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*- 21. Zshrgaug Nr. ISS Dienstag, cken 20 Zuli 1S2S Li» lt er >ium beteiligte Zivilisten und Schutzleute. Ehe Verhaftungen vorgenommen werden tonnten, ergriffen die Roten Frontkämpfer die Flucht. " Eine neue Fraktion in -er französtsthen Kammer. Parts, 18. Juli. Tie beiden Abgeordneten Pli chon und Fournier-Sarlopeze haben, wie HavaS aus den Wandelgängen der Kammer berichtet, den Versuch gemacht, eine neue fortschrittlich« republikanische Gruppe von der Demokratisch-Republikanischen Vereinigung ab» zuspltttern. Tiefer versuch soll von etwa 30 Mitglie dern der Demokratisch-Republikanischen Vereinigung un terstützt werden. Saarbrücken, 19. Juli. Wie die „Saarbrük- ker Zeitung meldet, ist es gestern in Neunkirchen anläß lich des vom Reichskriegerverband veranstalteten Ver- bandSfesteS zu Ausschreitungen gekommen. Rote Front kämpfer griffen, unterstützt von Mitgliedern der Freien Gewerkschaften, die sich für den Festzug formierenden Kriogervereine mit Stöcken an und zerrissen die Schil der und fünf KrtegervereinSfahnen. Auf Heiden.Set ten gab eS zahlreiche Verletzte. Die Polizei -sperrte den Festplatz, ab, so daß die Feier deS RetchSkrtegerver- bandeS weiterhin ruhig verlief. Parts, 18. IFuni. Der Präsident der Republik hat heute vormittag seine Besprechungen wieder aus genommen. Um 12 Uhr wurde Kammerpräsident Her- riot, der im Laufe de» Vormittags eine Reihe poslitü scher Persönlichkeiten empfangen hatte, zum Präsiden ten der Republik berufen. Herrtot hat den ihm erteilten Auftrag zur Kabinettsbildung angenommen. Parts, 18. Juli. Am Nachmittag befaßten sich die meisten Kammerfrattionen mit der Regierungskrise. Der sozialistische Parteivorstand in Gemeinschaft Mit der ParlamentSfrattion beschäftigte sich mit einem Schreiben HerriotS, worin der Partei die Teilnahme an der Pegierung angeboten wird. GS wurde geschlossen, vor einer Entscheidung über diese Frage eine Delegation zu Herriot zu entsenden, um von ihm nähere Aufklä--) rungen über die Bedingungen einer Teilnahme der Par. tei an der Regierung zu erhalten. Die Sozialrepubli^ kaner sprachen sich für die Bildung eine» reinen Kartell kabinett» au». HavaS gibt di« unverbürgte Nachricht wieder, daß Herriot sich heute nachmittag mit Poinoare, der vom Pari» abwesend war, in Verbindung gesetzt habe. warf . nen Produzenten Abnehmer zu sw den vorhandenen Abnehmer die politische Zusammenstöße bei Versailles. Paris, 18. Juli. Wie HavaS berichtet, haben heute nachmittag in Palatseau bet Versailles Zu- du >ote- nen Waffentragens wurden 18 Personen verhaftet. Zusammenstöße mit Kommunisten in Spepee im- Neukirchen. Speyer, IS. Juli. Tier Rote Frontkämpferbund Seratung -es französischen sozialistischen Partei- vorsta«-es über völkerbun-sfragen. Pari», IS. Juli. Der erweiterte Vorstand der soztalisttschen Partei hat sich heute in einer Versamm lung mit der Uevernahme der Vertretung Frankreich» beim Völkerbund durch Paul Vvneour besaht. Bqneour legte feine Haltung dar. Sin Antrag Leon vluM, der verlangt, daß die Uebernahm« einer Vertretung zum Völkerbund durch Sozialisten von der Gxekutive der Internationale geregelt werden soll, erhielt 21 Stim men. Ein Antrag ZiromSkt, der die Aufhebung der Paul Boncour im Jahre 1S2ö erteilten Genehmigung ver langt, erhielt acht Stimmen. ES wurden von Bracke und Gaillard zwei AbänderungSanträge etngebvacht. Vie Rationalisierung im Sinzelbanäel. Von Dr. Theodor tzaPm. Da Rationalisierung seit einigen Monaten da» Mode schlagwort in der deutschen Wirtschaft ist, wird sie auch im Einzelhandel ebenso wie in der Industrie erörtert. Dazu tragen gegenwärtig zwei Erscheinungen besonder» bei. Die . 