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Vesper in der Arenjkirche. Dresden, Sonnabend, den 10. Februar 1894, Nachm.2 Uhr. 1. Z-anlalie für Orgel über den Choral „Aus tiefer Noch schrei ich zu dir" von Forchhammer. 2. Waierunser für Chor von Gottfr. Aug. Homilius (f 1785). 3. Büßlied für eine Sopranstinime mit Orgelbegleitung von Ludw. v. Beethoven, gesungen von Fränlein Hermine Sichert, Concertsängerin aus Wien. An dir allein Hab' ich gesündigt und Uebel oft vor dir gcthan. Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt; sich', Gott, auch meinen Jammer an. Dir ist mein Fleh'n, mein Seufzen nicht verborgen, und meine Thränen sind vor dir. Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen? wie lang entfernst du dich von mir? Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden, vergilt mir nicht nach meiner Schuld. Ich suche dich, laß mich dein Antlitz finden, du, Gott der Langmuth und Geduld. Früh wollst du mich mit deiner Gnade füllen, Gott. Vater der Barmherzigkeit! Erfreue mich um deines Namens willen; du bist ein Gott, der gern erfreut. Laß deinen Weg mich wieder freudig wallen und lehre mich dein heilig Recht mich täglich thun nach deinem Wohl gefallen; du bist mein Gott, ich bin dein Knecht. Herr, eile, du, mein Schutz, mir beizustehen, und leite mich auf ebner Bahn. Er hört mein Schrei'n, der Herr erhört mein Flehen und nimmt sich meiner Seelen an. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 87, I. Laßt uns mit Jesu ziehen, seinem Vorbild folgen nach, in der Welt der Welt entfliehen auf der Bahn, die er uns brach, immer fort zum Himmel reisen, irdisch noch schon himmlisch sein, glauben recht und leben rein, in der Lieb' den Glauben weise». Treuer Jesu' bleib bei mir, gehe vor, ich folge dir. Vorlesung. 5. Pas geduldige Erwarten. Geistliches Lied von I. W. Frank (um 1680), gesungen von Fräul. Herm. Siebert. Sei nur still und harr' auf Gott! Er weiß alles wohl zu machen; er vertreibet Leid und Spott, lasset kommen Ehr' und Lachen; es muß gehen, wie er's will. Sei nur still! Sei nur still, wenn's noch so lang jetzt in deine» Augen währet; machet dich dein Leiden bang; endlich wird doch Trost bescheeret, da dich Wonn' und Lust umhüll'. Sei nur still. Sei nur still! Die Sonne kann, eh' du's meinest, auf dich scheinen; wandle muthig deine Bahn, schlage von dir Klag' und Weinen, denk' es geht doch, wie Gott will. Sei nur still! 6. Motette für zwei Chöre von Joh. Seb. Bach (1685 bis 1750). Der Geist hilft unsrer Schwachheit aus, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret, sondern der Geist selbst vertritt uns auf's Beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforschet, der weiß, was des Geistes Sinn sei, denn er vertritt die Heiligen, nach dem es Gott gefällt. Choral: Laß, freudiger Geist, voll Vertrauen in Noth auf deine Hilf' uns schau'n, lehr' uns, wenn wir zum Vater treten, mit ganzer Zuversicht beten! Mach' uns durch deine Kraft bereit zum Sterben und zur Ewigkeit, daß wir als deine Streiter ringen, zu dir durch Tod und Leben dringen. Halleluja!