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Netteste Zeitung des Bezirks Dienstag, am 24. Juli 1934 100. Jahrgang Nr. 170 Englands Luftaufrüstung werden selbst, soweit es möglich ist, dem Ratschlag folgen, mehr schritt man zur Ehrung zweier verdienter Meister, j 4, Lnftfahrtminister Lord Londonderrv erklärte auf denAntrag der Arbeiterpartei, datz keine verantwort liche Regierung es zulassen könne, daß die Luftstreitkräfte Englands weiterhin denen des Auslands in so starkem "Ratze unterlegen seien. Die Zeit sei gekommen, datz man der Wirklichkeit ins Gesicht sehen müsse. Niemals könne er als Luftfahrtminister die Verantwortung dafür über nehmen, datz im Frieden vernünftige Vursichtsmatzregclir unterlassen würden. Denn im bedauerlichen Falle eines Krieges werde man dann Flugzeugführer in den Kampf senden müssen, die nur über eine unzureichende Ausbil dung verfügten, weil man die Luftwaffe in der Eile habe einrichten müssen. Der Beschluss der Regierung, die Luft streitkräfte Englands zu verstärken, bedeute eine Siche rung des Weltfriedens und werde zur Verhinderung des Wettrüstens beitragen. Eine schwache Luftwaffe bilde kein wirksames Verteidigungsmittel; andererseits lasse eine an gemessene Verteidigungsorganisation sich nicht erst bei Ausbruch des Krieges und womöglich unter Angriffen des Feindes aus dem Boden stampfen. schlößchen" Dresden eine außerordentliche Hauptversammlung ab, zu welche 34 Zweigvereine mit 44 Vertretern erschienen waren. Man stimmte dem Anträge des Kassenvorstandes und Aussichtsrates zu, sich zur Erlangung der Rechtsfähigkeit in das Vereinsregister de» Amtsgerichts Dresden eintragen zu lassen und nahm die bisherige Satzung mit einigen aus der Rechts lage sich ergebenden Aenderungen einstimmig an. AK Mit glieder des engeren Vorstandes wurden Reinsch und Bräuti gam-Dresden sowie Wachsmuth—Potschappel gewählt und bestätigt. 2m Laufe des vergangenen Jahres hat die Sterbe- Gegenantrag der Arbeiterpartei abgelehnt. Das englische Oberhaus lehnte einen Antrag der Ar beiterpartei, der Regierung wegen der Luftanfrüstungs- pläue die Missbilligung des Hauses ausznfprechcn, mit 54 gegen 9 Stimmen ab. Während der Aussprache kreuzten 21 Militärflugzeuge, die an einen« Manöver teilnahmen, i Ler dem Parlamcntsgebäudc. Lord Ponsonbv, der Vertreter der Arbeiter partei, bezeichnete die Vermehrung der englischen Luft flotte auf 1300 Flugzeuge als zwecklos, weil Frankreich bereits jetzt über 1650, Russland und Italien schon über je 1500 Flugzeuge verfügten. Es sei bedauerlich, datz sich England niemals ernstlich um die Durchführung des Ge dankens bemüht habe, dass alle Nationen auf den Stand Deutschlands abrüsten müssten. Die jetzige Lage lasse sich vergleichen mit den ersten Monaten des Jahres 1914: auch jetzt herrsche wieder ein Wettrüsten. Wenn die eng lische Regierung plötzlich aus heiterem Himmel erkläre, sie müsse die Luftwaffe nm 75 Prozent verstärken, so sei die Frage b-rechtigt, ob es irgendwelche versteckte Ver pflichtungen gebe, vcr denen das Land nichts wisse. Dieses Blakt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmlShauptmannschaft, des StadlralS und des Finanzamts Dippoldiswalde ausgezahlt, sie zählte Ende 1933 13 486 Mitglieder. Seit ihrem Bestehen, ca. 12 Jahre, gewährte sie bis mit 1933 Unterstützungen von 389 750 M. Kreischa. Ein schweres Gewitter zog am Sonnabend nachmittag über unsere Gegend. Unser Ort selbst blieb vor größerem Schaden bewahrt. Nur zwei kräftige Schläge brachten die Gemüter in kurze Aufregung. Ein Blitz schlug in den Haltestellenmast der Lockwitztalbahn am Sanatorium und ein weiterer in einen solchen am Unteren Gasthof Lockwitz. Auch wurde die Babisnauer Pappel von einem Blitz ge troffen und eines Astes beraubt. Glashütte. Am zweiten Tage de» Vogelschießens bildet immer das Hauptereignis der Königsschuß, der Einzug durch die illuminierte Stadt und der