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Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithne in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang. Die Kaiserin Augusta, Wiltwe de» Kaiser- Wilhelm I., geboren am 30. September 1811 in Weimar, welche an der Influenza erkrankte» hat die ersten Anzeichen diese- Leiden- schon am Neujahr empfunden. Da die Erkrankung anfangs in milder Weise auftrat, ließ eS sich die Kaiserin nicht nehmen, am Freitag die Generalität zum Neujahrsempfang in bisheriger Weise bei sich zu sehen. Bei diesem Anlaß mag sich die Kaiserin zu sehr ange strengt oder non Neuem erkältet haben, und al- Folge davon traten Fieber und katarrhalische Erscheinungen auf. Wie gewöhnlich bei der Influenza, ist auch körperliche Schwäche hinzugetreten. Die Nacht zum Montag verlief unruhig und ohne erquickenden Schlaf. Nach dem Bulletin am Montag war der KrankheitSverlauf ein dem Charakter der Influenza entsprechender und erhielten sich die Kräfte noch auf ausreichender Höhe. In der Nacht zum Dienstag aber ließen dieselben nach und seit früh '/»5 Uhr weilten das Kaiserpaar und der Sroßherzog und die Großherzogin von Baden (letztere ist die Tochter der Verstorbenen) am Krankenbett. Ein am Vormittag ausgegebenes Bulletin meldete bereits Athembeschwerden und zunehmenden Krästeverfall, doch konnte ihr noch das heilige Abendmahl durch Domprediger vr. Kögel gereicht werden. Nachmittags 4 Uhr 29 Minuten ist sodann, wie wir bereits Dienstag Abend durch ein Extrablatt dem größten Theil unserer Leser mittheilten, Kaiserin Augusta verschieden. Da sie sich im Zustande der Bewußtlosigkeit befand, war ihr Ende ein schmerzloses. Die verewigte Fürstin war geboren am 30. September 1811 als Tochter des GroßherzogS Karl Friedrich von Sachsen-Weimar und der Groß fürstin Maria Paulowna und vermählte sich am 11. Juni 1829 mit dem Prinzen Wilhelm, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I. Zwei Kinder, der Kron prinz Friedrich Wilhelm, später Kaiser Friedrich HI., und die Großherzogin Luise von Baden gingen aus dieser Ehe hervor. Die hohe Frau hat sich sowohl als Prinzessin wie als Königin von Preußen und als Kaiserin von Deutschland durch die Förderung künstlerischer und wissenschaftlicher Bestrebungen und vor Allem durch die Theilnahme, welche sie den WohlthätigkeitSanstalten zuwendete, hohe Verdienste erworben. Sie stand an der Spitze der zahlreichen Vereine, die in großartiger Weise für die Truppen im Felde und für die Pflege der Verwundeten sorgten. vorigem Jahre am Abend de« ersten WeihnachtSfeier- tageS eine Christbescheerung an bedürftige ältere Leute und Kinder (Heuer waren deren 50), welche nicht nur den Empfangenden große Freude bereitete, sondern auch von allgemeiner Theilnahme begleitet war. Dis letztere aber hatte jedenfalls mit darin seinen Grund, daß Heuer wie vor einem Jahre der genannten Be- scheerung ein vom Herrn Kantor Handrack hier mit den Schulkindern in gelungener Weise aufgesührteS Weihnachts-Melodram voranging, an welches sich eine Ansprache des Ortsgeistlichen schloß. Allen, die mit gewirkt, auch Denen, die mitgegeben, voran dem Ver eine selbst, gilt unser bester Dank und unsere besten Wünsche. Geising. In seiner Sitzung am 2. Januar hat der hiesige Etadtgemeinderath den einstimmigen Be schluß gefaßt, dem hiesigen Bürgermeister Herrn Beck eine jährliche Gehaltszulage von 300 Mark zu ge währen und gleichzeitig seine Wiederwahl auf die näch sten 6 Jahre nach Ablauf seiner Wahlperiode auszu sprechen. Glashütte. Die Influenza hat auch hier Fort schritte gemacht, indem bereits gegen 60'Personen von dieser Krankheit ergriffen wurden, von denen aller dings viele schon wieder ihren Geschäften nachgehen. - Posseudorf. Der Ball, welchen die hiesige Kasinogesellschaft am Sonntage im Starke'schen Gasthofe abhielt, war außerordentlich gut besucht und vergnügte man sich bei guten Speisen und Getränken und bei flotter Ballmusik in angenehmster Weise. Zur Erhöhung der Freude trug eine Christbaumverloosung mit bei. Manch' glücklicher Gewinner schaute recht vergnügt drein, einen hübschen Gewinn gemacht zu haben. — An dem darauffolgenden Tage, Montag, fand im Saale des Gasthofes das Concert der Mulden- thaler Quartett- und Koupletsänger aus Roßwein statt, welches sich, wie alljährlich, des zahlreichsten Besuches zu erfreuen hatte. Die Soli und Humoristika kamen gut zur Geltung und fanden volle Anerkennung im Zuhörerkreis. Dresden. Die Abendfitzung der Zweiten Kammer am 7. Januar wurde, da der Präsident vr. Haberkorn wegen de» ihm zugestoßenen Unfälle», derselbe war auf dem Pirnalschen Platze zu Falle ge kommen und hatte sich eine Verletzung am Arme zuge- zogen, und der Vizepräsident vr. Streit wegen Unwohl- sein beurlaubt find, von dem Vizepräsidenten vr.Georgs