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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für dis nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonncmentspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk S5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 291L. —— Filialen: in Altstadtmaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolksnburg bei Herrn Emil Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. — - Zugleich wett verbreitet in den Städter'. Penig, Kknzesa«, Lichtenfteirr-CaLnderg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: AltstsdL-Waldenburg, Bräunsdorf, Kallenberg, SL. Ggrdien, Ehrrnhain, Frshusdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« kruLa-Niederhsin, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrüfenham, Oberwiera, OberwinLel, Oslsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. LAW; Dienstag, den 1. October Wttcru«gsa«ssichten für de» 1. October: Vorwiegend wolkiges Wetter; Regen nicht ausgeschlossen. Kühle Temperatur. Barometerstand am 30. September, nachmittags 3 Uhr: 753 mm. Gestiegen. *Waldenvurg, 30. September 1889. Bei Gelegenheit der letzten Manöver in Galizien ist Kaiser Franz Josef wie früher von der polnischen, d. h. zunächst von der herrschenden Adelspartei und von der dahinter stehenden Geistlichkeit mit außerge wöhnlichen Huldigungs- und Loyalitätsbezeigungen empfangen worden. Nicht Dankbarkeit ist der allein treibende Beweggrund der Polen in Galizien für ihre Loyalitätsverstcherungen. Was sie von Oesterreich er halten haben, betrachten sie nur als Abschlagszahlun gen auf eine alte Schuld. In ihren Augen ist die selbstständige Sonderstellung Galiziens innerhalb Oester reichs nur ein Uebergangszustand, Galizien selbst nur der Rumpf des polnischen Staates der Zukunft, des sen Wiederherstellung von den Polen außerhalb, na mentlich aber innerhalb Galiziens ernster als je er hofft und beständig insgeheim betrieben wird. Seitdem die Polen in Oesterreich sich wieder auf Grund ihrer neu errungenen nationalen Freiheit und Selbstständigkeit zu fühlen beginnen, träumen sie aufs Nene von de^ VecwiUlichung des allen polnischen Staatsideales, von der Wiederaufrichtung eines selbst ständigen Königreiches Polen zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere, zunächst auf Kosten Rußlands, dessen Grenzen bis hinter den Dnjepr zurückgedrängt werden sollen, und auf Kosten Deutschlands, da das künftige polnische Königreich zu seiner wirthschaftlichen Entwickelung einige Ostseehäfen besitzen müßte. Mit Oesterreich wollen die Polen dagegen aus Dankbar keit in Frieden und Freundschaft lebe», ja demselben sogar eine Erweiterung seiner Machtsphäre gewähren, indem sie entweder den Kaiser von Oesterreich selbst oder eine» habsburgischen Prinzen als König von Polen anzuerkennen bereit sind. In den Mitgliedern des habsburgischen Kaiserhauses fließt nach polnischen Versicherungen jagellonisches Blut und diesem Kaiser hause jagellonischer Legirung betheuern die Polen ihre Treue und Ergebenheit. In Preußen hat man zeitweilig den Loyalitätsver sicherungen der Polen Glauben geschenkt, allein mit dem Hervortreten des polnischen Staatsideales, dessen Verwirklichung die Loslösung der Provinz Posen von Preußen zur Folge gehabt haben würde, hat man die Praxis, wie sich Fürst Bismarck einmal ausge sprochen, die Polen durch Milde gewinnen zu wollen, aufgegeben. In Oesterreich liegen die Verhältnisse freilich anders und für die Polen erheblich günstiger. Von einer Entnationalisirung derselben kann keine Rede sein, viel mehr haben die Polen inmitten der übrigen Nationali täten des Reiches gleiche Rechte auf nationale Freiheit und Entwicklung. Ja, es