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und Umgegend (Albrechtshain, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Slaudtnitz, Threna nsw.) Dieses Blatt enkhäll die amtlichen Bekanntmachungen des Skadtrakes zu Naunhof. : Ersck^ini wSchenttich S malt Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachm. 4 Uhr- : für den folgenden Tag. vcr«g»preiA t Monatlich Mk. 18.- mit Äustragen, Post. : einschl. der Postgebühren '/jährlich Mk. 45.— Im Falle höherer Gewalt, Krieg,: : Streik oder sonstwer Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch : r a if Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2. : Anzeigenpreiser Die «gespaltene Korpuszeile2.50Mk., auswärts 3.—Mk. Amt-: r licher Teil Mk. 5.—. Reklamezelle Mk. 5.—. Betlagegebühr pro Nummer Mk. 50.—. r : Annahme der Anzeigen bis spätestens lO Uhr vormittags des Erscheinungstages, r : größere noch früher. — Alle Anzeigen-Vermittlung^n nehmen Aufträge entgegen. — » : Bestellungen werden von den Austrägern oder in d^ Geschäftsstelle angenommen. . Druck und Verlag: Gü«z ck Eule, Nauuhof bei Leipzig, Markl 2. Nummer 78 Freitag, den 7. Juli 1922 33. Jahrgang Zur gefl. Beachtung! Form erscheinen lassen. Durch den Berliner Streik find wir in arge Bedrängnis geraten, da unsere Correspondenz ausbleibt. Wir müssen uns Infolgedessen auf das Alleräußerste beschränken und könne« die heutige Ausgabe nur in gedrängter Nachrichten für Naunhof. Deutscher Reichstag. Berlin, 4. Juli. Die heutige Retchstagsfitzung stand ganz unter dem Eindruck der kommenden Entscheidung auf innenpoli tischem Gebiete, die einerseits durch das Gesetz zum Schutz der Republik, daneben aber durch die Ankündigung der unabhängigen Schwenkung hinsichtlich ihrer Beteiligung an der Regierung erzwungen werden dürften. Auf der Tagesordnung standen zunächst kleine Anfragen ohne allgemeine Bedeutung. Darauf folgte die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über den Rapallovertrag, dessen An nahme namens der Sozialdemokraten Braun-Franken empfahl. Auch hier betätigten sich die Kommunisten wieder als „Kritiker der Zeit", indem der Abg. Stöcker Scheide mann dafür zur Rechenschaft zog, daß er früher nicht gewagt habe, mit den Sowjetrussen einen Vertrag zu schließen. Erst die bürgerlichen Minister Simons und Rathenau hätten dazu den Mut aufgebracht. Der Ver trag wurde dann gegen wenige Stimmen der Deutsch nattonalen in dritter Lesung endgültig angenommen. — Der Abschluß der zweiten Beratung des Arbeitsnach- weisgesetzes wurde dadurch verzögert, daß auch hier Un abhängige und Kommunisten allerlei Ankäge stellten und daß die Deutschnationalen dabei nicht zurückbleiben wollten. Die Anträge wurden im wesentlichen cchgelehnt. Die dritte Lesung aber vertagt. Das Gleiche geschah wegen der schwachen Besetzung des Kaufes beim Gesetz zur Durchführung des Arttkels t8 der Reichsverfassung. Be reits gegen 5 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen. Morgen steht das Gesetz zum Schutze der Republik auf der Tages ordnung, das die Ursache war, weswegen man heute so frühzeitig Schluß machte. Die Fraktionen, die den Wort laut zum Teil noch nicht kannten, wünschten Gelegenheit zu haben, ihn im einzelnen zu studieren. Man erzählte sich übrigens, daß von gewerkschaftlicher Seite der Re gierung mitgetetlt worden sei, daß die Gewerkschaften in dem Gesetz nicht die Erfüllung derUorderungen erblicken könnten, die sie vor wenigen Tagen aufgestellt hätten. Auch verschiedene andere Umstände mußten in dem Sinne gedeutet werden, daß die innenpolitische Lage noch weit von der Klärung entfernt ist. Das Gesetz M Schutze -er NeMK. Wie verlautet, zerfällt das Gesetz in 5 