'i l 'tz sich . ... sammenstöße zwischen Kommunisten und Camelot» RoiS ereignet. Wegen Körperverletzung und verbi prilgrlstenen Im ibiiünglschen lanUag. Weimar, 18. Juli. Nach der letzten Landtags sitzung kam e» mittags in dem sogenannten Klubsessel zimmer zwischen dem Abgeordneten Dr. Tinter und dem sozialdemokratischen Abgeordneten Lr. Kies zu einem Zusammenstoß, in dessen Verlauf Tsr. Tinter dem Dr. Kies mehrere Schläge in den Nacken versetzte. Tie Brille des Abgeordneten Tr. Kies siel zu Boden und zerbrach. Ml» kurze Zeit darauf der ehemalige Chef der thü ringischen LandeSpoltzei und fetzige Werwolf-Führer Müller-Brandenburg da» LandtagSgebäude betrat, um Tr. Tinter aufzusuchen, wurde er im Wartezimmer von zwei kommunistischen Abgeordneten gestellt, Es wurde Hm vorgehalten, daß einer von seinen Genossen den Abgeordneten Tr. Kte» verprügelt hätte. Darauf Machte Müller-Brandenburg eine Bewegung nach der Tasche, um, wie di« Abgeordneten glaubten, sich mit der Schuß waffe zu verteidigen. Ti« kommunistischen Abgeordneten drängten ihn in eine Ecke und nahmen ihm einen Toll, schlätzer — «in« sch««»« vl«ik»g«l an «in«m L«derri«m«a — ab. Ter im Gebäude weilend» Dezernent der thü ringischen LandeSpoltzei, Regierungsrat Dr. Loentg/ nahm den Totschläger an sich und ließ sofosrt ein Pro- tvkoll über den Vorgang aufnehme». Pari«, IS. Juni. Da« Kabinett Brtand-Taillaux ist gestürzt. Mit 288 gegen 243 Stimmen hat eS die Kammer abgelehnt, in di« Etnzelberatung der Artikel de» Ermächtigungsgesetze» etnzutreten. Ministerpräsident Brtand hat sich nach Schluß der Kammersitzung mit seinen Kollegen in» Elhsee begeben, um dem Präsidenten der Republik die Tiemission des Kabinett» zu überbringen. Präsident Tpumergue hat die Demission angenommen und die Minister gebeten, die Gei, schäfte vorläufig wetterzuftthren. Präsident Tioumergue beginnt bereits heute abend mit seinen Beratungen zur Bildung eines neuen Kabinett». Beim Verlassen des Elhsee erklärte Briand ge stern abend den Journalisten, sie könnten nicht erwarten, daß er jedesmal sein eigener Nachfolger werde. Ich kann nicht fortgesetzt in einem feindlichen Milieu leben.! Jetzt habe ich meine Freiheit und bin darüber sehr glücklich. Agenee HavaS berichtet, daß die Menschenmenge vor dem Elhsee Herriot, der al» der Urheber der Ka binettskrise betrachtet wird, mit unfreundlichen Zurufen empfangen habe, so daß die Polizei genötigt gewesen war, die Menschenmenge zu entfernen. /luer Tageblatt -LMM Mzeiger für -as Erzgebirge ru«»,»«««, fw<oys*mg«. Enthalten- öle amtlichen Vekanntmachaagen -es ante« -er Staöt na- -e« Mntsg«tch1« -lm. p»stv««.iwm» ftm «»»>» a«.r»»» Kabinett Briand gestürzt. -erriet der Nachfolger. Vie französischen Sozialisten lehnen -le Beteiligung an -er Negierung ab. Paris, 18. Juli. Tier Vorstand und die Parla- mentSfräktion der Sozialistischen Partei haben nach mehrstündiger Sitzung die ihnen von Herrtot angebqten« Teilnahme an der Regierung in einer heute gefaßten Entschließung abgelehnt, in der erklärt wird, daß die Partei entsprechend dem Beschluß ihre- Parteitages an keiner von einer anderen politischen Partei gebildeten Regierung