigte deute mehrere kleinere Gesetzentwürfe ohne erheb- licheS Interesse und vertagte sich darauf bis zum Freitag Bor Beginn der Berathung erhoben die Deputaten Saisset und de Lorgeril wider den Prä sidenten Buffet den Borwurf, daß er durch Ueber- Weisung deS Waddington'schen und deS Vautrain- schen Senatsgesetzentwurfs an die constitutionelle Commission die Geschäftsordnung verletzt habe, welche nachdem daS TenatSaesetz ordnungsmäßig abgelehnt worden sei, die Erörterung desselben Gegenstandes erst nach Ablauf von 3 Monaten gestatte. Der Präsident Buffet führte indessen den Nachweis, daß die Bestimmungen der Geschäfts ordnung durch ihn nicht verletzt worden seien, und blieb der Zwischenfall ohne weitere Folgen Der Bericht der UntersuchuvgScommisfion über die Vorgänge bei der Wahl deS Bonapartistischen Abgeordneten Bourgoivg im Departement de-la- Nidvre, in welchem auch die Aussagen deS Pa riser Polizeipräfecten über den Bonapartistischen Centralcomit^ ausgenommen find, wird Wahlschein- lich am Freitag erstattet werden Brüssel, DienStag, 16. Februar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Senats richtete Baron d'Anethan eine Ansrage an den Minister deS Auswärtigen, ob Belgien einen Ver treter zu der in St. Petersburg bevorstehenden internationalen Conferenz über daS KriegSvölker- recht senden werde. Der Minister erwiderte, eS sei ihm nicht bekannt, wo und wann die Conferenz zusammenterten werde. Die Negierung betrachte eS als eine Frage von eryeblicher Wichtigkeit, welche Haltung Belgien der Conferenz gegenüber einnehmen solle, und beschäftigte sich ernstlich mit Erörterung derselben. Sie habe aber noch nicht hinlänglich Stellung zu dieser Angelegenheit ge- uommen, um jetzt schon bestimmte Erklärungen abgebev zu können, die außerdem auch auf die noch schwebenden Verhandlungen einen ungünstigen Einfluß haben möchten. Tagesgeschichte. I-. Berlin, 16. Februar. In Bezug auf die Ab wickelung der Geschäfte des Landtages hört die „D. R.-C.", daß es in der Absicht des Präsidiums des Ab geordnetenhauses liegt, die diesem Hause bis jetzt zu gegangenen Vorlagen, wenn irgend möglich, bis zum Osterfeste hin zu erledigen Man wünscht dies nament lich deshalb, um denjenigen Mitgliedern des Abgeord netenhauses, welche gleichzeitig Mitglieder der Commission des Reichstages sind, die mit der Berathung der Justiz gesetze beauftragt ist, Gelegenheit zu geben, die Be- rathungen dieser Commission gleichfalls zu förden. Sollte gelingen, bi- dahin die Arbeiten des Abgeordneten^ Hauses soweit zu förden, als eben angedeutet ist, dann würde eine Vertagung des Abgeordnetenhauses bis zu derjenigen Zeit eintreten, daß das Herrenhaus die ihm zugewiesenen Gesetze gleichzeitig durchberathen kann. Dann würde allerdings nochmals das Abgeordneten haus zusammentreten, um die etwa vom Herrenbause vorgenommenen Aenderungcn der Gesetze einer nochmaligen Berathung zu unterwerfen — Im Abgeordneten haus! hat heute, nach Erledigung einiger minder wichtigen Gegenstände der Tagesordnung, die erste Be- rathung des Entwurfs eines Gesetzes über die Ver mögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden begonnen. Auf der Rednerliste sind 14 Mitglieder ein geschrieben, und zwar 8 gegen, 6 für die Vorlage. (Legen den Gesetzentwurf erhielt zunächst der Abg. Reichen sperger (Olpe) das Wort. Derselbe beklagte sich über Säkularisation des Kirchenvermögens und Demokraiisirung der Verwaltung desselben, die der Entwurf beabsichtige und berief sich auf verschiedene Aeußerungen des italienischen Eultusministers >>». Bonghi, wonach