läßt sich in Oesterreich so gar eine gewisse Begünstigung des Polenthums be gründen und zwar vom Standpunkt der auswärtigen Politik mit Hinweis auf die Lage Galiziens als des Glacis des Karpathenwalles, als eines vorgeschobenen Postens gegenüber Rußland, mit Hinweis ferner auf die nationale Stellung des Polenthums, welches das Slaventhum spaltet und durch seine Feindschaft gegen Rußland die Ausbreitung panslawistischer und pan russischer Bestrebungen in Oesterreich-Ungarn hemmt. Galizien ist strategisch, das dortige Polenthum national politisch eine Schutzmauer für die H^^urgische Monarchie gegenüber russischen Agitationen und An griffen. Nichtsdestoweniger muß die begünstigte Ausnahme stellung, welche Galizien und das dortige Polenthum seit zwei Jahrzehnten in Oesterreich sich errungen haben, als eine für die Entwickelung, ja für den Bestand der Monarchie verhängnißvolle bezeichnet werden. Hätte die polnisch jesuitische Adelspartei lediglich in Galizien die Herrschaft in der Hand, so würde eben nur dieses Land unter der Mißwirtschaft und Corruption zu leiden haben, wie sie nun einmal der polnischen Wirth- schaft eigenthümlich zu sein scheinen. Allein seit einigen Jahren haben sich in zunehmender Zahl die panischen Elemente über die galizischen Landcsgrcnzen hinaus in die österreichische Staatsverwaltung eingedrängt. Auf Grund ihres politischen Einflusses, welchen sie bisher bei jedem Ministerium weitgehend geübt haben, mit Hilfe von Protection und Corruption haben die pol- i ruschen Herren, beseelt von abenteuerlicher Unruhe und fieberhafter Gewinnsucht und nur mühsam innerhalb i der äußerlichen, von dem Jesuilismus unerzogenen i Formen der Ritterlichkeit, in großer noch immer > wachsender Zahl einträgliche und einflußreiche Stellen i der Wiener Centralverwaltung ^gesucht und gefunden, i wahrend sie pch ui Preußen nkch dieser Richtung hin > zurückhalten. Unter dem polnischen Landsmannminister f von Dunajewski ist das Wiener Finanzministerium ; bedenklich polonisirt worden. Ein jeder ehrliche Freund ; Oesterreichs muß diese Polonisirung beklagen, weil sie ! die innere Organisation des Staates schwächt und i zersetzt. In Oesterreich hat das Polcnthum auf eine gewisse besondere Berücksichtigung Anspruch zu machen. Allein eine so außerordentliche Förderung und Begünstigung, ; wie sie den Polen in Oesterreich seit zwei Jahrzehnten ' in noch immer steigendem Grade zu theil wird, ist ge- i eignet, die innere Entwickelung Oesterreichs sittlich und - wirthschaftlich erheblich zu verschlimmern und zugleich die Stellung der Habsburgischen Monarchie in der europäischen Politik bedenklich zu gefährden. PsMLMe MmSWau. Deutsches Reich. - Der Kaiser empfing am Freitag den Prinzen s Friedrich Leopold. Nachmittags 2 Uhr begab sich der ? Kaiser zu Pferde nach dem Bornstädter Felde, um f dort einem Exerzieren beim 1. Garderegiment z. F. f beizuwohnen. Nach Beendigung der Exerzitien ent- ; sprach Se. Majestät einer Einladung des Offiziercorps i des 1. Garderegiments z. F. zur Tafel nach dem j Casino im Regimentshause. Abends kam der Kaiser nach Berlin und wohnte der Vorstellung im Schau spielhause bei. Am Sonnabend Vormittag arbeitete der Kaiser zunächst längere Zeit allein; um 10 Uhr fuhren beide Majestäten nach Berlin; im Schloß nahm der Kaiser einige Borträge entgegen, arbeitete einige Zeit mit dem Chef des Militärkabinets, Gcneral- lieutenant v. Hahnke und empfing mehrere höhere Offiziere. Mittags 1 Uhr folgte das Kaiserpaar einer Einladung der Kaiserin Friedrich zur Frühstücks tafel nach deren Palais. Später begab sich der Kaiser nach Spandau, um den F" '"chkeiten der Militär schießschule beizuwohnen. N^- «Schluß derselben ent sprach der Kaiser