Betrieb im Schützensalon. Die Königswürde erschoß sich diesmal Schütze Werkmeister Wiesen hütter, der Führer der Osthushenrich-Feuerwehr. Glashütte. Aufgeboten wurde der Bauarbeiter Martin Georg Schröder mit der Metallarbeiterin Elsa Gertrud Hege wald, beide in Glashütte. lvelnsdopf. Ein gewiß nicht alltägliches Ereignk spielte sich am Donnerstag in einem hiesigen Gutshofe ab, wo ein Gaul plötzlich von Neugierde gepackt, einmal den Ott kennen wollte, wo von Tag zu Tag das duftende Heu kam. Zu diesem Zwecke war der Gaul unbemerkt vom Stall aus di» Treppe zum Futterboden emporgestiegen und gekaute sich dann nicht wieder herunter. Vergeblich bemühte sich der Be sitzer mit seinen Leuten, den Gaul wieder in seinen Stand zu bringen. Das ängstlich gewordene Tier widersetzte sich allen Liebesmühen, so daß die Versuche schließlich ak lebensgefähr lich aufgegeben werden mußten. Es blieb nicht» übrig, ak au» der nahen Großstadt Chemnitz die Berufsfeuerwehr zu holen, die einen Bohlensteg über die Treppe bauen und, da« Pferd fesseln mußte, da» dann, vorsorglich auf Stroh gebeitet, über den Bohlenfteg vom Futterboden nach dem! Stall gezogen wurde und vollkommen unversehrt schließlich , nach der ausgestandenen Angst wieder in seinem Stand landete. Und all diese Aufregungen und Mühen wegen der Neugierde! eines alten Gauk! ' i GrohvoigkSberg. Während des Schulfestes am Sonntag' belustigte sich ein Schieferdeckergehilfe aus Mobendorf mit! Luftschaukelfahren. Er stürzte durch eigene Unvorsichtigkeit, aus der gerade hochgeschwungenen Gondel und blieb schwer verletzt liegen. Der Arzt stellte einen schweren Schädelbruch fest, woran der Verunglückte verschied, bevor die Einliefe rung ins Stadtkrankenhaus erfolgen konnte. Bautzen. Bei Erntearbeiten auf einem Weizenfeld des Bauern Jäckel in Kleinwelka gerieten am Sonnabend fünf Scheffel Weizen vermutlich infolge Heißlaufens der Selbft- bindemaschine in Brand und wurden ein Opfer der Flammen. Der Schaden ist bedeutend, dürste jedoch in der Hauptsache durch Versicherung gedeckt sein. Sertliches Md MMes Dippoldiswalde. Es scheint, als ob sich in der Wetterlage nun doch eine Umschichtung anbahnen wollte und dir Trockenperiode ihr Ende erreicht hat. Gestern nachmittag gab es ein kurzes, fernes Gewitter, das uns aber stärkeren ,Regenfall brachte. Abends, in der Nacht und auch heute tagsüber kamen heftige Gewittergüsse. Das Wasser wurde vom Erdboden rasch aufgesogen. Es muß noch weiter tüchtig regnen, bis der Grundwasserspiegel sich wieder hebt. Dippoldiswalde. Heute früh gegen '/-3 Uhr wurden die Umwohner einer Tankstelle in ihrem Schlafe gestört. Ein Kraflwagenführer aus Dresden, der tanken wollte, schlug mit seinen Wageninsassen mächtigen Krach, als der Tank- skellen-Inhaber seine Wünsche nicht erfüllte. Megen des ruhestörenden Lärms wurden die Leute zur Namens-Fest stellung nach der Polizeiwache gebracht. Der Kraftwagen führer lieh sich noch ärztlich untersuchen, da ihm von dem bctr. Tankstelleninhaber der Vorwurf, betrunken zu sein, gemacht wurde. — Der Motorradfahrer, der am Sonnabend auf der Staatsstraße zwei Personen anfuhr, die ein Feuerlöschgerät nach dem Brandplatze fuhren, ist in der Person des Klempnergehilfen Georg Scharfe festgestellt worden. Auf dem Rade des Meisters hatte er, um zu helfen (!), rasch an die Brandstelle eilen wollen. Wie er angibk, ist er durch ein entgegenkommendes Kraftfahrzeug weit nach rechts gedrängt worden. Das kann ihn aber nicht entschuldigen; er hak offensichtlich die nötige Rücksichtnahme und die einfachsten Verkehrsvorschriften außer acht gelassen. Dippoldiswalde. Mehr als in früherer Zeit werden nach der nationalen Erhebung auch die Sitten und Gebräuche wieder be ¬ wehr schritt man zur Ehrung zweier verdienter Meister, die der Innung bereits SO Jahre angehören: Ehrenobermeister Jäckel und Ehrenmeister Rasche. Gewerbekammermilglied Hörl sprach Ihnen