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Ndorfer Grenzbote Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. Semet«d^«ft»Kvut» 118 Mittwoch, den 21. Juli 1820 Poftsch«k.Kontv Leipzig 3736S Iahrtz 85. Waren- und Fettverteilnug. Dieke Woche gelangen auf Warenmarke Nr. 60 der rote« und grüne« Marken: je 1 Pfund Nährmittel nach Wahl der Versorgungsberechtigten von folgenden Waren Pfund 4,80 Mk.), (das ), ff» (das - Paket Päckchen 3,00 3,60 3,00 3,60 3,00 ff» ff» 1,10 Mk.) 0,60 ,. Tapiokamehl, Erbsen, weihe kolif. Dohnen, braune Bohnen, Erbsmehl, Haserflocken, der grüne« Marken: (Nichtselbstversorger Kinder) 1 Paket Kindrrgerstenmehl, 2 Päckchen Milchsühspeise, der blave« Marken: (Selbstversorger Kinder) 2 Päckchen Milch ühspeise sowie sämtlicher Warenmarken 250 Gramm Marmelade (die 250 Gr. 1,85 Ml) zrm Verlaufe. Der Verkauf erfolgt nur an solche Personen, die den Bezug durch Warenmarke 56 — 60 anzemeidet haben und durch den Händler, bei dem die Anmeldung erfolgt ist. Auf d!e LandesseOkarte ? gelangen 60 Gramm Schmalz M Verteilung. Die Waren können von Donnerstag Oelsnitz i. N, 19. Juli 1920. (die 60 Gr. 1,80 Mk.) ab bei den Händlern entnommen werden. Der Komm«nalverba«d. Einstellung von Gehilfen in de« Bäckereien im Bezirke Oelsnitz. Unter völliger Aushebung de: Bekanntmachungen vom 23. April 1919 und 20. Mai 1919 wird zur Verminderung der Arbeitslosigkeit im Bäckereigewerbe nach Gehör des Fachauskchnss-r für da» Bäckerngewerbe folgendes angeordnet: In Bäckereien mit einem Gesamtmehiumsatze von P4 bis mit UN Ztr. in einem Monate (30 Tage) ist ei« Gehilfe, in Bäckereien mit einem Grsamimehlumsatze von 120 bis mit 17S Ztr. in einem Monate (30 Tage) sind zwei Gehilfen und darüber hinaus für je weitere 60 Zentner Mehlumsatz ei« weiterer Ge hilfe einzustellen. Betriebsunternehmer, die sich ohne genügenden Grund weigern, die entsprechende Anzahl Gehilfen einzustellen, haben zu gewärtigen, datz die Mehlzuweisungen ohne wei tere» entsprechend gekürzt werden. Die Einstellung der Gehilfen hat umgehend zu erfolgen. Oelsnitz i. V., den 17. Juli 1920. Der Bezirksverbaud der Amtshauptmausschaft. Umsatzsteuer betr. Diejenigen Personen, welche n. die in ß 15 des Umsatzsteuergesetzes vom 24. Dez. 1919 vermerkten Lurusgegenstände Herstellen, d. nach § 21 Luru-gegenstände im Kleinhandel obsetzen, v. Leistunsgen der in § 25 bezeichneten Art ausführen, werden hiermit ouf- gesordert, spätestens vis zum 31. Juli 1920 beim hiesigen Umsatzsteueramt (Sitzungssaal) die im 1. Halbjahre 1920 hierfür ver- einnahmten Entgelte anzuzeigen. Die hierzu zu verwendenden Vwdruckc sind im Sitzungssaale in den Gejchäsir- stunden — vorm. */,8 bis nachm. ^1 Uhr — zu entnehmen. Wer den vorstehenden Anordnungen zuwiderhandelt, wird mit einer Ordnunxs- strafe von 10 — 150 Mk. belegt, sosern nicht strengere Strafen wegen llmsatzitemr- hinterziehung einzutreten haben. Es wird empfohlen, sich das neue Umsatziteueryesetz mit den Ausführungsbestimmungen vom 24. Dezember 1919 zuzulegen, da bekanntlich Unkenntnis des Gesetzes nicht vor Strafe ichützt. Im Uebrigen wird auf unsere Bekanntmachung vom 2 März 1920 verwiesen. Adorf, den 19. Juli 1920. Der Stadtrat. — Umsatzsteueramt. — Die nächste Konferenz. plötzliche Abbruch der Konferenz in Spaa kntent» Verhandlungen den Vertretern der Ire selbst mehr an die Nerven gegangen sind, als In Varls ^U^en wollen. ES ist für die Regierungen leit mit BeU^d ««ch in London doch keine Kleinig- Länd7rebZ^ heimzukehren, die für ihre eigenen «s U niG?U «inen Sprung ins Dunkle bedeuten. ^iFen" sonder« getan, Deutschland nach Kräften zu ^ bwben von ^s handelt sich darum, das Wieder- KÄern Tak^ und Wandel in Zukunft zu Akleir' kann? wenn^?