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Postscheckkonto Lewz.g 4186 Zugleich weit verbrettet in de« Städten Wenig, Lurizeurm, Lichieustein-Tallndeeg und in den Ortschaften nachstehender Standesamtsbezirke: Altstadt Waldenburg, BräunSdorf, TaLeuberg, Lhrrnhaiu, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, LangenchurSdorf, Langenleuba-Niederdam, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSuitz i. Eczgeb^ Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Freitag vm 2S. Januar 1915. Witternngrbeeicht, ausgenommen am 28. Januar, Mittag 1 Uhr. Barometerstand 750 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Lhermometerstand — 4° L (Morgens 8 Uhr — 6 ° L. Tiefste Nachttemperatur — 6° L) FeuchtigkeitagehaU der Lust nach Lambrecht« Polymeter 72 Taupunkt — 9 °. Windrichtung: Nordost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 1,i mm. Daher Witterungaauastchten für den 29. Januar: Meist bedeckt. Sieg der Sachsen bei Cramme. Generaloberst v. Bülow wurde zum Generalfcldmarschall ernannt. Der Vortragende Rat in der Ratskanzlei o. Oppen wurde znm Polizeipräsidenten von Lodz ernannt. General v Einem ist zum Generalobersten befördert worden. Generalleutnant Freiherr v.Freytag Loringhooen wurde zum Generalqaartiermeister ernannt. Die Wiederaufnahme der deutschen Offensive wird jetzt auch von den Pariser Berichten zugegeben. In Ppern sind die Zerstörungen an den Gebäuden schwerer Natur. Deutsche Kreuzer haben wieder zwei englische Handels, schiffe erbeutet. In Oesterreich steht eia neuer Ministerwechsel bevor. Die Anletheversuche der Dreiverbandrmächtc begegnen großen Schwierigkeiten. Paris erwartet den Zeppelinangriff. Bei Nieuport ist ein französisches Torpedoboot uuter- gegangen. Der englische Schlachtkreuzer „Lion" und der Tmpedo- bootszerstörer „Meteor" find zur Reparatur gebracht worden. Die englische Marine hat bisher 18 Kriegsschiffe ver loren, darunter 2 Dreadnoughts England hat die unexportierbaren Getceideoorrüte Rutz lands angekaust. Die russische Hafenstadt Liüau wurde von einem Zeppelin überrascht. In Petersburg herrscht Krirgsmüdigkeit und Nieder» geschlagenheit. In Autioari (Montenegro) wurden 130,000 Inder und Engländer gelandet. In Tomsk herrscht eine Kälte von 45 " II. "Waldenburg, 28. Januar 1t» 15. Der bisherige Direktor der Deutschen Bank und jetzige Staatssekretär im Reichsschatzamt Dr. Helfferich hat eine Untersuchung über die Entstehung des jetzigen Weltkrieges angestellt, die von der „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht wird. Damit ist auch der letzte Schleier fortgezogen von all dem Lug und Trug, den unsere Feinde verbreitet haben. Herr Dr. Helfferich schreibt: „Die Negierungen Englands, Ruhlands und Frank reichs haben geglaubt, durch die Veröffentlichung ihres diplomatischen Schriftwechsels aus den Tagen vor dem Ausbruche des Weltkrieges vor den Augen ihrer ei genen Völker und der gesamten Kulturwelt den Be weis führen zu können, daß die Schuld an dem ge waltigsten Blutvergießen, das jemals die Erde erlebt hat, lediglich auf das „kriegslüsterne Deutschland" ent fällt und daß sie ihrerseits alles getan haben, nm die Katastrophe zu vermeiden. England hat ein Blau buch, Rußland ein Orangebuch, Frankreich ein Gelb buch der Oeffentlichkeit übergeben. Eine Reihe An zeichen sprechen daftir, daß die Veröffentlichungen, die sich den Anschein der Vollständigkeit geben, wichtige Lücken ausweisen, und