Abschnitte. Der erste Abschnitt behandelt die strafrechtlichen Tatbe stände, die den Inhalt des Gesetzes bilden. Weitere Abschnitte regeln die Einschränkung der Vereins- und Versammlungsfreiheit, der Pressefreiheit sowie die Maß nahmen gegen die Mitglieder der ehemals landesherrlichen Familien. Die Geltungsdauer des Gesetzes ist auf fünf Jahre festgesetzt. Das Neueste aus aller Welt. Beuthen. Der Tag der Befreiung Beutbens und des Wiedereinzuges der Deutschen Truppen in die Stadt wurde von der Bevölkerung in festlicher Weise gefeiert: Auf dem Ring und vor dem Rathaus? hatten diestäblMen Körperschaften, die Schühengildh die vereinigten Beuthener Gesangvereine usw. Ausstellung genommen. Oberbürgermeister Dr. Steffan be grüßte die Truppen in einer länger«; Rede, die von den nach vielen tausenden zählenden Zuschauern mit stürmischem Jubel begleitet wurde. Weimar. Die Pressestelle des Thüringischen Staats- Ministeriums teilt mit, daß alle Gerüchte über Unruhen und Ausschreitungen in Thüringen auf Schwindel beruhen. Im ganzen Staatsgebiet des Sandes ^ürrngen ist es ntrgmds zu Ruhestörungen gekommen. Berlin. Der Reichsgertchtspräsident Dellbrück ist ge storben. Reichspräsident Ebert hat an die WHoe ein Beileids telegramm gesandt. Allen st ein. Aus Anordnung des Berliner Polizei präsidiums wurde hier ein junger Mann unter dem dringenden Verdacht der Mitwisserschaft an der Ermordung Rathenaus fesigenommen. Es handelt sich um einen ehemaligen Offizier namens von Oppen, der jedoch mii dem Regierungspräsidenten o. Oppen nicht verwandt ist. Berlin. Bei den gestrigen Kundgebungen im Reiche kam es In verschiedenen Städten, so in Düsseldorf, in Frank furt o. M., in Magdeburg, in Köln, in Stuttgart, in Zittau, zu Ausschreitungen -um Teil schwerer Natur. Berlin. Die Ermittlungen der Polizei Hatzen zu einer Ausktärung des Attentats auf Maximilian Karden geführt. An dem Attentat haben neben dem sestgenommenen landwirt schaftlichen Beamten Lerberk Weichhardl, der 22 Jahre alt ist, der 24 jährige frühere Oberleutnant, jetzige Kaufmann Walter Ankermann tettgenommen. Ankermann hat mit seinem soge nannten Totschläger auf den Kopf Karden- eingeschlagen, mährend Weichkardt Schmiere stand. Es iss bereits erwiesen, daß die beiden Täter das Attentat nicht aus eiqenem Entschluß ausgeführt haken, sondern daß sie dazu non einer geheimen Organisation bestimmt worden find. Ankermann ist flüchtig. Berlin. Eine riesige Kundgebung für die Forderungen zum Schutz der Republik fand gestern Nachmittag in Berlin statt. Man hatte diesmal nicht den Lustgarten, sondern den Berliner Westen als Treffpunkt gewählt. Die Teilnehmer an der Kundgebung zählten nach Kunderttausenden. Die Menge führte schwarz-rot-goldene, rote und Vereinsfahnen mit sich, und auf zahlreichen Schildern brachte man die Forderungen des Proletariats zum Ausdruck. Oeffenlltche Reden wurden nicht gehalten. Die Stadt bot das Bild wie an großen Feier- tagen. Sämtliche Verkehrsmittel ruhten in den Nachmitlag^- stundsn. Fast alle Geschäfte und auch die Lokale, besonders in den Straßen, welche die Züge passierien, hatten geschlossen. Berlin. Der Dollar wurde gestern mit 459,— genannt, schwächte sich später auf 442,— ab. Kamburg. Der Flugzeugführer Lothar von Richlhofen, ein Bruder des im Kriege gefallenen Flieger von Richthofen, stürzte mit seinem Flugzeug ab und erlitt tätliche Verletzungen. Seine beiden Begleiter, unter ihnen die bekannte Fikmdarstel- lerin Fern Andra wurden erheblich verletzt. Altenburg. Nach einer Verordnung des Innenministe riums in Weimar ist die Abhaltung des diesjährigen Schützen festes ovm 2. bis 9. Juli verboten worden, Das Verbot Hehl im Zusammenhang mit