^re Gestaltung sich nicht ern- KonMkt^ Vierteljahre neue politische selbstverständlich. Uno groize «A? dte de^ die Beschlüsse von Spaa nickt zu nennen und die Kohlenfrage >^lVn^ntetrüvven'in^"" immer droht der Einmarsch » «w wohl Mit hartem Zwange ^^LAwnbei^ erzielen, aber le Oie Nn- Und die Franzosen und Engländer ) die Bestimmungen über Entwaffnung und^ Unmöglichkeiten bezeichnet sind. LchUeßluh werden si- doch nachdenk lich werden, wie es die leitenden Personen des wtrt- schastlichen Lebens in England schon ,an^e sind. Nicht nur Lloyd George ist em Aelchausmunn sondern auch seine Landsleute find es. Und schließliä;'in praktischen Dingen doch noch e^vas mehr, wie der Minister in politischen Angelegenheiten " " Neben der Uninöglichkeit steht die Uneinigkeit die trotz aller Drangsalierung ^ursch.ands wieder zwischen Lloyd George und fernem französischen Kollegen Mille rand zu Tage getreten r^. Tcusichland hat freilich von dieser Uneinigkeit noch keinen großen Nutzen ge erntet, aber sie ist da. Tie Grunde dafür liegen nicht immer klar zu Tage, aber der englische Ministerpräsi dent weitz wohl, was er tut. Er ist kein Augenblicks- Pokitkker, wie der Franzose, »andern rechnet mit der Zukunft. Er hat schwerwiegendere Interessen zu be handeln, als Millerand aus Paris, der »etzt nur die französischen Rentiers vor verschärften direkten Steuern schützen will. Wie dem nun auch sem mag, diese Seite der SPaa-Konferenz bildet er^ recht .ern ^riumph- bild, und so hat man eS wohl verm,eden, die Probe auf das Gelingen der heikelsten Programnmnmmer, Wiedergutmachung und Kriegsentschädigung, Aon jetzt herbeizuführen. Diese soll in der nächsten Konferenz erledigt werden, die in der Schweizer Kongreßstadt Genf «bgehalten werden soll. Vielleicht sehen wir bis dahin auch schon etwas klarer, wie es mit der Entwaffnung und Kohlenförderung von statten geht. Auch m der Aburteilung der sogenannten Kriegsschuldigen und rn den polnischen Angelegenheiten, die ebenfalls m Spaa behandelt werden sollten, wird man bis dahin klarer 'sehen.können. . - Immerhin haben wir aus Spaa für die Fort setzung der Kriegsentschädigung doch schon viel gelernt. Es ist die dornigste Frage, und es ist sehr wahrscheinlich, datz uns abermals mit Strafen gedroht wird, wenn wir "die Unterschrift ablehnen sollten. Aber bei der Wiedergutmachung liegt die Sache doch anders. Waffen und Kohlen können wir, wenn nicht früher, so später schaffen, aber hinter den nicht aufzubringenden Mil liarden der Kriegsentschädigung steht der Reichsbanke rott. Tie Kohlenbergleute haben gesagt, datz sie sich nicht zn Arbeitssklaven der Entente machen lassen werden. So werden sich die deutschen Steuerzahler schwerlich bereit finden lassen, den Ertrag ihrer Tätig keit in die aufgehaltenen Hände der Entente-Rsgis- rungcn zu schütten. Wenn diese in Genf die Ausliefe rung der Milliarden des Reichsnotopfers, der großen Vermögensabgabe, verlangen sollten, so wäre der Kon flikt dä. Und dieser Fall gehört zu den begrenzten Möglichkeiten. Es ist kein Zweifel, datz es in Genf noch etwas lebhafter zugehen wird, wie in Spaa, und zwar nicht nur zwischen der Entente und uns, sondern auch unter den einzelnen Ententestaaten. Tenn sie werden bald genug merken, datz d's rauhen Tatsachen manches ihrer Nechenexempel als hinfällig bezeichnen werden, und das wird sie nm so mehr anfeuern, nach Mitteln zu suchen, welche die Durchführung ihres Willens nach Möglichkeit garantieren. Vw. Aach Spaa. Tie Berichterstattung vor dem ReichMabineit. Unter dem Vorsitz des Vizekanzlers Heinze fand am Sonntag nachmittag eine