einer Einladung des Offiziercorps zur Tafel nach dem Schießhause. Nach Aufhebung derselben kehrte der Kaiser auf dem Salondampfer „Alexandria" nach Potsdam zurück. Am Sonntag Vormittag arbeitete der Kaiser im Neuen Palais län gere Zeit allein und begab sich um 10 Uhr mit der Kaiserin zu Wagen zur Beiwohnung des Gottesdienstes nach der Friedenskirche. Nach dem Gottesdienst em ¬ pfing der Kaiser den Landrath v. Alvensleben. Die Abreise des Kaiserpaares nach Monza wird wahr scheinlich erst am 17. October stattfinden. Die Gesandtschaft des Sultans von Zanzibar wird am Montag Mittag vom Kaiser empfangen. Sie überbringt für den Kaiser und den Fürsten Bis marck werthvolle Geschenke aus Gold, Silber und El fenbein. Bei dem vorgestrigen Empfang im Auswärtigen Amt überreichte die Gesandtschaft Briefe des Sultans an den Kaiser und den Fürsten Bismarck. Die Ge sandtschaft wird durch das ungünstige Wetter sehr be lästigt. Die Dienerschaft legte sich bereits Jägsr'sche Normal-Jacken zu. Im bayerischen Hauptmilitäretat ^ür 1889/90 beträgt die Gesammtsumme 50,709,696 und zwar im Ordinarium 41,687,304 Mk., im Extrvrdinarium 3,595,727 Mk., im Pensionsetat 5,426,665 Mk., die Militäreinnahmen zu Gunsten der Centralstaatskasse betragen 459,500 Mk. Für die Friedenspräsenzstärke sind 54,185 Mann zu Grun^- geleat. Di" Haupt- verändernngen sind durch die Neuformation der Artillerie bedingt, welche auch eine einmalige Ausgabe von 1,707,197 Mk. beansprucht, darunter für den Kaser nenneubau in München, Würzburg und Nürnberg. Das Kölner Oberlandesgericht hat in oem Wup- perthaler Socialistcnprozeß auf Beschwerde des Elberfelder Stiatsanwalts von 78 durch Rathsbeschluß außer Verfolgung gesetzten Angeklagten 30 wieder in Anklagezustand versetzt und die Anklage auch auf den Abgeordneten Bebel ausgedehnt. Der Prozeß kommt wahrscheinlich im December zur Verhandlung. Zu der im „National" und der „France" ver öffentlichten Erklärung des ehemaligen protestlerischen Abgeordneten Antoine, derselbe habe niemals Zucht hengste für die deutsche Regierung anzekauft und deutsches Geld dafür erhalten, wird in Straßburg bemerkt, daß laut den dort hinterlassenen Quittungen die Landes- hauplkasse an Antoine seiner Zeit im Auftrage der deutschen Regierung eine behufs Ankaufs von Beschälern ins Ausland unternommene Neise-Gratification in Höhe von 2185 Mk. 48 Pfg. ausgezahlt hat. Der Reichscommissar Hauptmann Wißmann hat uuterm 29. August einen ausführlichen Bericht über die Lage in Ostafrika an den Reichskanzler gerich tet. Dieser Bericht ist jetzt im Reichsanzeiger ver öffentlicht. Hauptmann Wißmann berichtet darin über weitere Erfolge gegen die Rebellen und Sklavenhändler. Bemerkenswerth ist, daß die Mlandontinileute den be rüchtigten Sklavenhändler Salim auslieferten, der ge hängt wurde. Angesichts des Gerüchts von einem gegen die Europäer geplanten Ueberfall in Sansibar war Wißmaun bereit, mit 500 Waniamwesi zum Schutze der deutschen und englischen Interessen in Sansibar zu landen. Ueber die in Sansibar statio- nirte deutsche Verwaltung spricht sich Wißmann sehr lobend aus. Ferner heißt cs in dem Bericht: Mit der Sklavenfrage muß ich, abgesehen von der Ausfuhr, die ich mit größter Strenge ahnde, vorsichtig vorgehen, um nicht einen großen Theil der sich jetzt Unterwerfen den durch zu harte Bedingungen abermals ins feind liche Lager zu drängen. Das Faclum kann jedoch constatirt werden und dürfte für die sich besonders für die Sklavenfrage in Afrika interefsircnde Partei von Interesse sein, daß heute in dem Theile" der Ostküste, die von mir unterworfen ist, Niemand es mehr wagen würde, Sklaven zu exportiren. Es sind bereits sechs Menschenräuber mit dem Tode durch Strang oder