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Nummer irr — 2». Jahrgang Url»e>nt ««,,> wd»N. mit M»slr. Gratisbeilagen .Helmal »nd Vell' und der Atnderdeilage .Frohmut', lowle den rerlbeiiagen Benno-Blatt'. .Unterhaltung und Wlflen'. ,Dt« Veit der Krau'. «erjMther Ratgeber'. Da» gute Buch'. .Mimrund. Um,'. Monatlicher Bezagspret» S Mt. etnlchl. veslellgeld. Anjeluummer 10 § Sonnabend- u. Sonntagnummer i»v HauptschrtNieUer, L». <S« L«Se»hk, Dresden. SälMHe Mittwoch, den tt. Juni ISA« >v«»lag»0r» I Dresden An^elgeupreis«, Die lgelvallene Petllzelle SO Famtllen- anzeigen ».Stellengeliiche litt g. Die Pelilrellamezeile. 8!»min breit. I Für Anzeigen auherhalb de? Verbrellung?gek>lrl«» dtePetilretlamezetle 1.!»«^. Brlelgeb.:«»^ FmFall« büklerer Mewall erlilcht jede Vervlllchtung auf llleferung lomle »rlüllung l>. Anzeigen.Anltrüge» u. Leistung v. Schadenerlatz. «elchültlicher Teil Fron, Bnngarl,. Dresden. tSeschiiftSftell«, Druitu.Verlag, Rermanla. A^>A. iür «erlag und Dr»ikerei,FiltaIe Dresden, DreSden.il. l, Polierstrabe 17. FeriirulLlvlL Postscheiklonto Dresden »703. »vankkonlo- «tadtbant Dresden A> »171!» Für christliche Politik und Kultur Medaktto» der sächsischen PolkSzrilung DreSden-Allstndt t. Polierslrahc >7. ziriirw SV7II und 'lOlL Ein geisteskranker deutscher Seemann hat den deutschen Gesandten erschossen Lissabon, 10. Juni. Auf den deutschen Gesandten in Lissabon, v. Baligand, ist am Sonnabend ein Revolverattentat verübt morden. Der Ge sandte wurde von zwei Schüssen in de» Kopf getroffen und ist an den Folgen des Attentats gestorben. Der Täter ist ein offen bar geisteskranker deutscher Seemann, der sich Franz Pichow- sky nennt und aus Danzig stammen will. lieber das Attentat werden folgende Einzelheiten berichtet. Der deutsche Gesandte und ein Legationsrnt hatten um 11 Uhr dem Kommandeur des Kreuzers „Königsberg" einen Besuch abgestattet und waren gegen 11.80 Uhr unter den üblichen Ehrenbezeigungen von Bord gegangen. Am Kai wartete ihr Automobil auf sie. Der Gesandtschajtsrat öffnete die Tür des Automobils, um den Gesandten einsteigen zu lassen, der sich in die rechte Ecke des Wagens setzte, während der Gesandt schaftsrat links neben ihm Platz nahm. In dem Augenblick, als das Automobil absahren wollte, stürzte ein hochstämmiger Mann aus der Menge hervor und gab mehrere Revolverschüsse auf den Gesandten ab, der am Kopfe von zwei Kugeln getrof fen wurde. Die übrigen Kugeln, von denen eine den Hut des Gesandtschaftsrates durchlöcherte, verfehlten ihr Ziel. Der Ge sandte brach im Wagen zusammen und verlor das Bewutztscin. Er wurde sogleich ins deutsche Hospital transportiert, wo man ihm die erste Hilfe angedeihen lietz. Die bedeutendsten Chirur gen von Lissabon wurden an das Krankenbett gerufen und versuchten die Kugeln, von denen eine durch das Ohr in den Kopf eingedrungen war, zu entfernen. Aber wegen des schwa chen Herzschlages des Gesandten ivar die Operation unmöglich. Von Baligand ist um 3 Uhr nachmittags, ohne das Bewusst sein iviedcrerlangt zu haben, gestorben. Nach begangenem Attentat hat der Angreifer, der sich Franz Piechomsky nennt, geboren am 3. Juni 1890 in Danzig, nicht z» fliehen versucht. Er schleuderte vielmehr den -Vtev'lver ins Automobil und lies; sich hieraus festnehmen Er erklärte mit verworrener Geste, das; er eine hochstehende Per sönlichkeit habe töien wollen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und so zu beweisen, das; er keineswegs wahnsinnig chs sei. Er gestand ein. zwei Jahre lang in einer deutschen Irren <v anstalt interniert gewesen zu sein, aus der er 1921 geflüchtet ist. Er fügte hinzu, er sei nach Madrid gekommen und habe sich in Lissabon seit einigen Tagen aufgehalten. Dort habe er Kenntnis von dem