speziell im Falle des franzö sischen Gelbbuchs kann der Nachweis als erbracht an gesehen werden, daß gewisse dort wiedergegebene Do kumente nachträglich fabriziert worden sind. Trotz dem verdienen die Veröffentlichungen ein sorgfältiges vergleichendes Studium." Der Verfasser macht dann nicht den verfrühten Ver such, den außerordentlich verwickelten diplomatischen Kreuz- und Querzügen in allen ihren Einzelheiten nachzugehen; es kommt ihm vielmehr nur darauf an, die wichtigsten Vorgänge, die den Krieg herbeigeführt haben, an der Hand der von den Dreiverbandmächten sonst gelieferten Beweisstücke vor der Wel, Vorzü gen. Dr. Helfferch gelangt zu dem Ergebnisse, daß Rußland als der Brandstifter, Frankreich und Eng land als die Mitschuldigen erwiesen sind, und sagt zum Schluffe: Die Einzelvorgänge und Einzelhandlungen, die Worte eines Greh, eines Cambon und Sasonow, tue Handlungen des Ersten Lords der britischen Admira lität und des russischen Generalissimus — Worte und Handlrmgen, die an sich gegenüber der großen Mensch heitstragödie klein erscheinen mögen — sind nur die in der entscheidenden Zeit an die Oberfläche getrete nen Manifestationen der Kräfte, deren Walten die Weltgeschichte unserer Zeit ausmacht: Bei Rußland der Drang nach der Vorherrschaft im nahen Orient, doppelt stark seit der Niederlage im Kriege mit Japan und entschlossen, bei Aussicht auf Erfolg jeden Wider stand der Zentralmächte gewaltsam zu brechen. Bei Frankreich die verhängnisvolle Orientierung der Ge samtpolitik nach dem negativen Pol des mit Furcht gepaarten unversöhnlichen Revanchedurstes, auslaufend in die immerwährende Bereitschaft, mit jedem starken Gegner Deutschlands gegen uns zu marschieren. Bei England der Handelsneid gegen jede aufstrebende Wirtschaft, dazu die instinktive Gegnerschaft zur stärk sten Kontinentalmacht und die Tradition der gewalt samen Unterdrückung jedes kontinentalen Strebens nach Seegeltung. Diese heterogenen Kräfte haben das Netzwerk der Entente gesponnen, das der kleinen Minderheit der den Krieg entschlossen Wollenden zum furchtbaren Werk zeug wurde, und in dem die große friedliche Mehr heit der Völker Rußlands, Frankreichs und Englands sich rettungslos verfing. Rußlands Stellungnahme zu Oesterreich-Ungarn in der serbischen Frage stellte die Entente vor die entscheidende Belastungsprobe; es ist kein Zweifel, daß ein Wort der Weigerung Frank reichs genügt hätte, die Kriegspartei in Rußland nie derzuhalten; es ist zum mindesten sehr wahrscheinlich, daß ein Wort der Weigerung Englands Frankreich zurückgehalten haben würde; es ist unbedingt sicher, daß jedes Wort der Ermutigung von Seiten Eng lands den Kriegsparteien in Frankreich und Rußland das Uebergewicht verschaffen mußte. Auf der andern Seite ist ebenso gewiß, daß ein Sich-Entziehen Frank reichs oder Englands, mochte das Beiseitestehen in den Verträgen und Absprachen noch so sehr seine for melle Berechtigung finden, das dreifache Einverneh men gesprengt und eine Neuorientierung der gesamten europäischen Politik zur Folge gehabt hätte, eine Neu orientierung, die nicht zu einer Vorherrschaft eines einzelnen Staates hätte führen müssen, bei der viel mehr jede Macht zu ihrem Rechte hätte kommen können. In der Wahl zwischen der Erhaltung der Entente und Erhaltung des Weltfriedens haben die leitenden britischen und französischen Staatsmänner, durch lang jähriges eigenes Tun und Reden innerlich unfrei und befangen, unter