teilnehmen könne. Eine Unterstützungspolitik könne nur innerhalb der auf dem Parteitage in Girenoble uns Clermont-Ferrand gezogenen Grenzen in Betracht kommen. Außerdem hat der Abgeordnete Blum als Ge, neralsekretär der Sozialistischen ParlaMentSfväktton an Herriot ein Schreiben gerichtet, worin er versichert, daß die Bemühungen HerriotS um eine Finanzfanierung und die Herstellung einer stabilisierten Währung aus Leistung der Nation selbst seitens der Sozialistischen Partei auf eine erhebliche Unterstützung rechnen können. herriot gescheitert! Paris, 18. Juli. Herriot hat sich im Laufe des Tages redlich bemüht, ein Ministerium zu bilden. Er hat dabet ebenso an die Parteien link» wie rechts von ihm appelliert. In den Abendstunden gilt abelv die Kom bination Herriot bereits als schwer gefährdet, wenn» nicht als gescheitert. nra seit einigen Monaten da» Mode- tschen Wirtschaft ist, wird sie auch im wie in der Industrie erörtert. Dazu eine ist die" Erkenntnis, daß die Kriegs- und NachkrtegSentwick« lung deS Einzelhandels diesen notwendig auf eine falsche Bahn führen mußte. Aufgabe des Handel» ist «k für die War« neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Zehn Jahre hindurch isdoch der Handel nicht darauf gestellt, für den Vorhand«- Produzenten Abnehmer zu suchen, sondern umgekehrt für l Ware zu suchen. Di« Be deutung dieser zehn Jahre für die Entwicklung de» Einzel handels wird vielleicht noch nicht überall genügend erkannt, aber die Erkenntnis herrscht doch bereits überall, daß der Handel gezwungen ist, sich nach diesen zehn Jahren wieder neu einzurichten und zeigt sich in der Praxis auch bereits in vielfacher Form. Die zweite Erscheinung, die dem Einzel handel reichlich Anlaß zum Nachdenken darüber gibt, wie er seine Funktionen am billigsten erfüllen und den Kunden am sichersten"gewinnen und festhalten kann, sind die Schwierig keiten, die sich aus der gesunkenen Kaufkraft und dem damit gesunkenen Handelsvolumen ergeben. Gerade diese letzteren Schwierigkeiten sichren im Einzelhandel zu schr leb haften Erörterungen aller WettbewerdSfragen, und der Wett bewerb erscheint beute mehr als je „unlauter", sobald er die Kraft des Beurteilenden übersteigt. Die zeitweilig überhitzte und übertrieben« Diskussion der Bedeutuna der Betriebsgröße, des Gegensatzes von Groß und Klein in den letzten Monaten war ebenfalls hierauf zurückzusühren, und so erleben wir das eigenartige Schauspiel,, daß gerade die Vorkommnisse, di« am stärksten zum Nachdenken über die Rationalisierung anregen, dieses Nachdenken auch ihrerseits sofort wilder auf dis falsch« Bahn schieben. - ' In der Industrie bedeutet Rationalisierung im Grunde nichts anderes als zielbewutzte Anwendung deS ökonomischen Prinzips auf den einzelnen Betrieb: Mit geringstem Aufwand an Kraft den höchsten Ertrag zu erzielen. Das kann in der Weise erfolgen, daß man den gelernten Arbeiter von Neben arbeiten entlastet und so durch Vermehrung der unproduktiven Kräft eine Produktionssteigerung der vergrößerten Gesamt arbeiterschaft herbei Mrt, trotz Zunahme unproduktiver Löhne den Lohnanteil am Produkt verringert. Die Rationalisierung kann in der Aufstellung modernerer Maschinen bestehen. Sie wird meistens darauf gerichtet sein, einen rascheren Um schlag des Betriebskapitals zu erzielen, die Bestände an Roh materialien und vor allem an dem im Betrieb umlaufenden Halbfabrikat zu verringern. Dazu bemüht