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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- fertionSpreiS: die kleinsp. Zeile lO Pf. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Illustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Z7. Zayraau«. — Dienstag, den 14. Januar Verordnung an sämmtlichc Amtshauptmannschaften, Stadträthe, Bürgermeister und Gcmeindevorstände, die Wahlen zum Reichstage betreffend. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 8. lfdn. MtS. zur Vornahme der Neuwablcn für den Reichstag der 2V. Ievruar dieses Jahres festgesetzt worden ist, so werden die Gemeindcobrigkciten — als welche in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die Revidirte Städteordnung gilt, die Stadträthe, für die Städte, in welchen die Sküdteordnung für mittlere und kleine Städte gilt, die Bürgermeister und für das platte Land die Amtshauptmann schaften zu betrachten sind —, hierdurch angewiesen, unter Beobachtung der in dem Wahlgesetze für den Reichstag vom 31. Mai 1860 (Bundesgesetzblatt v. I. 1869 Seite 145 flg.) und in dem zur Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt v. I. 1870 Seite 275 flg.) enthaltenen Bestimmungen ungesäumt, und zwar zugleich sür die in ihren Be zirken gelegenen exemten Grundstücke die in den 88 6 und 7 des ungezogenen Reglements vorgcschriebene Abgrenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände in Gemäßheit von 8 8 des Wahlgesetzes und 8 l des Reglements die Wähler listen aufzustellen. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke cinzutheilen sind — 8 7 Abs. 3 des Reglements — hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zu erfolgen und es sind daher die Gemeindevorständc von den Amts hauptmannschaften wegen der geschehenen BezirkSeintheilung rechtzeitig mit An weisung zu versehen. Die Auslegung der Wählerlisten hat spätestens am 23. Januar dieses Jahres zu erfolgen und cs ist deshalb von den Stadträchen, Bürgermeistern und Ge meindevorständen vorher die in 8 2 des Reglements vorgeschriebene Bekannt machung zu erlassen. Die für die Wahlhandlung bcnöthigtc» Protokoll- und Gegenlistenformulare werden für die städtischen Wahlkreise den Stadlräthen und bezw. Bürgermeistern, für die Wahlbezirke des platten Landes den Amtshauptmannschaften zur Be händigung an die Wahlvorsteher zugehen. Dresdcn, am 10. Januar 1890. . - Ministerium des Innern. V. Nostitz-Wallwitz. Paulig Unter Bezugnahme auf den in Nr. 153 dieses Blattes vom vorigen Jahre abgedruckten Erlaß der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg werden die im Jahre 1870 geborenen männlichen Personen, ingleichen diejenigen älteren Jahrgängen angehörenden Mannschaften hiesigen Ortes, über deren Militärver- hältniß noch nickt endgültig entschieden worden ist, hiermit aufgcfordert, sich innerhalb der Zeit vom 15. Januar Ms 1. Aevruar 189V an ExpeditionsstcUe des Unterzeichneten behufs Ausnahme in die RekrutirungS- stammrolle anzumclden. Schön Heide, am 11. Januar 1890. Der Gemeindevorstand. Hagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, II. Januar. Die Kaiserin Augusta ist heule Mittag an der Seite ihres Gemahls im Charlottenburger Mausoleum bei gesetzt worden. Die Trauerfeierlichkeit in der Ka pelle des Schlosses war tiefergreifend. Kurz nach 11 Uhr erschien der Kaiser mit der Großherzogin von Baden und dem König von Sachsen, der die Kaiserin am Arme führte. Darauf folgten die übrigen Fürst lichkeiten, unter ihnen Prinz Georg von Sachsen. Nach der Gedächtnißrede des Oberhofpredigers vr. Kögel trat der Kaiser mit der Großherzogin von Baden an den