Besuche des deutschen Geschwaders erhalten und beschlossen, seinen Plan, irgendeine Persönlichkeit umzu bringen, auszuführen. Als man ihm mitteilte, wer sein Opfer sei, erklärte er, das; er endlich in ein bedeutsames Perbrechen hineingezogen sei und das; man von ihm jetzt sprechen würde. Der Verbrecher, der ein völlig heiteres Wesen zeigt, macht den Eindruck eines an Berfolgungswahnsinn Leidenden. Er schläft Tag und Nacht. Anscheinend besitzt Piechowski ein ausgezeichnetes Gedächtnis; er erzählt zahlreiche Vorkomm nisse mit Daten und Namen, die auf Grund eines in seinem Besitze Vorgefundenen Buches von 400 Seiten Umfang mit sei nen Lebenserinnerungen als richtig erkannt wurden. Der Verbrecher wurde einer Untersuchung auf seinen Geisteszustand hin unterworfen. Die Polizei vernahm auch den zweiten Koni Mandanten des Kreuzers „Königsberg" und die beiden Matro sen, die den Täter festnahmen, und drei andere Matrosen, mit denen der Verbrecher drei Tage vor den, Attentat gesprochen hatte, ohne das; diese Aussagen irgendwelche wichtige Einzel heiten erbrachten. Albert von Baligand wurde am 23. Oktober 188t in München geboren. Er schlug zunächst die Osfizierslausbahn ein und war bayerischer Offizier. Nach seinem Aus scheiden aus dem Heer studierte er in München und Wurz burg Rechtswissenschaft, Nationalökonomie und Philosophie. Im Jahre 1910 wurde von Valigand in das Aus wärtige Amt berufen. Er wurde 1915 zum Legationsrat ernannt und führte in den Jahren 1917—18 mehrfach Verhandlungen in den Oststaaten. 1920 übernahm er die Leitung des Generalkonsulats in Genf, führte dann bis 1922 die Verhandlungen mit der Tschechoslowakei und war von 1922 bis 1925 an der Gesandt schaft in Athen tätig. Im gleichen Jahre wurde er zum Vortragenden Rat im Auswärtigen Amt er nannt und nach Berlin zurllckgerufen. Er nahm dort die Funk tionen eines Dirigenten in der Rechtsabteilung ein. Als Nach folger Dr. Zechlins übernahm Baligand im Jahre 1920 den Posten eines Dirigenten der Presseabieilung der Reichsregierung. Im März 1928 ging «r als Gesandter nach Lissabon. Dort hat ihn ein furchtbares Schicksal da hingerafft. von Baligand ist Katholik. Carol zum König gewiZHU Die polnische SensaNon !n Rumänien — Ein Konzsulrationskabinett Maniu? V ukarest. 10. Juni. Di« Nationalversammlung, zu der Kammer und Senat zusammengrtreten sind, hat Prinz Carol zum König von R u m iinien proklamiert und zwar mit 485 gegen eine ein zige Stimme. Der bisherige König Michael, Earols Sohn, der bekanntlich noch iiü Kindesalter steht, wird Kronprinz. Der König Unterzeichnete eine Verordnung, durch die alle vom Rc- gentscha'tsrat und vom Ministerat „ach dem Tode König Ferdi nands bis zu der gellern erso'oten Eidesleistung vorgenomme- nen Akte als gesetzlich anerkannt »»erden. Nach seiner Vereidigung auf die Verfassung hielt König ( » Carol eine Rede, in der er u. a. «nssiihrte: ^ ? „Der Empfang, den Sie mir bereitet haben, hat mich lies ^ gerührt! Ich bin glücklich, darch Ihre Vermittlung die Stimme des Volkes zn hören, und noch einmal fesistclle» zu können, dag mich nnzcrreisibare Bande mit der Nation vereine» und ver einen werden. Tie Verbannung, in der ich vier Jahre lebte, wurde mir von Leuten auserlegt, die mich von de,, Rumänen trennen wollte,,. Die wunderbare Huldigung, die mir heute zulcil wurde, beweist, das; diese Versuche keine» Erfolg gehabt haben. Ich komme zu meinem Polke reinen Herzens zurück, selbst ohne Zorn gegen die. die dib unzertrennlichen Bande zwi scheu mir und den echten Rumänen zerschneide» wollten. Mit der ganzen Krast meiner Seele will ich alle Rumänen in ge meinsamer Arbeit siir das Wohlergehen des Vaterlandes zu snmmcln versuch;». Das Beispiel meiner Vorfahre» wird mir ein leuchtendes