man sich überall, die Vielfältigkeit der Produktion zu vermindern und zu einer Vereinheitlichung zu kommen. Bedeutet also in der Industrie Rationalisierung durchaus nicht nur Uebertragung von mensch licher Arbeit auf Maschinen, wenn dieser Vorgang auch viel fach mit der Rationalisierung eintritt, so ist die bessere Nutzung der Maschinen als Mittel zur Verringerung der Produktions kosten doch dermaßen der Mittelpunkt, daß der Late sich unter Rationalisierung in der Regel gesteigerte Maschinenverwen dung vorstellt. Diese Vorstellung wird auch dadurch gefördert, daß die Rationalisierung im Banwetrtebe (siehe „Berliner Tageblatt" vom 14. November 192ü) dermaßen stark auf Ma- schtnenverwendung gestellt ist, daß man geradezu von einer „Mechanisierung des Bankbetriebes" sprechen kann. Im Bank betrieb find Mafien gleichartiger Geschäftsvorfälle zu behan deln, so daß es kein Zufall ist, wenn gerade dort zum ersten Male die Lochkartenmaschinen im großen angewandt wurden, die ihrer Entstehungsgeschichte nach Maschinisierung des mecha nisierten manuellen Sortier- und Zählprozesses in der Statistik darstellten. Bon alledem ist im Einzelhandel nicht die Rede. Maschineller Verkauf hat eigentlich nur bei Süßigkeiten eine gewiße Bedeutung erlangt (Stollwerck-Automaten usw.), die durch die Währungswirren lange Zeit wieder verloren ging. Aber gerade »veil die Maschine hier eine ganz untergeordnete Bedeutung hat (die Registrierkasse, die typische Maschine tm Einzelhandel ist in vielen technisch sehr beachtenswerten Kassie- rungssystemen kaum vorgesehen), hat der Einzelhandel in be zug auf Rationalisierung der gesamten Wirtschaft eine solche Fülle von Anregungen gegeben, daß man ihre Bedeutung ge rade wegen der Fülle vielleicht meist übersehen hat. Die erste «ationLlifiermtMendenz di« der Einzelhandel entwickelt hat, beißt: durch Spezialisierung zur Meckantsierr hierbei auch nochden Anregungen, die durch d« _ der Fabrik, die Manufaktur «gebe» Word«» find, und Macha- nisierung menschlicher Tätigkeit mit Hilf« der Arbeitsteilung bedeuten, so ist er schon insofern einen bedeutsamen Schritt wettergegangen, al» er nicht bei der manuellen Tätigkeit Halt machte, sondern dies« Prinzipien darüber »seit Linau» gerade auf geistige Arbeit anwandte und so «ine Mechanisierung leiterwer Tätigkeit herbeiführte. Sein« schökerische Großtat liegt jedoch erst bei der -Ivetten Tendenz: automatische Aus lese. Der Einzelhandel bat lang« vor Taylor gerade hier ein HHlt trotz Polizeilichen VerboitS gestern unter" BetetÄ- Ter Antrag Gaillard verlangt, daß ein Sozialist feine Ein^lha»Hel"!üe gung saarländischer und hessischer Kommunisten hier Vertretung übernehmen darf, durch den seine Partei de- automatisch arbeitende Maschine von so geringer Bedeutung eine Versammlung ab. Al» die Polizei einen Umzug kämpft werde. Der Antrag Bracke verlangt dagegen, «t, war er, um den Vorteil automatischer Arbeit zu nutzen, aufzulüsen versuchte, kam e» zu Zusammenstößen. Di« daß durch einen Sozialisten jede Vertretung, gletchgiütig gezwungen, da» Allerpersönltchste in der Geschästileitung, die Polizei macht» vom Gummiknüppel Gebrauch. Dadurch welche bürgerlich« Regierung sie erteilt, abzulchnen is( Personalauslese bis zu einem gewissen Grade zu auwmati- wurde« etwa S0 Person«» verletzt, darunter «Nitz« ur> - wird mit großer «chchett angenomptzm. I fieren. Erfolgte die Anwendung der erst« Tendviz, Mechani-