Sarg, kniete nieder und betete still. Die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich, sowie die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie folgten dem Bei spiel. Dann wurde der Sarg hinabgetragen, und der Trauerkondukt formirte sich. Dragoner und Garde- Kürassiere, von letzteren eine Abtheilung in schwarzen Kürassen, eröffneten den Zug, der sich unter den Klängen des Beethoven'schen Trauermarsches in Be wegung setzte. An die Kavallerie - Abtheilung schloß sich ein Bataillon des Grenadier-Regimentes, dessen Chef die Kaiserin gewesen. Es folgte die Geistlich keit, die evangelische sowohl wie die katholische, die Dienerschaft, die Hofbeamten, Pagen in rothen Wämmsen und Dreimastern, von denen Florschleifen herunterfielen. Vor dem Sarge trugen die Generale Graf Lehndorff, v. Albedhll, Frhr. v. Lotz und Fürst Radziwill auf schwarzen Kissen die Ordensinsignien und die Krone, das Zeichen der KönigSwürde. Acht dicht verhängte Rappen zogen den Leichenwagen, welcher den Sarg trug. Ueber dem letzteren war eine purpurne Hermelindecke mit goldener Stickerei gebreitet. Darüber erhob sich die Krone. Ein gro ßer Kranz von weißen Kamelien ruhte auf der Decke. Ueber dem Wagen ragte ein goldgestickter Baldachin hervor, der von Kammerherren getragen wurde. Das Ganze war von wundervoller Wirkung. Etwa 10 Schritt hinter dem Sarg schritt der Kaiser allein, wie bei der Beerdigung Kaiser Wilhelms I. Tiefer Ernst lagerte auf seinen Zügen. Das Auge blickte unverwandt vorwärts und ruhte wehmuthsvoll auf dem Sarge. Ihm folgte zunächst der König von Sachsen und der Großherzog von Baden mit dem Großherzog von Sachsen-Weimar. Daran schlossen sich die übrigen Fürstlichkeiten, Prinz Georg von Sachsen, Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich- Este, der Prinz von Edinburg, der Kronprinz von Schweden, Großfürst Michael, Prinz Ludwig von Bayern, Prinz Wilhelm von Baden und viele Andere. Dann folgten die Minister, die Generale und andere Würdenträger. An der Spitze der Generalität schritt der 89jährige Graf Moltke, etwas vorgebeugt, aber sicheren Schrittes. Der Reichstag war nicht zahl reich vertreten. Unter den verschiedenen Deputationen, die den Schluß der Leidtragenden bildeten, fielen die Vertreter der Berliner Universität durch ihre historische Tracht besonders auf. Der Zug bewegte sich durch die Linden. Hier waren die meisten Häuser schwarz drapirt. Die elektrischen Lampen wie die Gaslaternen, welche brannten, waren schwarz umflort. Auf dem Brandenburger Thor dampften vier brennende Pech pfannen. Das Wetter, welches Nachts stürmisch und regnerisch und früh ncbelfeucht gewesen, hellte sich vor Beginn der Feier auf, und die Sonne strahlte goldig auf den Leichenkoudukt hernieder. Eine unübersehbare Menschenmenge hatte zu beiden Seiten der Trauer straße vom hiesigen Schloß bis zum Schloß Char- lottenburg Aufstellung genommen. Die Stimmung war eine durchaus würdige und ernste. Die Inn ungen, die Hochschulen, Vereine aller Art bildeten mit umflorten Fahnen vom Berliner Schlosse bis zur Siegesallee im Thiergarten Spalier. Von dort wurde das Spalier von dem Militär fortgesetzt. An der Siegesallee löste sich der Zug theilweise auf. Die hohen Leidtragenden bestiegen hier die Wagen. Die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich, die Großher zogin von Baden und die Prinzessinnen des kaiserl. Hauses hatten sich bereits vorher zu Wagen nach Charlottenburg begeben. Hier fand die eigentliche Beisetzungsfeier, dem beschränkten Raum entsprechend, nur im engen Kreis der Familie und der fürstlichen Gäste statt. — Stuttgart, 