nicht sogleich geändert werden kann. Aus diesem Grunde wird man immer gut thun, bei Briefen, Tele grammen und Packeten die Adresse mit dem vormaligen Ortsnamen (Gohlis, Eutritzsch rc.) anzuwenden. — Die Ortsbehörden des amtshauptmannschast- lichen Bezirkes werden darauf aufmerksam gemacht, daß eS der Einreichung halbjährlicher Abschriften aus dem Gewerbeanmelderegister, beziehentlich der Ein sendung von Vakatscheinen an die kgl. Amtshaupt mannschaft, wie untern 25. Juni vor. Jahres öffent lich bekannt gemacht worden ist, nicht weiter mehr bedarf! Fraurnstein. Im Monat Dezember wurden in die hiesige Sparkasse 81,166 Mark 85 Pf. in 522 Kaffenposten eingelegt und 54,812 Mark 94 Pf. ge langten in 334 Kassenposten zur Rückzahlung. Die Gesammt-Einnahme betrug in 932 Posten 112,290 M. 59 Pf., die Gesammt - Ausgabe in 395 Kaffenposten 83,157 M. 64 Pf. — „lieber die wissenschaftlich bekannten Quellen Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. Januar. Gestern begann der Schulunterricht mit einer gemeinsamen Morgen andacht der ersten vier Klassen in der Turnhalle, bei welcher Herr Schuldirektor Engelmann eine kurze An sprache hielt und unter Begleitung deS Harmoniums vierstimmiger Choralgesang ertönte. Es ist erfreulich, daß die Stiftung des betr. Instruments Gelegenheit giebt, die hervorragenden Momente des Schullebens auf solche Art weihevoller zu gestalten. — Wie bei der flauen Witterung (gestern und heute bis 10 Grad Wärme) vorauSzusehen war, hat sich die Zahl der an der Influenza Erkrankten nicht verringert, so fehlten z. B. heute 82 Schulkinder. — Wir machen darauf aufmerksam, daß mit nächstem Sonntag in der hiesigen Volksbibliothek abermals mehr als 60 Bände neu angeschaffter Werke aus verschiedenen Zweigen zur Ausgabe gelangen, deren Titel wir nächsten- bekannt geben werden. — Im Jahre 1889 ist die hiesige Hauptverpfleg station im Januar von 311, im Februar von 199, im März von 210, im April von 171, im Mai von 192, im Juni von 132, im Juli von 148, im August von 116, im September von 124, im Oktober von 137, im November von 184, im Dezember von 242, in Summa also von 2166 mittellosen Reisenden in Anspruch genommen worden. ES waren also 340 Reisende weniger als 1888. Während 1888 der April mit 397 Reisenden am stärksten bedacht war, war eS im vergangenen Jahre der Januar. 1888 war der September mit 117, 1889 der August mit 116 Reisen den der schwächste Monat. Es wurden 1725 Nacht verpflegungen b 25 Pf. und 441 Tagesverpflegungen L 20 Pf. gewährt, wa» also einen Aufwand von 431,25 M. und 88,20 M., zusammen von 519,45 M. verursachte, akso 73,90 M. weniger al» 1888. Segen 1887 hat die Frequenz der Berpflegstation um 894 Reisende abgenommen. E» waren abermals fast alle bekannten und unbekannten Gewerbe, sowie alle Alters- grade vom 16. bi» 67. Lebensjahre vertreten; auch «ine ganze Weberfamilie, bestehend au» Vater, Mutter und 3 Töchtern, fand Aufnahme. — I« Hinblick auf di« jetzt erfolgte Eingemein dung der Leipziger Vorort« find die mit Leipzig in Verbindung Stehenden noch besonder» darauf hinzu- weisrv, daß in den neuen Stadtbezirken eine große Anzahl von Straßen gleiche Benennung führen, war beim Futterbau" wird Herr vr. Bretschneider, Vor steher der landw. Versuchsstation Pommritz einen Vor trag für die Oekonomische Gesellschaft i. K. S. zu Dresden halten. Das Thema dürste für die land- wirthschastlichen Kreise von ganz besonderem Interesse sein und wird insbesondere eine nähere Ausführung über moderne Theorien vom Futterbau, der in neuerer Zeit eine immer wichtigere Stelle in der Landwirth- fchaft einnimmt, für die Herren Landwirthe von großem Werthe sein. Der Vortrag des Herrn vr. Bret schneider findet Freitag, den 17. Januar, Nachmittags 4 Uhr, im bisherigen Versammlungslokale: Hirschoffs Restaurant (früher Außendorf), große Brüdecgaffe 25,1. statt. Auch Nichtmitglieder sind hierzu freundlichst eingeladen. RelnbNrdttgrimma. Während hier früher die Ausstattung de» Weihnachtstisches für die Armen im Ganzen auf Privatwohlthätigkeit und die am hohen Neujahre stattfindende Vertheilung der Zinsen aus den Kirchenlegaten angewiesen und beschränkt war, ist eS hierin seit einigen Jahren in erfreulicher Weise ander» geworden. Denn nicht nur, daß in den letzten Jahren außer der fett 1867 bestehenden Ruschenbmch-Etiftung zwei neue Legate (das Dießler'sch« und ClauS'sche) entstanden find, deren Zinse« in der weihnachtlichen Zett unter entsprechender Feierlichkeit verabreicht wer den, veranstaltet auch der hiesige Frauen-Verein seit mal:Dim»t»g,DönK«S- tag and vommbanb. — Pni« viertrljührüch 1». « Pfg., pvchmmawch 04 Pfg., rinmonawch 4» Pfg. Einzeln« Slmnmer* 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postbatm, samt« tie Agenten nehm« Be stellungen an. »ellarischeunl Inserate mit