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WeWtz -MW Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Ättk-enli» K» nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenftein: Nadlermstr. Hardt. AUfkttttt fUl Vlk „sVllUllltz'AlUUllsj mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Inserate, welche del d«» baeutenden Auflage d«S Blatts eine sehr wirk same BerbreUunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta» bellarische und eomplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, an revaktionellen »heile, die Spaltenzeile »0 Pfg- „Wei-erih. Zeitung" scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern jö Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche AmtshcmptrnannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 57. Jahrgang. Dienstag, dm 21. April 1891. Nr. 47. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 20. April. In der letzten Ver sammlung des Gewerbevereins am vorigen Sonn abend wurden zunächst mehrere Eingänge erledigt, die das Interesse weiterer Kreise zu erregen nicht geeignet waren. Da der Schriftführer am Erscheinen behindert war, so fiel der angekündigte Jahresbericht aus, und Herr Kassirer, Privatus Mende, brachte deshalb die Jahresrechnung zum Vortrage, welche mit einer Ein nahme von 1634 M. 14 Pf., einer Ausgabe von 291 M. 65 Pf. und einem Kassenbestand von 1342 M. 4S Pf. abschloß. Die Mitgliederzahl des Vereins beträgt gegenwärtig 122; es erfolgte abermals eine Neuan meldung. Hierauf erstattete Herr Einnehmer Fretter Bericht über die von ihm mit selbstloser Hingabe ver waltete Volksbibliothek, bei welcher einer Einnahme von 242 M. 32 Pf. eine Ausgabe von 167 M. 80 Pf. gegenübersteht. Ueber die Benutzung der Bibliothek hatte Herr Fretter eine mit peinlicher Genauigkeit an gefertigte Statistik vorgelegt. Vor der Neuwahl des Vorstandes sprach Herr Schuldirektor ow. Engelmann die Bitte aus, von seiner vielleicht beabsichtigten Wieder wahl absehen zu wollen; mindestens werde er den Vor sitz nicht wieder übernehmen. Bei der Auszählung der Stimmzettel, welche zumeist nach den Wahlvorschlägen des Herrn Fabrikant Reichel zusammengestellt waren, wurde der bisherige Vorstand wieder, dazu aber noch die Herren Steinbruchbesitzer Liebel und Schuhmacher meister Linse hinzugewählt, da sowohl für den Schrift führer als für den Bibliothekar Stellvertreter, welche sie bisher nicht hatten, bestellt werden sollen. Die Ver- theilung der Vereinsamter hat der Vorstand unter sich selbst vorzunehmen. Schließlich wurden noch über die nothwendige Verlegung des Versammlungstages Vor schläge gemacht, nach welcher voraussichtlich der Mon tag die meiste Aussicht auf Annahme haben dürfte; doch soll darüber der neue Vorstand entscheiden. — Am vergangenen Freitag, Abends gegen 8 Uhr, hatten wir hier das erste diesjährige Gewitter; es entlud sich unter einigen Donnerschlägen. — 20. April. Das gestrige Wetter war ebenso unerwartet, wie unerfreulich. Am Sonnabend noch ganz hoffnungerregenve Wendung zum Besseren und der Jahreszeit Angemesseneren, und gestern beim Auf stehen — komplette Winterlandschast ringsum. Es ist wahr, der April spielt uns in ungemüthlicher Weise mit. „Schwalbenschnee" sagen die Wetterpraktiker, sei der gestrige gewesen, d. h. der letzte vor dem nächsten Winter; uns und den nunmehr erschienenen Schwalben, den fröstelnden Staaren, Meisen, Finken, Amseln u. s. w. sollte es recht sein. — Nächste Mittwoch Nachts verkehrt auf unserer Bahn, wie bekannt, der diesmonatliche Theater extra- zug. Im Altstädter Hoftheater wird die Oper „Jdome- neus", im Neustädter dagegen „Die Kinder der Ex zellenz" gegeben werden. — Der in Reichstädt geborene und beim hiesigen früheren Stadtmusikdirektor Fischer als Musiker ausge bildete jetzige