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Böig ständischer Anzeiger. >8- Stück, Plauen, Sonnabend- den 4. May 1822. Gefahr des TabackrauchenS im Freien. In Frankfurt an der Oder rauchte vor Kurzem ein Mann auS dem Fenster seiner Wohnung über einem Thvrwege eine Pfeife Taback. Dermuthlich war brennender Ta, back, ober, wahrscheinlicher, der brennenve Schwamm, womit der Taback anqezünvet worden, in eine Fuge des Thorflügele gefall len, welche hierauf in Flammen gerieth, die jedoch, da er am Tage geschah, bald gelöscht wurden. Möchten alle Tobocksraucher sich dies zur Warnung diSnen lassen, vorzüglich Vie bei ihrer Arbeit rauchenden Schreiner, Zimmerleute, Dachdecker und Kutscher, die unbedachtsam in Ställen rauchen. Während des Monats März waren im Bezirk derPreußi« schon Regierung zu Frankfurt an der Oder sr Feuersbrünste und darunter sehr bedeut tende; wie viele derselben mögen gewiß durch die Fahrlässigkeit der Menschen, vielleicht auch der unvorsichtigen Tabackraucher entstanden seyn! Feuersbrünste und vielerlei andere Un» glücksfälle dabei. Am r. April Mittags legte eine Feuerst brunst die beiden Ortschaften GaunerSdvrf (3 Posten von Wien auf der Brünner Straße) und Wullersdvrf (bet Hollabrunn nächst der Prager Strasse) in einer halben Stunde in Asche. In GaunerSdvrf brannten über 200 Häuser, tnWullersdcrf izi Häuser mit allen Borräthrn nieder. Im letzter« Orte verloren dabei 17 Menschen das Leben. Der Baues Kraus, um seine beiden Kinder zu retten, stürzte sich mit eigener Gefahr in die helllo» dernde Wohnung, aber die Kinder waren des reitS in den Flammen umgekommen. Des Btnbermeister Weber versuchte auf ähnliche Art sein Weib zu retten, er stieg über bren« «ende Balken hinweg, und rief sie unter tödender Angst bet ihrem Nomen, aber sie hörte ihn nicht mehr — sie war schon auf das Gräulichste verbrannt, und nur dußch einen Zufall u-ard er selbst dem Tode entrissen. Eine andere Schauderscene ging in der Woh/ nzmg de» Kürschnermeisters Roggenbauer vor. Erst seit wenigen Wochen verheirathet, saß er gerade mit seiner Gattin und Schwiege« mutter beim Mittagsmahl,, als plötzlich über ihm der Boden und die Balken der Stube brannten; daS Weib entsprang, Roggen/ bauer und die Schwiegermutter wollten we/ nigstens einige Habseligkeiten retten; aber vergeben-; beide fanden in den Flammen den Tod, und nur mit Gewalt konnte am fol/ genden Tage bet der Beerdigung des geliebten Gatten und der theuern Mutter daS verzwei/ felnde junge Weib abgehalten werden, sich selbst ein Leid zuzukügen und mit in die off« nen Gräber zu stürzen. Noch schrecklicher suchte daS Schicksal den Fleischer von Wüllers/ dorf heim; er war in Geschäften abwesend, und erst im Stande, spät Abends zurückzu, kehren. Doch wer beschreibt seine Empfin/ düng, als er in den Markl tritt, lauter rau/ chende Trümmer erblickt, sein HauS ans den Grund niedergebrannt sieht, und sein junges, hochschwangeres Weib im Rauch erstickt, seine Mutter und beiden Kinder von zwei und dret Jahren lebendig verbrannt, ein Kostmädchen,