der Verordnung zum Schutze der Republik. Meiningen. Das beliebte Schützenfest in Meiningen wurde gestattet, soweit es reines Volksfest ist. Anders dagegen ist es mit denjenigen Hebungen, die irgendwie geeignet er- i scheinen, zu Zwecken gegen die Republik ausgenutzt zu werden. ' Es ist deswegen verboten: der Schützenzug, das Schießen, überhaupt jeder Waffengebrauch zu Paradezwecken. Kamdurg. Nach den Mitteilungen der Polizeibehörde in Kamburg find aufgrund der Verordnung zum Schutze der Republik 20 nakionalistijche Vereine und Dereinigimgen ver boten und ausgelöst worden. Weitere Verbote in Sachsen. § Dresden, 5. Juli. Auf Grund der Verordnung zum j Schutze der Republik vom 26. Juni 1922 sind weiter folgende ! Vereine verboten und aufgelöst worden: 1. Notwehrverbond, 2. Dsuischvötktscher Schutz- und Trutzbund, 3. Deulschnakionaler Iagenddund und 4. Bund der Aufrechten mit allen Bezirken und Ortsgruppen. Der Sturz der deutschen Valuta durch den Rathenaumord bann nur aufgehalten werden, wenn alles geschieht, was zur Erhaltmig der inneren Ruhe notwendig ist. Dorum müssen die Republikaner allen Ausschreitungen, gleichviel von welcher Sette sie erfolgen, mit allen Machtmitteln des Staates entgsgentreten. In Senftenberg hat es Lebens- miitelunruhen gegeben, die sicher keinerlei politische Beweg- gründe hoben. Von polnischen Arbeitern wurden Lebensmittel- Magazine geplündert, und auch sonst Hot sich Janhagel an den Plünderungen beteiligt. Die anziehende Teuerung wird viel leicht auch sonst noch Erregung und Unruhen verursachen. Nur wenn hier eine verschärfte Bekämpfung jedes Wuchers Kand in Kand mit scharfen Maßnahmen gegen alle Ausschreitungen geht, kann sich das Vertrauen in unsere Selbstbehauptung wieder festigen. Es wäre verhängnisvoll, wenn über die Mitte! zu Deutschlands Rettung auch nur die kleinste Meinungs verschiedenheit unter den republikanischen Parteien austauchen sollte. Gerade hier ist es die große Erziehungsaufgabe der Deutschen Demokratischen Partei, die demokratische Linie unverrückbar feflzuhalten. Sie wird ohne Rücksicht auf Kritik und unberechtigte Angriffe ihre Politik festhalten. -nilritt Kn U. I. p. D. in die Kt-Kronz? Am Montag haben die Verhandlungen zwischen den Fraktionsoorständen über den Eintritt der USPD, in die Re gierung begonnen. Die Personalfrage steht einstweilen noch im Kinieegwnd. Man sucht zunächst sich prinzipiell zu verständigen. Die SPD. wird, sobald die Verhandlungen an einem bestimmten Punkt angelanzt find, an die bürgerlichen Rechtsparteien mit dem Verlangen herantreien, die Regterungsbasts durch Aus- nähme der USPD, zu verbreitern. Das Zentrum steht der Ausnahme der USPD, in die Regierung noch schwankend ge genüber. Auch bei den Demokraten find noch erhebliche Wider stände zu verzeichnen. Wise MinmenWe in Zwickau. In Zwickau ist es zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Im Anschluß an die Kundgebungen geriet die Menge in Streit mil einer Sipopalrouille, die entwaffnet wurde. Dann stürmte dis Menge gegen eine frühere Rsgimenlskaserue vor, die bis jetzt noch belagert ist. Angeblich soll auch mil Minenwersern geschossen worden fein. Bisher sind elwa t6 Tale und eine große Anzahl Verwundere zu beklagen. Die Sipo von Glauchau, Chemnitz und Dresden ist unierwegs zur Kilfeleislung. Es hak sich auch ein Aktionskomitee gebildet. Angeblich ist die Rälerepublik aus- gerusen worden, doch bleibl hierfür Bestätigung adzuwarlen. Leipzig, 4. Juli. Die heutigen Demonstrationen scheinen im allgemeinen ohne Zwischenfälle verlaufen zu sein. Nur ioZittau kam es zu Ausschreitungen. Dort zerschlugen Demonstranten etwa 100 der Schützengesellschatt gehörende Gewehre