Dirigent vom Mustkchor des in Bautzen garnisonirenden4.Jnfanterie-Reg.Nr. 103, Stabshoboist Gietzelt, feierte vor einigen Tagen unter allseitiger Theilnahme und indem ihm von allen Seiten werthvolle Geschenke übergebe n wurden, sein 25jähr. Dienstjubiläum. Er trat am 16. April 1866 als Signalist bei der I. Kompagnie, vormaligen 4. Infanterie-Bataillons, in Dienst. Derselbe nahm am Gefecht bei Gitschin und an der Schlacht bei Königgrätz im Feldzuge 1866 theil. Während deS Feldzuges 1870/71 gegen Frankreich war der Jubilar in den Schlachten bei Et. Privat, Beau mont und Sedan, den Gefechten bei Verdun und Nouart und an der Belagerung von Paris betheiligt. — Nachdem innerhalb der Amtshauptmannschast in der letzten Berichtperiode ansteckende Thierkrank heiten ziemlich ausgebreitet aufgetreten waren, ist in der Zeit vom 1. bis mit 14. April das Auftreten des Milzbrandes nur an einem Rinde in Frauenstein zu konstatiren gewesen, das vom Besitzer getödtet worden ist. — Im gesammten Königreiche trat der Milzbrand in je einem Gehöfte von 21 Ortschaften in 14 Amts hauptmannschaften auf, und war dadurch ein Thier bestand von 312 Rindern und 2 Pferden gefährdet. Weiter trat noch die Tollwuth in 5 Ortschaften von 4 Amtshauptmannschaften auf und erkrankten 16 Pferde und 6 Hunde an derselben. — Wie gewöhnlich war die Maul- und Klauenseuche am weitesten ausgebreitet; dieselbe trat in 37 Gehöften und dem Leipziger Schlacht viehhofe auf und waren 564 Rinder, 944 Schweine und 8 Ziegp, gefährdet. — Angesichts der bald beginnenden Blüthen- entwickelung dürfte nachstehende Tabelle der mitt leren Aufblühzeit für Aepsel und Birnen von Interesse sein. Diese Tabelle beruht auf Beobachtungen, welche in den letzten 8 Jahren an 10 Orten verschiedener Lage in Sachsen gewonnen und von Herrn Direktor Professor vr. Drude in Dresden zusammengestellt wor den sind. Durchschnittliche erste Blüthezeit der Station Birnen: Aepfel: Unterschied: Leipzig 26. April 30. April 4 Tage Dresden 28. „ 2. Mai 4 „ Pirna 24. „ 5- „ 11 „ Bautzen 1. Mai 10. „ 9 „ Löbau 5. „ 12. „ 7 „ Greiz 2. „ 6- „ 4 „ Plauen 3. „ s. „ 6 „ Chemnitz 7. „ 12. „ 5 „ Ebersbach 10. „ 14. „ 4 „ Markersbach 13. „ 20. „ 7 „ * Breitenau. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Ernst Gustav Hanke ist am 16. d. M. ein 5 Monate altes Ochsenkalb wegen plötzlicher Erkrankung getödtet wor den, welches nach bezirksthierärztlichem Gutachten an Milzbrand gelitten hat. Der Kadaver ist vorschrifts mäßig vergraben und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Hanke besitzt noch 17 Stück weitere Rinder, die bei vorgenommener Untersuchung durchgängig ge sund erschienen. Dresden. Wie aus militärischen Kreisen mit Be stimmtheit verlautet, soll zu dem diesjährigen Herbst manöver des sächsischen Armeekorps das Gelände zwischen Pirna und Stolpen als Manüverfeld gewählt worden sein und soll die Stadt Pirna hierbei das Hauptquartier des Generalstabes bilden. — Das hiesige Gymnasium zum heiligen Kreuz wird am 1. und 2. Mai d. I. die Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Einweihung des jetzigen Schul gebäudes mit einer größeren Festlichkeit begehen, zu welcher ein von vielen angesehenen Männern unter zeichneter Aufruf die im ganzen Lande zerstreuten ehe maligen Crucianer einladet. Es soll am 1. Mai eine Abendunterhaltung für die Schüler unter Theilnahme der Festgäste, am 2. Mai ein FestaktuS und Festmahl veranstaltet werden. Anmeldungen zur Theilnahme (Preis 5 Mark) können an Herrn vr. Büttner-Wobst, Ostra-Allee 25, oder Herrn Johne, den Kastellan des Gymnasiums, gerichtet werden. — Das kgl. Landgericht Dresden verhandelte am 16. April gegen den 19 Jahre alten Schreiber Paul Eduard Löhr aus Frauenstein wegen Unter schlagung, Urkundenfälschung und