die preußische Gesetz gebung in kirchlichen Dingen derart beschaffen sei, daß sie von dem Katholicismus nicht acceptirt werden könne; im Vergleiche zu derselben sei überall etwas Aehnl.ches nicht zu finden; m romanischen Ländern sei überhaupt eine so unbedingte Unter werfung unter die Majestät des Gesetzes, wie sic die preußische Gesetzgebung verlange, gar nicht denkbar Wie alle früheren Kirchenvorlaaen, enthalte auch der gegenwärtige Gesetzentwurf einen Verstoß gegen das Princip der Versassungsurkunde, ins besondere der Art. iS und 27 derselben. Der Satz des all ¬ gemeinen Landrecht-, daß das Kirchellgut Eigenlhum der be treffenden Religionsgesellschaften sei, sei au sich falsch, übrigens in dieser Frage nicht zu verwertheu DaS Landrecht sei gegen über deu wohlbearüudeten Rechten der Kirche außerdem nur al» subsidiäres Recht zu betrachten. Nach dem bestehenden Kirchenrecht gebühre die Verwaltung deS Kirchenvermögens den Bischöfen. Der Redner schloß serne l j4 stündige Rede mit einem Mahnrufe: Er kenne keinen »wetten Staat in der Welt, wo da» Recht eine» dritten TbeilS der Bevölkerung in einer solchen Weise verletzt wird, wie dieses seit Jahren in Preußen der Fall sei. Du Geduld der Katholiken werde auf eine bedenkliche Probe gestellt werden. Er hoffe, daß da» bei Zeiten cinaesehen werden wird, und daß man endlich zur Ein- kehr uod Umkehr gelangen werde. Abg Wiudthorst (Bielefeld) trat hierauf für die Bo» läge ein. Deu italienischen Kultusminister Bongbi könne Redner für einen klassischen Zeugen nicht gelten lassen, da der selbe ei» ebenso entschiedener Frauzosenfreund. wie lebhafter Gegner Dentschlands sei. Redner begrüßte die Vorlage als eine schöne Frucht des begonnenen .Culturkampfes", der den Gemeinden ein lange entzogeues Recht wieder zurückgeb«, und erhoffte al» eine weitere schöne Frucht des Kampfes die baldige Vorlegung eines Unterrichtsgeftzes Die Brrfafsungsmäbiakeit des vorgclegten Gesetzentwürfe-- sei unbestreitbar. Derselbe beruhe ferner aus der richtigen Voraussetzung, daß die Trägerin des Kirchenvermögens die kirchliche Gemeinde sei, eine Auf fassung, welche übrigens auch das allgemeine Landrecht theile- Wenn Redner die Principicn des Entwurfes billige, so seien ihm doch einzelne Bestimmungen desselben sehr bedenklich; vor Allem wünsche er die endliche Aufhebung des Patronat»; die Stellung des Regierungspräsidenten sei in der Weise, wie sie der Entwurf vorzeichne, unhaltbar; falsch sei eS. den Pfarrer als geborenes Mitglied des Kirchenvorstandcs hiuzu- stellen, die 8s 8 und 4, welche den Begriff »Kirchenvermögen" entwickeln, bedürften einer wesentlichen Verbesserung. Der Redner empfahl deshalb, den Entwurf einer Commission von 14 Mitgliedern zur Vorberathung zu überweisen. (Beifall link») Abg. Dautzenberg (Pfarrer in Kaiserswerth): Erstehe nicht so schroff ablehnend der Vorlage gegenüber, wie dies den Maigesetzcn gegenüber bei ihm der Fall sei. Zwar ver folge das Gesetz gleich den Maie,eschen die Absicht, der katho lischen Kirche zu schaden, doch könne man eS sich schließlich ge fallen lassen, wenn es die Staatsgewalt nur auf die Aufsicht über die ordnungsmäßige Verwaltung de« Kirchenvermögens beschränke. Die kirchlichen Gemeinden würden falschermaßen für die Träger des Kirchenvermögens gehalten, außerdem sei die Theilnahme deS Staates bei der Verwaltung des katholi schen Kirchenvermögens eine viel ausgedehntere, wie bei der evangelischen Kirche. Er beantrage die Bildung einer Com mission von St Mitgliedern, der es vielleicht gelingen werde, einen Punkt der Verständigung