Vorbild sein". König Earol will heute den Kassalionshof. der scinerzeir die Eheirennnng ansgesproche» hat. ersuchen, die Ehescheidung siir nichtig zn erklären. Kö n Helene wird sodann zur Königin aiisgernsen werden u^, der jetzige König Mickxiel zum Thronfolger. ch Bereits bei Earols Ankunft war das Kabinett M a n i n zurückgetrelen. Ministerpräsident Manu, blieb i» der Sitzung des Ministerrais mit seinem Anträge, den Prinzen Carol znm Regenten z» ernennen, in der Minderheit. Infolgedessen über reichte Maniu dein Negentjchaftsrat sein Rücklrittsgesnch das angenommen wurde. Mit der Kabinettsbildung wurde Antzen- minisrer Mironesco betraut. Aber auch dieses Kabinett, das gebildet wOsdcn war. um die Führung bei der Wieder einsetzung des Prinzen Carol irr seine Rechte zu übernehmen, ist »ach Erledigung seiner Ausgabe, der Proklamation König Carole-, zurückgetreten. In politischen Kreisen wird allgemein angenonime». da» sich König Carol bei der Bildung der neuen Regierung streng an das parlamentarische Regime Hallen wird. In erster Lin e komwt nach Ansicht der führenden parlamentarische» Kreiie ein Konzenlratlonskabinett unter Beibehaltung der jetzigen Volksvertretung in Betracht. An die Spitze eines solchen Kabi netts, dessen Znstandekomme,, im Falle der Teilnahme eines Teils der Liberale» sicher ist. würde voraussichtlich Bl a n i u oder Til » leöcu treten. Weiter wird auch von der Möglich keit einer reinen »ationnlznranisiische,, Regierung gesprochen als deren Präsident ebenfalls Maniu genannt wird. Unruhen aus Matta Malta, 8. Juni. Im Anschlag a» den Pfingstgotlesdienst. den der Erz bischof am 1. Feiertag abhieit, kam es hier zn Siratzcn- Kundgebungen. Die Menschenmenge, die sich vor der Kathedrale ansammelte. ries stürmisch: „Hoch lebe Premier minister Strickland! »Nieder mit Italien!"' »An verichiedenen Sieben der Slaüt ging berittene Polizei gegen die Menge vor. Der Erzbischof wurde schiietziich von der »Polizei aus der Käthe drale nach seinem »Palais gel-ilet. wobei ihm seine Anhänger Kundgebungen darbrachtc», während die »Anhänger des »Pre mierministers mit Gegenknndgebnngen annvortet'en. Mehrere »Personen wurden verhaftet. »Während der Ruhestörungen hiel ten die Ladeninliaber ihre Geschäfte geschlvssen. Diese Stratzenkundgebnnge» sind eine Auswirkung des in Malta herrscl)«nden Kirchenkonsliktes. in dessen »Verlaus be kanntlich nicht nur der Erzbischof von Malta, sondern auch der Hl. Stuhl sich gegen den Premierminister Strickland aus gesproel-en habest. Otto und Albrechl (V o n u n s e r e m »L e r t r e t e r.) O. 1. Wien, Anfang Juni. I.ovclabilitsr 8g mid.ieoit! Mit diesen Worten kann man eine mehrjährige Epoche der ungarischen Königssrage überschreiben, soweit Erzherzog »Albrecht in Betracht kommt. Er unterwarf sich dem habsburgischen Erbgesetz, leistete dem jungen Erbkönig den Familien-Treueid, und beendete dadurch den Kamps zwischen den Anhängern der freien Königswahl und den Bekenner» des legitiniistischen Gedankens. Wenn in Ungarn einmal ein König wieder- kehrt, so wird er nicht Arpad oder Bela V. heitzech wie man Albrecht vorweg benennen wollte, sondern Otto. Das isi der innere Sinn der Familienereignisse von Steenotterzeh wo dermalen Otto seinen Wohnsitz hat. In Verbindung mit diesem Familienereignis tauchten nunmehr auch Fragen angeblich aktueller ungarischer Thronbesetzung auf. Im November wird Otto 18 Jahre alt und dadurch laut habsüurgischem Familiengesetz volljährig. An diesem Tage werde seine Ausrufung zum Träger der St. Stephanskrone erfolgen; die »Verlobung um der jüngsten italienischen Königstochter sei geplant das ist das Beiwerks dessen sich die geschäftige Fama bemüchiigte, die bekanntlich wächst, wenn sie umgeht. Hier scheint es nun