aus dem Markt; ferner drang ein Trupp in die Redaktion der «Zittauer Morgen zeikung" ein und verlangte den Widerruf eines Zeitungsartikels, aber vergeblich. Unter Drohungen zog derselbe Trupp nach dem Anffsgericht, um die Gefangenen zu befreien. Dort dauerten die Ansammlungen um 8 Uhr abends noch an. Wie verlautet, soll die Landes« Polizei eingesetzt werden. SäckMcke lwä kokale Mitteilungen. Naunhof, den 6. Iull !S2L. — Naunhof. DosRoleKreuzhat seit dem Kriege ganz neue Ausgaben übernommen, es steht vor einer umfassen den Friedenstättgkeit, die nach Artikel 25 der Dölkerbundokte „die Verbesserung der Gesundheit, die Vorbeugung gegenüber Krankheiten und die Linderung der Leiden der Welt" als Ziel hat. Auch das Sächsische Rote Kreuz will zur Lösung dieser großen Fliedensaufgabe nach seinen Kräften beitragen und will insbesondere helfen bei außerordentlichen Noiständen, bei Kebung der Volksgesundheit und im allgemeinen bei der amt lichen Wohlfahrtspflege. Diese Kilfe wird den Bedürftigen aller Beoölkerungsschichten, ohne Rücksicht auf Bekenntnis, Partei und gesellschaftliche Stellung, lediglich nach Maßgabe ihrer Notlage gewährt. Kierzu bedarf das Sächsische Rote Kreuz großer Mittel, da die Not täglich wächst. Es soll des halb im ganzen Lande ein allgemeiner Roker Kreuz-Tag abge halten werden, bei uns Sonntag, den 9. Juli 1922, wir aus der Anzeige in der heutigen Nr. unseres Blattes ersichtlich ist. Wünschen wir dem Unternehmen guten Erfolg! Die von der Porzellanmanufaktur Meißen hergeskellten Medaillen, aus die wir in voriger Nummer aufmerksam machten, sind auch durch Kerrn Kans Becker, Dors. der Freiw. Sanitätskolonne, zu beziehen. — Der Demonstrationszug in Naunhof zum Schutze der Republik hat auch hier zum zweiten Male statt gefunden. Um 3 Uhr bewegte sich der gewaltige Zug unter Musikbegleitung durch die Straßen der Stadt, ohne irgend welche Störungen heroorzurufen. Nach der Rückkehr sammelte der Zug auf dem Marktplatz und löste sich, nachdem einige Redner zu Worte gekommen, auf. Der Rest des Tages wurde in Gemeinschaft im Sterngarken verbracht. — Eine sonderbare Auffassung hat der sozialistische Kontrollausschuß in Bad Laus ick. Seine Anzeige „Aufruf zum Generalstreik" im dortigen Tageblatt schließt wie folgt: „Sämtliche Betriebe und Geschäfte haben von 1—6 Uhr zu schließen. Alle Frauen und Kinder hoben sich zu beteiligen. Bet Nichibesolgung von Vorstehendem wird jede Ver antwortung abgelehnt." Eines Kommenkares bedarf dieses jedenfalls nicht, aber Freiheit ist doch ein schön' Ding — Naunhof. Dem am Dienstag stattgefundenen De monstrationszug waren einige Arbeiter der Firma Wagner L Söhne ferngeblieben, worauf andern Tags die Entlassung dieser Leute gefordert wurde. Diesem Verlangen glaubte man seitens der Firma nicht nachkommen zu können, worauf die Arbeit ein gestellt wurde. — Naunhof. Von der hiesigen Gasanstalt sind im Monat Juni d. 1.14010 cbm Gas abgegeben worden, gegen über 15625 cbm im gleichen Zeitraum des Vorjahres, dem nach dieses Jahr 1615 cbm weniger. — Am 4. Juli nachmittag gegen 2 Uhr brannte die Scheune des Gasthofes in Staudnitz, die mit Stroh- und Keu« vorräten gefüllt war, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Entstehungsursache ist bisher unbekannt. 1- Es geht auch anders. In Döbeln sand vor einigen Tagen ein großes Bezirkssängersest der Ardetlersänger statt. Ueber 3000 Arbe.tersänger sanden sich dort aus dem ganzen Bezirk zusammen, um durch ihre Leistungen zu bekunden, was drr Arbeiter in seiner freien Zeit lernen kann, um befähigt zu fein, auf bestimmten Gebieten aktive Kulturarbeit zu leisten. Wie der „Döbelner Anzeiger" kn Nr. 147 meldet, ist es sehr ange-