zu finden. Cultusminister Ur. Falk: Gegen die Ueberweisung an eine Commission habe er nichts einzuweuden. Da die« wohl geschehen werde, wolle er aus die Details nicht eingehcll. Äe- gen den Vorwurf, den der Abg Windthorst der Regierung ge macht habe, weil sie uoch kein PalronatSgesetz vorgelegt habe, müsse er entgcguen, daß die Ausarbeitung dieser großen Ma terie schon von seinem Vorgänger betrieben worden sei. Er habe diese Arbeit fortgesetzt, sei aber noch zu keinem Abschluß gekommen Wenn Abg. Reichensperger deu italienischen Mi nister Bonghi angeführt habe, so sei ja schon die Auffassung eine« romanischen Minister« eine bedingt andere; als Factum wolle er aber außerdem ansühreo, daß unter Bongbi der Bischof von Mantua wegen Nichtbesolgung der Staatsgesetzc ü Tage eingesperrt worden sei. Die Regierung gehe Schritt für Schritt vor, den Widerstand des Episkopats gegen die Staatsgewalt zu brechen. Der vorliegende Gesetzentwurf entspreche übrigens vollständig der Verfassung, wenn man den Art. lb der Ver fassung im Zusammenhänge lese, nicht wie Abg Reichensperger, in 2 Theile getheilt. Aus dir hier aufgeworfene Frage, wo denn eine Mißverwaltung des Kirchenvermögens vorgckommen sei, wolle er als Antwort einige Beispiele von unordentlichen Kaffenverwnltunaen anführen, denen der Bericht deS Com- missars für die Vermögensverwaltung des Erzbisthums Posen- Gnesen zu Grunde liege. Aus diesem vom io. October v I. datirten Bericht gehe hervor, daß die bischöflichen Kaffenbe- amten am Juli die Consistorialkasse abgeschloffen und den Gesammtkaffenbestand auf 52,000 Thlr. festgestellt hatten, wäh rend am V. Juli bei Beschlagnahme der Kaffe rin baarer Kaffenbestand von «3,Mtu Thlr. vorgefundeo wurde (Hört! Hört!), ohne daß sich der geringste Nachweis habe finden lassen, woher dieser Ueberschuß von 81,000 Thlr. gekommen. Weiter werde in dem Bericht erwähnt, daß, wie sich aus den sorge- fundenen Papieren ergeben, Unterschlagungen der allergröbsten Art bei der Kassenverwaltung vorgckommen wären. Ebenso seien bei Kirchenkaffen Stistungsgelder, Geschenke u. s. w. spurlos verschwunden Auch die Vermögensverwaltung im Allgemeinen sei eine höchst mangelhafte gewesen. Der Minister thcilt ferner noch einzelne Beispiele mit, wo verstorbene Priester das ihnen anvertraule Vermögen gänzlich beseitigt haben. Dieser Mißbrauch sei sogar im Publicum bekannt gewesen, so daß die Katholiken selbst die Einmischung des StaatcS wieder holt gefordert hätten. (Bravo und Zischen.) Abg. vr. Wehrenpfennig bedauert, daß nicht Zeit genug gewesen, ein Aussichtsgesetz über noch andere Zweige der kirch- Feuilleton. Redigirt vou Otto Baue-. Refidenztheater. Zum ersten Male gab man am 16. Februar I. B. v. Schweitzer's neues dreiactiges Origmallustspiel „DieDarwinianer". Als ob man sich widrigen Falls sofort der literarischen Mauserei verdächtig machte, titulirt man jetzt gewöhnlich „Ori- ginalposse", „Originalschou- oder Lustspiel", ein Aus hängeschild, welches ungefähr dieselbe Kraft hat, wie das auf den Briefen übliche „Wohlgeboren" und „Hoch wohlgeboren": wenn der Empfänger eine Vogelscheuche von niedrigster Seele und ein wahres Reptil der mensch lichen Gesellschaft ist, so bekommt er sein „Hochwohl geboren" doch und bleibt unter dieser Höflichkettsdecoration ganz so kläglich, wie er immer war. Das Wort „Ori ginal" ist auch ein solcher literarischer Cotillonorden, den am Tage zu tragen sich ein Erwachsener schämen sollte. Hatte früher Jemand ein Stück über setzt oder nach fremder Idee bearbeitet, so fügte er dies als Ausnahme