nach einleitenden Worten, in denen er soweit möglich Abstellung der bei Behandlung der Eingänge vorgebrachten Mängel durch die Gewerbekammer zusagte, den Dank der Gewerbekammer aus. Er hob besonders hervor, daß Ehrenobermeister Jäckel in auf opfernder Weise viele Jahre im Dienste der Stadt als Stadt verordneter und Vorsteher des Kollegiums gearbeitet hat und auch lange Zeit Mitglied -er Gewerbekammer war, wie er auch als Obermeister viele Jahre seinen Kollegen diente. Im Auftrage der Gewerbekammer konnte er den beiden Iubilaren die Mit- Anzeigenprett: Die 46 Millimeter breit« - Mlllimeterzetle 6 Rosa.; im Tertteil die VS i Millimeter breite Muimeterzetl« 18 4^ Anzeigenschluß 10 Uhr vorm. die ihnen zuteil gewordene Ehrung und seinen beiden Vorrednern für die ehrenden Worte. Acht Iungmeisler, ein neunter konnte nicht anwesend sein, die vor kurzem ihre Meisterprüfung gut be standen haben, wurden vom Obermeister mit kernigen .Worten beglückwünscht und in die Innung ausgenommen. Auch Gewerbe kammer-Mitglied Hörl beglückwünschte die Iungmeister, die drauf in altem Brauche den Meistertrunk tun mußten. Meister Florian hob hervor, daß zwei Obermeisterssöhne, die von Ehrenobermeister Jäckel und Obermeister Heinrich, an diesem Tage als Iungmeister ausgenommen sind, und wertete das als besonders freudiges Er eignis für die Betroffenen und die ganze Innung. Mit ermahnen den Worten zu Treue und Gewissenhaftigkeit wurden alsdann zwei Lehrlinge ausgenommen und ein solcher in gleich feierlicher Weise vor offener Lade nach bestandener Prüfung losgesprochen. Stellvertretender Obermeister Bieber—Tharandt hatte seinerzeit die S Iungmeister auf die Meisterprüfung vorbereitet. Er war auch zum Sommer-Quartal erschienen und gab nun seiner Freude Ausdruck, daß alle seine hiesigen „Schüler" die Prüfung be standen haben und jetzt als Meister in die Innung ausgenommen wurden. Ein Vorschlag des Innungs-Ausschusses, eine Fahrt nach Siehenlehn zu unternehmen, um sich dort über die Schuhmacher- Fachschule zu unterrichten, wurde einstimmig gutgeheißen, rege Beteiligung wird erhofft. In sinniger Weise sprach dann Ehren obermeister Gäbler, daß durch Reichskanzler Adolf Hitlers Tat es jetzt wieder möglich sei, die Versammlungen In der alten ehr würdigen Form abzuhalten und schloß mit dreifachem Sieg-Heil auf den Kanzler. Iungmeister Heinrich ließ es sich nicht nehmen, im Namen der jungen Kollegen Dank zu sagen für die schöne Form bei der Aufnahme, und im Blick auf ehrwürdige Erinne rungen an Hans Sachs auf den Wert geschlossener Einigkeit zum Wohle des Handwerks und Vaterlandes hinzuweisen. In seinem Schlußwort gedachte Obermeister Heinrich des Reichspräsioenten und des obersten Führers und Kanzlers Adolf Hitler und Ehren obermeister Jäckel dankte noch dem Obermeister für die treue Pflichterfüllung in seinem Amte. — Dem Quartal mar am Vor mittag die Prüfung der Lehrlinge vom 1. bis 3. Iahrgaim voraus gegangen. Anschließend wurde ein Gesellenstück vom Prüfungs ausschuß unter Vorsitz des Kollegen Alfred Hammer—Oelsa be gutachtet und dann der angehende Geselle geprüft. Zu bemerken ist, daß die Lehrlingsarbeiten sämtlich sehr gut waren, die Arbeit eines Lehrlings im 3. Lehrjahte war sogar das reinste Meister stück. Sämtliche Arbeiten wurden dann nachmittags zum Quartal ausgestellt, damit auch die anderen Meister (86 waren anwesend) darüber urteilen konnten. — Uns wird geschrieben: Wie manche Leute noch augen blicklich mit dem kostbaren Wasser umgehen, beweist folgender Fall: Ein Melker war heute früh, als es seit über vier Wochen erstmalig wieder in R. geregnet hatte, damit beschäftigt, Wasch wannen unter eine Dachrinne zu setzen, um für sein Vieh mehr Wasser zu erhalten als ihm täglich zugefahren würde, Als er eine Wanne gegen die andere umtauschen wollte, weil nach einiger Zeit sie voll sein konnte, gewahrte er, daß die Eigentümerin der Wanne den