9. Jan. Unser Hoftheater schwebte gestern Abend in großer Gefahr. Bald nach Beendigung der Vorstellung brach in einer zu ebener Erde gelegenen Holzkammer Feuer aus. Die Gefahr war um so größer, als sich direkt über der Holzkammer große Garderoben-Magazine befinden. — Zum Glück wurde das Feuer noch im Entstehen durch vorübergehende Herren, die sofort Lärm schlugen, entdeckt. Durch die sehr rasch und umsichtig bewerk stelligten Löscharbeiten gelang eS, die Flammen zu bewältigen, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der König sah den Löscharbeiten vom gegenüberliegen den Refidenzschlosse aus zu. Die Staatsanwaltschaft hat heute gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Man spricht von Brandstiftung, doch ist viel wahrschein licher Fahrlässigkeit die Ursache der Entstehung des Brandes. — Ingolstadt, 9. Januar. Ein Opfer der Röhrmooser Eisenbahnkatastrophe ist jetzt der kgl. Oberbahnamtsoffizial Wimmer hier geworden. Er lag am verhängnißvollen 7. Juli v. IS. in dem zusammengequetschten bayerischen Waggon neben der Leiche des Bezirksamtmannes Schöller von Pfaffen hofen, seines Sitznachbars, fest eingeklemmt unter den Trümmern. Von längerer Ohnmacht erwacht, vermochte er durch Winken auf sich aufmerksam zu machen und wurde mit vieler Mühe herausgearbeitet. Es schien anfänglich, daß Wimmer außer Kontusionen keine Verletzungen davongetragen habe. Leider schien es nur so, den» seine Gcsundheitsverhältnisse gingen bald sehr merklich zurück. Zuletzt mußte er mehrere Wochen das Zimmer hüten, bis schließlich ein plötz licher Blutsturz dem Leben des 41jährigen Mannes ein Ende bereitete. Der Sektionsbefund hat nun ergeben, daß der Blußerguß aus dem rechten, sonst vollständig lebenskräftigen Lungenflügel kam, aus dessen Oberlappc» zwei je ein Markstück große, einen Centimeler tief in das Lungengewebe eindringendc, von erlittener Quetschung herrührcnde Blutunter laufungen ersichtlich waren. — Oesterreich-Ungarn. Die abgeschmackten Gerüchte über die Abdankung Kaiser Franz Josephs finden jetzt eine einleuchtende Erklärung durch die folgenden, von dem Pesther „Egyetertes" gemachten Mittheilungen, welche erkennen lassen, daß ein wahrer Vorgang einfach eine falsche Deutung erfahren hat. Dem genannten Blatte zufolge, seien jene Gerüchte darauf zurückzuführen, daß in Wien ernstlich die Regelung der Thronfolge in Angriff genommen woroen sei. Zu diesem Behufe habe der Justizminister Szilagyi sich vor zwei Tagen von Pest nach Wien begeben. Nach dem Tode des Kronprinzen Rudolf wurde die gesetzliche Frist abgewartet, ob nicht bei der Kronprinzessin ein Ereigniß eintretc, welches für die Thronfolge maßgebend sei. Da das nicht geschehen, werde die Angelegenheit jetzt endgiltig in der Weise geregelt, daß der Erzherzog Karl Ludwig auf den Thron verzichtet und sein Sohn, Erzherzog Franz Ferdinand als Thronfolger ausgerufen werde. Die feierliche Verzichtleistung des Vaters und die Anerkennung des Sohnes als Thronfolger werde demnächst erfolgen. Kaiser Franz Joseph habe am 1. Februar 1889 Franz Ferdinand — drei Tage nach Kronprinz Rudolfs Tode — erklärt, er betrachte ihn als Thronfolger. Seither wurde der Erzherzog mit besonderer Auszeichnung behandelt, begleitete Kaiser Franz Joseph auf der Reise nach Berlin und nun solle seine Stellung amtlich geregelt werden. Natürlich gedenke Kaiser Franz Joseph nach wie vor feinen Herrscherberuf zu erfüllen, so lange er vermöge. Die bevorstehende Förmlichkeit regele nur ein bereit bestehendes Verhältnis — Rußland. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß der Nihilismus in letzter Zeit