ausdrücklich an. Dieser alte Brauch muß im ehrlichen Verkehr genügen, denn wenn ge schrieben steht „Comödie von Fürchtegott Lebrecht", so versteht es sich von selbst, daß gerade dieser sie gemacht hat, und es sollten eigentlich nur Spitzbuben vermuthen dürfen, daß vielleicht Herr Krause ihr Verfasser sei. Warten wir daher mit solchen despectirlichen Versiche rungen, bis die Bauerfrauen auf dem Markt ausrufen: „Kaust Hühnereier, die von Hühnern gelegt sind!" Das System des Darwinismus ist natürlich wie alle zum Extrem hinneiaenden wissenschaftlichen Ideen und Hypothesen sehr wirkungsvoll in der Unterhaltungs- litrratur, auch in der für die Bühne, auszubeuten. Es fehlt dabei nicht an drastischen Kämpfen mit vererbten Ansichten und selbstgefälligen Vorurtheilen, und es er geben sich gleich große Lächerlichkeiten, sowohl für die excentrischen Darwinianer, wie für die Opponenten. Ich will bemerken, daß gegenwärtig beim Volke der Asten eine ähnliche Naturgeschichtsrevolution grassirt, wie beim Volke der Menschen. Ein berühmter Affcn- professor, der schon in früher Jugend vom Collegium der Orang-Utangs für eilf Bananen und eine Apfelsine zum voetor pliil. creirt war, hat nämlich erforscht, daß die Affen nicht, wie sie sich bisher cinbildeten, das höchste isolirt stehende" Glied der lebenden Wesen sind, sondern daß sie von den Menschen abstammcn. Diese Idee macht jetzt Epoche und hat viele Anhänger, aber auch viele Widersacher im Affenreich gefunden, denn man kann sich lebhaft vorstellen, wie gravirend es manchem Affen aus vornehmem Geschlecht vorkommen muß, wenn er sich plötzlich nach so langem, mühsam errungenem Affenfortschritt seine Urahnen als Menschen denken soll. Ter Affenprofessor zieht im Urwalde herum und hält Wandervorträge für die neue Affcnabstammungs- theorie; ein deutscher Menschenprofessor war Zeuge, wie sein College den versammelten Affen zurief: „Menschen, die am ganzen Körper nackt und haarlos sind, die nur einen Bart haben, der sich in alle Speisen taucht, wenn sie ihn nicht abschneiden oder ihn von einem andern ebenso hilflosen Geschöpf, von einem Friseur, brennen lassen; Menschen, die sogar das Gehen und Sprechen mühsam erlernen müssen, während doch der jüngste Affe seine sehr ausdrucksvolle Mimik und Sprache gleich mit auf die Welt bringt und sofort auf den höchsten Baum klettern kann; Menschen, deren Nägel an Händen und Füßen bis zur Unbrauchbarkeit verkommen sind, deren Kinnbacken und Zähne nicht einmal eine Paranuß knacken können, deren Trachten nur darauf gerichtet ist, sich gegenseitig durch List und Krieg zu unterdrücken, — diese Wesen waren unsere Vorfahren; danken wir der allweisen Natur, daß sie es uns Affen vergönnte, sich aus diesen dürftigen Anfängen zu einer gesunden harmlosen Existenz und praktischen Körprrentwickelung im Laufe der Jahrtausende herauszubilden, während ihre Stamm verwandten im alten Sauerteig stecken geblieben sind!" Die Opposition der Affen gegen eine solche Idee könnte sehr gut auch von ihnen zu dramatischen Pro- dnctionen benutzt werden, und sie würden beiläufig auch gute Schauspielertalente entwickeln. Uebrigens hat Schweitzer, der die kontroverse für die Menschen übernahm, sein kleines Lustspiel mit recht frischen Scenen und guten Einfällen ausgestattet, die trotz einer derben und wenig gewählten Behandlung, vielfach sein elastisches Talent für Situationskomik und bühnenesfectvolle Steigerung einer ausgenommenen Idee oder Verwechselung verrathen. Das Stück wird sich auf dem Repertoire erhalten und bot dem Publicum eine willkommene Erheiterung