dem Drucke der kriegslüsternen Cliquen den Weltfrieden der Entente geopfert und den über wiegenden Teil der öffentlichen Meinung ihrer Länder durch die Berufung auf die Heiligkeit der geschriebenen und ungeschriebenen Verträge mit sich fortgeriffen. Diese Verflechtung von Schuld und Verhängnis im einzelnen klarzustellen und darzulegen, wird dereinst die große Aufgabe der Geschichtsschreiber unserer Zeit sein. De«ts»»cs Reick,. Der Geburtstag des Kaisers ist :m ganzen deutschen Reiche in ernster und würdiger Weise gefeiert worden. Die deutschen Bundesfürsten sandten dem Kaiser telegraphische Glückwünsche. Der Tele- grammwcchsel zwischen dem Kaiser und dem Söntg von Bayern zeugt von dem schlichten, geraden Wesen der beiden Monarchen. „Nicht in festlichem Jubel," sagte König Ludwig, „kommt heute zum Ausdruck, was Deutschlands Fürsten und Stämme für den Kaiser fühlen und denken. Aber ein heißes Gebet senden wir alle gen Himmel: Gott schütze und erhalte den Kaiser! Er führe ihn und die deutschen Heere zum Siege, und lasse dem deutschen Volk eine glückliche Zukunft nach ruhmvollem Frieden erblühen!" In sei nem Antworttelegramm sprach der Kaiser die Zuver sicht auf die siegreiche Beendigung des uns aufge- zwungenen Existenzkampfes aus und wies auf den Heldenmut der tapferen Bayern hin. Auch das Glück wunschtelegramm des Königs Friedrich August von Sachsen sprach die opferbereiteste Vaterlandsliebe und das unerschütterlichste Vertrauen in unsere gerech'e Sache und unser Schwert aus. Die Feiern bei uu seren im Felde siebenden Truppen verliefen in ernster und würdiger Weise, selbst in den vordersten Schützen gräben richteten die Offiziere markige Worte an die tapferen Streiter. Auch auf unseren Kriegsschiffen hielten die Geistlichen erhebende Andachten ab. Die Deutschen fern von der Heimat, für deren treue Va terlandsgedanken wir so mannigfache Beweise bekom men haben, veranstalteten unter sich patriotische Zu sammenkünfte. In eindrucksvollen Feiern erfleyten sie den Sieg für den deutschen Kaiser und die deut schen Waffen. Unvergeßlich für alle Teilnehmer wer den diese seltsam-stillen und doch zuversichtlich-frohen Kaisergeburtstagsfeiern bleiben. Ans Anlaß des kaiserlichen Geburtstages wurden mehrere Schriftsteller durch den Roten Adlerordcn vierter Klasse mit der Königlichen Krone ausgezeichnet. Unter den Dekorierten befinden sich Gerhard Hauptmann, Richard Dehmel, Rudolf Presbcr und Ernst Lissauer, der Verfasser des Haß gesanges an England. Der Kaiser hat zwei Amnestie-Erlasse bekannt geben lassen, die Strafen und Untersuchungen gegen aktive Militärpersonen und Kriegsteilnehmer nieder schlagen. „De Tijd" in Amsterdam veröffentlicht den Bericht eines Augenzeugen der Seeschlacht in der Nordsee, der ihr aus Aumiden unterm 26. d. zugegangen ist. Er lautet: Der Kapitän des Fisch dampfers „Mimi", der am Sonntag, Vormittags 10 Uhr, sich zwischen den kämpfenden Kriegsschiffen be fand, erzählt über die Seeschlacht folgendes: Wir wa ren auf dem Wege nach Hause und befanden uns westnordwestlich von Helgoland, als wir in der Ferne Rauch aufwirbeln sahen, der sich so schnell näherte, daß wir binnen kurzem große Kriegsschiffe und etwas später sie begleitende Torpedoboote sahen. Noch be vor wir ihre Nationalität erkennen konnten, erdröhn ten Schüsse, denen Salven folgten, von denen der ganze Luftraum erzitterte. Riesig hohe über Wasser treibende Ranchwolken entzogen die Schiffe dann vor-