notwendig, die realpolitischen Grundlagen dieser Gerüchte zu überprüfen. Vvr alleni vom Standpunkt innerer »Politik Ungarns. Als König Karl nach der Bürgerschlacht von B u d a ö r s im November 1921 nutzer Landes gebracht wurde, mutzte sich Ungarns Parlament einem Diktat unterwerfen — — marschbereit standen jugo slawische und tschechoslowakische Divisionen, denen keine Erotzmacht halt geboten Hütte, wenn sie wirklich in das Hxrz des verstümmelten Ungarn vorgestotzen wären. So kam Las Dethronisationsgesetz zustande, welches die Dynastie Habsburg der Thronfolge verlustig erklärte. Bon da ab war Ungarn Königreich ohne König. Denn der Name eines Königreiches wurde bei be halten, weil der Magyare wohl eine Dynastie, nicht aber das Dasein der heiligen Stephans', cone opfern wollte oder konnte. Manches wurde seither bezüglich der »Be fugnisse des Trägers der Krone geändert. Drei Fremd» worte sind es, welche besonders im »Vordergrund traten: die Rechtskontinnitüt, die Inkompatibilität und die Landes» integritat. Die N e ch t s k ont i n u i t ä t war bisyer in ihrem Sinn umsiUlten. Die freien Köniaswübler legten sie als Fortbestand der Krone ans; mit anderen Worten ans gedrückt: durch den Namen eines Königreichese war für sie der Fortbestand der Rechtsgültigkeit gewahrt. Die Legiti- misten aber verstanden darunter die A nmendnng des Leg i t i m itä t s p r i n z i p es. Die strittige »Auslegung ist jetzt geklärt, soweit das Haus Habsburg in Betracht kommt. Kaum aber, soweit die ungarische Regierung da durch in Mitleidenschaft geczogen ist. Man mutz sick hier an eine richtuiiggebende Stellungnahme des Grafen Bethlen erinnern, der im Dezember 1927 im ungarischen Parlament feststellte, datz jede Erklärung, die- nicht vom „Erzherzog" Otto sondern vom „König" Otto spricht, mit dem gesetzlichen Zustand in Widerspruch stehe, datz die Ne gierung, wenn es notwendig sein sollte, zu energischen Mitteln greisen würde, und datz der »Negierung die gesamte bewasfnere Macht des Staates zur »Verfügung stebe. Die Negierung stütze die provisorische Rechtsordnung Ungarns so lange, bis Ungarn die »Möglichkeit babe, eine Ent scheidung zn treffen, die aber so lange nicht aktuell sei. als a u tz e n p o l i t i s ch e Faktoren m i t e n t s ch e i c> e n. Vetblens Worte waren damals klar gesprochen und klar gemeint. Einen Königsputsch wird es in Ungarn nickt mehr geben. Jetzt, seit General Gömbös. der „Sieger von Bndaors", an der Spitze des Heerwesens steht, weniger denn je. Ueberhaupt mutz man bei BeurteUnng der ungarischen Königsfrage das Gewicht des fast neun Jahre glücklich re gierenden. ungarischen »Ministerpräsidenten B die Wag schale werfen. Deshalb lautet die Frage: w>. st und was will Graf Vethlen? Für Graf Vethlen. handelt es sich um die Anerkennung einer neuen Nechtskonlinuität auf dem Boden der Bolkssouveränität. da der Volkswiiie auch gegen über dem König das Entscheidende sei. Für »Vethlen ist die pragmatische Sanktion erloschen, welche Ungarn mit Oester reich verband, woraus die Tatsache der Inkompati» bilität gegeben ist, d. h. die Unvereinbarkeit der ungari schen Krane mit der aller übrigen früheren Habsburger Kranen. Fristend auf dem sagen«unten „Neikript non Eckartsau", nach welckMi der gekrönte König sich den Ent scheidungen der Nation zu füge» erklärte, sieht »Vethlen im ungarischen »Reichstag den „Depositär", d. h. den legitimen und rechtskontinuierUchen »Nachfolger der Königsmacht, der die Krane in »Verwahrung hat. sie sonach Herausgaben, aber auch die Herausgabe verweigern kan». »Während die Thos« der Legitimislen die Krane als Erbgut behandelt, während die freien Königs-Wähler eine »Art »Volksabstimmung dar» über erstrebten, welche Periönlichkeit tünftiger Träger der