dar. Und dazu wirkte die Darstellung durch einen passenden Farbenauftrag nach Möglichkeit mit. Sie wird durch mehr Sicherheit noch beträchtlich gewinnen. Hr. Alexander spielte seinen Professor mit wirksamster Komik; auch Hr. Bauerund Frau Müller trugen, als Baron und Leontine, sehr viel zum guten Erfolge bei. Frl. Bensberg und Frau Bauer-Körnig spielten recht natürlich. Wie wir vernehmen, wird „Der Widerspenstigen Zähmung" (nach der Uebersetzung des Grafen Wolf Baudissin) schwerlich eine Wiederholung finden. Otto Banck. Literatur. Soeben ist ein neues (das 11.) Heft der Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins im Druck erschienen, welches, wie die früheren Hefte, Zeug- niß ablegt, wie der Verein bemüht ist, durch Forschen und Sammeln, Schrift und Wort die städtischen und Uchen Verwaltung vorzulcaco. Er verweise aus Oesterreich, wo man in ganz äluüicher Weise vorgegangen sei. Preußen wolle der Kirche keinen Pfennig entziehen Es erhöhe die Gehalte der Geist lichen, sorge sür eine bessere Ausbildung derselben und wolle als Entgelt für da« Alle» nichts weiter, al« den Kirchen- gemeinden da« Recht geben, ihre Vermögen-Verhältnisse selbst zu ordnen. Er hoffe, daß das Gesetz sehr zur Klärung der Verhältnisse auf dem kirchlichen Gebiete führen werde. Abg. v. Echorlemer-Alft hegt einige Zweifel an der Wahrheit der vom LultuSminister gemachten Mittheilungen (Oho!), da die Sache doch immerhin vom Berichterstatter ein seitig anfgefaßt worden sein könne. I« den Staat-kaffen kämen auch Unterschlagungen vor Er erinnere an die Ober- dergamtSkasse in Bre'lau. an die Gerichtskaffe zu Höxter rc Solle nun etwa der Bischof von Breölau die Oberberganus- kaffe daselbst beaufsichtigen, damit keine Veruntreuungen vor- kommen ? (Heiterkeit ) Bald werde man die Gemeinden ihrer Bischöfe und Seelsorger ganz beraubt haben, dafür wolle man ihnen da« Geschenk machen, bei der Verwaltung deS Kirchen- vermögen« mitzuwirken. Mau hätte dies viel einfacher Haden können durch ein Gesetz: „8 1. Das Kircheovermögcu wird un ter die Verwaltung deS StaateS gestellt. 8 2. Der EultuS- Minister wird mit der Ausführung diese« Gesetzes beauftragt. (Heiterkeit.)" Da wäre dann die Säcularisirung fertig, von der man auch sagen könnte: „Eigenthum ist Diebstahl." (Prä sident v Bennigsen bittet den Redner, sich in seine» Ausdrücken zu mäßigen.) Redner erinnert au den kirchlichen Frieden unter Friedrich Wilhelm IV. und schließt: Es wird die Zeit kommen, wo sie Alle diesen Frieden herbeiwünschen, aber ihn dann schwerlich erlangen werden. Sie ahmen, meine Herren, das Vorgehen der Kirchenstürmcr in der Schweiz nach, aber auch für Sie wird sich erfüllen, was Menzel darüber ge sagt hat: „Die Bösartigkeit tritt schamlos hervor, aber der Tag der Vergeltung ist nicht fern " Die Debatte wird hierauf bis morgen vertagt. * Hannover, 14. Februar. Um für die Aufrecht haltung der kirchlichen Trauung nach Kräften Sorge zu tragen, hat das hannöversche Landescon- sistorium eine Ansprache an die sämmtlichen Gemein den der Landeskirche erlassen, und zwar auf ausdrück liche Anordnung Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Dieselbe soll in allen Kirchen von der Kanzel herab verlesen, auch in einer dazu anzusetzenden Versammlung der Kirchenvorstände eingehend besprochen und, soweit nöthig, erläutert werden. Die Ansprache constattrt, daß, alle Gemeinden der hannöverschen Landeskirche zusam mengerechnet, bisher von je 10() Ehen bei je 7 die kirchliche Trauung nicht nachgesucht worden ist. Lor- wiegend liegt der Schaden in een städtischen Gemeinden, in denen hier und da ein Drittel, ja sogar die Hälfte aller Ehen, und in einer Stadt noch darüber, ohne den Segen der Kirche Angegangen wurde. Kiel. 15. Februar. 