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Adorter Wochenblatt. Mittheil»«gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. «reit für den Jabrqanz bei Bestellung von der Post: I Tdaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengelegenbelt 2» Neugroichcn. 18. » M-i 1848. An die Wahlmänner des Xlll Wahlbezirks zur NationatversaMiniunlz in Frankfurt Die letzte Nummer des Voigtlandischen Anzeigers hat Vas politische Glaubensbekenntniß dcS vom deutschen Vaterlandsvereinc zur Wahl nach Frankfurt uns vorge schlagenen Kandidaten gebracht Er ist entschieden Re- publicaner. Sind auch wir Republicaner? Nein, we nigstens in dem gewöhnlichen Sinne nicht, aber was wollen wir? Wir wollen die volle ungelheille inhalls, volle Freiheit, nicht mehr jene leeren Worte, womit Deutschland 3Z Jahre sich begnügte. Wir wollen die »olle Freiheit unseres Willens. Wir haben die Ruthe zerbrochen, womit die Schreibstubcnherrschaft unsern Rücken peitschte, aber darum wollen wir uns eben so wenig vor einem Haustein Theoretiker und Fanatiker »yrannisiren lassen, die uns den goldenen Apfel der Zwietracht mit dem Slichworte der Gleichheit und wohlfeilen Regierung anbittet, wir wollen freie Man ner sein, aber nicht jene Freiheit besitzen, welche auf Alles, nur nicht auf den Namen der Freiheit, Anspruch machen darf. Das Saamenkorn, welches wir gelaet, soll im Leben des Volks seine Wurzeln schlagen, soll von hieraus seinen Nahrungssaft ziehen, und zum Bau me gedeihen und grünen und blühen, damit wir uns ge> möglich lagern können um seinen starken Stamm, und »inter dem Schutze seines Gruns einen Schirm haben gegen Wind und Wetter und die verbrennenden Strah- »eirder Sonne. Wrg mlt jenem dürren unbelaubtem Reis Frankreichs, es ist kein deutscher Baum, es ist keine deutsche Eiche. Nur konstitutionelle Monarchie mit freier Verfassung gewahrt unS die volle Sicherheit der Person, nur sie ist di« einzige sichere Bürgschaft für unsere errungenen Freiheiten und gegen den Ausbruch der Gesetzlosigkeit und des Bürgerkrieges. Sind etwa die vereinigten Staaten, die man uns immer als Muster einer freien Republik verführt, jene Heimath des Glücks und des FncdenS, wo Milch und Honig fließt? Wahrlich! In allen Theilen des StaatslebenS waltet dort der Despo tismus der Mehrheit, jener Mehrheit ungebildeter, cha raklerloser, neuerungSsüchtiger von Rechts- und Silt- Uchkeitsgefuhl nicht gezügelter, jeder demagogischen Jn- trigue zügänz'ichen Menschen. Unabhängigkeit des Sharakters, gestigkeik der Grundsätze finden in dein größten Theile des Landes keine Anerkennung; man ist ein Sklave der großen Menge. Reine Vaterlandsliebe ist eine seltene Erscheinung. Es gicbt kein Land, wo freie Aeußerung der Gedanken ärgere Verfolgung und Anfeindung findet, als Nordamerika. Nicht Treue und Glauben, List und Trug sind dort die Seel« des Ver kehrlebens. Und ein so düstere- Bild entwirft uns rin glühender Vaterlandssreund, der Republikaner Fenimore Eooper von dem Zustande der norvamerikanischen Frei staaten. (Vergl. dessen Keltenträger Cap. 27 und Ka- rersnestU. Eap. 4. >0.1l. und 12. u. s. w.>. Und man will trotz dem noch Republik ? O welche Verblendung! Wollt ihr Republikaner uns etwa die Zeiten jener fluch beladenen römischen Tyrannen, die des blutdürstigen Marius und Sulla wieder heraufbeschwören? Wollt ihr uns die Grauelscenen Frankreichs der letzten neun ziger Zähre wieder ober dessen bodenlose Gesetzlosigkeit der heutigen Tage vor die Augen führen? Wollt ihr das namenlose Elend Südamenka's und Rosa'» tyran nisches Machtgrbvl auch auf deullchen Boden verpflan zeit ? Oder mit Präsidenten, wie sie Mexico oder Haiti hat und stets besaß, jenen Räubern der Geldsäckel ihrer Mitbürger, uns beglücken? Oder den Bürgerkrieg der Schweiz in unsere Gauen schleudern? Oder soll diese ehemalige Heimaih der Junger Loyola's, dieses Minia tur- und Schattenbild einer Republik, unserm großen Deutschland zum Muster dienen? Weg mit euren Ausgeburten krankhafter Phantasie, sie sind Utopien, Hirngespinste. Die Gebeine eurer zum ewigen Osten cingrgangenen Väter wurden den Arm erheben und die ungeralhencn Söhne züchtigen, wenn sie euer unseliges Treiben sehen wurden. Eure Kinder, eure Kindeskin- dcr wurden euch den Fluch über das Grab noch nach senden, wolltet ihr die Fackel der Zwietracht und des Bürgerkriegs unter die Massen schleudern und unser gelievle« venlsches Vaterland zu einer Mördergrube und Räuberhöhle machen. Säet ikr Drachenblui, wer- det ihr Drachenzähne ärnten. Habt ihr doch em war- ncndes Beispiel an Irland, seht dort di« Früchte, wel che das Volk einsammelt. Und einen Mann, dessen politische Färbung die rt- publikanische ist, wollt ihr nach Frankfurt schicken? Di« Folgerung, welche furchtbare Verantwortung ihr atzf euch ladet, möget ihr selbst krmessen. Seht zu, wir ihr