große Kabinettssitzung statt, in der über die Verhandlungen in Spaa und ihr Ergebnis ein vorläufiger Bericht erstattet und das Programm für die nächsten Tage festgesetzt wurde. Tie Berichterstattung über die Verhandlungen in Spaa vor dein Gesamtkabinett dürfte zwei Tage in Anspruch uehmen und begann am Montag nach der Rückkehr des Reichskanzlers Fehrenbach aus Freiburg. Am Dienstag abend wird "der Reichstagsaus- schutz für auswärtige Angelegenheiten zusanimen- trcten, an dessen Sitzung Reichskanzler Fehrenbach teil nehmen wird. Ter Reichskanzler und Minister Tr. Simons werden über das Ergebnis von Spaa be richten. Für Mittwoch sind sämtliche Ministerpräsi denten der Länder nach Berlin berufen, um eben falls sich mündlich mit der Reichsregierung über Spaa ju besprechen. Am Donnerstag wird ReichSwirtschastsminister «cholz in einer Vollsitzung des Reich-Wirtschaft-- rate- über den wirtschaftlichen Teil der Verhand lungen von Spaa, vor allem über die Kohlenfrage, beruhten. Die Meldungen von Nücktrittsabsichten des Wirtschaftsministers Dr. Scholz entsprechen ebensowenig den Tatsachen wie die Nachricht, datz Minister Dr. Si mons sich mit Rücktrittsabsichten trägt. Ter Reichstag wird erst am 28. Juki und nicht vor her seine Arbeiten wieder aufnehmen. Tr. Simons Ansicht: Durchaus nicht znfriedensteklend. Auf der Rückfahrt von Spaa nach Berlin empfing in Aachen der Minister des Aeutzern Tr. Simon- el« Mitglied der Redaktion der ,^köln. BolkSztg.", dem er zusammenfassend erklärte, daß das Gesamtergebnis für Deutschland durchaus nicht zufriedenstellend sei. ES würden uns durch das dort getroffene Abkomme« schwereLasten auferlegt. Andererseits sei immerhin von der Drohung und Diktatmethode ein Fortschritt zur VerhandkungÄnethode zu verzeichnen. Die Wahl Genfs a(s VerhandlungSort für die demnächst ab zuhaltende Sonderkonferenz in der WiedergutmachungK- frage komme besondere Bedeutung zu, weil Genf eine neutrale Stadt und Sitz des Völkerbundes sei. Die fran zösischen Nationalisten hätten in Spaa eine Schlappe erlitten, was auch im Verhalten und in der Stimmung der Franzosen nach oem Abschluß der Konferenz zum Ausdruck gekommen sei. Millerands Bericht. — Was er alS den Hanpterfalg ansieht. Millerand hat sofort nach seiner Rückkehr aus Spaa die französischen Journalisten empfangen und ihnen erklärt, die Konferenz von Spaa bedeute den Beginn der Ausführung des Friedensvertrages von Bersailels. Er lobte den guten Willen aller Vertreter, besonders des Grafen Sforza. AlS er inLondon zum ersten Male von der Besetzung des Ruhrgebiets gesprochen, habe er keinen Erfolg gehabt. In San Remo sei es ihm gelungen, den Grundsatz zur An nahme zu bringen, in Boulogne sei man einig ge worden über die Art der Zwangsmatznahmen, ünd in. Spaa endlich habe man Genaueres festgelegt. Die Festigkeit sei notwendig, das hindere aber nicht, datz die Alliierten bei mehreren Fragen den Geist nennenswerter Versöhnlichkeit (?!) gegenüber Deutsch land gezeigt hätten. Millerand glaubte besonders auf die Kredite Hinweisen zu können, die als Gegenleistung für die Kohlenlieferung erfolgen müssen. Teutschland könne vielleicht im Laufe von sechs Monaten auf 1500 Millionen rechnen, was ihm hoffentlich gestatten werde, seine Produktion zu verbessern. Es sei in Spaa L« schwierigen, manchmal zu recht lebhaften Erörterung«« Mischen den Alliierten gekommen, aber vor den Deut schen habe man sich immer in einer Einheitsfront gezeigt. * i Besetzung des WieSeransbauministeriums. Als unmittelbare Folge der in Spaa herbeigefühv» ten Vereinbarungen wird jetzt ernstlich daran gedacht, das Wiederaufbau-Ministerium wieder zu beleben. E«