Betrugs. Löhr war Schreiber zunächst bei dem Stadtrath zu Geising, dann bei dem königlichen Amtsgerichte zu Altenberg und seit 2. Januar d. I. bis zu seiner am 19. Februar er folgten Verhaftung bei dem Kaufmann Georg Holz in Radeberg. Der vom königlichen Amtsgerichte Atten berg wegen Verübung groben Unfugs mit drei Tagen Haft und wegen Sachbeschädigung mit einer Woche Gefängniß vorbestrafte Angeklagte, welcher bei dem Zeugen Holz monatlich 40 Mark verdiente, stellte nicht in Abrede, aus der ihm von diesem anvertrauten Portokaffe 11 Mark 93 Pf. baareS Geld, sowie Post werthzeichen im Gesammtwerthe von 62 M. 10 Pf. sich rechtswidrig zugeeignet zu haben. Um diese Ver untreuungen zu verdecken, hat der junge Mann unter Anderem 500 Stück Drucksachen, sowie gegen 1000 Briefe und Postkarten nicht zum Abgänge gebracht, trotzdem aber das Porto als verwendet in dem be treffenden Buche eingetragen. Außerdem hat Löhr eine von ihm angefertigte Bescheinigung fälschlich mit dem Namen des Zeugen Holz unterzeichnet und von derselben dem Schneidermeister Ziesche in Radeberg zum Zwecke der Täuschung gegenüber Gebrauch ge macht. Der Zeuge Ziesche hatte dem jungen Mayne einen Ueberzieher zum Preise von 56 M. angefertigt, sich jedoch geweigert, dem Angeklagten dieses Kleidungs stück ohne Zahlung auszuhändigen. Die Absicht des Angeklagten ging dahin, mit Hilfe jenes fälschlich angefertigten Schriftstückes sich den Rock ohne Zahlung zu verschaffen. Der Betrug kam nicht zur Vollendung. Schließlich wurde Löhr trotz seines Leugnens für schuldig erkannt, am 18. Febr. d. I. von dem Buchbinder meister Mefferschmidt in Radeberg dadurch 5 M. erlangt zu haben, daß er diesem der Wahrheit zuwider angav, er müsse für den Zeugen Holz auf der Post 5 Mark Nachnahme für ein Packet zahlen und habe das Geld nicht bei sich. Der Angeklagte verwirkte wegen der genannten Vergehen, unter Annahme mildernder Um stände, eine 7monatige Gefängnißstrafe, vow welcher ein Monat als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt gilt. — Am Tage darauf beschäftigte das Landgericht eine Untersuchungssache gegen den könig lichen Grenzausseher Friedrich August Kramer und den Stellmachermeister Friedrich Wilhelm Schröder, beide in Breitenau bei Lauenstein wohnhaft, wegen Be stechung bei Wahlen. Als Vertheidiger wirkte Rechts anwalt vr. Spieß aus Pirna. Nach Z 109 deS Reichsstrafgesetzbuches wird derjenige, welcher in einer öffentlichen Angelegenheit eine Wahlstimme kauft oder verkauft, mit Gefängniß von 1 Monat bis zu 2 Jahren bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehren rechte erkannt werden. Am 28. Februar fand im Gasthofe „Zum Erbgericht" in Breitenau die Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstage statt. Es handelte sich um die Stichwahl der Kandidaten der konservativen Pattei, Holzhändler Grumbt, und der deutschfreisinnigen Pattei, Rechtsanwalt Eysoldt. Der Angeklagte Schröder, welcher früher stets den Rechts anwalt Eysoldt gewählt, gab bei der erwähnten Stich wahl seine Stimme für den Holzhändler Grumbt ab. Kramer soll vor jener Wahl dem Mitangeklagten Schröder ein GlaS Branntwein versprochen haben, wenn dieser den Kandidaten der Konservativen Partei wähle. Schröder soll darauf hin auch seine Stimme für denselben abgegeben haben. Die beiden Ange klagten stellten Iheute vor Gericht das ihnen beigemeffene Vergehen in Abrede. Kramer behauptete, er habe dem Mitangeklagten, welcher damals betrunken gewesen, nur deshalb ein Glas Branntwein versprochen, damit dieser sich überhaupt zur Wahl einfinde, eS habe ihm aber fern gelegen, dessen Wahlrecht zu beeinflussen. Schröper sprach sich dahin aus, er habe seine Ge sinnung geändert und seine Stimme deshalb dem Holzhändler Grumbt gegeben, weil sämmtltche Bewohner