Inhalt in den Hof ausgeschüttet hatte (etwa 100 Liter) und mit ihrem Eigentum davonlief. (Als ob Regenwasser einer Wanne einmal schaden könnte!) — Die Sterbeunterstützungskasse des Wohltätigkeitsvrreins „SSchs. Fechtschule" hielt am Sonntag im „Stadtwald achtet, die uns aus der Väter Tagen überliefert sind. Rück schauend aufs Mittelalter waren es die Zünfte und Innungen, die Ihre eignen Gebräuche hakten und die jetzt wieder zu Ehren zu bringen Wunsch unseres Kanzlers und gern getane Pflicht der Obermeister ist. Darum, und weil es auch einige Iubilare zu ehren gab, war das Sommer-Quartal der Schuhmacher zwangs-Innung am Sonntag ganz besonders festlich aus gestaltet. Auf der großen Querlasel standen die 12 alten Zinn- krt'ge der Innung, stammend aus dem 16. Jahrhundert und jüngeren Datums, dazwischen die über 200 Jahre alte Innungs- lade. 4 Zinnleuchker mit brennenden Kerzen gestalteten das Bild besonders feierlich. Von der Wand grüßten Hakenkreuz- und schwarz-weiß-roke Flagge. An der Ehrentafel nahmen außer dem Innungs-Ausschuß Platz die Ehrenobermeisler Gäbler und Jäckel, Ehrenmitglied Meister Rasche und Gewerbekammer-Mitglied Obermeister Hörl. Um 2 Uhr eröffnete Obermeister Heinrich das Quartal, begrüßte ganz besonders die Obengenannten und schloß seine kurze Ansprache mit den Worten: Ehre deutsches Volk und hüte treulich deinen Handwerkstand! Als das deutsche Handwerk blühte, blühte auch das deutsche Land! Nach Bekanntgabe der Tagesordnung wurde in die Verhand lungen eingekreten. Kollege Bachmann—Borlas hakte wegen Echuhlieferungen eine Beschwerde einaereicht, die der Obermeister an den Landesverband zur Meiterverfolgung weitergelettet hatte. Man war damit einverstanden und ist gewillt, etwa noch not wendig werdende Maßnahmen weiter zu verfolgen. Die Grün dung bez. Beteiligung an der Gründung einer Landeslieferungs- Genossenschaft wurde von fier Innung einstimmig abgelehnt. Mit großem Interesse wurde dann eine Statistik über den Umfang des Schuhmacher-Handwerks, seine Innungen usw. und ein Rund schreiben der Gewerbekammer gehört, das die Aufgaben und Pflichten -er Obermeister behandelt. In einem weiteren Schreiben weißt die Gewerbekammer darauf hin, daß die Handwerksmeister in früheren Zelten an ihren Häusern und Läden ihr Handwerk versinnbildlichende Schilder anbrachten, wie man sie vielfach noch in Bayern usw. findet und regt an, daß diese Sitte wieder auf lebt. Die anwesenden Mitglieder begrüßten es, daß man das Handwerk auch in dieser Weise wieder zu Ehren bringen will und werden selbst, soweit es möglich ist, dem Ratschlag folgen. Nun- Wetter für morgen: Meist schwache Minde aus westlichen Richtungen. All mählicher Bewölkungs - Rückgang. Neigung zur Nebel bildung. Warm. Zunächst Möglichkeit von Gewittern; im übrigen keine wesentlichen Niederschläge. Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung un- Anzeiger für Dippolöiswalöe, Schmieöeberg u. A. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.—NM. - mit ^Zutragen; einzelne Nr. 10 Rpfg. - - Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. 3 :: - crernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 j Postscheckkonto Dresden 125 48 teilung machen, daß ihnen auf Ansuchen der Innung aus einem bei der Gewerbekammer bestehenden Fond eine jährliche Ehren gabe von 100 M., zahlbar in 4 Raten, zuerkannt worden sei und konnte ihnen die erste Rate aushändigen. Vor offener Lade """den dann Heide Iubilare vom Obermeister Heinrich in krefs- beglückwünscht und ihnen der Dank der Innung Hr "Kücken In deren Interesse und ein Geschenk, bestehend In «mein Korb mit Lebensmitteln, überreicht. Darauf mußten sie aus Zinnkrügen den EhreNtrunk tun, während sich die übrigen Kollegen zu ihren Ehren von den Plätzen erhoben hatten. - - - . Ehrenobermeisler Jäckel dankte zugleich im Namen Rasches für kaffe in 160 S1nbtsällens62 000 M. an Unterfiützungsgeldern