1)r. Theodor Griebel, Re- dacteur der „Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung" und Führer der Landespartei, ist, laut der „K. Z.", heute nach kurzer Krankheit gestorben. Straßburg, 14. Februar. Die Beschlagnahme der Fastenhirtcnbriefe der beiden reichsländischen Bischöfe ist, wie man dem „Fr. Journ." schreibt, ohne Mitwirkung der Gerichte erfolgt; sie ist mithin ein Ausstuß der außerordentlichen Machtbefugniß gewesen, welche der noch bestehende 8 10 des sogenannten Dic- taturgesetzes der obersten Verwaltungsbehörde einräumt. "München, 16. Februar. DieKammer der Ab geordneten nahm heute ihre Thätigkeit wieder auf und genehmigte zunächst die Austrittsgcsuche der Abgg. I)r. Zill und Söllner. Der Kriegsminister Frhr. v. Pranckh legt den baycrschen Militäretat für 1875 auf Grund des Reichsgesetzes, sowie den Gesetzentwurf zur Regelung der Rechtsverhältnisse der bayerschen Militär- beamten nach der Reichsnorm vor. Die nächste Sitzung findet morgen statt. Wie man aus guter Quelle ver nimmt, hat der Abg. Jörg in der gestrigen Abendvrr- sammlung des Patriotenclubs einen Antrag aus Erlaß einer Adresse an den König eingebracht, worin gegen das Ministerium wegen Einführung der Civilehe Be schwerde geführt wird. Weiter verlautet, daß demnächst dir Vorlage eines Gesetzentwurfes, betreffend dir Umge staltung de? obersten Rechnungshofes, zu erwarten steht, womit eine frühere Zusage der Staatsregierung an die Kammern sich erfüllt. Schwerin, 14. Februar. Wie man den „H. N." schreibt, war die vorgestrige Sitzung des Landtags zu vaterländischen Geschichtsquellen zu erschließen und den Sinn für Altcrthumskunde nach allen Seiten hin anzu regen. Außer allerhand geschäftlichen Mittheilungen, die in erster Linie den zahlreichen Mitgliedern des Ver eins gelten, enhält das Heft auch vier historische Ab- handlunaen, deren Ueberschristen wir hier folgen lassen in der Meinung, damit auch Denen einen Dienst zu leisten, die dem Vereine fern stehen: l) Von Cantor Hingst in Zschaitz: Die Ahnherren des sächsischen Für stenstammes und ihre erste hierländische Heimstätte. 2—4) vom Vereinsvorstande Stadtrath Gerlach: Die Freiberger Muldenflvße und ihr ehemaliges Vrrhältniß zur Stadt Freiberg. Geheimnisse der Wahlenbücher be züglich vermeintlicher Goldfundstätten in Sachsen. Dir Kunstwerke der fürstlichen Grabplatten im Dom zu Meißen. (Mit Chemitypie.) Das Altrrthumsmuscum enthält 839 Gegenstände, die Bibliothek 527 Nummern Handschriften, 1155 Nummern Druckschriften, I7i Num mern Landkarten und Städtcpläne und 6l4 Nummern Kunstblätter, zusammen aus mehr als 5000 einzelnen Theilen bestehend, welche sich in den gedruckten Katalogen aufgeführt finden. * Eine eben so beachtenswerthe, als ihrer Erfolgt wegen erfreuliche Thätigkeit entfaltet unser vor wenigen Jahren als Landwlrthschaftsprofessor an die Universität Rostock berufener geschätzter Landsmann l)r. A. Graf zur Lippe - Weißenfeld in Mecklenburg. Das landwirth- schastliche Leben ist jetzt in seinem neuen Heimathlande ein so reges, das Verlangen der begüterten und klei neren Landwirthe, fortzuschreiten, ein so entschiedenes, baß gewiß in kurzer Zeit die erhöhten Erträge allge meiner bemerkbar werden müssen. In dieser kurzen Spanne Zeit sind bereits circa 40 Vereine mit etwa 4000 bäuerlichen Mitgliedern gegründet, diese Local-
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